Eine Annotation von Bernd Heimberger

Büttner, Henry:
Männer sind auch Menschen
Eulenspiegel Verlag, Berlin 2001, 96 S.

Besser ein Büttner als ein Bitburger! Sie wissen, was ich meine!? Ein Büttner macht besoffen, wie Sekt besoffen machen kann. Also spricht man nicht vom Besoffensein, sondern von Sektlaune. Richtig, Henry Büttners launige Karikaturen machen mächtig Laune. Seit ’nem knappen Halbjahrhundert latschen seine Lulatsche, feminin wie maskulin, schlaksig über diverse Zeitungs- und Buchseiten. Kein Spaßmacher, ist der Zeichner doch einer, der mächtig Spaß macht. Immer Sachse in Sachsen, ist der ewige Wittgensdorfer keiner, der vorgibt, ein Witziger zu sein. Damit ist es ihm bitter ernst, obwohl das ein Witz ist. Der Karikaturist tut immer so, als sei ihm ein Witz geschehen, den er nur zögernd, sprich flüsternd, mit dem Stift weiterzuerzählen wagt. Meist bleibt der Witz, was er war, ein Hintertreppenwitz der Wirklichkeit. Manchmal erfindet der witzige Zeichner das Witzige völlig neu. Dann ist das ein jedem Reinheitsgebot entsprechender Büttner. Siehe oben! Zu dem beglückwünscht sich jeder Betrachter, der dem Büttner lachend erlegen ist.

Die nächstbeste Gelegenheit, sich an den Zeichner zu verlieren, ist Büttners buchstarker Versuch, der Welt hinter Wittgensdorf zu verklickern: „Männer sind auch Menschen.“ O weh! Au weia! Igittigitt! Donnerwetter. Alle Achtung! Aufgepaßt! Büttner ritscht und ratscht mit dem Stift runter, was Grönemeyer zur Sache abgenudelt hat. Also Männer im Porträt zur Platte? Wer’s so sieht, schielt nicht. Büttner hat Sentiment, wo Grönemeyer Sentimentalität aufgelegt hat. Fragt sich, wer ist der wirkliche Karikaturist, Herbert oder Henry? Sichtlich ohne Sorge, als Verräter beschimpft zu werden, strichelt Büttner sämtliche Schwächeleien der Starken aufs Papier. Mann muß nicht zicken deshalb! Auch in Zukunft bleibt der Mann das Größte, sofern ihn „Mutti“ das sein läßt. Das einzige Problem: Meist passen die Männer nicht zu den Polstermöbeln. Büttner-Witz-Weisheit. Peng! Punktum! Platz!


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

zurück zur vorherigen Seite