01. 01. |
Bei einem Brand des Böhmischen Brauhauses (Friedrichshain) brennt der Dachstuhl ab. Während der Dachstuhl brannte und die Feuerwehr mit
dem Löschen beschäftigte war, wurde im Festsaal weiter gefeiert.
|
01. 01. |
Der Ingenieur Wilhelm Hoff, stellvertretender Direktor der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), wird mit der Leitung der DVL beauftragt.
|
01. 01. |
Die Anzeigensteuer tritt in Kraft.
|
01. 01. |
Der Teuerungszuschlag für elektrischen Niederspannungsstrom hat 300 % erreicht.
|
03. 01. |
Auf Anordnung der Schulaufsichtsbehörde wird der Schulbeginn im Raum des zukünftigen Groß-Berlin einheitlich auf den 19. Januar
1920 festgelegt.
|
04. 01. |
Der Mieterverband Groß-Berlin ruft zu einer Versammlung im Lustgarten auf. An der Versammlung nahmen 12 000 bis
15 000 Menschen teil. Es wurde eine Entschließung angenommen, die u.a. die restlose Durchführung des neuen Wohnungsgesetzes forderte.
|
04. 01. |
Der einstige Burenkommandant Koos Joosk hält bei einer Sitzung des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, Zweigverband
Friedrichstadt, bei Schultheiß, Neue Jacobstraße 24/25, einen Vortrag über »Deutschlands und Englands Kulturarbeit«.
|
05. 01. |
In der 1. Sitzung des Reichsbeirates wird Klage geführt, weil seit zwei Jahren der größte Teil der städtischen
Hallenschwimmbäder wegen Kohlennot geschlossen blieb.
|
05. 01. |
Die »Berliner Burschenschaft Arminia« hat zu diesem Zeitpunkt »am Ort« als Mitglieder 20 »Aktive« und
17 »Inaktive«. Auswärts studierten 24 »Inaktive«.
|
09. 01. |
Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin führt, nach Anhörung eines Sachverständigenausschusses, mit den
Vorsitzenden der Mieteingangsämter eine Beratung über Mietzinssteigerungen.
|
09. 01. |
Das Reichsverkehrsministerium wird neu eingerichtet. Der Berliner Bauingenieur Gottwalt Schaper erhielt das Referat für Brücken- und
Ingenieurhochbau.
|
10. 01. |
Der 1866 in Berlin gegründete Lette-Verein erhält durch einen Ministerial-Erlaß die Genehmigung, Gewerbelehrerinnen für
Berufsschulen auszubilden.
|
10. 01. |
Das Deutsche Opernhaus, Bismarckstraße (Charlottenburg), veranstaltet auf den gesamten Freiflächen des Berliner Zoologischen Gartens
einen Opernball.
|
10. 01. |
Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin tagt unter dem Vorsitz des Berliner Oberbürgermeisters Adolf Wermuth, um
eine Regierungsverordnung über die Festsetzung von Höchstmieten zu beraten.
|
11. 01. |
Im Zentralverband der Angestellten finden Delegiertenwahlen statt. Sie endeten mit einer Niederlage der Unabhängigen Sozialdemokraten.
|
11. 01. |
Die Omnibuslinie A 25 »Koloniestraße/Ecke Christianiastraße - Breitenbachplatz« wird mit einer Strecke von
15,4 km in Betrieb genommen.
|
12. 01. |
Leitungsschäden, verursacht durch orkanartige Stürme, und eine hohe Zahl von Grippeerkrankungen (650 Krankheitsfälle)
führen im Berliner Haupttelegrafenamt zu erheblichen Betriebsstörungen.
|
13. 01. |
Die für den 15. Januar 1920 angekündigten öffentlichen Versammlungen und Gedächtnisfeiern der Unabhängigen
Sozialdemokraten und der Kommunisten zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden verboten.
|
13. 01. |
Der Polizeipräsident für Berlin, Eugen Ernst, wird vom Reichswehrminister Gustav Noske zum Zivilkommissar bestellt.
|
13. 01. |
Bei einer Demonstration vor dem Reichstagsgebäude (Tiergarten) gegen Änderungen des Betriebsrätegesetzes, über das in zweiter
Lesung entschieden werden soll, schießt die Reichstagswache in die Menge. Es wurden 42 Personen getötet und 105 verletzt.
|
13. 01. |
Der Reichswehrminister Gustav Noske verbietet für den Landespolizeibezirk Berlin, den Stadtkreis Spandau und die Landkreise Teltow und
Niederbarnim alle Versammlungen in nichtgeschlossenen Räumen, ferner Umzüge und Ansammlungen von Menschenmengen.
|
13. 01. |
Auf der Tagesordnung der Sitzung der Deutschen Nationalversammlung im Berliner Reichstagsgebäude steht die 2. Beratung des
Betriebsrätegesetzes. Aus allen Stadtteilen kamen Züge von Arbeitern in den Tiergarten, die die Änderung des Gesetzes forderten.
|
13. 01. |
Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin beschließt eine Verbandsverordnung über Mietzinssteigerungen. Als
Höchstgrenze für Mietzinssteigerungen wurde allgemein ein Zuschlag von 20 % zur Miete des Jahres 1914 erlaubt.
|
13. 01. |
Der Reichspräsident Friedrich Ebert erläßt mit Ausnahme von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden und die von ihnen
umschlossenen Gebiete den Ausnahmezustand.
|
13. 01. |
Der Reichswehrminister Gustav Noske übernimmt aufgrund der Verfügung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert persönlich die
Ausübung der vollziehenden Gewalt für Berlin und die Mark Brandenburg ohne Übertragung an einen besonderen Militärbefehlshaber.
|
14. 01. |
Auf der 136. Sitzung der Deutschen Nationalversammlung in Berlin steht erneut die 2. Lesung des Betriebsrätegesetzes auf der Tagesordnung.
Bei Zusammenstößen zwischen Militär und Demonstranten gegen das Gesetz waren am Vortag 42 Tote zu beklagen.
|
17. 01. |
In der Aula der Gemeindeschule Greifenhagener Straße 20 (Prenzlauer Berg) wird eine städtische Wanderausstellung, die bis zum 5.
März 1920 dauert, eröffnet. Neu war die Auslage ausgewählter Kunstblätter der Reichsdruckerei (Reichsdrucke«).
|
18. 01. |
Auf der 140. Sitzung der Nationalversammlung in Berlin wird das Betriebsrätegesetz angenommen. Die namentliche Abstimmung ergab
213 Stimmen für und 64 Stimmen gegen das Gesetz.
|
18. 01. |
Die 42 Todesopfer der Demonstration am 13. Januar gegen das Betriebsrätegesetz, die Sicherheitswehr hatte vor dem Reichstag in die
Menge geschossen, werden auf dem Friedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Die Gedenkrede hielt Wilhelm Pieck (KPD).
|
21. 01. |
Der Verein großstädtischer Zeitungsverleger teilt mit, daß zum 1. Februar 1920 eine über den üblichen Rahmen
erheblich hinausgehende Bezugspreiserhöhung eingeführt wird.
|
22. 01. |
In dem vorgelegten Vergleich der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Hause Hohenzollern werden dem Haus
Hohenzollern die Kronjuwelen zugesprochen.
|
22. 01. |
In der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Hause Hohenzollern kommt es zum Vergleich. Dabei wurden u.a.
das Berliner Stadtschloß, das Jagdschloß Grunewald und Theater in Berlin und anderen Städten verstaatlicht.
|
24. 01. |
Das Statistische Amt der Stadt Berlin gibt das Ergebnis der Volkszählung vom 8. Oktober 1919 bekannt. Gegenüber der letzten
Zählung nahm die Zahl der männlichen Personen um 34 051 (3,01 %) ab und die der weiblichen Personen um 128 840 (6,39 %) zu.
|
24. 01. |
Eine Bezugspreiserhöhung von Zeitungen mit Wirkung vom 1. Februar 1920 wird bekanntgegeben. Pro Monat kosteten z.B. die Vossische
Zeitung 7,50 Mark statt 5,50 Mark, die Berliner Morgenpost 4,35 Mark statt 3,25 Mark.
|
25. 01. |
Die von der Betriebsorganisation der USPD angekündigten acht Protestversammlungen gegen das Betriebsrätegesetz in Berlin werden vom
Polizeipräsidium im Einverständnis mit dem Reichswehrminister Gustav Noske verboten.
|
26. 01. |
Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird bei einem Attentat vor dem Kriminalgericht in Moabit an Arm und Schulter verwundet.
|
26. 01. |
Die Schulgeldsätze, die ab 1. April 1920 gelten sollen, werden nach Beschluß des Magistrats bekanntgegeben: 240 Mark
für Vollanstalten, einschließlich Lyzeen und Vorschulklassen, 160 Mark für Realschulen und 120 Mark für Mädchen-Mittelschulen.
|
30. 01. |
Das Seminar für Gewerbelehrerinnen aller Fachrichtungen und für Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen im Lette-Verein wird
wiedereröffnet, nachdem es laut ministeriellem Erlaß im Februar 1917 geschlossen worden war.
|
31. 01. |
In der Berliner Damenkonfektion streiken die Schneiderinnen und Schneider sowie die Zuarbeiterinnen.
|
01. 02. |
Der Ausschuß zur Gründung des Mieterverbandes im preußischen Staatsgebiet beruft eine Versammlung der Delegierten aller in
Preußen bestehenden Mieterverbände nach Berlin ein.
|
01. 02. |
Die Ausstellung landwirtschaftlicher Trockenerzeugnisse anläßlich der Landwirtschaflichen Woche in den Räumlichkeiten des
Lehrervereins zu Berlin, Alexanderplatz (Mitte), wird für den 19. Februar 1920 angekündigt.
|
01. 02. |
Durch Beamte der Sicherheitspolizei wird eine kommunistische Versammlung im Restaurant Parkschloß in der Jungfernheide aufglöst. An
der Zusammenkunft hatten 130 Männer und acht Frauen teilgenommen.
|
01. 02. |
Die Angestellten der Straßenbahnen entfernen gegen den Willen ihrer Direktion die an den Mützen angebrachten Nummern, da »das
Tragen von Nummernabzeichen eines freien Bürgers der Republik nicht würdig sei«.
|
04. 02. |
Mitglieder des Bundes Deutscher Bodenreformer beschließen in den Prachtsälen des Ostens, eine Ortsgruppe für den Berliner Osten
zu gründen. Die Gründungsversammlung sollte am 18. Februar in der Frankfurter Allee/Niederbarnimstraße stattfinden.
|
07. 02. |
In der »Neuen Welt« in der Hasenheide findet eine Versammlung von Metallarbeitern, die der SPD angehören, statt. Es nahmen
über 3 000 Personen an der Versammlung teil.
|
07. 02. |
Es wird bekanntgegeben, daß die Zeitungen »Freiheit« und »Die Rote Fahne« ab Montag abend, dem 9. Februar 1920, wieder
erscheinen können. Sie waren unter der Ausnahmeverordnung vom 13. Januar verboten worden.
|
08. 02. |
Die SPD veranstaltet im Roten Rathaus eine Konferenz von Vertretern ihrer Partei aus jenen Städten und Gemeinden, die demnächst zur
vergrößerten Stadtgemeinde Berlin gehören sollen.
|
08. 02. |
Es wird bekanntgegeben, daß ab 9. Februar 1920 nur noch 1 900 Gramm Gebäck von den Brotkarten entnommen werden
dürfen. Der Preis für ein Großbrot von 1 900 Gramm betrug 2,24 Mark. Eine Schrippe kostete sieben Pfennig.
|
08. 02. |
Der Brandenburgische Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei beschließt eine Entrüstungskundgebung gegen die von den Alliierten
geforderte Auslieferung von über 800 deutschen Kriegsverbrechern.
|
09. 02. |
In der Woche vom 9. bis 15. Februar wird auf die Reichsfleischkarte zur Hälfte gefrorenes oder gepökeltes Schweinefleisch, zur anderen
Hälfte amerikanischer Speck ausgegeben. Ein Pfund Schweinefleisch kostete 6,44 Mark.
|
09. 02. |
Der Astronom Karl Hermann Struve, Leiter der Berliner Sternwarte, gerät zwischen zwei aneinander vorbeifahrende Straßenbahnen und
zieht sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zu.
|
09. 02. |
Es wird bekanntgegeben, daß Kinder, die zwischen dem 1. Dezember 1908 und dem 30. November 1911 geboren wurden, einmalig eine
Dose Malzextrakt zum Preis von 2,60 Mark auf besondere Bezugsscheine erhalten.
|
10. 02. |
Dr. Kassner hält an der Universität Berlin auf Veranlassung der Vereinigung der Bodenreformer an den deutschen Hochschulen einen
Vortrag zum Thema »Steuergerechtigkeiten«.
|
11. 02. |
Der Lebensmittelverband Groß-Berlin gibt bekannt, daß die Brot- und Mehlpreise erhöht werden. Ein Groß-Brot von
1 900 Gramm kostete 2,56 Mark, ein Klein-Brot von 1 600 Gramm kostete 2,40 Mark und ein Pfund Weizenmehl kostete 76 Pfennig.
|
19. 02. |
Reichswehrminister Gustav Noske ordnet für Berlin und die Provinz Brandenburg an, daß Anlagen und Einrichtungen zur Erzeugung,
Bearbeitung und Verteilung von Lebensmitteln als lebenswichtige Betriebe anzusehen sind. Störungen (Streiks) wurden geahndet.
|
19. 02. |
An der Berliner Universität beginnen die Neuwahlen der Studentenvertretungen. An den Wahlen beteiligten sich 6 272 Studenten.
|
20. 02. |
Der Verein der Berliner Kaffeehausbesitzer berät über die neue Lustbarkeitssteuer.
|
21. 02. |
Der Physiker Wilhelm Wien hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften einen Vortrag zum Thema »Über die Beziehungen
der Physik zu den anderen Wissenschaften«.
|
23. 02. |
In der 119. Sitzung der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung wird die Höchstmietenverordnung beraten. In Groß-Berlin
suchten 80 000 Haushalte eine Wohnung; die Mietsteigerungen betrugen durchschnittlich 80 %.
|
24. 02. |
Der Reichswehrminister Gustav Noske verbietet für Berlin und Brandenburg den Druck und den Vertrieb der Broschüre »Der
Rattenfänger - Revolutionsschieber und ihre Helfer« von Sinclair Upclair, Verlag Deutsch-völkische Buchhandlung.
|
24. 02. |
Der Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird durch den Reichspräsidenten Friedrich Ebert von seinen Dienstgeschäften entbunden. Mit
der Stellvertretung wurde der Unterstaatssekretär Mösle beauftragt.
|
25. 02. |
Auf der 121. Sitzung der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung wird der Antrag des Ausschusses für Bevölkerungspolitik
über die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und die Regelung des Dirnenwesens einstimmig angenommen.
|
26. 02. |
30 Beamte der Sicherheitspolizei führen in einer Speisegaststätte in der Großen Frankfurter Straße
44 (Friedrichshain) eine Razzia durch. Zwölf der 101 Gäste wurden, da sie sich nicht ausweisen konnten, verhaftet. Einbruchswerkzeuge wurden
beschlagnahmt.
|
26. 02. |
Der Chemiker Carl Alexander von Martius stirbt in Stauffenhof bei Bad Reichenhall. Er war 1865 als Assistent von A. W. Hofmann nach Berlin
gekommen. Mit P. Mendelssohn Bartholdy gründete er 1868 in Rummelsburg die Gesellschaft für Anilinfabrikation.
|
26. 02. |
Die Hauptversammlung des Reichsarbeitgeberverbandes der Zigarettenindustrie tagt in Berlin. In ihrer Entschließung lehnte die
Hauptversammlung die vom Reichsfinanzministerium vorgeschlagenen Änderungen des neuen Tabaksteuergesetzes ab.
|
27. 02. |
Auf dem Schlesischen Bahnhof treffen deutsche Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs aus Japan ein.
|
27. 02. |
Der Tarifausschuß der deutschen Buchdrucker beginnt seine Tagung in Berlin, um über die Forderungen der Gehilfenschaft auf weitere
Teuerungszulagen zu beraten.
|
29. 02. |
Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) ordnet in Berlin auf Drängen der Alliierten die Auflösung der Freikorps Ehrhardt und
Löwenfeld an. Der Auflösungsbefehl für die Brigade Ehrhardt wurde Anlaß für den Kapp-Putsch am 13. März 1920.
|
01. 03. |
In der Gemeindeverwaltung Niederschöneweide wird der Achtstundentag eingeführt.
|
02. 03. |
Die sozialdemokratischen Fraktionen der Deutschen Nationalversammlung und der Preußischen Landesversammlung beraten über den Ausgleich
in der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Staat und dem Haus Hohenzollern.
|
03. 03. |
Der Magistratsrat Dr. Henschel stirbt.
|
03. 03. |
In Berliner Großbäckereien wird gestreikt.
|
05. 03. |
Vier Jugendliche dringen in der Nacht in die Kirche Zum Guten Hirten in Friedrichsfelde (Lichtenberg) ein und rauben goldene und silberne
Kirchengeräte.
|
05. 03. |
Die Delegierten und Vertauensleute des Vereins der Berliner Buchdrucker und Schriftsetzer beraten über die Situation bei den
Tarifverhandlungen. Die Unternehmer lehnten den Schlichtungsspruch (Treuezulage 60 Mark Verheiratete, 55 Mark Ledige) ab.
|
06. 03. |
Mehr als 100 Delegierte aus allen Freistaaten treffen sich zu einer zweitägigen Tagung des Deutschen Bauernbundes in Berlin.
|
06. 03. |
Kriminalbeamte des Spielerdezernats der Wucherabteilung des Polizeipäsidiums heben einen »wandernden« Rouletteclub in einer
Privatwohnung in der Nollendorfstraße 37 (Schöneberg) aus.
|
06. 03. |
Im Hotel Adlon kommt es in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zu einem schweren Zusammenstoß zwischen dem Prinzen Joachim Albrecht von
Preußen und anderen Gästen einerseits und drei Mitgliedern der französischen Militärmission.
|
07. 03. |
Der am 3. März 1920 begonnene Streik in einigen Groß-Bäckereien wird beendet. Die Arbeitgeber gingen auf die Forderungen der
Streikenden ein.
|
07. 03. |
Im Berliner Tageblatt erscheint ein Artikel von Prof. Fritz Haber »Die gefährdete Forschungsarbeit«.
|
07. 03. |
Gegner der vorgesehenen Bildung einer großen Stadtgemeinde Berlin führen eine Kundgebung im Festsaal des Charlottenburger Rathauses
durch.
|
07. 03. |
Auf der Pferderennbahn in Mariendorf wird vom Altonaer Rennverein die Saison eröffnet. Es wurde ein Rekordbesuch verzeichnet.
|
08. 03. |
Der Innenminister beauftragt den Polizeipräsidenten, den Sachverhalt vom 6. März im Hotel Adlon festzustellen. Die Festnahme des
Prinzen Joachim Albrecht, der gegen französische Mitarbeiter der Militärkommission handgreiflich wurde, wurde angeordnet.
|
09. 03. |
Der Gutenbergbund, die christlich-nationale Buchdruckergewerkschaft, berät in einer zweitägigen Generalversammlung die Situation im
Tarifstreit mit den Unternehmern.
|
12. 03. |
In der Nacht vom 12. zum 13. März marschieren die in Döbritz untergebrachten Truppenteile der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld in
Berlin ein. Die Reichswehr leistete keinen Widerstand. Damit begann der Kapp-Lüttwitz-Putsch.
|
12. 03. |
Der Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer Ernst Boll stirbt an den Folgen einer Grippe.
|
12. 03. |
Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Faserstoffchemie wird in Berlin-Dahlem eröffnet.
|
12. 03. |
In den Berliner Zoo-Sälen (Charlottenburg) findet der erste Reichskommers der Burschenschaften nach dem Krieg statt. Thema des Abends war
die »deutsche Einheit«.
|
12. 03. |
Am Staatlichen Schauspielhaus, dem ehemaligen Königlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, bringt Leopold Jessner die Inzenierung von Frank
Wedekinds »Der Marquis von Keith« heraus.
|
12. 03. |
Reichspräsident Friedrich Ebert und die meisten Mitglieder des Kabinetts begeben sich nach Dresden und von dort nach Stuttgart.
|
12. 03. |
Generallandschaftsdirektor Dr. Wolfgang Kapp übernimmt als »Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident« die
gesamte Staatsgewalt. General der Infanterie Walther Freiherr von Lüttwitz wurde »Militärischer Oberbefehlshaber und Reichswehrminister«.
|
13. 03. |
Truppenteile der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld besetzen auf Befehl von General Walther Freiherr von Lüttwitz, Befehlshaber des
Reichswehrgruppenkommandos I, das Regierungsviertel im Tiergarten.
|
13. 03. |
Der Reichsbund der Deutschen Technik lädt führende Wissenschaftler und Ministerialbeamte zu einer Sitzung in das Haus der Deutschen
Technik in Berlin ein, um über Rettungsmaßnahmen für die deutsche Wissenschaft zu beraten.
|
13. 03. |
Die Einwohnerwehr von Weißensee, die mit der Kapp-Regierung paktierte, besetzt das Elektrizitätswerk Große-See-Straße und
das Postamt Charlottenburger/Ecke Tassostraße (Weißensee), wo sie ihr Hauptquartier aufschlägt.
|
13. 03. |
Gegen den Kapp-Putsch rufen die Reichsregierung, SPD, USPD und Gewerkschaften zum Generalstreik auf.
|
14. 03. |
Wegen des Generalstreiks der Arbeiterschaft von Berlin gegen den Kapp-Putsch erfolgt in den Berliner Kraftwerken bis zum 22. März
1920 der Einsatz von Technischer Nothilfe und Schülern.
|
14. 03. |
Im Lehrervereinshaus in der Alexanderstraße 41 (Mitte) tagt die Versammlung von Mitgliedern des Bundes Deutscher
Militäranwärter und des Reichswirtschaftsverbandes deutscher derzeitiger und ehemaliger Berufssoldaten.
|
14. 03. |
Die Arbeiterschaft von Berlin tritt in den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Straßenbahnen und Fuhrwerke verkehrten nicht. Wasser- und
Stromversorgung waren unterbrochen. Es erschien keine Zeitung.
|
14. 03. |
Die »Regierung Kapp« ordnet in Berlin an, die Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871 wieder in Kraft zu setzen.
|
14. 03. |
General Walther Freiherr von Lüttwitz verordnet durch eine Bekanntmachung den Arbeitszwang für volkswirtschaftlich wichtige Betriebe
(faktisches Streikverbot).
|
15. 03. |
Die Regierung Kapp droht den Rädelsführern der Streiks und den Streikposten die Todesstrafe an.
|
15. 03. |
Am Potsdamer Platz, am Stettiner Bahnhof, am Wilhelmsplatz sowie in der Schloßstraße kommt es zu blutigen Zusammenstößen
(15 Tote, über 30 Verwundete).
|
15. 03. |
General Georg Maerker reist in Berlin an, um Einigungsverhandlungen zwischen der Regierung Kapp und der legitimen Regierung in Stuttgart
anzubahnen.
|
15. 03. |
Die Vertreter der Entente lehnen es ab, Vertreter der Regierung Kapp zu empfangen.
|
15. 03. |
Der am 13. März ausgerufene Generalstreik gegen den Kapp-Putsch, dem sich am gestrigen Sonntag auch der Deutsche Beamtenbund und die KPD
anschlossen, wird voll wirksam und führt zur Handlungsunfähigkeit der Putschregierung.
|
15. 03. |
Die drei großen Eisenbahnverbände und die mittleren und unteren Postbeamten schließen sich dem am 13. März ausgerufenen
Generalstreik gegen den Kapp-Putsch an.
|
16. 03. |
Das Reichsfinanzministerium lehnt das Ersuchen der Kapp-Regierung ab, ihr zehn Millionen Mark zur Besoldung der Truppen zur Verfügung zu
stellen.
|
16. 03. |
Der Verbandstag der unteren Post- und Telegrafenbeamten beginnt seine Verhandlungen. Die unteren Postbeamten hatten sich dem gegen die
putschistische Kapp-Regierung gerichteten Abwehrstreik angeschlossen.
|
17. 03. |
Von der Adalbertbrücke und am Kottbuser Damm werden ein Oberleutnant und mehrere Soldaten von der Menge ins Wasser geworfen.
|
17. 03. |
General Hans von Seeckt übernimmt im Auftrag der Reichsregierung den Oberbefehl über die Reichswehr.
|
17. 03. |
Am Hermannplatz in Neukölln werden Lüttwitz-Soldaten von der Menge schwer mißhandelt.
|
17. 03. |
Der Reichswirtschaftsminister erläßt die Verfügung B.2751 an die Bierbrauereien. Die Brauereien wurden wieder mit Gerste
beliefert. Die Lieferung von Gerste an die Brauereien war im Interesse der Volksernährung zwischenzeitlich eingestellt worden.
|
17. 03. |
Die nur 100 Stunden währende Herrschaft der Putschistenregierung Kapp-Lüttwitz ist beendet. Am Nachmittag traten Dr. Wolfgang Kapp
und General Walther Freiherr von Lüttwitz von ihren Ämtern zurück.
|
17. 03. |
Vizekanzler Eugen Schiffer fordert in einem Aufruf an das deutsche Volk zur Wiederaufnahme der Arbeit auf.
|
18. 03. |
Der Stadt- und Ringbahnverkehr, der gegen Mittag in Gang gesetzt wird, muß wieder eingestellt werden, weil die Züge beschossen werden.
|
18. 03. |
Der Generalstreik der Eisenbahn- und Postbeamten wird für beendet erklärt. Ein Teil der Beamten nahm die Arbeit wieder auf.
|
18. 03. |
In der Nacht kommt es zu blutigen Zusammenstößen. Am Kottbuser Tor wurden Streikende, die eine Barrikade errichteten, von
Reichswehrtruppen mit einer Mine beschossen. 18 Personen wurden getötet, acht schwer und 20 leicht verletzt.
|
18. 03. |
Bei ihrem Rückzug aus Berlin feuern Soldaten der Kapp-Putsch-Verbände vor dem Brandenburger Tor auf Demonstranten. Dabei fanden
zwölf Menschen den Tod.
|
19. 03. |
In Berlin beginnen die Einigungsverhandlungen zwischen der Regierung und dem Gewerkschaftsbund über die Beilegung des Generalstreiks.
|
19. 03. |
An der Ecke Beussel- und Wittstockstraße (Tiergarten) werden Sicherheitsbeamte aus den Häusern beschossen. Es kam zu einem
Feuergefecht.
|
19. 03. |
In der Tieckstraße (Mitte) werden sechs Reichswehrsoldaten von der Menge schwer mißhandelt.
|
19. 03. |
Die in Döberitz stationierten Truppen der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld marschieren wieder ab.
|
19. 03. |
Die Verhandlungen des Verbandstages der unteren Post- und Telegrafenbeamten werden wieder aufgenommen. Im wesentlichen ging es um das
zukünftige Besoldungsgesetz. Die Beratungen waren zwischenzeitlich wegen Unruhen und Verkehrsstörungen ausgefallen.
|
19. 03. |
Am Kottbuser Tor werden mehrere Offiziere und Soldaten ins Wasser geworfen. Bei der darauf folgenden Schießerei wurden 15 Personen
getötet und 20 verletzt.
|
19. 03. |
Der Oberbefehlshaber der Reichswehr verhängt den verschärften Belagerungszustand über Groß-Berlin.
|
20. 03. |
Bei Verhandlungen zwischen der Generalkommission der Gewerkschaften und den Vertretern der Mehrheitsparteien in Abwesenheit von Delegierten der
Reichs- und Staatsregierung wird eine 9-Punkte-Vereinbarung abgeschlossen.
|
20. 03. |
Reichstagspräsident Konstantin Fehrenbach beruft die Nationalversammlung für Mittwoch, den 24. März 1920 nach Berlin ein.
|
20. 03. |
In einer 9-Punkte-Vereinbarung wird zur Mitwirkung der Gewerkschaften an der Regierungsneubildung, zu Maßnahmen der Entwaffnung und
Bestrafung der am Kapp-Putsch Beteiligten und zur Verwaltungsreform Stellung genommen.
|
20. 03. |
Reichskanzler Gustav Bauer trifft in Berlin ein.
|
20. 03. |
Die Unabhängigen Sozialdemokraten beschließen in Massenversammlungen die Fortsetzung des am 14. März begonnenen Generalstreiks
gegen den Kapp-Putsch bis zur endgültigen Entscheidung durch die Betriebsräte.
|
20. 03. |
In Adlershof kommt es zu einem Kampf mit bewaffneten Arbeitern, der gegen 20 Opfer fordert.
|
20. 03. |
Der Generallandschaftsdirektor Dr. Wolfgang Kapp, der am 12. März als »Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident«
die gesamte Staatsgewalt übernommen hatte, gibt sein angemaßtes Amt wieder auf.
|
20. 03. |
Die Verhandlungen zwischen der Regierung, dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und der Berliner Gewerkschaftskommission führen zu
einer Einigung. Die Beendigung des Generalstreiks wurde beschlossen.
|
20. 03. |
Die Gebäude der als »Gemeindebadeanstalt Nalepastraße« geführten Flußbadeanstalt in Oberschöneweide werden
Opfer eines Brandes.
|
20. 03. |
In einer 9-Punkte-Vereinbarung wird zur Schaffung neuer sozialer Gesetze und zur Auflösung aller der Verfassung nicht treugebliebenen
Militärverbände Stellung genommen.
|
21. 03. |
Der Reichspräsident Friedrich Ebert genehmigt das Rücktrittsgesuch des Reichswehrministers Gustav Noske.
|
21. 03. |
Die Köpenicker Arbeiter Breschke, Dürre, Eckert, Futran, Gratzke, Heiland, Kaßner, Kegel, Purrmann, Schön und Schätz
werden wegen Waffenbesitzes von einem Standgericht zum Tode verurteilt und sofort erschossen.
|
21. 03. |
In den Betrieben finden Betriebsratswahlen statt.
|
21. 03. |
Die Gewerkschaftskommission und Arbeitnehmerverbände verkünden den Abbruch des Generalstreiks und fordern zur Wiederaufnahme der Arbeit
auf.
|
22. 03. |
Die lebenswichtigen Betriebe ruhen weiter, da die städtischen Arbeiter Forderungen stellen, ebenso der Straßenbahn- und
Hochbahnverkehr.
|
22. 03. |
Der Reichsrat nimmt die Vorlage zur Beamtenbesoldungsreform an.
|
22. 03. |
Die Funktionäre der drei Linksparteien fordern zur Fortsetzung des Generalstreiks auf.
|
22. 03. |
Der Reichspostminister Gresberts ist bei den Verhandlungen des Verbandstages der unteren Post- und Telegrafenbeamten anwesend.
|
22. 03. |
In Hennigsdorf bei Berlin leisten bewaffnete Arbeiter dem Einmarsch von Truppen Widerstand. In den bewaffneten Kämpfen wurden
35 Arbeiter getötet.
|
22. 03. |
In vielen Betrieben wird die Arbeit wieder aufgenommen. Die Post arbeitete wieder, Warenhäuser und Geschäfte wurden geöffnet,
Stadt-, Ring- und Vorortverkehr nahmen ihren Betrieb wieder auf.
|
22. 03. |
Alt-Glienicke wird von Reichswehrtruppen besetzt.
|
23. 03. |
Verhandlungen über die Neubildung der Regierung beginnen in der Reichskanzlei zwischen dem interfraktionellen Ausschuß und der
Reichsregierung.
|
23. 03. |
Die Omnibusse nehmen nach dem Generalstreik gegen die Regierung Kapp den Verkehr wieder auf, streckenweise auch die Hoch- und Untergrundbahnen.
Die lebenswichtigen Betriebe, der Straßenbahnverkehr und die Zeitungsdruckereien ruhten noch immer.
|
23. 03. |
Der Verbandstag der unteren Post- und Telegrafenbeamten wird beendet. Der Direktor des »Deutschen Beamtenbundes«, Ernst Remmers,
referierte u.a. über die Politik des Beamtenbundes.
|
23. 03. |
Die USPD-Mitglieder der Berliner Zentralstreikleitung beschließen den Abbruch des Generalstreiks.
|
23. 03. |
Gegen den Oberpostdirektor und Geheimen Oberpostrat Sönksen in Berlin wird ein Disziplinarverfahren unter Enthebung vom Dienste angeordnet.
|
24. 03. |
Infolge des Generalstreiks gegen die Regierung Kapp kann vom Anhalter Bahnhof (Tiergarten) nur der Lokalverkehr nach Halle aufrechterhalten
werden.
|
24. 03. |
Vom Potsdamer Platz wird der Zugverkehr nach Frankfurt am Main über Kreiensen geleitet.
|
24. 03. |
Die Technische Nothilfe führt weiterhin Notstandsarbeiten in den Gasbetriebsanstalten aus, da die Arbeiter nicht an ihren
Arbeitsplätzen erscheinen.
|
24. 03. |
Die Gasversorgung Berlins ist noch nicht wieder aufgenommen worden, da mit dem Magistrat noch Verhandlungen über die von den Arbeitern
gewünschte Entlassung der Beamten im Gange sind, die während des Streiks Notstandsarbeiten ausgeführt haben.
|
24. 03. |
Die Verhandlungen über die Neubildung der Regierung werden fortgesetzt. Sämtliche Fraktionen der Nationalversammlung, mit Ausnahme der
USPD, hielten vormittags erneut Sitzungen im Reichstagsgebäude ab, in denen die Vorsitzenden Bericht erstatteten.
|
24. 03. |
Vom Stettiner Bahnhof wird nach dem Generalstreik gegen die Regierung Kapp der fahrplanmäßige Verkehr nach Stettin und Pommern in
vollem Umfange wieder aufgenommen, nachdem in Eberswalde die Durchfahrt der Züge zugesichert worden war.
|
24. 03. |
Gegen Mittag nehmen die Arbeiter fast in allen Elektrizitätskraftwerken wieder die Arbeit auf. Mit der vollen Durchführung der
Stromversorgung wurde am 25. März nachmittags gerechnet.
|
24. 03. |
Die Mitglieder der preußischen Regierung beraten über ihre Haltung. Sie beschlossen, die Entscheidung des preußischen Kabinetts
von der Haltung des Reichskabinetts abhängig zu machen.
|
25. 03. |
Der Berliner Polizeipräsident Wilhelm Richter wird zum Regierungskommissar ernannt.
|
25. 03. |
Der neuernannte Reichswehrminister Hans von Seeckt überträgt die Ausübung der vollziehenden Gewalt in der Provinz Brandenburg dem
Oberbefehlshaber des Reichswehrgruppenkommandos 1.
|
25. 03. |
Nach elftägiger Unterbrechung durch den Generalstreik, der auch sämtliche Berliner Druckereibetriebe lahmlegte, erscheint das Berliner
Intelligenz-Blatt wieder.
|
26. 03. |
Eine folgenschwere Explosion in der Munitionsfabrik F. Gaebert in Lankwitz fordert viele Verletzte und verursacht überaus großen
Sachschaden.
|
26. 03. |
Freikorpsführer Hauptmannn Heinz von Pflugk-Hartung wird bei seinem Fahrtantritt von Hirschgarten (sein Stabsquartier befand sich im
Restaurant »Aussichtsturm«) nach Berlin durch eine an seinem Wagen angebrachte Sprengladung getötet.
|
27. 03. |
Im Vereinshaus, Oranienstraße 106 (Kreuzberg), findet die erste Ziehung der Deutschen Sparprämien-Anleihe statt. Ein Millionen-
Treffer fiel nach Berlin. Gewinner waren zwei Stenotypistinnen, die ihre Ersparnisse als Sparprämien-Anleihe angelegt hatten.
|
29. 03. |
Die Lichterfelder Hauptkadettenanstalt in der Finckensteinallee wird aufgelöst.
|
30. 03. |
Im Auditorium 140 der Berliner Universität findet eine Kundgebung des Sozialistischen Studentenbundes, der Zentrums- und der
Freideutschen Gruppe, des Republikanischen Hochschulbundes und weiterer Studentenvereinigungen »Gegen die Reaktion« statt.
|
30. 03. |
Durch Gasvergiftung sterben fünf Menschen in ihren Wohnungen. Bei dem tagelang fortgesetzten Nachsehen, ob endlich wieder Gas zuströme,
waren viele Hähne der Beleuchtungen und Kochvorrichtungen ganz offen oder mangelhaft verschlossen geblieben.
|
30. 03. |
Professor Bergsträsser und Professor Oesterreich sprechen auf einer Kundgebung »Gegen die Reaktion« über »Putsch, Folgen
und Folgerungen« sowie über »Studentenschaft und Gegenrevolution«.
|
30. 03. |
Ein Vertreter des Ausschusses der Studentenschaft legt gegen die Behauptung Prof. Oesterreichs, daß der Rektor, Prof. Eduard Meyer, die
Studenten zum Eintreten für die Regierung Kapp aufgefordert habe, scharfen Protest ein.
|
31. 03. |
Im Finanzbericht wird das Vermögen des Vereins Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt mit 1,3 Millionen Mark angegeben, wovon
800 000 Mark Rückstellungen für den Grunderwerb in Adlershof und Warnemünde waren.
|
31. 03. |
Der Ballistiker Carl Cranz wird zum ordentlichen Professor an der Technischenn Hochschule zu Berlin ernannt. Sein ballistisches Laboratorium war
als Institut für technische Physik an die Hochschule angegliedert worden.
|
01. 04. |
Das Militärversuchsamt in Berlin wird entsprechend den Entmilitarisierungsbestimmungen des Versailler Vertrages in »Chemisch-Technische
Reichsanstalt« umbenannt.
|
01. 04. |
Prof. Walter Goslich, Leiter der maschinentechnischen Abteilung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, wird pensioniert.
|
01. 04. |
Die Strompreise werden von der Wertänderung der Mark abhängig gemacht. Die neuen Grundpreise für Licht in Höhe von
1,80 M/kWh und für Kraftstrom in Höhe von 1,00 M/kWh wurden festgelegt.
|
01. 04. |
Der leitende Baumeister der Nord-Süd-U-Bahn trifft mit den Arbeitern ein Abkommen zur Wiederaufnahme der Arbeit am Tunnel, der unter dem
Landwehrkanal gebaut wird. Die Bezahlung der Streiktage war noch ungeklärt.
|
01. 04. |
Eine Preiserhöhung für Marmelade wird festgesetzt. Der neue Kleinhandelspreis betrug 6,20 Mark für das Pfund. Die
Preiserhöhung ergab sich durch geringere Zuckerproduktion im Inland und ungünstige Umrechnungskurse für den Einkauf von Auslandszucker.
|
01. 04. |
Die Gemeinde Tempelhof tritt aus der »Berliner Vorortgemeinschaft im Kreis Teltow« (BVG) aus.
|
01. 04. |
Am Bismarck-Denkmal werden anläßlich des 105. Geburtstages des Altreichskanzlers zahlreiche Kränze niedergelegt.
|
01. 04. |
Aus dem Teltowkanal werden die Leichen zweier Personen herausgezogen. Die Kriminalpolizei vermutete, daß die 21jährige Frau im Streit
von dem 30jährigen Mann in den Kanal gestoßen wurde und der Mann dann selbst den Tod suchte.
|
02. 04. |
Eine vom Reichspräsidenten, dem Reichswehrminister und dem Reichsminister für Finanzen unterzeichnete Verordnung über das
Ausscheiden aktiver Offiziere und Fähnriche aus dem aktiven Dienst infolge Abbaus der Wehrmacht wird verabschiedet.
|
02. 04. |
Am Karfreitag nutzen viele Berliner das strahlende Frühlingswetter für Ausflüge. Abends gegen 19.00 Uhr entlud sich ein
starkes Gewitter, das von heftigen Niederschlägen begleitet war.
|
02. 04. |
In einem Hotel in der Friedrichstraße (Mitte) und in einer Wohnung in der Müllerstraße 155 (Wedding) ereignen sich
Gasunfälle, bei denen jeweils eine Person getötet wird.
|
03. 04. |
Die Schuhmacher-Innungen veröffentlichen neue Richtpreise für Schuhreparaturen. Danach sollte die Besohlung von einem Paar
Herrenstiefel 71 Mark, von einem Paar Damenstiefel 40 Mark und von Absätzen 19 Mark kosten.
|
03. 04. |
Der Zentnerpreis für Küchen- und Ofenbrand erhöht sich in den Stadtkreisen Berlin, Charlottenburg, Neukölln, Schöneberg,
Lichtenberg und Wilmersdorf sowie in den Landkreisen Teltow und Niederbarnim frei Erdgeschoß oder Keller um 2,30 Mark auf 15,80 Mark.
|
03. 04. |
Die Kohlenstelle Groß-Berlin teilt mit, daß die Vorschriften über den Verbrauch von Gas und Elektrizität in
Gastwirtschaften und Ladengeschäften aufgehoben sind. Schaufenster- und Außenbeleuchtungen mit Gas oder Strom blieben weiterhin unzulässig.
|
03. 04. |
Das Reichswehrgruppenkommando I teilt mit, daß das Reichsmilitärgericht die Schutzhaft über Prinz Joachim Albrecht von
Preußen aufhob und der Prinz bereits aus der Schutzhaft entlassen wurde. Dem Prinzen wurde der Aufenthalt in Groß-Berlin verboten.
|
04. 04. |
Der Bund Deutscher Radfahrer (Leipzig) initiiert die Radfernfahrt Berlin - Leipzig über 160 km, die dann jährlich ausgetragen
werden sollte. Sieger bei den Amateuren wurde Otto Papenfuß (Germania Berlin) in 5:25:00 Stunden.
|
04. 04. |
In der Nacht zum Ostersonntag dringen Einbrecher in die Segenskirche in der Auguste-Viktoria-Allee (Reinickendorf) ein. Sie stahlen zwei
versilberte Leuchter, einen (4 x 4,5) mē großen rot-grünen Teppich und mehrere Altardecken.
|
05. 04. |
In Karlshorst erfolgt die Eröffnung der Rennsaison. Trotz Regen übertraf die Besucherzahl alle Erwartungen.
|
05. 04. |
Die Arbeiten an der Nord-Süd-U-Bahn werden wieder aufgenommen. Die mit Wasser vollgelaufene Baugrube wurde leergepumpt. Danach verweigerten
die Zimmerleute die Arbeit. Die Bauverzögerung führte zur Unterbrechung des Schiffsverkehrs auf dem Landwehrkanal.
|
05. 04. |
Am Ostermontag wird auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf der mit 20 000 Mark dotierte Osterpreis vergeben.
|
05. 04. |
Eine Frau wird in ihrer Wohnung beim Restaurant »Strandschloß« in Tegel von ihrem eifersüchtigen Geliebten mit einem
Taschenmesser getötet. Der Täter konnte verhaftet werden.
|
06. 04. |
Zwei Personen verunglücken bei Gasunfällen in der Höchststraße 12 (Friedrichshain) und in der Antwerpener Straße
4 (Wedding) tödlich.
|
06. 04. |
Der Schriftsteller Victor Blüttgen stirbt im Alter von 76 Jahren in Berlin.
|
06. 04. |
In der Nacht dringen Einbrecher in den Französischen Dom ein. Das Öffnen des Geldschrankes gelang ihnen nicht. Sie stahlen
20 baumwollene feingerippte Fenstervorhänge und ein grünes Tuch. Die Beute hatte einen Wert von 20 000 Mark.
|
09. 04. |
Anläßlich des 50jährigen Bestehens der Deutschen Bank wird den Angestellten eine Jubiläumsgabe in Höhe eines doppelten
Monatsgehalts gezahlt. Angestellte, die weniger als ein Jahr tätig waren, erhielten ein Monatsgehalt.
|
09. 04. |
Auf Beschluß des Magistrats werden rückwirkend ab 1. April bis zur endgültigen tariflichen Regelung der Bezüge den Arbeitern
und Hilfskräften Lohnaufbesserungen gezahlt. Weiterhin wurden Lohnaufbesserungen für die städtischen Angestellten beschlossen.
|
09. 04. |
Auf der Generalversammlung der revolutionären Betriebsräte fordern die Vertreter der KPD die Ausrufung des Generalstreiks und Neuwahlen
aller Arbeiterräte. In der Abstimmung über den Generalstreik erlitten die Kommunisten eine Niederlage.
|
10. 04. |
In der Papyrusausstellung der Staatsmuseen (Neues Museum, eine Treppe) beginnen regelmäßige Führungen an den Sonnabenden um
11.00 Uhr.
|
10. 04. |
Auf dem Rummelplatz in der Kaiser-Friedrich-Straße (Neukölln) verunglückt der Artist Otto bei einem »Fakir-
Kunststück«. Der Artist ließ sich in einer 2 m tiefen Grube eingraben und wollte sich daraus befreien. Die Feuerwehr grub später seine Leiche
aus.
|
10. 04. |
In Berlin herrscht Sommerwetter. Um 9.00 Uhr wurden bereits 16°C angezeigt.
|
11. 04. |
Im Ufa-Palast am Zoo findet um 11.00 Uhr eine Versammlung gegen die Lustbarkeitssteuer statt. Die Veranstaltung wurde vom Deutschen
Bühnenverein, vom Deutschen Chorsänger- und Ballettverband und vom Verband Berliner Bühnenleiter einberufen.
|
12. 04. |
In der Nacht zum 12. April wird in der Lutherkirche am Dennewitzplatz eingebrochen. Die Einbrecher erbeuteten u.a. einen 2,5 mē großen
aus reiner Wolle gestickten Teppich mit rotem und blauem Kirchenmuster auf farbigem Grund, der 8 000 Mark wert war.
|
12. 04. |
Vom 12. bis 14. April können die Fleischkarten bei den zuständigen Brotkommissionen gegen Bezugsscheine auf Teigwaren oder
Gerstenfabrikate umgetauscht werden. Für jede Vollfleischkarte wurde ein Bezugsschein für wöchentlich 500 Gramm ausgegeben.
|
12. 04. |
Ein Einbrecher erbeutet bei einem Einbruch bei der Norddeutschen Eisenindustrie in der Chausseestraße 88 (Mitte) Treibriemen im Werte
von 50 000 Mark.
|
12. 04. |
In der Nacht zum 12. April wird in die Wohnung des Admirals Bohm in der Landgrafenstraße 71 (Tiergarten) eingebrochen. Mit der Waffe
erzwangen die Einbrecher Auslaß, da der Stallmeister nach dem Betreten der Wohnung die Tür wieder abgeschlossen hatte.
|
13. 04. |
Der Schauspieler Ferdinand Gregori wird 50 Jahre alt. 1895 stand er zum erstenmal auf der Bühne des Deutschen Theaters unter der
Leitung von Otto Brahm. 1916 hatte Max Reinhardt ihn wieder nach Berlin geholt.
|
13. 04. |
Im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte beginnt eine Reihe von Vorträgen, die jeden Dienstag vom Direktor der Sternwarte, Dr.
Friedrich Simon Archenhold, gehalten werden.
|
15. 04. |
Das Reichswehrministerium erhält aus der Reichskanzlei die Mitteilung, daß zur Zeit im Reichswehrministerium eine geheime Sitzung
zwischen Offizieren und Arbeitervertretern stattfindet.
|
15. 04. |
Der Ausschuß der Gewerkschaft Groß-Berlins und Umgebung faßt den Beschluß, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern.
Über die Lebenswichtigkeit eines Betriebes und den Umfang des fortzuführenden Notbetriebes sollten die Gewerkschaften entscheiden.
|
15. 04. |
Unter dem Verdacht der Vorbereitung eines Putsches werden die im Dienstzimmer des Hauptmanns im Stabe des Reichswehrgruppenkommandos I, von
Viebahn, angetroffenen Offiziere und Zivilpersonen vom Reichswehrminister in Schutzhaft genommen und verhört.
|
16. 04. |
Vor der Strafkammer des Landgerichtsts 1 wird gegen Prinz Joachim Albrecht von Preußen wegen versuchter Nötigung verhandelt.
Anlaß waren Ausschreitungen am 6. März 1920 im Hotel Adlon gegen drei Mitglieder der französischen Militärmission.
|
16. 04. |
Im Schwurgerichtssaal des alten Kriminalgebäudes findet die Verhandlung gegen Prinz Joachim Albrecht von Preußen, Rittmeister von
Platen und Prinz Gottfried von Hohenlohe-Langenburg unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen statt.
|
16. 04. |
Der Chef der Heeresleitung wird über die (Geheim-)Sitzung vom 15.4. unterrichtet. Hauptmann v. Viebahn sagte aus, daß die Sitzung
unter Billigung seiner vorgesetzten Dienststelle erfolgte. Weitere Untersuchungen erfolgten durch gerichtliche Ermittlungen.
|
17. 04. |
Der außerordentliche Verbandstag des Eisenbahn-Assistenten-Verbandes findet statt. Es nahmen 300 Delegierte der über
16 000 Mitglieder teil. Sie forderten, daß der Einstufungsvorschlag der Eisenbahnbeamten unverändert angenommen wird.
|
17. 04. |
Der Ärztliche Verein für physikalisch-diätetische Therapie beglückwünscht den als Mitglied der medizinischen
Fakultät der Berliner Universität ernannten Arzt Dr. Schönberger zu seiner Berufung als Universitätsprofessor.
|
17. 04. |
Die Delegierten des Eisenbahn-Assistenten-Verbandes lehnen auf ihrem außerordentlichen Verbandstag die von der Nationalversammlung
behandelte Besoldungsordnung ab.
|
18. 04. |
Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6. März: Rittmeister Hubert von Platen wird wegen versuchter
Nötigung zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
|
18. 04. |
Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6. März: Prinz Joachim Albrecht wird wegen versuchter
Nötigung zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
|
18. 04. |
Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6.3.: Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg wird wegen
gefährlicher Körperverletzung zu 1 000 Mark verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
|
18. 04. |
Polizeipräsident Wilhelm Richter, Regierungskommissar für den Landespolizeibezirk Berlin, läßt die wegen Verdacht auf
national-bolschewistische Verschwörung am 15. April Festgenommenen wieder frei.
|
19. 04. |
Streikende Kellner halten vier Versammlungen ab, in denen über den Stand der Verhandlungen im Esplanade-Hotel berichtet wird. Die
Arbeitgeber hatten sich bereit erklärt, den Tarifvertrag am 21. April zu unterschreiben.
|
19. 04. |
In der Nacht vom 19. zum 20. April steigen Einbrecher mit einer Leiter in das offenstehende Fenster des Modesalons Blumberg auf dem
Grundstück Kronenstraße 73/74 (Mitte) ein. Sie erbeuteten Stoffe im Werte von 100 000 Mark.
|
19. 04. |
Von 1 000 Hotel- und Gasstättenbetrieben werden nur noch 400 bestreikt. Die Zahl der Streikenden ging von
27 000 auf 10 000 zurück.
|
20. 04. |
Die 48. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrates beginnt im Herrenhause in Abwesenheit aller Vertreter des
Landwirtschaftsministeriums. Minister Braun hatte für sich und seine Vertreter abgesagt.
|
20. 04. |
In der Nacht vom 20. zum 21. April entsteht im Vergnügungslokal »Libelle« in der Jägerstraße 68 a (Mitte) ein
Feuer.
|
20. 04. |
Die Verhandlungen zwischen den Gastwirten und den streikenden Kellnern im Hotel Esplanade führen zu keinem Ergebnis. Die Gastwirte wollten
den Angestellten Zuschläge von 20 bis 40 Mark (Wohnung im Restaurant) gewähren.
|
21. 04. |
In der Brunnenstraße 37 (Wedding) ereignet sich am Nachmittag eine schwere Kesselexplosion. Beim Reinigen eines mit Karbid
gefüllten Kessels war Wasser in den Kessel gelangt. Die entstandenen Gase entzündeten sich an einer Flamme im Nebenraum.
|
21. 04. |
Der Bund Deutscher Bodenreformer, Ortsgruppe für die östlichen Vororte Berlins, Geschäftsstelle Berlin-Friedrichsfelde,
Schloßstraße 34, lädt zur öffentlichen Versammlung in das Gymnasium Treskowallee 44 ein. Themen waren u.a. Wohnungsnot und Landfrage.
|
22. 04. |
Der Eisenbahnüberwachungsbeamte Emmelmann wird auf seinem Dienstgang auf dem Verschiebebahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde von Unbekannten
durch einen Brustschuß schwer verletzt. Zur Täterergreifung wurde eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt.
|
22. 04. |
An der Technischen Hochschule in Charlottenburg findet eine Gedächtnisfeier für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten statt.
|
22. 04. |
Der langjährige Direktor der Berliner Urania, Professor P. Schwan, stirbt nach längerem Leiden. Schwan hatte sich vorwiegend mit
Erdgeschichte und Sternkunde beschäftigt.
|
23. 04. |
Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die nur
mit Kost Angestellten in den Hotels 35 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 20 Mark Zulagen wöchentlich.
|
23. 04. |
Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die ohne
Kost und Wohnung Angestellten in den Hotels 45 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 40 Mark Zulagen wöchentlich.
|
23. 04. |
Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die mit
Kost und Wohnung Angestellten in den Hotels 25 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 20 Mark Zulagen wöchentlich.
|
24. 04. |
Der in Berlin wirkende volkstümliche Varietéhumorist Otto Reutter feiert seinen 50. Gebutstag in seiner Heimatstadt Gardelegen.
|
24. 04. |
Dem Magistrat von Spandau wird ein Personenkraftwagen gestohlen. Es handelte sich um den 10-PS-Proton-Wagen Nr. I.E.4055.
|
25. 04. |
Der Mieterverband Groß-Berlin nimmt in 30 Protestversammlungen gegen die Gefährdung der Höchstmietenverordnung durch
Überschreiten des Mietzuschlages von 20 % Stellung: Aus Unkenntnis oder Furcht sollten am 1. Mai keine höheren Mieten gezahlt werden.
|
27. 04. |
Die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung beschließt mit knapper Mehrheit von 165 zu 148 Stimmen das »Gesetz
über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin«. 20 Verwaltungsbezirke wurden gebildet. Das Gesetz trat am 1. Oktober 1920 in Kraft.
|
28. 04. |
Der italienische Geschäftsträger, Botschafter Martino, überreicht dem Reichskanzler in Berlin die bereits bekannte Ententenote,
mit der die Konferenz in San Remo abschloß. Unterzeichnet war die Note vom italienischen Ministerpräsidenten Ritti.
|
29. 04. |
Die Polizei hält den weiteren Druck des Flugblattes an, in dem die USPD behauptet, der Bürgermeister von Oranienburg, Dr. Hein, sei am
Kapp-Putsch beteiligt gewesen, und beantragt eine Entscheidung durch die Staatsanwaltschaft.
|
30. 04. |
Es wird mitgeteilt, daß Dr. Karl Stäblin, bisher ordentlicher Honorarprofessor in Leipzig (früher Straßburg), zum
ordentlichen Professor für osteuropäische Geschichte und Landeskunde an der Universität Berlin als Nachfolger Th. Schiemanns berufen wird.
|
30. 04. |
Es wird mitgeteilt, daß der Geheime Regierungsrat Dr. Carl Cranz, bisher Professor an der Militärtechnischen Akademie, zum Ordinarius
für theoretische Physik an der Berliner Technischen Hochschule berufen wird.
|
30. 04. |
Der Magistrat Berlin gibt die Kleinhandels-Höchstpreise für Zucker, die nicht überschritten werden dürfen, mit Wirkung vom 1.
Mai bekannt. Raffinade, Würfel- und Brotzucker kosteten: ein Pfund 2,00 Mark und 3/4 Pfund 1,50 Mark.
|
01. 05. |
Aufgrund einer von den Eisenbahnbeamten des Direktionsbezirks Berlin, des Gewerkschaftsbundes Deutscher Eisenbahnbeamten und der Gewerkschaft
Deutscher Lokomotivführer angekündigten Aktion ruht am 1. Mai in Berlin der Stadt-, Ring- und Vorortverkehr.
|
01. 05. |
Zu den Massenversammlungen anläßlich der Maifeier ziehen zwei Züge vom Alexanderplatz zum Prenzlauer Tor und zum Friedrichshain
und ein dritter Zug vom Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg zum Wittenbergplatz. Die Veranstaltungen verliefen ruhig.
|
01. 05. |
Der Magistrat teilt mit, daß durch den Streik der Binnenschiffer die Kartoffelversorgung, die zum großen Teil von Hamburg und von
Stettin auf dem Wasserwege erfolgt, gefährdet ist.
|
01. 05. |
Die aufgrund des Versailler Vertrags gegründeten und unter Aufsicht der Entente stehenden »Reichswerke« übernehmen die
Betriebsführung auf der ehemaligen Militärbahn Spandaus.
|
01. 05. |
Das städtische Berufsamt, das für die Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung zuständig ist, wird in der Oranienburger
Straße 54 (Mitte) eröffnet.
|
01. 05. |
Aufgrund der Beschlüsse der Bediensteten der Straßen- und Hochbahnen und der Omnibusgesellschaft ruht der Verkehr am 1. Mai.
|
01. 05. |
Das Unternehmen Berliner Ostbahnen (Straßenbahn der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen mit Bahnen in Stralau, Treptow,
Schöneweide, Köpenick) wird in das Unternehmen Große Berliner Straßenbahn eingegliedert.
|
01. 05. |
Das Kellerlokal »Lebensquelle« unter dem Café National in der Friedrichstraße (Mitte), in dem sich zweifelhaftes Publikum
aufhält, wird von der Polizei ausgehoben. Mit drei Lastkraftwagen wurden die Gäste zwecks Identifizierung abgeführt.
|
02. 05. |
Beim Motorradrennen auf der Olympiapark-Radrennbahn, das der Motorrad-Club Berlin A.D.A.C. veranstaltete, verünglückt der
Düsseldorfer Fr. Birkhahn tödlich.
|
02. 05. |
Der Union-Klub eröffnet die Flachrennsaison (Pferderennen) auf der Grunewaldbahn.
|
02. 05. |
Auf der Treptower Radrennbahn gewinnt Lewanow das Stundenrennen hinter Motoren.
|
02. 05. |
Im Staatstheater findet eine deutsch-österreichische Literatur- und Liederveranstaltung statt, an der Reichspräsident Ebert,
Kultusminister Haenisch, Gustav Noske, der frühere österreichische Gesandte Prof. Ludo Hartmann und andere Gäste teilnehmen.
|
03. 05. |
Die Versicherungsbeiträge bei den Ortskrankenkassen werden auf sieben Hundertstel des Grundlohnes erhöht. Somit stiegen sie in
zwölf Klassen von wöchentlich 0,85 bzw. eine Mark auf 12,60 bzw. 14,70 Mark (Berechnungsgrundlage sechs bzw. sieben Tage).
|
03. 05. |
Es wird mitgeteilt, daß die Staatlichen Museen täglich von 9.00 bis 15.00 Uhr geöffnet sind. Wegen Reinigungsarbeiten
blieb das Alte, das Neue und das Kunstmuseum jeden Montag, das Kaiser-Friedrich- und das Völkerkunde-Museum jeden Dienstag geschlossen.
|
04. 05. |
Vor dem Schlichtungsausschuß im Reichsarbeitsministerium finden unter dem Vorsitz von Dr. Tiburtius Verhandlungen zur Beendigung des
Streiks der Arbeitnehmer der Filmindustrie statt.
|
05. 05. |
Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) eröffnet am Abend den öffentlichen Wahlkampf mit einer Reihe von
Massenwahlversammlungen in Groß-Berlin.
|
05. 05. |
Es wird bekanntgegeben, daß Gustav Kalb zum Berliner Stadtschulinspektor gewählt wurde. Kalb war zuvor, wie auch Schulinspektor Ernst
Engel, Leiter des Berliner Schulmuseums.
|
06. 05. |
Der Filmstreik (Beginn 4. Mai) wird beendet. Die Beschäftigten in der Filmindustrie nahmem zum großen Teil wieder die Arbeit zu den
Löhnen und Gehältern auf, wie sie vor dem Streikausbruch gezahlt wurden.
|
06. 05. |
Die Gebühren für Post- und Eilsendungen von Briefen und Postkarten sowie für Rohrpostsendungen werden erhöht. Ein
Rohrpostbrief kostete 1,40 Mark, eine Rohrpostkarte 1,30 Mark.
|
07. 05. |
Die spanische Botschaft teilt mit, daß der Konsul Erster Klasse und Handelsattaché der Botschaft Ricardo Gomez Navarro zum
Königlich Spanischen Konsul in Berlin ernannt worden ist.
|
09. 05. |
Die Berliner Betriebsräte rufen unter der Losung »Hände weg von Sowjetrußland« zum Protest gegen den dritten
Interventionsfeldzug gegen die Sowjetmacht auf.
|
10. 05. |
Der Brotpreis in Berlin steigt von 2,24 Mark auf 4,50 Mark für 1 900 Gramm.
|
11. 05. |
Im Lustgarten findet eine der größten Demonstrationen statt, die sich gegen den geplanten Feldzug gegen die Sowjetmacht richtet.
Aufschriften wie »Nieder mit der Reaktion« und »Hände weg von Sowjetrußland« wurden mitgeführt.
|
15. 05. |
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen wird in Berlin gegründet.
|
15. 05. |
In Adlershof wird die erste Sammelschule Groß-Berlins, in der es keinen Religionsunterricht mehr gibt, eröffnet. Sie war zugleich die
erste in Preußen.
|
15. 05. |
Für Kolonisten und Siedler tritt eine Fahrpreisermäßigung in Kraft. Bei Benutzung der 4. Wagenklasse wurde ihnen bis zu einer
Entfernung von maximal 40 km von der Stadtgrenze (Ringbahn) eine 50prozentige Ermäßigung gewährt.
|
20. 05. |
In einer Denkschrift teilt Adolf Harnack dem Preußischen Finanzministerium das Finanzdefizit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft für das
Haushaltsjahr 1920/21 mit und bittet um die Übernahme des Fehlbetrages durch den Preußischen Staat.
|
23. 05. |
Prof. Friedrich Hayduck wird zum wissenschaftlichen Leiter der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin ernannt.
|
26. 05. |
Für die Hochschule für Leibesübungen wird nördlich des Deutschen Stadions in Charlottenburg ein neuerrichteter Bau in Betrieb
genommen.
|