Eine Annotation von Gisela Lehmer-Kerkloh

Berndorf, Jacques:
Eifel-Müll.
Krimi.
GRAFIT Verlag, Dortmund 2000, 285 S.

Auch der neunte Krimi mit dem Journalisten Siggi Baumeister spielt an gut recherchierten Originalschauplätzen in der Eifel. Diesmal hat Jacques Berndorf die europäische Müllszene zum Thema gemacht. Siggi Baumeister klärt den Mord an der neunzehnjährigen Natalie Cölln auf. Wie immer wird er von seinem pensionierten Freund, Kriminalrat Rodenstock, und dessen Frau Emma, einer mittlerweile pensionierten holländischen Polizistin, unterstützt. Überschattet werden die Ermittlungen von Emmas drohender Krebskrankheit, die sich am Ende des Buches als harmlos herausstellt.

Ein anonymer Anrufer weist Siggi Baumeister den Weg zu einer illegalen Eifel-Müllkippe, wo Natalie nackt auf einem alten Sofa neben Giftfässern liegt. Natalie war ein als „wilder Feger“ bekanntes, aber allgemein beliebtes Mädchen. Sie hatte gerade das Gymnasium abgeschlossen und machte wie einige ihrer Klassenkameraden ein Jahr Belohnungsurlaub. Zusammen mit ihrer Mutter Tina wohnte Natalie in einem alten, luxuriös umgebauten Forsthaus in Bongart. Tina betrieb hier einen von der Müllfirma unterhaltenen privaten Club. Im Forsthaus konnten die Unternehmer ungestört Geschäfte abschließen, sich aber auch gegen Extrabezahlung von Natalie verwöhnen lassen. Als Täter kommen viele in Betracht. Natalie war seit ihrer Kindheit mit Sven Hardbeck, Sohn eines reichen Müllunternehmers, befreundet. In der Mordnacht fährt Sven mit seinem Golf gegen eine Brückenwand und stirbt sofort.

Tötete Sven Natalie aus Eifersucht, oder wurde sie von einem Mitglied der Müllmafia ermordet, da sie zuviel über deren oft dubiose Praktiken wußte? Auch Natalies früherer Lehrer, Oberstudienrat Detlev Fiedler, spielt eine undurchsichtige Rolle. Und dann ist da noch der „Graf von Monte Christo“, so benannt nach seiner Zigarrenmarke, Lebemensch und von Beruf Erbe, dem Natalie oft zu lukrativen Geschäftsabschlüssen verhalf. Als sich herausstellt, daß Natalie ohne Wissen ihrer Mutter am nächsten Tag nach Hollywood fliegen wollte, um dort ein neues Leben zu beginnen, gerät auch Tina unter Mordverdacht. Sie könnte Natalie aus verletzter Liebe getötet haben, weil sie diese nicht ziehen lassen wollte.

Das bewährte Trio, unterstützt durch die unbefristet beurlaubte Polizistin Vera – dem Leser bekannt aus Eifel-Sturm –, ermittelt eifrig und schließt immer mehr Verdächtige als Täter aus. Dann stellt sich heraus, daß auch Fiedler ein Ticket nach Los Angeles gekauft hatte.

Mit Eifel-Müll ist Jacques Berndorf wieder ein spannender und informativer Eifel-Krimi gelungen. Auch im neunten Band haben die Protagonisten noch nichts von ihrer Glaubwürdigkeit verloren. Für sein Gesamtwerk erhielt Jacques Berndorf alias Michael Preute 1996 den Eifel-Literaturpreis.


Berliner LeseZeichen, Ausgabe 08/01 (Internetausgabe) (c) Edition Luisenstadt, 2001
www.berliner-lesezeichen.de

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