Berlin im Jahr 1929
01. 01. Die Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG), die unter maßgeblichem Einfluß des Verkehrsstadtrates Ernst Reuter (SPD) entstanden war, übernimmt den gesamten Betrieb der Straßenbahn-Betriebs-GmbH, der Omnibus-AG und der Hochbahngesellschaft.
01. 01. Die Bewag eröffnet in der Köpenicker Straße (Mitte) und in der Sellerstraße (Wedding) Rechnungsbüros.
01. 01. Die Berliner Verkehrs-Aktiengesellschaft (BVG) übernimmt die Betriebsführung der Kleinbahn Bötzow - Spandau (Linie 120) sowie die Strecke Nieder-Neuendorf - Hennigsdorf.
04. 01. Am Markt in Spandau wird mit dem Abbruch des alten Rathauses begonnen. Die Spandauer Bank beabsichtigte, an dieser Stelle einen Neubau zu errichten.
07. 01. Die Wiener Dirigentin Lise Maria Meyer tritt zum erstenmal in der Berliner Philharmonie auf. Es war ihr letzter Auftritt, da die Darbietung ihrer Komposition »Kokain« zu heftigen Protesten geführt hatte.
07. 01. Der Berliner Polizeipräsident Karl Zörgiebel verbietet nach einer Straßenschlacht am 29. Dezember 1928 am Schlesischen Bahnhof (Friedrichshain) die Ringvereine »Immertreu« und »Norden«. Das Verbot wurde im Februar 1929 wiederaufgehoben.
08. 01. Die Bewag gründet gemeinsam mit anderen Elektrizitätswerken, mit Verbänden der Fabrikanten, Groß- und Einzelhändler elektrischer Erzeugnisse und Verbänden der Elektroinstallateure die »Arbeitsgemeinschaft der Elektroverbände e.V.«.
15. 01. Die neue gültige Berliner Straßenverkehrsordnung schreibt für Fahrzeuge bis zu 5,5 t innerhalb der Stadt eine Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h, beim Einbiegen in eine andere Straße Schrittgeschwindigkeit vor.
19. 01. Im Berliner Sportpalast findet wieder »Hofball bei Zille« statt. Beim Berliner Karneval mit mehreren Kapellen wurden die originellsten Zille-Figuren von Heinrich Zille selbst prämiert. Es war das letzte Zille-Fest im Sportpalast. Zille starb am 9.8.1929.
28. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet das Reit- und Fahrturnier statt. Am Tag der Reichswehr führten zwei Züge Maschinengewehr das schnelle Abprotzen vor »und es standen die Geschütze 'Fertig zum Feuern' ... Man spielte also Manöver oder Krieg.
30. 01. In der Filiale der Berliner Disconto-Gesellschaft am Wittenbergplatz (Schöneberg) werden erst am Mittwoch im Tresorraum 179 ausgeraubte Safes entdeckt. Den verdächtigten Meistereinbrechern Franz und Erich Saß konnte nichts nachgewiesen werden.
30. 01. Das Warenhaus Tietz in der Chausseestraße (Wedding) wird durch ein Großfeuer zerstört.
01. 02. Das Plaza-Varieté am Küstriner Platz (Franz-Mehring-Platz, Friedrichshain) wird nach viereinhalbmonatiger Bauzeit mit einem internationalen Varietéprogramm eröffnet. Jules Marx hatte den ungenutzten Ostbahnhof gepachtet und die Bahnhofshalle ausgebaut.
01. 02. Auf dem nördlichen Teil der Ringbahn (S-Bahn-Nordring, die Strecke Charlottenburg - Westend - Ostkreuz) wird der elektrische Zugbetrieb offiziell aufgenommen. Die Einführung des auf den elektrischen Zugbetrieb abgestimmten Fahrplans erfolgte am 20. März.
02. 02. Reiner Bredemeyer wird geboren. Der Komponist schrieb über 100 Bühnenstücke, Hörspiele und Kompositionen.
04. 02. Ein Erlaß des Preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe beinhaltet die Einrichtung einer »Kartentechnischen Fachschule« in Berlin.
09. 02. Die Omnibuslinie A 21 »Seestraße/Ecke Müllerstraße (Wedding) - Bahnhofstraße/Frankfurter Allee« wird mit einer Streckenlänge von 12,96 km in Betrieb genommen.
13. 02. Der Chemiker Franz Otto Oppenheim stirbt in Berlin. Oppenheim war Generaldirektor der »Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation«, war der Deutschen Chemischen Gesellschaft eng verbunden und hatte Anteil an der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft.
17. 02. Im Wedding explodiert ein Gasometer mit mehr als 35 000 Kubikmeter Fassungsvermögen. Bei dieser bisher größten Explosion mit einer etwa 100 Meter hohen Feuersäule kam es nur durch glückliche Umstände zu keiner Katastrophe.
20. 02. Im Oberlichtsaal der Philharmonie tagt die Hauptversammlung der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft. Baurat Noack aus Berlin regte an, alte Lehm- und Holzfachwerkbauweisen wieder aufzugreifen.
20. 02. Der Geistliche Carl Sonnenschein, Begründer der katholisch-sozialen Studentenbewegung, der seit 1918 in Berlin lebte und vorwiegend mit sozialkaritativer Arbeit befaßt war, stirbt im Berliner Hedwigskrankenhaus.
20. 02. Im Berliner Labor des ungarischen Physikers Denes von Mihaly wird der »Telehor-Volksfernseh-Empfänger« (30 Bildzeilen, 12,5 Bildwechsel/s) vorgestellt.
22. 02. Der Industrielle Jacob Schapiro ersteigert bei der Zwangsversteigerung des Sportpalastes im Amtsgericht Schöneberg die Sporthalle. Er verpachtete die Anlage ab 15. August an Richard Mueck, den Vorsitzenden des Trabrennvereins Berlin-Ruhleben.
23. 02. Der katholische Theologe Carl Sonnenschein, seit Ende 1918 in Berlin lebend und vorwiegend mit sozialkaritativer Arbeit befaßt, wird unter Anteilnahme von Tausenden von Menschen auf dem St.-Hedwigs-Friedhof, Liesenstraße 8 (Mitte), beigesetzt.
23. 02. Richard Loewenherz, Kustos des Chemischen Museums der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
26. 02. Eine Polizeiverordnung zum Schutz des »Kalktuffgeländes am Tegeler Fließ« in Schildow, im Norden Berlins, tritt in Kraft.
05. 03. Die Aufführung des Stückes »Giftgas über Berlin« von Peter Martin Lampel - die zweite Premiere der Gruppe Junger Schauspieler, Mitglieder des Studios der ersten Piscator-Bühne - findet wegen Polizeiverbots als geschlossene Veranstaltung statt.
06. 03. Die Direktoren der Dahlemer Institute der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft unterstützen in einem Schreiben den Antrag des Physikers Max von Laue für die »Errichtung eines Instituts für Theoretische Physik als Ausbau des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik«.
07. 03. Die »Arbeitsgemeinschaft für Schulrecht und Schulverwaltung« im Berliner Lehrerverein wird gegründet.
08. 03. Die Deutsche Reichspost führt in Berlin die erste drahtlose Fernsehbildsendung (noch ohne Ton) mittels Mihaly-Abtasters durch. Das Bild wurde in mehreren Berliner Stadtteilen empfangen.
09. 03. Die Reichspost beginnt mit der Ausstrahlung von Fernseh-Versuchssendungen nach dem Mihaly-System über den Sender Berlin-Witzleben auf der Wellenlänge 475,4 Meter.
09. 03. Henri Barbusse eröffnet im Großen Saal des Berliner Gewerkschaftshauses den Internationalen Antifaschisten-Kongreß, an dem 314 Delegierte aus 23 europäischen Ländern und aus Übersee teilnehmen.
10. 03. Der Magistrat beschließt, den Flugplatz Staaken für die Stadt Berlin zu erwerben.
11. 03. Der Film »Asphalt« unter der Regie von Joe May wird in Berlin uraufgeführt.
13. 03. Im Sportpalast findet eine Kundgebung vom Bund der Haus- und Grundbesitzer gegen die Steuerpolitik des Reichsfinanzministeriums statt. An der Versammlung nahmen 32 Verbände des organisierten Mittelstandes aus Handwerk, Gewerbe und Handel teil.
14. 03. Der Verlag von Willi Münzenberg bringt die erste Nummer der Zeitung »Berlin am Morgen« heraus.
14. 03. In einer Petition an den Hauptausschuß des Deutschen Reichstages werden die Aufgaben und Einrichtungen der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt vorgestellt. Die Einrichtung weiterer Laboratorien wurde gefordert.
15. 03. In der Zeitschrift »Naturwissenschaften« erscheint anläßlich des 50. Geburtstages von Albert Einstein eine Würdigung von Max von Laue.
15. 03. Auf der ersten Tagung des wissenschaftlichen Senats für das Heeres-Veterinärwesen, der 1928 geschaffen wurde, halten die Tiermediziner Eugen Fröhner und Kurt Neumann-Kleinpaul Hauptreferate.
17. 03. Bona Peiser, die erste Volksbibliothekarin Deutschlands, stirbt 65jährig an Herzschwäche in Berlin. Beigesetzt wurde sie auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee. Die Bibliothek in Kreuzberg, Oranienstraße 72, erhielt ihren Namen.
17. 03. Auf dem Messegelände am Funkturm (Charlottenburg) wird die bis zum 22. März dauernde Reichsgastwirtsmesse eröffnet.
20. 03. Auf der Stadtbahn (Ost-West-Verbindung) und den anschließenden Vorortbahnen nach Potsdam, Kaulsdorf, Erkner und Grünau wird der Fahrplan für den vollen elektrischen Betrieb eingeführt. Die Fahrzeiten verkürzten sich um 25 %.
20. 03. Die Prinz-August-von-Württemberg-Straße (Kreuzberg) wird in Columbiastraße umbenannt. 1950 erhielt sie den Namen Columbiadamm.
20. 03. Nachdem die Elektrifizierung der Stadtbahn (1926 bis 1929) abgeschlossen worden war, verläßt der letzte Dampfzug der Lokalverkehrsbahn (S-Bahn) den Bahnhof Zoologischer Garten.
24. 03. Die Berliner SA führt vor der KPD-Zentrale Karl-Liebknecht-Haus am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) einen Propagandamarsch durch.
26. 03. Der Architekt Bruno Möhring stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Kirchhof der Christus-Gemeinde in Mariendorf, Mariendorfer Damm 223-227.
27. 03. Die Stadtverordnetenversammlung ersucht in einem Schreiben den Reichsverkehrsminister um eine Verordnung, nach der für Lastfahrzeuge und Omnibusse Vollgummireifen verboten werden und nur noch Luftgummireifen zulässig sein sollen.
30. 03. Als Erstaufführung wird Marie-Luise Fleißers Stück »Pioniere in Ingolstadt« im Theater am Schiffbauerdamm (Mitte) inszeniert.
31. 03. Carl Friedrich Walther Mathesius, Inhaber des Lehrstuhls für Eisenhüttenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin, wird emeritiert.
31. 03. Prof. Kurt Schmaltz beendet seine Tätigkeit als Leiter der Zentral-Seminar-Bibliothek der Handels-Hochschule Berlin.
10. 04. Der Magistrat beschließt, das Rittergut Marienfelde mit einer Fläche von 322 Hektar für Siedlungszwecke der Stadt Berlin zu erwerben.
11. 04. Im Sportpalast findet ein »Kostümfest auf dem Eis« statt. Für die Veranstaltung hatten sich prominente Mitglieder des Brandenburgischen Eissportverbandes und die Weltmeister und Olympiasieger Gilli Grafström und Sonja Henie zur Verfügung gestellt.
20. 04. In der Sitzung der Berliner Anthropologischen Gesellschaft werden der im Jahre 1822 geborene Indianerhäuptling White Horse Eagle und seine Frau als Gäste begrüßt.
20. 04. Das Zehlendorfer Rathaus (Kirchstraße 1-3) wird nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht. Es vereinigt in sich Elemente des Konservatismus und des Fortschrittswillens.
24. 04. Der Magistrat erwirbt als Eigentum der Stadt Berlin 100 Hektar Land in Rahnsdorf, das er für die Anlage von Wohn- und Wochenendhäusern verpachten will.
26. 04. Charlotte Leubuscher wird zur nichtbeamteten außerordentlichen Professorin der Volkswirtschaftslehre an der Berliner Universität ernannt.
27. 04. Die Omnibuslinie A 16 »Schlesisches Tor (Kreuzberg) - Gotzkowskystraße (Tiergarten)« wird mit einer Streckenlänge von 9,5 km in Betrieb genommen.
01. 05. Trotz Demonstrationsverbots kommt es bis zum 3. Mai zu Massendemonstrationen kommunistischer Arbeiter in Mitte, Neukölln und Wedding. Bei Zusammenstößen mit der Polizei wurden 31 Menschen getötet (Blut-Mai«) und über 1 200 verhaftet.
01. 05. Der Berliner Rundfunk beginnt mehrtägige Versuchssendungen zu Bildfunk-Übertragungen mittels eines »Fultographen« (nach dessen Erfinder Otho Fulton benannt).
01. 05. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet die Maifeier des Deutschen Metallarbeiterverbandes und des Verbandes der Kupferschmiede statt. Mitwirkende an der Veranstaltung waren u.a. das Berliner Sinfonie-Orchester und der Arbeitergesangverein »Fichte«.
02. 05. Die Straßenbahnlinie 17 »Weißensee, Schloß - Lichterfelde, Händelplatz« wird mit einer Streckenlänge von 23,0 km in Betrieb genommen.
02. 05. Die Straßenbahnlinie 16 »Lichtenberg, Lückstraße - Gotzkowskystraße/Ecke Turmstraße (Tiergarten)« wird mit einer Streckenlänge von 14,6 km in Betrieb genommen.
02. 05. Die Straßenbahnlinie 168 »Wittenau, Nordbahnhof - Lichtenberg, Irrenanstalt Herzberge« wird in Betrieb genommen.
03. 05. Eine der ersten Eheberatungsstellen Berlins wird in der Grunowstraße 8/11 in Pankow eröffnet.
06. 05. Beim Kraftwerk Oberhavel der Städtisches und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b.H. beginnt die Liquidation. Die Betriebsführung wurde am 15. November 1929 von der Bewag übernommen.
06. 05. Der Chemiker Rudolf Biedermann stirbt in Berlin. Biedermann war der Herausgeber des technich-chemischen Jahrbuchs und des 1879 erstmals erschienen Chemiker-Kalenders.
06. 05. Der Chemiker Prof. Fritz Haber wird zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rats der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gewählt.
07. 05. Das Harnack-Haus der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird in Berlin-Dahlem eingeweiht. Darin wurde das Institut für ausländische Gäste untergebracht. Es war zugleich Klubhaus für die Mitglieder der Gesellschaft.
08. 05. Die im Potsdamer Stadtschloß stattfindende 17. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft genehmigt die Bildung des Wissenschaftlichen Rats der Gesellschaft per Satzungsänderung.
08. 05. Auf der Trauerkundgebung bei der Beisetzung der Toten des »Blut-Mai«, Opfer der Polizei-Einsätze vom 1. bis 3. Mai gegen die trotz Verbots durchgeführten Demonstrationen, spricht Ernst Thälmann auf dem Friedhof Friedrichfelde.
09. 05. In Berlin beginnt die mehrtägige 34. Hauptversammlung der Deutschen Bunsen-Gesellschaft für angewandte physikalische Chemie mit dem Hauptthema »Heterogene Katalyse«.
13. 05. Die Omnibuslinie A 41 »Hohenschönhausen, Hauptstraße - Landsberger Chaussee/Ecke Dingelstädter Straße (Hohenschönhausen)« wird in Betrieb genommen.
15. 05. Auf der Berliner Ringbahn werden für den Personenverkehr nur noch elektrische Züge eingesetzt. Damit war die »Große Elektrifizierung« abgeschlossen. Die Fahrzeit der Ringbahn verkürzte sich von 106 auf 78 Minuten.
18. 05. Das neue Telephon-Fernamt in der Winterfeldstraße in Schöneberg wird bezogen.
19. 05. Mit der Aufführung der »Meistersinger von Nürnberg« von Richard Wagner in der Staatsoper Unter den Linden werden erstmals wieder seit 1914 »Berliner Festspiele« eröffnet. Ein Höhepunkt der Festspiele war das Gastspiel der Mailänder Scala.
23. 05. Die Omnibuslinie A 27 »Köpenick, Schloßplatz - Bahnhof Kaulsdorf« wird mit einer Streckenlänge von 8,5 km in Betrieb genommen.
29. 05. Für das Funkhaus in der Masurenallee am Reichskanzlerplatz (Theodor-Heuss-Platz, Charlottenburg) wird der Grundstein gelegt. Es entstand nach Plänen des Architekten Hans Poelzig.
01. 06. Sämtliche Baulichkeiten (mit Ausnahme der Gasanstalt) auf dem Gelände der Zeppelin-Werke (Staaken) gehen für 6,5 Millionen Mark in den Besitz der Stadt Berlin über.
02. 06. In der »Neuen Welt« in der Hasenheide findet das »Funk- und Filmfest der Zwölftausend« statt.
05. 06. Der Chemiker Richard Wolffenstein stirbt in Berlin. Wolffenstein arbeitete im organischen Laboratorium der Technischen Hochschule. Seine Untersuchungen galten u.a. den Reaktionen von Wasserstoffperoxid mit organischen Verbindungen.
11. 06. Die »Fernseh Aktiengesellschaft Berlin«, deren erster Leiter Paul Goerz war, wird gegründet. An dieser AG waren die Firmen Bosch (Stuttgart), Baird Television (London), Zeiss-Ikon (Dresden) und Loewe (Berlin) zu je 25 % beteiligt.
13. 06. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, eine größere Zahl von Grundstücken für die planmäßige Bebauung oder die Neuanlage von Straßen aufzukaufen, z.B. an der Rixdorfer Straße, an der Heerstraße und in der Gemarkung Ruhlsdorf.
14. 06. Der Freistaat Preußen und der Heilige Stuhl schließen ein Konkordat. Am 13. August 1930 wurde es ratifiziert und danach wurde durch die päpstliche Constitutio (Anordnung) Pastoralis Officii das Bistum Berlin errichtet.
16. 06. In den Pharus-Sälen (Müllerstraße, Wedding) endet der 12. Parteitag der KPD. Es war der letzte in der Weimarer Republik.
19. 06. Für Mitglieder der Wiener Stadtverwaltung, die zu Studienzwecken in Berlin weilen, gibt der Magistrat im Roten Rathaus einen festlichen Empfang.
19. 06. Zur Herstellung einer neuen Fluchtlinie der Leipziger Straße (Mitte) und deren Verbreiterung auf 32 m beschließt der Magistrat den Abbruch der Spittelkolonnaden auf der Südseite der Leipziger Straße.
21. 06. Die Karstadt AG aus Hamburg eröffnet am Hermannplatz das zweitgrößte Warenhaus Berlins mit einer Nutzfläche von 72 000 Quadratmetern, zwei Tiefkellern, sechs Verkaufsgeschossen, 24 Fahrstühlen und 24 Rolltreppen sowie einem direkten Zugang zur U-Bahn.
22. 06. Der Volkspark Rehberge - mit 118 Hektar die bedeutendste Neuschöpfung des Stadtgartendirektors von Groß-Berlin Erwin Barth - wird nach dreijähriger Bauzeit im Beisein von Oberbürgermeister Gustav Böß mit einem Volksfest der Öffentlichkeit übergeben.
28. 06. Dem Berliner Physiker Max Planck legen seine Freunde anläßlich seines goldenen Doktorjubiläums ein Heft der Zeitschrift »Naturwissenschaften« vor, das mit einem Beitrag des Physikers Arnold Sommerfeld beginnt.
28. 06. Albert Einstein erhält die Max-Planck-Medaille, die höchste Auszeichnung der Deutschen Physikalischen Gesellschaft.
01. 07. In Berlin sind 95 463 Kraftfahrzeuge, darunter 42 844 Personenkraftwagen, registriert. Damit kam auf jeden 54. Berliner ein Kraftfahrzeug.
01. 07. Fritz Straßmann beginnt seine Tätigkeit als Stipendiat am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie bei Otto Hahn.
02. 07. Der Experimentalfilm »Der Mann mit der Kamera« des sowjetischen Dokumentarfilmregisseurs Dsiga Wertow gelangt im Beisein des Autors und weiterer sowjetischer Filmschaffender im Marmorhaus zur deutschen Erstaufführung und löst heftigen Meinungsstreit aus.
04. 07. Der österreichische Physiker Erwin Schrödinger hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
06. 07. Vor der Preußischen Hochschule für Leibesübungen in der Radelandstraße (Spandau) wird ein Friedrich-Ludwig-Jahn-Denkmal eingeweiht.
08. 07. Die Omnibuslinie A 26 »Bahnhof Tegel - Bahnhof Wittenau, Nordbahn« wird mit einer Streckenlänge von 5,0 km in Betrieb genommen.
08. 07. Das Bezirksamt Weißensee verbietet das außerhalb des Freibades am Orankesee üblich gewordene Nacktbaden.
11. 07. Hermann Prey wird in Berlin geboren. Der Bariton wurde vor allem als Mozart-Interpret geschätzt. Im Liedgesang widmete sich Prey besonders den Liedern Schuberts. Bekannt wurde er auch als Oratoriensänger.
14. 07. Der Historiker und Herausgeber der Preußischen Jahrbücher, Hans Delbrück, stirbt in Berlin. Er wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Grunewald beerdigt.
15. 07. Das Abspannwerk Uklei im Ukeleipfad (Köpenick) wird eröffnet.
15. 07. Für das neue Gebäude des Physikalischen Instituts der Technischen Hochschule an der Hardenbergstraße (Charlottenburg) wird der Grundstein gelegt.
17. 07. Die Omnibuslinie A 22 Bahnhof Rahnsdorf - Hessenwinkel, Lindenstraße wird mit einer Streckenlänge von 4,8 km in Betrieb genommen.
17. 07. Die Straßenbahnlinie 184 »Alt Glienicke, Straße am Falkenberg - Bahnhof Friedrichshagen« wird mit einer Streckenlänge von 12,4 km in Betrieb genommen.
21. 07. Der Rohbau des Verwaltungsgebäudes der Knappschafts-Berufsgenossenschaft wird in der Kuno-Fischer-Straße (Charlottenburg) fertiggestellt.
24. 07. Der Magistrat unterstützt mit 32 000 Reichsmark das Berliner Abendgymnasium. Die Einrichtung wurde nach amerikanischem Vorbild durch Professor Silbermann 1927 gegründet, um Berufstätigen den Abschluß einer höheren Schule zu ermöglichen.
24. 07. Behördenvertreter besichtigen das nach dem Brand vom Dezember 1928 wiederhergestellte Seebad Friedrichshagen und stellen fest, daß »die Toilettenverhältnisse ... ganz unmöglich« sind.
24. 07. In Johannisthal (Treptow) wird mit Unterstützung des Magistrats eine Doppelvolksschule gebaut. Die Einwohnerzahl war in den letzten drei Jahren von etwa 7 000 auf über 10 000 gestiegen.
28. 07. Im Endspiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft unterliegt Hertha BSC in Nürnberg der Spielvereinigung Fürth mit 3:2 Toren.
28. 07. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt, daß sich die Stadt Berlin am Bau des Mittellandkanals durch Übernahme einer Garantie beteiligt. Der 465 km lange Kanal, der Rhein und Elbe verbindet, wurde 1938 eröffnet.
31. 07. Das Großkraftwerk »Georg Klingenberg« zählt seit seiner Einweihung am 14. Mai 1927 über 40 000 Besucher. Zu den Gästen gehörten neben den vielen technisch interessierten Laien auch prominente Vertreter des internationalen Wirtschaftslebens.
01. 08. Der Berliner Pädagoge Friedrich Alfred Kühne, Dozent an der Handels-Hochschule Berlin, verunglückt bei Chamonix am Montblanc tödlich.
01. 08. Im Institut für Tierseuchentherapie der Tierärztlichen Hochschule beginnen periodische Untersuchungen der im Verkehr befindlichen bakterienhaltigen Mittel zur Vertilgung tierischer Schädlinge.
02. 08. Der erste Ufa-(Kultur-)Tonfilm »Gläserne Wundertiere« wird im »Universum« am Kurfürstendamm gezeigt.
04. 08. Die südliche Verlängerung der U-Bahn-Linie Gesundbrunnen - Neukölln, der 0,775 km lange Streckenabschnitt Boddinstraße - Leinestraße, und die neue Station Leinestraße werden dem Verkehr übergeben. Damit stieg die Zahl der Berliner U-Bahnhöfe auf 71.
06. 08. Am Osthafen nimmt die Kühltransit AG ein modernes Kühlhaus in Betrieb.
09. 08. Der kritische Zeichner des Berliner Milieus, Heinrich Zille, stirbt in Charlottenburg. Zille, von den Berlinern »Pinsel-Heinrich« oder »Vater Zille« genannt, war 1924 zum Professor und Mitglied der Preußischen Akademie der Künste ernannt worden.
11. 08. In Berlin tagt der Welt-Reklame-Kongreß.
13. 08. Die römisch-katholische St.-Hedwigs-Kirche (Mitte) wird durch Erlaß der Apostolischen Konstitution »Pastoralis officii nostri cura ...« zur Kathedrale des neuen Bistums Berlin erhoben.
15. 08. Eine amerikanische Delegation, die am Reklamekongreß teilnahm, überreicht im Roten Rathaus (Mitte) dem Berliner Oberbürgermeister Gustav Böß eine Stadtfahne von New York.
15. 08. Der Industrielle Jacob Schapiro verpachtet den am 20. Februar ersteigerten Berliner Sportpalast an Richard Mueck, den Vorsitzenden des Trabrennvereins Berlin-Ruhleben. Mueck ließ den Sportpalast renovieren. Am 32. August war die Wiedereröffnung.
15. 08. Das Luftschiff »LZ 127/Graf Zeppelin« überfliegt die Reichshauptstadt.
17. 08. Georg Martin Frohberg wird in Bochum geboren. Der Ingenieur war seit 1963 Ordinarius und Direktor des Instituts für Hüttenkunde der Technischen Universität Berlin.
19. 08. Eine Tageskurstätte für Tbc-gefährdete Kinder minderbemittelter Eltern wird vom Bezirksamt Tempelhof in Lichtenrade eröffnet.
21. 08. Der sowjetische Filmregisseur Sergej Eisenstein trifft mit seinem ständigen Kameramann Eduard Tissé und seinem Regieassistenten Grigori Alexandrow in Berlin ein. Er hatte sich 1926 schon einmal in Berlin aufgehalten.
26. 08. Der deutsche Weltrundfunksender (8-kW-Telefunken-Anlage im Kurzwellenbereich) wird in Zeesen bei Berlin in Betrieb genommen. Musik- und Wortsendungen in deutscher Sprache wurden zwischen 20.00 und 0.30 Uhr ausgestrahlt.
29. 08. Die »Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland« gibt zu Ehren des in Berlin weilenden sowjetischen Filmregisseurs Sergej Eisenstein im Hotel »Esplanade« ein Bankett. Anwesend waren auch Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Hans Richter und Alexander Granach.
30. 08. Die 6. Große Deutsche Funkausstellung beginnt in Berlin.
01. 09. Im Kraftwerk Klingenberg wird eine Kommando- und Lastverteilungsstelle in Betrieb genommen.
01. 09. Im Berliner Lessingtheater am Friedrich-Karl-Ufer (ab 31. Mai 1951 Kapelleufer, Mitte) wird das gegen den Abtreibungsparagraphen 218 gerichtete sozialkritische Drama »Cyankali« von Friedrich Wolf uraufgeführt.
02. 09. Die Omnibuslinie A 23 »Lichterfelde-Ost, Kaiserplatz - Roseneck (Grunewald)« wird mit einer Streckenlänge von 8,0 km in Betrieb genommen.
08. 09. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin bringt im Berliner Rundfunk die Tänzerische Suite von Eduard Künneke zu Gehör.
09. 09. Bei einer Routineprüfung in der Stadtbank Berlin stoßen die Buchprüfer Fabian und Seidel auf die Unterlagen »Sklarek«, in denen Kredite von nicht weniger als 9 664 000 Mark verzeichnet waren.
10. 09. Im verkoppelten Netz der Bewag und der »Elektrowerke Aktiengesellschaft« geht die Frequenzhaltung an das Kraftwerk Klingenberg über.
17. 09. Im »Deutschen Dom« auf dem Gendarmenmarkt (Mitte) kommt es zu einem Brand.
17. 09. In einer Polizeiverordnung wird festgelegt, daß die Eigentümer und Pächter der einer Mückenplage ausgesetzten Grundstücke verpflichtet sind, vom 15. Dezember 1929 bis 31. März 1930 wirksame Maßnahmen zur Vernichtung der Stechmücken zu ergreifen.
23. 09. Die ersten Fernsehversuchssendungen des Berliner Senders werden ausgestrahlt.
24. 09. Berlins Oberbürgermeister Gustav Böß wird zum Ehrenbürger von New York ernannt.
24. 09. Im Sportpalast (Schöneberg) findet eine Kundgebung des Arbeitsausschusses Groß-Berlin für das deutsche Volksbegehren gegen den Young-Plan statt. Redner waren u.a. Dr. Alfred Hugenberg (DNVP) und Franz Seldte (Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten).
26. 09. Die Textilgroßhändler Leo und Willy Sklarek werden verhaftet, weil im Ergebnis von Buchprüfungen Betrügereien in Millionenhöhe aufgedeckt wurden.
27. 09. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) veranstaltet die NSDAP eine Kundgebung in Vorbereitung der Berliner Gemeindewahlen am 17. November unter dem Motto »Die Volksfront gegen Young!«. Redner waren u.a. Hermann Göring und Dr. Joseph Goebbels.
30. 09. Der gesellschaftskritische Roman »Berlin Alexanderplatz« des Berliner Armenarztes Alfred Döblin, der das Leben im Berlin der zwanziger Jahre beschreibt, kommt in den Buchhandel.
03. 10. Gustav Stresemann, deutscher Außenminister, Nobelpreisträger und Vorsitzender der Deutschen Volkspartei, stirbt in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Alten Luisenstadt-Kirchhof, Südstern 8-12 (Kreuzberg).
03. 10. Großes Aufsehen erregt in Berlin die Zwangsversteigerung eines durch den Unternehmer Joseph Kuron in Spandau errichteten Gebäudes mit 80 Wohnungen. Die Firma bestand seit 1827 und wurde beim Wohnungsbau von städtischen Behörden unterstützt.
06. 10. Der Bahnhof Niederschöneweide-Johannisthal wird in Berlin-Schöneweide (Treptow) umbenannt.
06. 10. Der Bahnhof Sadowa wird in Wuhlheide (Köpenick) umbenannt.
10. 10. Die Operette »Das Land des Lächelns« von Franz Lehár wird im Metropol-Theater (Behrenstraße, Mitte) uraufgeführt.
11. 10. Anläßlich des 50. Geburtstages von Max von Laue erscheint in der Zeitschrift »Naturwissenschaften« eine Würdigung von Max Planck.
12. 10. Im Sportpalast wird von der KPD und der Roten Hilfe Deutschlands (RHD) die Kundgebung »5 Jahre Rote Hilfe« anläßlich des 3. Reichskongresses der RHD durchgeführt. Im bis zum letzten Platz gefüllten Sportpalast sprachen u.a. F. Heckert und W. Pieck.
13. 10. Die Interessengemeinschaft für Arbeiterkultur und moderne Volkskunst (IfA) wird gegründet. Sie verband 33 Arbeiterkulturorganisationen und Vereinigungen fortschrittlicher Intellektueller.
19. 10. Im Gesellschaftshaus Berlin-Moabit wird der erste Reichskongreß werktätiger Frauen eröffnet. Daran nahmen 408 Delegierte teil. 306 von ihnen waren Industriearbeiterinnen.
20. 10. Im Berliner Sportpalast führt die NSDAP, Gau Groß-Berlin, eine Kundgebung »gegen die Young Sklaverei« durch. Der geplante große Aufmarsch der Berliner SA war verboten worden, deshalb sollte die Veranstaltung im Sportpalast die Massen mobilisieren.
23. 10. Der erste Heißwasserspeicher, der nach dem von der Bewag neu eingeführten »Mietsystem für Heißwasserspeicher« vermietet wurde, ist betriebsfertig. Bis Ende 1933 kamen nahezu 5 000 Speicher in Betrieb.
25. 10. In der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg beginnt die zweitägige Tagung der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie.
26. 10. Der Dichter Arno Holz stirbt in Berlin. Beigesetzt wurde er auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1 und Heerstraße (Charlottenburg).
26. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird vom Deutschen Volksbund »Wahrheit und Recht« um 20.00 Uhr ein »Massen- Vortrags-Abend« durchgeführt. Eingeladen waren »Mitglieder aller Parteien, Klassen und Stände«.
28. 10. Die Omnibuslinie A 40 »Weißensee, Buschallee - Falkenberg« wird mit einer Streckenlänge von 6,75 km in Betrieb genommen.
30. 10. Trotz einiger Bedenken beschließt der Ufa-Vorstand, einen Film nach Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« zu drehen.
02. 11. Ein städtisches Kinderhaus, das aus einem Kindertagesheim, einer Kleinkinderabteilung und einer Tageskrippe bestand, wird als eine der modernsten Einrichtungen dieser Art in der Simplonstraße 15/16 (Friedrichshain) eröffnet.
04. 11. Für die Dreharbeiten zu dem Film »Der blaue Engel« nach Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen fällt die erste Klappe.
07. 11. Oberbürgermeister Gustav Böß legt sein Amt nieder. Er wurde beschuldigt, in die Korruptionsaffäre der Gebrüder Sklarek verwickelt zu sein, was sich später als gegenstandslos erwies. Böß ließ sich am 1. November 1930 vorzeitig in den Ruhestand versetzen.
08. 11. J. Ruska spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« über die »Turba philosophorum«, ein Gründerwerk der Alchemie des Mittelalters.
09. 11. Die Bauordnung vom 3. November 1925 wird durch eine Neufassung ersetzt.
10. 11. Die deutschen Leichtathleten werden, aus Japan kommend, auf dem Bahnhof Friedrichstraße (Mitte) empfangen. Die männlichen Sportler hatten sich auf der langen Reise durch Sibirien Bärte wachsen lassen.
10. 11. Im Sportpalast (Schöneberg) findet zum Gedenken an den Kampf der aus akademischem Nachwuchs bestehenden Freiwilligenregimenter um Langemarck (Ort in West-Flandern) am 22./23. Oktober 1914 eine »Langemarck-Feier« statt.
11. 11. Zwischen den Bahnhöfen Spandau und Hennigsdorf wird der elektrische Fahrbetrieb aufgenommen. Die Fahrzeit betrug 33 Minuten.
12. 11. Die Zeitung »Berliner Tageblatt« teilt mit, daß die Berliner Anwaltskammer mit Besorgnis die ansteigende Zahl von Jurastudenten betrachtet, weil schon heute die Rechtsanwaltschaft als überfüllt anzusehen ist.
15. 11. Die Omnibuslinie A 42 »Prenzlauer Promenade/Ecke Wisbyer Straße - Buch« wird mit einer Streckenlänge von 11,0 km in Betrieb genommen.
15. 11. Die Bewag übernimmt die Betriebsführung des Kraftwerks Oberhavel der Städtisches und Kreis-Kraftwerk Spandau G.m.b.H., deren Liquidation am 6. Mai 1929 begann.
15. 11. Die Eiskunstläuferin Sonja Henie beginnt im Sportpalast (Schöneberg) in Vorbereitung auf ihre USA-Tournee mit ihrem Training. Schlechtes Wetter in Norwegen hatte die Eislaufweltmeisterin dazu bewogen, ihr Trainingsquartier in Berlin aufzuschlagen.
15. 11. Das Abspannwerk Kreuzberg wird eröffnet.
17. 11. Bei den Berliner Stadt- und Bezirksverordnetenwahlen erhalten die NSDAP 5,7 %, die DNVP 17,6 %, die DVP 6,7 %, das Zentrum 3,6 %, die DDP 6,0 %, die SPD 28,4 % und die KPD 24,6 % der Stimmen. Erstmals zogen Angehörige der NSDAP ins Stadtparlament ein.
17. 11. Bei der Wahl der Bezirks- und Stadtverordneten in Berlin kann die SPD in Prenzlauer Berg ihre Mehrheit in der Bezirksverordnetenversammlung behaupten. Sie errang 16 Bezirks- und 5 Stadtverordnetenmandate, gefolgt von der KPD, der DNVP, DDP und der NSDAP.
20. 11. Unter der Losung »Bischof und Volk« treffen sich im Sportpalast (Schöneberg) 12 000 Katholiken, um ihren neuen Oberhirten, den Administrator des Bistums Berlin und der Mark Brandenburg, Bischof Dr. Christian Schreiber, zu begrüßen.
21. 11. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet zum zehnjährigen Bestehen der Kommunistischen Jugendinternationale ein internationales Massenmeeting statt. Redner der stark besuchten Veranstaltung waren u.a. Willi Münzenberg und Ernst Thälmann.
21. 11. In Berlin wird der Tonfilm »Die Königsloge« mit Alexander Moissi und Camilla Horn in der Regie von Bryan Foy uraufgeführt.
22. 11. Der deutsche Tonfilm »Dich hab ich geliebt« mit Mady Christians und Walter Jankuhn wird in Berlin uraufgeführt.
25. 11. In der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg-Platz, Mitte) wird das Stück »Affäre Dreyfus« von Hans José Rehfisch in der Regie von Heinz Dietrich Kenter uraufgeführt. Die Bühnenbildentwürfe schuf Edward Suhr.
26. 11. Im »Berliner Lokal-Anzeiger« offeriert ein Möbelhändler: »Sie dürfen nicht heiraten, bevor Sie sich schlüssig geworden sind, wo Sie Ihre Möbel kaufen. Ich biete Ihnen ... bei Barzahlung zehn Prozent Rabatt.
29. 11. Die AGITPROP-Gruppe (agitatorische Propaganda) »Der rote Wedding« tritt in den Pharus-Sälen erstmals auf. Mit dem Lied »Der rote Wedding« (Musik Hanns Eisler, Text Erich Weinert) wurde eines der bekanntesten kommunistischen Kampflieder vorgestellt.
29. 11. In den Bewag-Kraftwerken wird die Leistungsgrenze von einer Milliarde Kilowattstunden erstmalig überschritten. 1929 wurdem zusammen mit Fernstrom 1,3 Milliarden Kilowattstunden nutzbar abgegeben.
30. 11. Die Oberpostdirektion genehmigt den Anschluß von Tempelhof an das Berliner Rohrpostsystem.
01. 12. Nach einer offiziellen Mitteilung gilt als kürzeste Straße von Berlin die Neue Gasse, die von der Klosterstraße zum Marienkirchhof führte. Sie maß 23 m. Die längste Straße war die »Cöpenicker Ausfallstraße« mit 22 km Länge.
01. 12. Die Berliner Städtische Elektrizitätswerke A.G. hat seit dem 4. November 1929 im Durchschnitt pro Woche 1 196 Erwerbslose beschäftigt.
01. 12. Die Omnibuslinie F »Spandau, Rathaus - Falkensee, Waldstraße« wird mit einer Streckenlänge von 9,25 km in Betrieb genommen.
04. 12. Auf der Tribüne des Reichstages demonstrieren Erwerbslose.
04. 12. Für die Benutzung der Eisbahn im Sportpalast (Schöneberg) werden die neuen Tarife bekanntgegeben. Schlittschuhlaufen kostete 1,50, für Schüler 0,75 Reichsmark. Die Zuschauer im 1. Rang mußten 0,50 Reichsmark bezahlen.
04. 12. Das Wollfsche Telegraphenbüro meldet: »Die Stadt Berlin hat soeben mit dem New-Yorker Bankhaus Dillon, Read und Co. unter der Amsterdamer Firma Mendelssohn einen 15-Millionen-Dollar-Kredit abgeschlossen. Der Kredit läuft über ein Jahr.
06. 12. Ida Hahn spricht in der Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften, Medizin und Technik« über »Die Entstehung der Kulturpflanzen«.
14. 12. Der Geologe Erich Harbort, Professor für Lagerstättenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin, stirbt in Berlin.
15. 12. Willi Jost von der Wasserwacht e.V. Berlin rettet zwei Personen des auf dem Müggelsee gekenterten Ruderbootes »Ayichon«. Jost hatte zuvor bereits fünf Personen das Leben gerettet.
18. 12. Auf der Bahnstrecke Jungfernheide - Wernerwerk - Siemensstadt - Gartenfeld wird der Betrieb eröffnet.
22. 12. Der 1,041 km lange U-Bahn-Streckenabschnitt vom Bahnhof Stadion (Olympia-Stadion) nach Ruhleben wird dem Verkehr übergeben. Mit dem Bahnhof Ruhleben stieg die Zahl der U-Bahnhöfe auf 73.
22. 12. Auf der U-Bahn-Linie »Thielplatz - Krumme Lanke (Zehlendorf)« werden drei neue Stationen in Betrieb genommen. Damit verfügte die U-Bahn über 76 Bahnhöfe.
22. 12. Das 854 m lange Teilstück der U-Bahn-Strecke von Belle-Alliance-Straße nach Tempelhof zwischen den Bahnhöfen Flughafen (Paradestraße) und Tempelhof, am Südring, wird in Betrieb genommen. Mit dem Bahnhof Tempelhof stieg die Zahl der U-Bahnhöfe auf 72.
25. 12. Die BVG veranstaltet Sonderfahrten nach Buckow, Rheinsberg, Freiwalde und zum Mellensee.
28. 12. Der Feuerwehrmann Otto Eichler von der Feuerwache Friedenau rettet unter Einsatz seines Lebens den beim Brand am Kurfürstendamm 178 (Wilmersdorf) durch Rauchvergiftung bewußtlos gewordenen Oberfeuerwehrmann Schiffmann.
29. 12. Der Tennismeister Hans Moldenhauer (Rot-Weiß-Club) verunglückt tödlich bei einem Autounfall.
30. 12. Der Film »Mutter Krausens Fahrt ins Glück« mit der Musik von Paul Dessau hat Premiere.
31. 12. Auf dem Riesenparkett des Sportpalastes (Schöneberg) wird Berlins größte Silvesterfeier veranstaltet. Es dirigierten u.a. Hugo Hirsch, Victor Holländer, Paul Lincke und Willi Rosen. Es traten u.a. Cläre Waldoff, Wilhelm Bendow und Max Hansen auf.
31. 12. In der Zeit von 11.30 Uhr am 31. Dezember 1929 bis 5.00 Uhr am 1. Januar 1930 fuhren in Berlin mit Straßenbahnen 275 000, mit Omnibussen 78 000, mit Hoch- und U-Bahnen rund 92 000, also insgesamt 445 000 Personen.

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