Berlin im Jahr 1965
19. 01. Stephan Waetzoldt wird zum neuen Generaldirektor der Berliner Staatlichen Museen in der Stiftung Preußischer Kulturbesitz berufen. Er wurde Nachfolger von Leopold Reidemeister, der seit 1957 das Amt innehatte und Ende 1964 in den Ruhestand getreten war.
19. 01. In Höhe des Grundstückes Köpenicker Straße 5 (Kreuzberg) ertrinkt gegen 17.30 Uhr ein Mann im eisigen Wasser der Spree. Er hatte versucht, schwimmend nach West-Berlin zu fliehen.
21. 01. Der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) an der Freien Universität Berlin veranstaltet eine Diskussion mit dem DDR-Schriftsteller Erik Neutsch (SED) über das Thema »Literatur und Gesellschaft in der DDR«.
25. 01. Der Zoologische Garten zu Berlin und der Senat von Berlin schließen einen Erbbauvertrag ab. Die bisherigen verschiedenen Vertragsformen bei der Nutzung der Zoofläche (Superfiziarrecht, Pacht, Nießbrauch, Eigentum) wurden in einem Vertrag zusammengefaßt.
27. 01. Die Bezirksverordnetenversammlung von Tempelhof wählt den Baustadtrat Bernhard Hoffmann (SPD) zum neuen Bezirksbürgermeister als Nachfolger des seit dem 25. Februar 1959 amtierenden Kurt Mürre, der aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder kandidiert.
28. 01. Die Blumengroßmarkthalle zwischen Friedrich- und Lindenstraße (Kreuzberg) wird eröffnet.
30. 01. Mit einem großen Festakt im Rathaus Schöneberg feiert der Verein für die Geschichte Berlins 100jähriges Bestehen. Bei seiner Eröffnung verlas der Vorsitzende, Prof. Dr. Dr. Bruno Harms, ein Glückwunschschreiben des Bundespräsidenten Dr. Heinrich Lübke.
15. 02. In Paris verstirbt der Hormonforscher Selmar Aschheim. Der in Berlin geborene jüdische Wissenschaftler wirkte 27 Jahre bis zu seiner Entlassung an der Berliner Charité. Er machte das Hormonlabor der Frauenklinik als Lehr- und Forschungsstätte bekannt.
23. 02. Der Berliner Senat verabschiedet den Gesetzentwurf zur Neuregelung der Besoldung der Hochschullehrer.
03. 03. Die Westberliner Stadtreinigung ruft nach fast 40stündigem Schneefall den Notstand aus. In den beiden folgenden Tagen waren insgesamt 1 200 Bereitschaftspolizisten bei der Schneebeseitigung im Einsatz.
05. 03. Der sowjetische Violinvirtuose David Oistrach gastiert in der Deutschen Staatsoper Unter den Linden (Mitte).
06. 03. Der britische Premierminister Harold Wilson hält sich zu einem Besuch in West-Berlin auf.
20. 03. Der »King of Jazz«, Louis Armstrong, und die »All Stars« gastieren im Friedrichstadtpalast (Am Zirkus 1, Mitte).
22. 03. Die BVG (West) stellt die letzte O-Bus-Linie, die Linie 32, auf Omnibusse um.
27. 03. Am Welttheatertag wird das Lesetheater der Kammerspiele (Schumannstraße, Mitte) eröffnet.
27. 03. Wirtschaftssenator Prof. Karl Schiller eröffnet den neuen Obst- und Gemüsegroßmarkt in der Moabiter Beusselstraße. Er war von der Berliner Großmarkt GmbH als Bauträger für rund 40 Millionen Mark in knapp zweijähriger Bauzeit errichtet worden.
29. 03. Die Ostberliner Akademie der Künste verleiht dem Dichter Johannes Bobrowski den Heinrich-Mann-Preis für den Roman »Levins Mühle«.
29. 03. Der Tennisspieler Heinrich Schomburgk stirbt. Der Spieler des LTTC Rot-Weiß Berlin gewann bei den Olympischen Spielen in Stockholm 1912 die Goldmedaille im Rasentennis-Mixed. Schomburgk war zehnmal Deutscher Meister.
01. 04. Die Berliner Wasserwerke (in Ost- und West-Berlin) haben zu diesem Zeitpunkt 66 Niederschlagsmeßstellen in Betrieb.
01. 04. Prof. Siegfried Windisch wird zum ordentlichen Professor für das Fachgebiet »Mikrobiologie« der Fakultät Landbau an der Technischen Universität Berlin ernannt.
01. 04. Im Forschungszentrum in Berlin-Adlershof (Treptow) beginnt die zweitägige Tagung »Metall« im Rahmen der Vortragstagungen über »Wissenschaftliche Grundlagen der modernen Technik«. Sie stand unter dem Rahmenthema »Rekristallisation«.
02. 04. Der Regierende Bürgermeister Willy Brandt übergibt das Büro- und Geschäftshaus Europa-Center am Breitscheidplatz (Charlottenburg) in Anwesenheit von 1 500 Ehrengästen seiner Bestimmung.
04. 04. DDR-Grenzposten verweigern dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt am Kontrollpunkt Horst die Weiterfahrt nach Berlin. Brandt mußte nach Hamburg zurückfahren und von dort aus ein Flugzeug nach Berlin benutzen.
04. 04. Sowjetische und DDR-Düsenjäger überqueren im Tiefflug die Stadt und durchbrechen dabei mehrfach die Schallmauer. Anlaß war eine Sitzung des Deutschen Bundestages in West-Berlin.
18. 04. Der Berliner Bischof Alfred Kardinal Bengsch leitet das Vorverfahren zum Seligsprechungsprozeß für den am 5. November 1943 auf dem Transport zum Konzentrationslager Dachau verstorbenen ehemaligen Dompropst zu St. Hedwig, Bernhard Lichtenberg, ein.
22. 04. Die Bildhauerin und Radiererin Renée Sintenis stirbt in Berlin. Durch ihre Tier-Kleinplastiken wurde sie weithin bekannt. Ihre Bronzeplastik eines aufrecht schreitenden Bären wurde als Berlin-Symbol in der Nähe des Zehlendorfer Kleeblattes aufgestellt.
25. 04. Im Rahmen einer für die Ostertage vereinbarten Passierscheinregelung können rund 580 000 Westberliner ihre Verwandten im Ostteil der Stadt besuchen.
26. 04. Der Kammersänger Michael Bohnen, von 1945 bis 1947 Intendant der Deutschen Oper, stirbt in Berlin.
01. 05. Die Maikundgebung vor dem Reichstagsgebäude (Tiergarten) findet unter dem Motto »Verantwortung für Berlin ist Verantwortung für Deutschland« statt.
06. 05. Die humanistische Fakultät der Technischen Universität Berlin wird zu einer philosophischen Fakultät erweitert.
16. 05. 42 Schiffe der Ostberliner Weißen Flotte sind zu Pfingsten im Einsatz.
18. 05. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes beschließt den Ausschluß von Hertha BSC Berlin aus der Bundesliga.
03. 06. Der Physiko-Chemiker Max Volmer stirbt in Potsdam. Volmer war von 1956 bis 1958 Präsident der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
07. 06. Anläßlich des 150. Gründungstages der Deutschen Burschenschaft am 12. Juni 1815 in Jena beginnen in West-Berlin Veranstaltungen zur Feier des Jubiläums. Sie dauerten bis zum 12. Juni 1965.
08. 06. In der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche im Hansa-Viertel (Tiergarten) wird aus Anlaß der 150-Jahr-Feier der Deutschen Burschenschaft ein Gottesdienst abgehalten, auf dem Oberkirchenrat Mehringer über »Ehre, Freiheit, Vaterland« predigt.
08. 06. Erstmals nach dem Krieg wird der Deutsche Burschentag in West-Berlin eröffnet. Die Nachfolgeorganisation nutzte den 150. Jahrestag der Gründung der Urburschenschaft in Jena zu dieser Veranstaltung.
09. 06. Gegen 1.00 Uhr gelingt es einem 22jähriger Mann in der Nähe der Oberbaumbrücke, die Spree zu durchschwimmen und das Westberliner Ufer zu erreichen.
10. 06. Im Rahmen der Veranstaltungen, die zur 150-Jahr-Feier der Deutschen Burschenschaft in Berlin stattfanden, beginnt im Palais am Funkturm (Charlottenburg) der Altherrentag.
10. 06. Das Haus des Rundfunks in der Masurenallee (Charlottenburg) geht zu einem Kaufpreis von 92 Millionen Mark aus dem Bundeseigentum in den Besitz des SFB über. Die sowjetischen Behörden hatten das Haus am 5. Juli 1956 freigegeben.
11. 06. Für das Gebäude der technischen Chemie der Technischen Universität Berlin auf dem Gelände nördlich der Straße des 17. Juni (Charlottenburg) wird das Richtfest gefeiert.
12. 06. Anläßlich der 150-Jahr-Feier der Deutschen Burschenschaft findet in der Deutschlandhalle zu Berlin ein Festakt statt, bei dem u.a. der Regierende Bürgermeister Willy Brandt zu den Versammelten spricht.
16. 06. Das Zeiss-Planetarium, das zur Wilhelm-Foerster-Sternwarte gehört, wird in Steglitz eröffnet.
18. 06. Die Fachschule für das Hotel- und Gaststättengewerbe in der Pfalzburger Straße (Wilmersdorf) wird offiziell eröffnet. Sie war in ihrer Art die dritte in Deutschland nach Heidelberg und Dortmund.
23. 06. Für das akademische Jahr 1965/66 wählt die Vollversammlung der Ordinarien der Technischen Universtät Berlin den Hochfrequenztechniker Friedrich-Wilhelm Gundlach zum neuen Rektor und den Geophysiker Paul Hilbig zum Prorektor.
26. 06. Professor Dr. phil. Hans-Joachim Lieber wird von 168 ordentlichen und außerordentlichen Professoren zum neuen Rektor der Freien Universität Berlin gewählt.
27. 06. Die Evangelische Studentengemeinde (ESG) der Freien Universität Berlin hält eine Vortragsveranstaltung zum Thema »Die evangelische Kirche in Deutschland und die Ost-West-Frage nach 1945« ab. Referent war Kirchenpräsident a. D. Martin Niemöller.
30. 06. Zwischen den U-Bahnhöfen Zoologischer Garten und Hansaplatz (Tiergarten) ereignet sich ein Unglück.
05. 07. Ein Radiosondenballon des Berliner Meteorologischen Institutes der Freien Universität Berlin erreicht eine Höhe von 46 836 Metern. Das war ein neuer Rekord bei Radiosondenaufstiegen.
12. 07. Bundespräsident Heinrich Lübke legt den Grundstein für das Fernseh-Zentrum des Senders Freies Berlin (SFB) am Theodor-Heuss-Platz (Charlottenburg).
13. 07. Der Berliner Senat beschließt, der Freien Universität Berlin einen Landeszuschuß von 106 600 000 Mark zu gewähren. Im Entwurf des Haushaltsplans 1966 waren 110 868 350 Mark veranschlagt worden.
19. 07. Im wiedereröffneten Prater in der Kastanienallee (Prenzlauer Berg) wird das Volksstück »Madame Gräbert« von Alfred Dreifuss uraufgeführt.
22. 07. Der Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Freien Universität Berlin, Professor Rudolf Schilcher, kündigt seinen Weggang zur neu gegründeten Ruhr-Universität Bochum an.
23. 07. In Ost-Berlin findet bis zum 25. Juli die erste Kinder- und Jugend-Spartakiade der DDR statt.
29. 07. Franz Amrehn, Landesvorsitzender der Berliner CDU, fordert die Studenten der Freien Universität Berlin auf, sich stärker an der Selbstverwaltung zu beteiligen, damit die Universität nicht »linksradikalen Kräften« überlassen werde.
30. 07. Der »Flächennutzungsplan von Berlin« wird erlassen. Er bildete nicht nur die Grundlage für die Bauplanung sondern auch für die gesamte Grünflächenplanung im Westteil Berlins.
 
15. 09. Bei einem Konzert der Rockgruppe »The Rolling Stones« in der Waldbühne (Charlottenburg) kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen Fans und der Polizei. Der dabei entstandene Sachschaden betrug 400 000 Mark.
30. 09. Heinrich Schallbroch, Dozent für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an der Technischen Universität Berlin, wird emeritiert.
01. 10. Der Maschinenbauingenieur Günter Spur wird als Nachfolger von Prof. Heinrich Schallbroch auf den Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik an die Technische Universität Berlin berufen.
15. 10. Der Philosoph und Soziologe Prof. Dr. Hans-Joachim Lieber, der am 26. Juni zum neuen Rektor der Freien Universität Berlin gewählt worden war, nimmt seine Amtsgeschäfte auf.
25. 10. In Berlin wird das »goldene Purpurlicht« beobachtet. Diese atmosphärische Dämmerungserscheinung begann bereits vor 6.00 Uhr und hatte etwa 30 Minuten vor Sonnenaufgang die größte Leuchtkraft.
30. 10. Erzbischof Alfred Bengsch konsekriert in Spandau die nach Plänen von Ulrich Craemer in der Weißenburger Straße errichtete St.- Wilhelms-Kirche mit einem freistehenden 23 Meter hohen Turm als Wahrzeichen.
02. 11. Es beginnt ein mehrtägiges Einstein-Symposium »Entdeckung, Entwicklung und Perspektiven der Einsteinschen Gravitationstheorie«, veranstaltet von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
04. 11. Die Stadtbezirksbürgermeister von Mitte, Kurt Goldberg (SED), und von Friedrichshain, Hans Höding (SED), werden auf den konstituierenden Sitzungen der jeweiligen Stadtbezirksversammlung in ihren Ämtern bestätigt.
21. 11. Mit starken Schneefällen, die gegen 5.00 Uhr morgens begannen, etwa 25 Stunden anhielten und eine Schneehöhe von 24 cm brachten, erlebt Berlin einen ungewöhnlich frühen Winteranfang.
23. 11. Der Geologe Martin Donath, Professor für Lagerstättenforschung und Rohstoffkunde an der Technischen Universität Berlin, stirbt in Berlin.
24. 11. Nach etwa 24stündigem Schneefall, dem längsten seit 1892 in einem November, werden in West-Berlin 300 Bereitschaftspolizisten zur Unterstützung herangezogen, tags darauf noch einmal 300. Mit -23°C war es der kälteste Novembertag seit 100 Jahren.
25. 11. Der westliche Teil des Planufers im Bezirk Kreuzberg wird in Carl-Herz-Ufer umbenannt.
25. 11. Senatsrat Horst Korber und der Staatssekretär im DDR-Außenministerium, Michael Kohl, unterzeichnen ein bis zum 31. März 1966 geltendes Protokoll über die Ausgabe von Passierscheinen an Westberliner zum Besuch ihrer Verwandten im Ostteil der Stadt.
25. 11. Das Plenum der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin bestätigt die neue Ordnung über die Verleihung der Helmholtz-Medaille, die an Persönlichkeiten bzw. Arbeitsgemeinschaften aus allen Ländern für wissenschaftliche Leistungen vergeben wurde.
06. 12. Der Neubau für die Abteilung Elektronik mit angeschlossener Zentralwerkstatt des Hahn-Meitner-Instituts für Kernforschung in Wannsee (Zehlendorf) wird seiner Bestimmung übergeben. Der Neubau kostete 3,2 Millionen Mark, die Bauzeit betrug zwei Jahre.
13. 12. Die Hochschulgruppe des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) beginnt an der Freien Universität Berlin mit einer Geldsammlung für das »Rote Kreuz der Demokratischen Republik Vietnam« und das »Rote Kreuz der Befreiungsfront Südvietnams«.

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