Berlin im Jahr 1922
01. 01. Die Sondertarife für elektrischen Niederspannungsstrom werden aufgehoben. Beim Hochspannungstarif trat an die Stelle der Kohlenklausel der Brennstoff-Verrechnungspreis, der u.a. den Fremdstrompreis berücksichtigte.
01. 01. In Hochspannungsabkommen zur Stromversorgung werden Blindstromklauseln eingeführt.
04. 01. In der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft zu Berlin legt Geheimrat Konrad Keilhack eine von der Preußischen Geologischen Landesanstalt herausgegebene »Neue geologische Übersichtskarte der Provinz Brandenburg« im Maßstab 1:500 000 vor.
06. 01. Der Tiermediziner Erich Silbersiepe wird als Nachfolger von Reinhard Fröhner zum Leiter der Chirurgischen Klinik der Tierärztlichen Hochschule berufen.
16. 01. Der erste Flugzeugaufstieg für wissenschaftliche Zwecke zur Erforschung der freien Atmosphäre wird von der wissenschaftlichen Flugstelle in Berlin-Adlershof aus gestartet.
18. 01. Zu Ehren der im Krieg gefallenen Angehörigen der Tierärztlichen Hochschule Berlin wird am Eingang der Hochschule ein Denkmal errichtet. Es bestand aus einer stehenden Platte aus weißem Granit mit eingelassener Erztafel, die die Namen trug.
18. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die Berliner Polizei-Meisterschaften im Amateurboxen statt.
18. 01. Die »Gesellschaft von Freunden der Technischen Hochschule Berlin zu Charlottenburg« zur Unterstützung der Hochschule, ihrer Angehörigen und Studierenden wird gegründet.
19. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) wird das zweitägige Hallensportfest der Turner eröffnet. 2 500 Zuschauer erlebten Wettbewerbe im Turnen, Fechten, Boxen, Ringen, Tauziehen und in der Leichtathletik.
20. 01. Im Sarottiwerk in Tempelhof bricht ein Brand aus. Die alarmierten Feuerwehren waren nicht in der Lage, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Schwierigkeiten bereitete es u.a., genügend Löschwasser aus den Hydranten zu bekommen.
25. 01. Die Satzung der Finanz- und Steuerdeputation regelt erstmals die Verwaltung des gesamten Finanz- und Steuerwesens einheitlich für ganz Berlin.
28. 01. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet das 1. Hallenfest des BDR (Bund deutscher Radfahrer e.V.) im Amateur-Radsport mit 14 Programmnummern statt.
31. 01. Der Film »Fridericus Rex - ein Königsschicksal« über Friedrich II. mit Otto Gebühr und Albert Steinrück in den Hauptrollen wird im Ufa-Palast am Zoo uraufgeführt. Damit begann eine Serie von Filmen zur preußischen Geschichte als »Gegenbild zum Alltag«.
01. 02. Ein landesweiter, bis zum 7. Februar andauernder Streik von 800 000 Eisenbahnern, Beschäftigten der Straßenbahn, der U-Bahn und weiterer städtischer Berliner Betriebe stört Verkehr und Versorgung der Stadt.
03. 02. In der Sitzung der physikalisch-mathematischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften spricht Max Planck über die »Entropie fester Körper bei tiefen Temperaturen«.
05. 02. Die Warmbadeanstalt in der Gartenstraße (Mitte) wird wegen Kohlemangel bis zum 14. Februar geschlossen.
11. 02. Durch einen Erlaß des Ministeriums für Handel und Gewerbe erhalten die Absolventen der Beuth-Schule neben dem Reifezeugnis noch ein Abschlußzeugnis, aus dem hervorgeht, daß der Inhaber eine allgemeine technisch wissenschaftliche Ausbildung besitzt.
14. 02. Die Diesterweg-Hochschule wird als gemeinsame Einrichtung der Stadt Berlin und des Berliner Lehrervereins gegründet. Sie bot Lehrern und Lehrerinnen Gelegenheit für ihre berufliche Fortbildung.
14. 02. Hermann Finzelberg stirbt in Berlin. Der gelernte Apotheker gehörte von 1882 bis 1894 dem Vorstand der Schering AG an. 1889 gründete er bei der Schering AG das wissenschaftliche Laboratorium.
15. 02. Im Krankenhaus »Waldhaus Charlottenburg« wird ein neuer Pavillon mit 38 Betten für tuberkulöse Kinder eröffnet.
15. 02. Das Panoptikum der Gebrüder Louis und Gustav Castan in der Passage »Kaisergalerie« wird geschlossen.
22. 02. Die bisherige »Städtische Parkdeputation« wird aufgelöst. Park-, Bestattungs- und Kleingartenwesen wurden zu einer Fachverwaltung zusammengefaßt.
23. 02. Der Emelka-Palast (die späteren Alhambra-Lichtspiele) am Kurfürstendamm 68 (Charlottenburg) wird eröffnet.
24. 02. Auf Einladung der Mathematisch-Physikalischen Arbeitsgemeinschaft der Berliner Universität hält Albert Einstein im Hörsaal 122 (Auditorium maximum) einen Vortrag »Über den gegenwärtigen Stand des Problems von der Natur des Lichts«.
26. 02. Im Sportpalast (Schöneberg) findet das Jugend-Hallensportfest des Berliner Jugend-Ausschusses mit über 300 Teilnehmern statt. Auf dem Programm standen Wettbewerbe im Laufen, Springen, Ringen und Turnen.
01. 03. Das Feuerlöschwesen wird durch eine Satzung für ganz Berlin einheitlich geregelt. Das Stadtgebiet wurde zur wirkungsvolleren Brandbekämpfung in Löschbezirke eingeteilt.
01. 03. Prof. Emil Heyn, Metallkundler an der Technischen Hochschule zu Berlin und Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Metallkunde in Neubabelsberg, stirbt in Berlin.
01. 03. Das Umsatzsteueramt der alten Stadtgemeinde Berlin wird aufgelöst und auf die Bezirke verteilt.
05. 03. Der langjährige Generaldirektor der Königlichen Museen, Richard Schöne, stirbt in Berlin-Grunewald.
13. 03. Die erste Sitzung des Aufsichtsrats der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) findet statt. Dem Aufsichtsrat gehörten u.a. an: R. Gradenwitz (Berlin), H. Junkers (Dessau), E. Rumpler (Berlin), F. Bendemann, F. Mauve (DVL).
16. 03. Nach langen Diskussionen und Beratungen in Kommissionen, Ausschüssen und Unterausschüssen beschließt die Stadtverordnetenversammlung eine einheitliche Besoldung für die städtischen Angestellten und Beamten.
18. 03. Egon Bahr wird in Treffurt (Thüringen) geboren. Der Berliner Journalist und SPD-Politiker gilt als »Architekt der Ostpolitik«. Bahr wurde 1969 Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Bundesbevollmächtigter für Berlin.
19. 03. Hans Wever wird in Holzminden geboren. Der Chemiker war seit 1964 Ordinarius am Lehrstuhl für Metallphysik an der Technischen Universität Berlin und 1968/69 Rektor der Universität.
19. 03. Im überfüllten Berliner Sportpalast findet das erste große Hallensportfest der Arbeitersportler statt. Bei den Endkämpfen und Sondervorführungen ab 19.00 Uhr nahmen Radfahrer, Leichtathleten, Wanderer, Turner, Ringer, Boxer und Jiu-Jitsu-Kämpfer teil.
20. 03. Wilhelm Furtwängler wird als Nachfolger des verstorbenen Arthur Nikisch Chefdirigent des Berliner Philharmonischen Orchesters.
20. 03. Friedrich Karl Albrecht Penck hält in der Sitzung der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin einen Vortrag »Über die jüngsten Hebungen der Alpen«.
23. 03. Durch einen Erlaß wird die Städtische Maschinenbauschule zu Berlin nach den Vorschriften des preußischen Handelsministers als staatlich anerkannte Maschinenbauschule geführt.
26. 03. Der Arzt und Sexualforscher Alfred Blaschke, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtskrankheiten, stirbt in Berlin.
29. 03. Der Reichsverkehrsminister bestätigt den Ingenieur Wilhelm Hoff als alleinigen Vorstand der Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin.
30. 03. Eine neue Vergnügungssteuerordnung tritt in Kraft. Sie war sehr umstritten und mußte vor ihrer Endfassung zehnmal neu formuliert werden.
31. 03. Der Physiker Prof. Emil Gabriel Warburg scheidet aus seinem Amt als Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt in Berlin aus.
01. 04. Die Berliner Städtischen Wasserwerke (WASSAG) werden gegründet. Sie versorgten 1925 bereits drei Viertel der Bevölkerung der Stadt.
01. 04. Die I. Berliner Schulzahnklinik in der Brandenburger Straße 78-79 geht in die Verwaltung des Bezirksamtes Kreuzberg über und erhält den Namen »Schulzahnklinik Kreuzberg«.
01. 04. Die Städtischen Elektrizitätswerke (StEW) schließen mit der Elektrowerke Aktiengesellschaft (Ewag) ein neues Stromlieferungsabkommen ab. Es konnten Fremdleistungen bis 70 000 kW in Anspruch genommen werden. Die Laufzeit des Vertrages betrug zehn Jahre.
01. 04. Der Physiko-Chemiker Prof. Walther Hermann Nernst wird zum Präsidenten der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt ernannt.
02. 04. Im Hugenberg-Konzern erscheint die erste Ausgabe der »Berliner Illustrierten Nachtausgabe«.
02. 04. Im Reichstagsgebäude wird in Anwesenheit von etwa 100 Personen die Konferenz der Vertreter der Exekutiven der drei Internationalen von sozialistischen Parteien eröffnet.
03. 04. Zwischen einer russischen Delegation unter G. Tschitscherin und Reichsaußenminister W. Rathenau finden in Rapallo Verhandlungen statt. Die alte russische Botschaft Unter den Linden wurde u.a. der Berliner Sowjetvertretung wieder zur Verfügung gestellt.
20. 04. Auf einer Massendemonstration im Lustgarten spricht Wilhelm Pieck (KPD) über den Rapallovertrag.
23. 04. In dem der jüdischen Synagoge in der Rykestraße 53 vorgelagerten dreigeschossigen Gebäude eröffnet der Jüdische Schulverein e.V. eine zweistufige private Volksschule.
25. 04. Die Stadt Berlin erteilt der AG für Reklame die Konzession, Reklametafeln an Straßenbeleuchtungsmasten und an Pfosten für Straßenschilder anzubringen. Diese Art Werbung stieß jedoch bei der Bevölkerung auf keine große Zustimmung.
02. 05. Im Blauen Saal des Berliner Sportpalastes wird um 12.00 Uhr Jack Dempsey, Box-Weltmeister im Schwergewicht, von den Sportkreisen und der Presse Berlins willkommen geheißen. Dempsey erklärte, er würde wiederkommen und sich in einem Berliner Ring zeigen.
03. 05. Dr. Woldstedt spricht in der Sitzung der Deutschen Geologischen Gesellschaft zu Berlin über »Studien an Rinnen und Sanderflächen in Norddeutschland«.
05. 05. Die historische Tragödie »Napoleon oder die Hundert Tage« von Christian Dietrich Grabbe hat am Staatlichen Schauspielhaus Berlin Premiere.
08. 05. Auf dem Friedhof Wilmersdorf in der Berliner Straße wird das im Jahre 1919 als Notstandsarbeit begonnene Krematorium vollendet und drei Tage später eröffnet. Architekt war der Stadtbaurat Otto Herrnring.
11. 05. Auf dem Friedhof in der Berliner Straße (Wilmersdorf) wird das dritte Krematorium in Berlin eröffnet.
12. 05. Der Botaniker Prof. Hugo Wilhelm Conwentz stirbt in Berlin-Schöneberg. Conwentz gilt als Begründer des deutschen Naturschutzes. Er leitete u.a. als Staatlicher Kommissar die Staatliche Stelle für Naturdenkmalspflege in Preußen.
17. 05. Bei der Redaktion der »Chemischen Berichte« geht eine Veröffentlichung des Berliner Chemikers Prof. Ernst Otto Beckmann und Mitarbeitern ein, die sich mit der »Beckmannschen Umlagerung« beschäftigt.
19. 05. Anläßlich des 75. Stiftungsfestes des akademischen Vereins »Hütte« findet eine Festversammlung im Hüttenhaus in der Bachstraße 9 (Tiergarten) und ein Kommers im Marmorsaal des Zoologischen Gartens statt.
20. 05. Die Station »Neu-Westend« (Charlottenburg) wird als 47. Berliner U-Bahnhof in Betrieb genommen.
01. 06. In der Stadt findet eine Schweinezählung statt.
01. 06. Ein Magistratsbeschluß begründet die »Städtische Maschinenbauschule zu Berlin«.
07. 06. Der Physiker Arthur Korn, der schon seit etwa 1905 Bildfunksysteme entwickelte, unternimmt erstmals den Versuch, drahtlos Bilder von Berlin in die USA zu übertragen.
15. 06. Vom Bezirksamt Wedding wird die »Wassersportplatz Plötzensee Gemeinnützige G.m.b.H.« gegründet.
16. 06. In der Sitzung der naturwissenschaftlich-mathematischen Klasse der Akademie der Wissenschaften spricht Max von Laue über »Einige Fragen der allgemeinen Relativitätstheorie«.
18. 06. Auf dem 104. Stiftungsfest der »Berliner Burschenschaft Arminia« wird eine Bronzetafel für die im Krieg gefallenen »Arminen« eingeweiht.
18. 06. Im Deutschen Stadion (Charlottenburg) beginnen die ersten »Deutschen Kampfspiele«. Sie waren eine Art »Nationales Olympia«, da Deutschland an den Olympischen Spielen erst 1928 wieder teilnehmen durfte.
21. 06. In Schöneberg wird mit dem Bau der Siedlung Ceciliengärten begonnen. Bauherr war die Wohnstätten-Gesellschaft mbH Berlin. Von den 215 geschaffenen Wohnungen wurden dem Wohnungsamt Schöneberg 53 zur Verfügung gestellt.
22. 06. In Berlin stirbt Prof. Walter Haack, Leiter der Maschinentechnischen Abteilung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin.
22. 06. Im Rahmen eines großen Volksfestes wird die Eröffnung des Volksparks Rehberge im »grünen Wedding« gefeiert. Er war zur Nutzung als Spiel-, Sport- und Volkspark vorgesehen.
24. 06. Außenminister Walther Rathenau fällt einem Attentat zum Opfer. Angehörige der Terrororganisation »Consul« ermordeten ihn in Grunewald auf einer Fahrt im offenen Wagen von seiner Villa ins Auswärtige Amt durch Pistolenschüsse und eine Handgranate.
25. 06. Im jüdischen Logenhaus in der Kleiststraße (Schöneberg) wird durch einstimmigen Beschluß einer Vertretertagung der preußischen Synagogengemeinden der »Preußische Landesverband jüdischer Gemeinden« (PLV) gegründet.
25. 06. Im Berliner Lustgarten kommt es aus Protest gegen die Ermordung von Außenminister Walther Rathenau am 24. Juni zu einer Massendemonstration.
26. 06. Die Verkehrsdeputation faßt den Beschluß, der Bildung einer Gesellschaft für die Bewirtschaftung der Berliner Häfen grundsätzlich zuzustimmen.
27. 06. Ein Verkehrsunglück auf der Ringbahn in der Nähe des Bahnhofs Schönhauser Allee fordert 40 Tote und 50 Schwerverletzte.
01. 07. Die Technische Hochschule zu Berlin wird in vier Fakultäten unterteilt: I. Fakultät für allgemeine Wissenschaften, II. Fakultät für Bauwesen, III. Fakultät für Maschinenwirtschaft, IV. Fakultät für Stoffwirtschaft.
01. 07. Dr. Friedrich Glum wird zum ersten hauptamtlichen Generalsekretär der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ernannt. Er führte den Titel »Direktor in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft«.
01. 07. Der Physiker Georg Gehlhoff beginnt seine Tätigkeit bei der Osram GmbH Berlin. Gehlhoff übernahm mit den bisherigen Direktoren Vincenz Krebs und F. Weckerle die Leitung des Werkes.
01. 07. Hellmut Späth, der Urenkel des Firmengründers Christoph Späth, begeht sein zehnjähriges Jubiläum als Geschäftsinhaber der Berliner Gartenbaufirma L. Späth.
01. 07. Der Direktor des Kraftwerks Steglitz, Dipl.-Ing. Martin Rehmer, tritt als kaufmännischer Leiter in die »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« (StEW) ein.
03. 07. Auf den Publizisten Maximilian Harden, der seit 1892 die Wochenschrift »Die Zukunft« herausgibt, wird vor seinem Haus in der Wernerstraße 16 (Wilmersdorf) von rechtsradikalen Kreisen ein antisemitischer Anschlag verübt. Harden überlebte schwerverletzt.
06. 07. An der meteorologischen Station auf dem Gelände der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem werden 35,5°C gemessen. Das war das absolute Maximum der Lufttemperatur für den Zeitraum 1908 bis 1924.
09. 07. Ernst Tollers Drama »Die Maschinenstürmer« wird in der Regie von Karl Heinz Martin im Großen Schauspielhaus am Schiffbauerdamm (Mitte) uraufgeführt. Das Bühnenbild war von John Heartfield.
10. 07. Der Polizeipräsident erläßt eine Polizeiverordnung »betreffend Theatervorstellungen, musikalische, deklamatorische oder Tanzaufführungen, Ausstellungen, Basare, Tanzlustbarkeiten, Ring- und Boxkämpfe, Schaustellungen und ähnliche Veranstaltungen«.
17. 07. Der Physiker Prof. Heinrich Rubens, Direktor des Physikalischen Instituts an der Berliner Universität, stirbt in Berlin. Rubens arbeitete insbesondere auf dem Gebiet der Ultrarotforschung.
22. 07. Die Max-Eyth-Schule wird als viersemestrige Maschinenbauschule von Technikern in Tageskursen eingeführt. Sie war im April 1921 in die Ingenieurschule Beuth verlegt worden und dem Direktor der Beuth-Schule unterstellt worden.
25. 07. Die Stadt Berlin erteilt der Firma Heinrichs & Klander das Recht, 50 Uhren-Reklamesäulen aufzustellen. Diese ersetzten in der Folgezeit die veralteten Urania-Uhren.
26. 07. Die Deputation für Ernährungswesen beim Magistrat organisiert als eine Art Werbeveranstaltung einen großen Fischverkauf in Berlin.
28. 07. Eine Polizeiverordnung sperrt die Wege des Grunewaldes für den Verkehr mit Kraftfahrzeugen.
28. 07. In Berlin wird die Filmorganisation Aufbau-Industrie und Handels AG der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH) gegründet. Die wesentlichste Aufgabe der IAH bestand im Verleih sowjetischer Filme.
28. 07. In der Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften liest Walther Nernst über »Das Alter der Fixsterne«.
29. 07. Das im Zusammenhang mit der Neuordnung der Verwaltung in der neuen Stadtgemeinde Berlin geschaffene »Gesetz zur Erhaltung des Baumbestandes und Freigabe von Uferwegen im Interesse der Volksgesundheit« wird erlassen.
30. 07. Im Berliner Sportpalast findet bis zum 1. August eine Schuhmesse des Vereins der Schuhhandelsvertreter für Groß-Berlin statt. Die Messe ersparte den Vertretern Reisekosten, die infolge der Wirtschaftskrise und Teuerungen zu hoch geworden waren.
30. 07. Der Aktionsausschuß »Nie wieder Krieg« veranstaltet im Lustgarten eine Friedensdemonstration. 30 Redner hielten Ansprachen, darunter auch der Schriftsteller und Publizist Kurt Tucholsky. Anwesend war auch die Tochter des Fürsten Kropotkin.
01. 08. In Berlin wird der deutsche Wirtschafts-Rundfunk, der erste Rundfunk, der mit Gebühren arbeitete, in Betrieb genommen. Die Teilnehmer konnten die Geräte nur mieten.
05. 08. Im Berliner Sportpalast findet bis zum 13.8. die »3. Musik-Fachausstellung« des Zentralverbandes der Deutschen Tonkünstler und Tonkünstlervereine statt. Die Begrüßungsrede hielt Verbandsvorsitzender Arnold Ebel. Firmen stellten ihre Musikinstrumente vor.
10. 08. Der österreichische Elektrotechniker Gisbert Kapp stirbt in Birmingham. Kapp war nach einer Tätigkeit in der Industrie bis 1905 Privatgelehrter in Berlin.
18. 08. Erstmalig in Deutschland wird in Berlin ein Internationaler Telegraphistenwettstreit eröffnet. Die Teilnehmer kamen aus Dänemark, Italien, Jugoslawien, Norwegen, Österreich, Sowjetrußland, Schweden, Spanien und der Tschechei.
27. 08. Im Versorgungsbereich der »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« (StEW) wird das Zulassungswesen für Elektroinstallateure eingeführt.
28. 08. Die Städtischen Elektrizitätswerke übernehmen das Elektrizitätswerk Weißensee.
01. 09. Das neue Gebäude des Instituts für Faserforschung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in Berlin-Dahlem wird eröffnet.
04. 09. Ernst Hermann von Dryander, letzter kaiserlicher Oberhof- und Domprediger, stirbt im 80. Lebensjahr in Berlin.
12. 09. Im Rahmen der Ausstellung »Sparsame Hauswirtschaft« vom 12. bis 17. September im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet bis zum 13. September die Herbsttagung des Verbandes Deutscher Hausfrauenvereine statt.
15. 09. Der »Ortsausschuß für Leibesübungen und Jugendpflege im Bezirk Tiergarten« wird gegründet. 1924 umfaßte er bereits 65 Vereine aller politischen Richtungen mit 11 249 Mitgliedern.
17. 09. Im »Alhambra-Lichtspieltheater am Kurfürstendamm findet die Premiere des »sprechenden« Films (Tonfilm) »Der Brandstifter« statt. Die »Vossische Zeitung« kommentierte begeistert: »Die Stimme steigt aus der Brust eines leibhaftigen Menschen auf.
17. 09. In Frohnau wird nach einer kurzen Enthüllungsfeier ein Gefallenendenkmal eingeweiht. In den Nachbarorten waren Gesuche zur Aufstellung eines solchen Denkmals auf einem öffentlichen Platz abgelehnt worden.
25. 09. In Berlin beginnt der dreitägige VII. Internationale psychoanalytische Kongreß unter dem Vorsitz von Sigmund Freud.
01. 10. Der Meteorologe Gustav Hellmann legt 68jährig sein Amt als ordentlicher Universitätsprofessor nieder und tritt auch von der Leitung des Meteorologischen Institutes in Berlin zurück.
01. 10. Das Bezirksamt Pankow löst die im Oktober 1920 und Ostern 1921 an der Bucher Schule eingerichteten Mittelschulklassen wieder auf.
01. 10. Die Röntgenabteilung der Photographischen Lehranstalt des 1866 in Berlin gegründeten Lette-Vereins wird als Krankenkasseninstitut genehmigt.
01. 10. Der Schriftsteller Thomas Mann hält im Beethovensaal in der Köthener Straße (Kreuzberg) eine Rede. In seinem vor allem an die akademische Jugend gerichteten Appell warb er für die Republik, für Demokratie und Humanität.
10. 10. Gegen den Schriftsteller Carl Einstein und seinen Verleger Ernst Rowohlt beginnt vor dem Moabiter Landgericht ein Prozeß wegen Gotteslästerung im Zusammenhang mit der 1921 veröffentlichten Szenenfolge »Die schlimme Botschaft«.
11. 10. Erstmals wird in der Berliner »Urania«, einer Bildungsgesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse, ein wissenschaftlicher Film vorgeführt. Er behandelte die Entstehungsgeschichte des Menschen.
15. 10. Im Bezirk Friedrichshain wird für die Schlichtung von Arbeitsstreitigkeiten der Hausangestellten eine Schlichtungskommission geschaffen.
15. 10. Anläßlich der in Berlin stattfindenden Tagung des Bundes Freiheit und Ordnung kommt es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Teilnehmern und kommunistischen Gegendemonstranten.
16. 10. Die Förderung von Abwässern zum Rieselbetrieb Birkholz wird eingestellt. Die Abwässer wurden nunmehr zu den Rieselfeldern Falkenberg und Malchow geleitet.
17. 10. Die Redaktionsmitglieder der kommunistischen Tageszeitung »Die Rote Fahne« werden unter dem Verdacht verhaftet, zu den Anstiftern der Unruhen vom 15. Oktober vor dem Berliner Zirkus Busch gehört zu haben.
17. 10. Mit dem Preußischen Gewerbe- und Handelslehrer-Diensteinkommensgesetz wird in Berlin für die bisherigen »Fortbildungsschulen« die Bezeichnung »Berufsschulen« eingeführt.
19. 10. Der Magistrat beschließt die Gründung der Berliner Stadtgüter GmbH. Die Gesellschaft wurde am 5. April 1923 handelsgerichtlich eingetragen.
21. 10. An der meteorologischen Station der Höheren Gärtnerlehranstalt Dahlem wird an diesem Tag Schneefall beobachtet, das war der früheste im Beobachtungszeitraum 1908 bis 1924.
25. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden die Eröffnungsrennen der Wintersaison statt. Adolf Huschke gewann u.a. den Dreierkampf, bestehend aus 10-Runden-Fahren, Verfolgungs- und 20-Runden-Fahren.
29. 10. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet das Hallensportfest des Arbeiter-Turn- und Sportvereins »Fichte« statt. Den Abschluß von Turn- und Leichtathletik-Wettbewerben bildeten Massenpyramiden von Männern, Turnerinnen, Jugendlichen und Kindern.
31. 10. Das Gemeindeleihamt in Weißensee wird geschlossen, da es kaum noch genutzt wurde.
31. 10. Die Physikerin Lise Meitner hält ihre Antrittsvorlesung »Die Bedeutung der Radioaktivität für kosmische Prozesse« an der Berliner Universität.
01. 11. Das gesamte Feuerlöschwesen der Stadt wird zentralisiert und dem Zentralamt der Feuerwehr unterstellt.
01. 11. In Neukölln muß wie in anderen Verwaltungsbezirken Berlins aufgrund der entstandenen Notlage die Volksspeisung als Massenspeisung wieder eingeführt werden.
02. 11. In Berlin wird im Auftrag der Reichsregierung eine internationale Währungskonferenz zur Stabilisierung der Mark abgehalten.
04. 11. Der Mediziner Hermann Carl Albert Gutzmann stirbt in Berlin-Lichterfelde. Gutzmann errichtete 1891 ein Ambulatorium für Sprach- und Stimmstörungen, das 1912 an die Hals-Nasen-Klinik der Charité angegliedert wurde. Er hatte über 300 Arbeiten publiziert.
10. 11. Das Drama »Macbeth« von William Shakespeare hat im Staatlichen Schauspielhaus (Gendarmenmarkt, Mitte) in der Regie von Leopold Jessner eine vielbeachtete Premiere.
12. 11. Ein Großbrand in der Halle A des Kabel- und Metallwerkes der Siemens-Schuckert-Werke an der Gartenfelder Straße (Spandau) vernichtet mehr als ein Viertel der gesamten Kapazität.
12. 11. Die deutsche Tänzerin Valeska Gert (Gertrud Valeska Samosch) löst bei ihrem Gastspiel im Berliner Schwechtensaal unter dem Publikum nicht nur Begeisterung, sondern auch massive Proteste aus. Man warf der exzentrischen Künstlerin Schamlosigkeit vor.
13. 11. In Zehlendorf wird in den Räumen der früheren Kriegsküche in der Schönower Straße 8 eine Einrichtung zur Winterspeisung für Erwachsene eröffnet.
19. 11. Als »Großdeutsche Arbeiterpartei« formiert sich in der Yorckstraße 90 (Kreuzberg) eine erste Ortsgruppe der NSDAP. Sie wurde am 10. Januar 1923 verboten.
21. 11. Die »Städtischen Elektrizitätswerke Berlin« (StEW) schließen mit der »Berliner Nord-Süd-Bahn- Aktiengesellschaft« einen Stromlieferungsvertrag ab. Die erste Bahnstromlieferung erfolgte am 1. Januar 1923.
21. 11. In der Galerie der von Herwarth Walden geleiteten Zeitschrift »Der Sturm« veranstaltet der ungarische Schriftsteller und Maler Lajos Kassák einen Literaturabend der ungarischen avantgardistischen Zeitschrift »MA« (Heute).
22. 11. Der Hautarzt und Mitbegründer der Sexualwissenschaft Iwan Bloch stirbt in Berlin. Unter dem Pseudonym E. Dührsen publizierte er über Syphilis, Prostitution und über den Marquis de Sade. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde Berlin.
23. 11. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt eine Satzung für das Nachrichtenwesen der Stadt Berlin. Darin wurden die Aufgaben des Nachrichtenamtes geregelt.
25. 11. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden Radrennen statt. Das Mannschaftsfahren gewannen Hahn/Oskar Tietz (Deutschland) vor Beets/Kolles (Niederlande) und Carli/Rizetto (Italien).
27. 11. Die Firmen Carl J. Busch & Co. m.b.H. und Schenker & Co. übergeben das erste Angebot zur Bewirtschaftung der Berliner Häfen. Dieses Konsortium unterbreitete dem Magistrat einen Mantelvertrag, einen Erbbauvertrag und einen Pachtvertrag.
28. 11. Für den Japanausschuß der »Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« werden Richtlinien für seine Tätigkeit aufgestellt. Dem Japanausschuß gehörten u.a. Fritz Hahn, Max Planck und Otto Hahn an.
01. 12. Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) finden Kämpfe im Jiu-Jitsu statt. Erich Rahn (Berlin) gewann die Deutsche Meisterschaft gegen Hans Reuter (München).
01. 12. Das Bezirksamt Spandau übernimmt die Einziehung der Standgelder von den 130 Ständen auf dem Markt und den 64 Ständen auf dem Lutherplatz von dem bisherigen Privatunternehmer.
02. 12. Die Polizeiverordnung vom 15. März 1902, »betreffend den Verkehr mit Milch«, erhält Gültigkeit für das gesamte Gebiet der am 1. Oktober 1920 gebildeten neuen Stadtgemeinde Groß-Berlin.
05. 12. Auf der 9. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft wird der Neubau des Instituts für Faserstoffchemie in Anwesenheit von Reichspräsident Friedrich Ebert eingeweiht.
06. 12. Auf Beschluß des Magistrats beginnt eine Lebensmittelverteilung an Minderbemittelte.
15. 12. Die Firma Borsig verpflichtet sich in einem Vertrag mit der Stadt, einen breiten Damm durch den Tegeler See zu errichten und eine öffentliche Badeanstalt anzulegen. Dafür wurden der Firma Straßenabschnitte überlassen, die auf dem Borsig-Gelände lagen.
16. 12. Im Berliner Sportpalast findet eine Werbeveranstaltung der Sportverbände für die »Unterstützung der gesamten Jugendbewegung« statt. Neben anderen Referenten sprach auch Carl Diem, der Vorsitzende der Deutschen Sportbehörde für Leichtathletik.
18. 12. Der Berliner Generalstaatsanwalt teilt dem preußischen Kultusminister die Beschlagnahme der Bildsammlung »Ecce homo« von George Grosz mit. Mehrere Abbildungen wurden als »grob unzüchtig« oder »unzüchtig« bezeichnet.
25. 12. Auf ihrem Kongreß in Berlin gründen Vertreter anarchosyndikalistischer Organisationen aus 13 Ländern die Internationale Arbeiter-Assoziation (Berliner Internationale). Ihr Ziel war eine Ordnung »sich selbst verwaltender Produzenten«.
27. 12. Vom Flugplatz Staaken (Spandau) startet ein einmotoriger Eindecker der Deutschen Luft-Reederei (DLR) vom Typ »Dornier Komet II«, die D 223, zum ersten Flug einer deutschen Verkehrsmaschine nach England.

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