Berlin im Jahr 1920
01. 01. Bei einem Brand des Böhmischen Brauhauses (Friedrichshain) brennt der Dachstuhl ab. Während der Dachstuhl brannte und die Feuerwehr mit dem Löschen beschäftigte war, wurde im Festsaal weiter gefeiert.
01. 01. Der Ingenieur Wilhelm Hoff, stellvertretender Direktor der Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL), wird mit der Leitung der DVL beauftragt.
01. 01. Die Anzeigensteuer tritt in Kraft.
01. 01. Der Teuerungszuschlag für elektrischen Niederspannungsstrom hat 300 % erreicht.
03. 01. Auf Anordnung der Schulaufsichtsbehörde wird der Schulbeginn im Raum des zukünftigen Groß-Berlin einheitlich auf den 19. Januar 1920 festgelegt.
04. 01. Der Mieterverband Groß-Berlin ruft zu einer Versammlung im Lustgarten auf. An der Versammlung nahmen 12 000 bis 15 000 Menschen teil. Es wurde eine Entschließung angenommen, die u.a. die restlose Durchführung des neuen Wohnungsgesetzes forderte.
04. 01. Der einstige Burenkommandant Koos Joosk hält bei einer Sitzung des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, Zweigverband Friedrichstadt, bei Schultheiß, Neue Jacobstraße 24/25, einen Vortrag über »Deutschlands und Englands Kulturarbeit«.
05. 01. In der 1. Sitzung des Reichsbeirates wird Klage geführt, weil seit zwei Jahren der größte Teil der städtischen Hallenschwimmbäder wegen Kohlennot geschlossen blieb.
05. 01. Die »Berliner Burschenschaft Arminia« hat zu diesem Zeitpunkt »am Ort« als Mitglieder 20 »Aktive« und 17 »Inaktive«. Auswärts studierten 24 »Inaktive«.
09. 01. Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin führt, nach Anhörung eines Sachverständigenausschusses, mit den Vorsitzenden der Mieteingangsämter eine Beratung über Mietzinssteigerungen.
09. 01. Das Reichsverkehrsministerium wird neu eingerichtet. Der Berliner Bauingenieur Gottwalt Schaper erhielt das Referat für Brücken- und Ingenieurhochbau.
10. 01. Der 1866 in Berlin gegründete Lette-Verein erhält durch einen Ministerial-Erlaß die Genehmigung, Gewerbelehrerinnen für Berufsschulen auszubilden.
10. 01. Das Deutsche Opernhaus, Bismarckstraße (Charlottenburg), veranstaltet auf den gesamten Freiflächen des Berliner Zoologischen Gartens einen Opernball.
10. 01. Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin tagt unter dem Vorsitz des Berliner Oberbürgermeisters Adolf Wermuth, um eine Regierungsverordnung über die Festsetzung von Höchstmieten zu beraten.
11. 01. Im Zentralverband der Angestellten finden Delegiertenwahlen statt. Sie endeten mit einer Niederlage der Unabhängigen Sozialdemokraten.
11. 01. Die Omnibuslinie A 25 »Koloniestraße/Ecke Christianiastraße - Breitenbachplatz« wird mit einer Strecke von 15,4 km in Betrieb genommen.
12. 01. Leitungsschäden, verursacht durch orkanartige Stürme, und eine hohe Zahl von Grippeerkrankungen (650 Krankheitsfälle) führen im Berliner Haupttelegrafenamt zu erheblichen Betriebsstörungen.
13. 01. Die für den 15. Januar 1920 angekündigten öffentlichen Versammlungen und Gedächtnisfeiern der Unabhängigen Sozialdemokraten und der Kommunisten zur Erinnerung an die Ermordung von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden verboten.
13. 01. Der Polizeipräsident für Berlin, Eugen Ernst, wird vom Reichswehrminister Gustav Noske zum Zivilkommissar bestellt.
13. 01. Bei einer Demonstration vor dem Reichstagsgebäude (Tiergarten) gegen Änderungen des Betriebsrätegesetzes, über das in zweiter Lesung entschieden werden soll, schießt die Reichstagswache in die Menge. Es wurden 42 Personen getötet und 105 verletzt.
13. 01. Der Reichswehrminister Gustav Noske verbietet für den Landespolizeibezirk Berlin, den Stadtkreis Spandau und die Landkreise Teltow und Niederbarnim alle Versammlungen in nichtgeschlossenen Räumen, ferner Umzüge und Ansammlungen von Menschenmengen.
13. 01. Auf der Tagesordnung der Sitzung der Deutschen Nationalversammlung im Berliner Reichstagsgebäude steht die 2. Beratung des Betriebsrätegesetzes. Aus allen Stadtteilen kamen Züge von Arbeitern in den Tiergarten, die die Änderung des Gesetzes forderten.
13. 01. Der Verbandsausschuß des Wohnungsverbandes Groß-Berlin beschließt eine Verbandsverordnung über Mietzinssteigerungen. Als Höchstgrenze für Mietzinssteigerungen wurde allgemein ein Zuschlag von 20 % zur Miete des Jahres 1914 erlaubt.
13. 01. Der Reichspräsident Friedrich Ebert erläßt mit Ausnahme von Bayern, Sachsen, Württemberg und Baden und die von ihnen umschlossenen Gebiete den Ausnahmezustand.
13. 01. Der Reichswehrminister Gustav Noske übernimmt aufgrund der Verfügung des Reichspräsidenten Friedrich Ebert persönlich die Ausübung der vollziehenden Gewalt für Berlin und die Mark Brandenburg ohne Übertragung an einen besonderen Militärbefehlshaber.
14. 01. Auf der 136. Sitzung der Deutschen Nationalversammlung in Berlin steht erneut die 2. Lesung des Betriebsrätegesetzes auf der Tagesordnung. Bei Zusammenstößen zwischen Militär und Demonstranten gegen das Gesetz waren am Vortag 42 Tote zu beklagen.
17. 01. In der Aula der Gemeindeschule Greifenhagener Straße 20 (Prenzlauer Berg) wird eine städtische Wanderausstellung, die bis zum 5. März 1920 dauert, eröffnet. Neu war die Auslage ausgewählter Kunstblätter der Reichsdruckerei (Reichsdrucke«).
18. 01. Auf der 140. Sitzung der Nationalversammlung in Berlin wird das Betriebsrätegesetz angenommen. Die namentliche Abstimmung ergab 213 Stimmen für und 64 Stimmen gegen das Gesetz.
18. 01. Die 42 Todesopfer der Demonstration am 13. Januar gegen das Betriebsrätegesetz, die Sicherheitswehr hatte vor dem Reichstag in die Menge geschossen, werden auf dem Friedhof Friedrichsfelde beigesetzt. Die Gedenkrede hielt Wilhelm Pieck (KPD).
21. 01. Der Verein großstädtischer Zeitungsverleger teilt mit, daß zum 1. Februar 1920 eine über den üblichen Rahmen erheblich hinausgehende Bezugspreiserhöhung eingeführt wird.
22. 01. In dem vorgelegten Vergleich der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Hause Hohenzollern werden dem Haus Hohenzollern die Kronjuwelen zugesprochen.
22. 01. In der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Hause Hohenzollern kommt es zum Vergleich. Dabei wurden u.a. das Berliner Stadtschloß, das Jagdschloß Grunewald und Theater in Berlin und anderen Städten verstaatlicht.
24. 01. Das Statistische Amt der Stadt Berlin gibt das Ergebnis der Volkszählung vom 8. Oktober 1919 bekannt. Gegenüber der letzten Zählung nahm die Zahl der männlichen Personen um 34 051 (3,01 %) ab und die der weiblichen Personen um 128 840 (6,39 %) zu.
24. 01. Eine Bezugspreiserhöhung von Zeitungen mit Wirkung vom 1. Februar 1920 wird bekanntgegeben. Pro Monat kosteten z.B. die Vossische Zeitung 7,50 Mark statt 5,50 Mark, die Berliner Morgenpost 4,35 Mark statt 3,25 Mark.
25. 01. Die von der Betriebsorganisation der USPD angekündigten acht Protestversammlungen gegen das Betriebsrätegesetz in Berlin werden vom Polizeipräsidium im Einverständnis mit dem Reichswehrminister Gustav Noske verboten.
26. 01. Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird bei einem Attentat vor dem Kriminalgericht in Moabit an Arm und Schulter verwundet.
26. 01. Die Schulgeldsätze, die ab 1. April 1920 gelten sollen, werden nach Beschluß des Magistrats bekanntgegeben: 240 Mark für Vollanstalten, einschließlich Lyzeen und Vorschulklassen, 160 Mark für Realschulen und 120 Mark für Mädchen-Mittelschulen.
30. 01. Das Seminar für Gewerbelehrerinnen aller Fachrichtungen und für Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerinnen im Lette-Verein wird wiedereröffnet, nachdem es laut ministeriellem Erlaß im Februar 1917 geschlossen worden war.
31. 01. In der Berliner Damenkonfektion streiken die Schneiderinnen und Schneider sowie die Zuarbeiterinnen.
01. 02. Der Ausschuß zur Gründung des Mieterverbandes im preußischen Staatsgebiet beruft eine Versammlung der Delegierten aller in Preußen bestehenden Mieterverbände nach Berlin ein.
01. 02. Die Ausstellung landwirtschaftlicher Trockenerzeugnisse anläßlich der Landwirtschaflichen Woche in den Räumlichkeiten des Lehrervereins zu Berlin, Alexanderplatz (Mitte), wird für den 19. Februar 1920 angekündigt.
01. 02. Durch Beamte der Sicherheitspolizei wird eine kommunistische Versammlung im Restaurant Parkschloß in der Jungfernheide aufglöst. An der Zusammenkunft hatten 130 Männer und acht Frauen teilgenommen.
01. 02. Die Angestellten der Straßenbahnen entfernen gegen den Willen ihrer Direktion die an den Mützen angebrachten Nummern, da »das Tragen von Nummernabzeichen eines freien Bürgers der Republik nicht würdig sei«.
04. 02. Mitglieder des Bundes Deutscher Bodenreformer beschließen in den Prachtsälen des Ostens, eine Ortsgruppe für den Berliner Osten zu gründen. Die Gründungsversammlung sollte am 18. Februar in der Frankfurter Allee/Niederbarnimstraße stattfinden.
07. 02. In der »Neuen Welt« in der Hasenheide findet eine Versammlung von Metallarbeitern, die der SPD angehören, statt. Es nahmen über 3 000 Personen an der Versammlung teil.
07. 02. Es wird bekanntgegeben, daß die Zeitungen »Freiheit« und »Die Rote Fahne« ab Montag abend, dem 9. Februar 1920, wieder erscheinen können. Sie waren unter der Ausnahmeverordnung vom 13. Januar verboten worden.
08. 02. Die SPD veranstaltet im Roten Rathaus eine Konferenz von Vertretern ihrer Partei aus jenen Städten und Gemeinden, die demnächst zur vergrößerten Stadtgemeinde Berlin gehören sollen.
08. 02. Es wird bekanntgegeben, daß ab 9. Februar 1920 nur noch 1 900 Gramm Gebäck von den Brotkarten entnommen werden dürfen. Der Preis für ein Großbrot von 1 900 Gramm betrug 2,24 Mark. Eine Schrippe kostete sieben Pfennig.
08. 02. Der Brandenburgische Parteitag der Deutschen Demokratischen Partei beschließt eine Entrüstungskundgebung gegen die von den Alliierten geforderte Auslieferung von über 800 deutschen Kriegsverbrechern.
09. 02. In der Woche vom 9. bis 15. Februar wird auf die Reichsfleischkarte zur Hälfte gefrorenes oder gepökeltes Schweinefleisch, zur anderen Hälfte amerikanischer Speck ausgegeben. Ein Pfund Schweinefleisch kostete 6,44 Mark.
09. 02. Der Astronom Karl Hermann Struve, Leiter der Berliner Sternwarte, gerät zwischen zwei aneinander vorbeifahrende Straßenbahnen und zieht sich dabei einen Oberschenkelhalsbruch zu.
09. 02. Es wird bekanntgegeben, daß Kinder, die zwischen dem 1. Dezember 1908 und dem 30. November 1911 geboren wurden, einmalig eine Dose Malzextrakt zum Preis von 2,60 Mark auf besondere Bezugsscheine erhalten.
10. 02. Dr. Kassner hält an der Universität Berlin auf Veranlassung der Vereinigung der Bodenreformer an den deutschen Hochschulen einen Vortrag zum Thema »Steuergerechtigkeiten«.
11. 02. Der Lebensmittelverband Groß-Berlin gibt bekannt, daß die Brot- und Mehlpreise erhöht werden. Ein Groß-Brot von 1 900 Gramm kostete 2,56 Mark, ein Klein-Brot von 1 600 Gramm kostete 2,40 Mark und ein Pfund Weizenmehl kostete 76 Pfennig.
19. 02. Reichswehrminister Gustav Noske ordnet für Berlin und die Provinz Brandenburg an, daß Anlagen und Einrichtungen zur Erzeugung, Bearbeitung und Verteilung von Lebensmitteln als lebenswichtige Betriebe anzusehen sind. Störungen (Streiks) wurden geahndet.
19. 02. An der Berliner Universität beginnen die Neuwahlen der Studentenvertretungen. An den Wahlen beteiligten sich 6 272 Studenten.
20. 02. Der Verein der Berliner Kaffeehausbesitzer berät über die neue Lustbarkeitssteuer.
21. 02. Der Physiker Wilhelm Wien hält in der Preußischen Akademie der Wissenschaften einen Vortrag zum Thema »Über die Beziehungen der Physik zu den anderen Wissenschaften«.
23. 02. In der 119. Sitzung der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung wird die Höchstmietenverordnung beraten. In Groß-Berlin suchten 80 000 Haushalte eine Wohnung; die Mietsteigerungen betrugen durchschnittlich 80 %.
24. 02. Der Reichswehrminister Gustav Noske verbietet für Berlin und Brandenburg den Druck und den Vertrieb der Broschüre »Der Rattenfänger - Revolutionsschieber und ihre Helfer« von Sinclair Upclair, Verlag Deutsch-völkische Buchhandlung.
24. 02. Der Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird durch den Reichspräsidenten Friedrich Ebert von seinen Dienstgeschäften entbunden. Mit der Stellvertretung wurde der Unterstaatssekretär Mösle beauftragt.
25. 02. Auf der 121. Sitzung der Verfassunggebenden Preußischen Landesversammlung wird der Antrag des Ausschusses für Bevölkerungspolitik über die Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten und die Regelung des Dirnenwesens einstimmig angenommen.
26. 02. 30 Beamte der Sicherheitspolizei führen in einer Speisegaststätte in der Großen Frankfurter Straße 44 (Friedrichshain) eine Razzia durch. Zwölf der 101 Gäste wurden, da sie sich nicht ausweisen konnten, verhaftet. Einbruchswerkzeuge wurden beschlagnahmt.
26. 02. Der Chemiker Carl Alexander von Martius stirbt in Stauffenhof bei Bad Reichenhall. Er war 1865 als Assistent von A. W. Hofmann nach Berlin gekommen. Mit P. Mendelssohn Bartholdy gründete er 1868 in Rummelsburg die Gesellschaft für Anilinfabrikation.
26. 02. Die Hauptversammlung des Reichsarbeitgeberverbandes der Zigarettenindustrie tagt in Berlin. In ihrer Entschließung lehnte die Hauptversammlung die vom Reichsfinanzministerium vorgeschlagenen Änderungen des neuen Tabaksteuergesetzes ab.
27. 02. Auf dem Schlesischen Bahnhof treffen deutsche Kriegsgefangene des Ersten Weltkriegs aus Japan ein.
27. 02. Der Tarifausschuß der deutschen Buchdrucker beginnt seine Tagung in Berlin, um über die Forderungen der Gehilfenschaft auf weitere Teuerungszulagen zu beraten.
29. 02. Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) ordnet in Berlin auf Drängen der Alliierten die Auflösung der Freikorps Ehrhardt und Löwenfeld an. Der Auflösungsbefehl für die Brigade Ehrhardt wurde Anlaß für den Kapp-Putsch am 13. März 1920.
01. 03. In der Gemeindeverwaltung Niederschöneweide wird der Achtstundentag eingeführt.
02. 03. Die sozialdemokratischen Fraktionen der Deutschen Nationalversammlung und der Preußischen Landesversammlung beraten über den Ausgleich in der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Staat und dem Haus Hohenzollern.
03. 03. Der Magistratsrat Dr. Henschel stirbt.
03. 03. In Berliner Großbäckereien wird gestreikt.
05. 03. Vier Jugendliche dringen in der Nacht in die Kirche Zum Guten Hirten in Friedrichsfelde (Lichtenberg) ein und rauben goldene und silberne Kirchengeräte.
05. 03. Die Delegierten und Vertauensleute des Vereins der Berliner Buchdrucker und Schriftsetzer beraten über die Situation bei den Tarifverhandlungen. Die Unternehmer lehnten den Schlichtungsspruch (Treuezulage 60 Mark Verheiratete, 55 Mark Ledige) ab.
06. 03. Mehr als 100 Delegierte aus allen Freistaaten treffen sich zu einer zweitägigen Tagung des Deutschen Bauernbundes in Berlin.
06. 03. Kriminalbeamte des Spielerdezernats der Wucherabteilung des Polizeipäsidiums heben einen »wandernden« Rouletteclub in einer Privatwohnung in der Nollendorfstraße 37 (Schöneberg) aus.
06. 03. Im Hotel Adlon kommt es in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag zu einem schweren Zusammenstoß zwischen dem Prinzen Joachim Albrecht von Preußen und anderen Gästen einerseits und drei Mitgliedern der französischen Militärmission.
07. 03. Der am 3. März 1920 begonnene Streik in einigen Groß-Bäckereien wird beendet. Die Arbeitgeber gingen auf die Forderungen der Streikenden ein.
07. 03. Im Berliner Tageblatt erscheint ein Artikel von Prof. Fritz Haber »Die gefährdete Forschungsarbeit«.
07. 03. Gegner der vorgesehenen Bildung einer großen Stadtgemeinde Berlin führen eine Kundgebung im Festsaal des Charlottenburger Rathauses durch.
07. 03. Auf der Pferderennbahn in Mariendorf wird vom Altonaer Rennverein die Saison eröffnet. Es wurde ein Rekordbesuch verzeichnet.
08. 03. Der Innenminister beauftragt den Polizeipräsidenten, den Sachverhalt vom 6. März im Hotel Adlon festzustellen. Die Festnahme des Prinzen Joachim Albrecht, der gegen französische Mitarbeiter der Militärkommission handgreiflich wurde, wurde angeordnet.
09. 03. Der Gutenbergbund, die christlich-nationale Buchdruckergewerkschaft, berät in einer zweitägigen Generalversammlung die Situation im Tarifstreit mit den Unternehmern.
12. 03. In der Nacht vom 12. zum 13. März marschieren die in Döbritz untergebrachten Truppenteile der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld in Berlin ein. Die Reichswehr leistete keinen Widerstand. Damit begann der Kapp-Lüttwitz-Putsch.
12. 03. Der Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer Ernst Boll stirbt an den Folgen einer Grippe.
12. 03. Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Faserstoffchemie wird in Berlin-Dahlem eröffnet.
12. 03. In den Berliner Zoo-Sälen (Charlottenburg) findet der erste Reichskommers der Burschenschaften nach dem Krieg statt. Thema des Abends war die »deutsche Einheit«.
12. 03. Am Staatlichen Schauspielhaus, dem ehemaligen Königlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, bringt Leopold Jessner die Inzenierung von Frank Wedekinds »Der Marquis von Keith« heraus.
12. 03. Reichspräsident Friedrich Ebert und die meisten Mitglieder des Kabinetts begeben sich nach Dresden und von dort nach Stuttgart.
12. 03. Generallandschaftsdirektor Dr. Wolfgang Kapp übernimmt als »Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident« die gesamte Staatsgewalt. General der Infanterie Walther Freiherr von Lüttwitz wurde »Militärischer Oberbefehlshaber und Reichswehrminister«.
13. 03. Truppenteile der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld besetzen auf Befehl von General Walther Freiherr von Lüttwitz, Befehlshaber des Reichswehrgruppenkommandos I, das Regierungsviertel im Tiergarten.
13. 03. Der Reichsbund der Deutschen Technik lädt führende Wissenschaftler und Ministerialbeamte zu einer Sitzung in das Haus der Deutschen Technik in Berlin ein, um über Rettungsmaßnahmen für die deutsche Wissenschaft zu beraten.
13. 03. Die Einwohnerwehr von Weißensee, die mit der Kapp-Regierung paktierte, besetzt das Elektrizitätswerk Große-See-Straße und das Postamt Charlottenburger/Ecke Tassostraße (Weißensee), wo sie ihr Hauptquartier aufschlägt.
13. 03. Gegen den Kapp-Putsch rufen die Reichsregierung, SPD, USPD und Gewerkschaften zum Generalstreik auf.
14. 03. Wegen des Generalstreiks der Arbeiterschaft von Berlin gegen den Kapp-Putsch erfolgt in den Berliner Kraftwerken bis zum 22. März 1920 der Einsatz von Technischer Nothilfe und Schülern.
14. 03. Im Lehrervereinshaus in der Alexanderstraße 41 (Mitte) tagt die Versammlung von Mitgliedern des Bundes Deutscher Militäranwärter und des Reichswirtschaftsverbandes deutscher derzeitiger und ehemaliger Berufssoldaten.
14. 03. Die Arbeiterschaft von Berlin tritt in den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Straßenbahnen und Fuhrwerke verkehrten nicht. Wasser- und Stromversorgung waren unterbrochen. Es erschien keine Zeitung.
14. 03. Die »Regierung Kapp« ordnet in Berlin an, die Verfassung des Deutschen Reiches vom 16. April 1871 wieder in Kraft zu setzen.
14. 03. General Walther Freiherr von Lüttwitz verordnet durch eine Bekanntmachung den Arbeitszwang für volkswirtschaftlich wichtige Betriebe (faktisches Streikverbot).
15. 03. Die Regierung Kapp droht den Rädelsführern der Streiks und den Streikposten die Todesstrafe an.
15. 03. Am Potsdamer Platz, am Stettiner Bahnhof, am Wilhelmsplatz sowie in der Schloßstraße kommt es zu blutigen Zusammenstößen (15 Tote, über 30 Verwundete).
15. 03. General Georg Maerker reist in Berlin an, um Einigungsverhandlungen zwischen der Regierung Kapp und der legitimen Regierung in Stuttgart anzubahnen.
15. 03. Die Vertreter der Entente lehnen es ab, Vertreter der Regierung Kapp zu empfangen.
15. 03. Der am 13. März ausgerufene Generalstreik gegen den Kapp-Putsch, dem sich am gestrigen Sonntag auch der Deutsche Beamtenbund und die KPD anschlossen, wird voll wirksam und führt zur Handlungsunfähigkeit der Putschregierung.
15. 03. Die drei großen Eisenbahnverbände und die mittleren und unteren Postbeamten schließen sich dem am 13. März ausgerufenen Generalstreik gegen den Kapp-Putsch an.
16. 03. Das Reichsfinanzministerium lehnt das Ersuchen der Kapp-Regierung ab, ihr zehn Millionen Mark zur Besoldung der Truppen zur Verfügung zu stellen.
16. 03. Der Verbandstag der unteren Post- und Telegrafenbeamten beginnt seine Verhandlungen. Die unteren Postbeamten hatten sich dem gegen die putschistische Kapp-Regierung gerichteten Abwehrstreik angeschlossen.
17. 03. Von der Adalbertbrücke und am Kottbuser Damm werden ein Oberleutnant und mehrere Soldaten von der Menge ins Wasser geworfen.
17. 03. General Hans von Seeckt übernimmt im Auftrag der Reichsregierung den Oberbefehl über die Reichswehr.
17. 03. Am Hermannplatz in Neukölln werden Lüttwitz-Soldaten von der Menge schwer mißhandelt.
17. 03. Der Reichswirtschaftsminister erläßt die Verfügung B.2751 an die Bierbrauereien. Die Brauereien wurden wieder mit Gerste beliefert. Die Lieferung von Gerste an die Brauereien war im Interesse der Volksernährung zwischenzeitlich eingestellt worden.
17. 03. Die nur 100 Stunden währende Herrschaft der Putschistenregierung Kapp-Lüttwitz ist beendet. Am Nachmittag traten Dr. Wolfgang Kapp und General Walther Freiherr von Lüttwitz von ihren Ämtern zurück.
17. 03. Vizekanzler Eugen Schiffer fordert in einem Aufruf an das deutsche Volk zur Wiederaufnahme der Arbeit auf.
18. 03. Der Stadt- und Ringbahnverkehr, der gegen Mittag in Gang gesetzt wird, muß wieder eingestellt werden, weil die Züge beschossen werden.
18. 03. Der Generalstreik der Eisenbahn- und Postbeamten wird für beendet erklärt. Ein Teil der Beamten nahm die Arbeit wieder auf.
18. 03. In der Nacht kommt es zu blutigen Zusammenstößen. Am Kottbuser Tor wurden Streikende, die eine Barrikade errichteten, von Reichswehrtruppen mit einer Mine beschossen. 18 Personen wurden getötet, acht schwer und 20 leicht verletzt.
18. 03. Bei ihrem Rückzug aus Berlin feuern Soldaten der Kapp-Putsch-Verbände vor dem Brandenburger Tor auf Demonstranten. Dabei fanden zwölf Menschen den Tod.
19. 03. In Berlin beginnen die Einigungsverhandlungen zwischen der Regierung und dem Gewerkschaftsbund über die Beilegung des Generalstreiks.
19. 03. An der Ecke Beussel- und Wittstockstraße (Tiergarten) werden Sicherheitsbeamte aus den Häusern beschossen. Es kam zu einem Feuergefecht.
19. 03. In der Tieckstraße (Mitte) werden sechs Reichswehrsoldaten von der Menge schwer mißhandelt.
19. 03. Die in Döberitz stationierten Truppen der Brigade Ehrhardt und Löwenfeld marschieren wieder ab.
19. 03. Die Verhandlungen des Verbandstages der unteren Post- und Telegrafenbeamten werden wieder aufgenommen. Im wesentlichen ging es um das zukünftige Besoldungsgesetz. Die Beratungen waren zwischenzeitlich wegen Unruhen und Verkehrsstörungen ausgefallen.
19. 03. Am Kottbuser Tor werden mehrere Offiziere und Soldaten ins Wasser geworfen. Bei der darauf folgenden Schießerei wurden 15 Personen getötet und 20 verletzt.
19. 03. Der Oberbefehlshaber der Reichswehr verhängt den verschärften Belagerungszustand über Groß-Berlin.
20. 03. Bei Verhandlungen zwischen der Generalkommission der Gewerkschaften und den Vertretern der Mehrheitsparteien in Abwesenheit von Delegierten der Reichs- und Staatsregierung wird eine 9-Punkte-Vereinbarung abgeschlossen.
20. 03. Reichstagspräsident Konstantin Fehrenbach beruft die Nationalversammlung für Mittwoch, den 24. März 1920 nach Berlin ein.
20. 03. In einer 9-Punkte-Vereinbarung wird zur Mitwirkung der Gewerkschaften an der Regierungsneubildung, zu Maßnahmen der Entwaffnung und Bestrafung der am Kapp-Putsch Beteiligten und zur Verwaltungsreform Stellung genommen.
20. 03. Reichskanzler Gustav Bauer trifft in Berlin ein.
20. 03. Die Unabhängigen Sozialdemokraten beschließen in Massenversammlungen die Fortsetzung des am 14. März begonnenen Generalstreiks gegen den Kapp-Putsch bis zur endgültigen Entscheidung durch die Betriebsräte.
20. 03. In Adlershof kommt es zu einem Kampf mit bewaffneten Arbeitern, der gegen 20 Opfer fordert.
20. 03. Der Generallandschaftsdirektor Dr. Wolfgang Kapp, der am 12. März als »Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident« die gesamte Staatsgewalt übernommen hatte, gibt sein angemaßtes Amt wieder auf.
20. 03. Die Verhandlungen zwischen der Regierung, dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund und der Berliner Gewerkschaftskommission führen zu einer Einigung. Die Beendigung des Generalstreiks wurde beschlossen.
20. 03. Die Gebäude der als »Gemeindebadeanstalt Nalepastraße« geführten Flußbadeanstalt in Oberschöneweide werden Opfer eines Brandes.
20. 03. In einer 9-Punkte-Vereinbarung wird zur Schaffung neuer sozialer Gesetze und zur Auflösung aller der Verfassung nicht treugebliebenen Militärverbände Stellung genommen.
21. 03. Der Reichspräsident Friedrich Ebert genehmigt das Rücktrittsgesuch des Reichswehrministers Gustav Noske.
21. 03. Die Köpenicker Arbeiter Breschke, Dürre, Eckert, Futran, Gratzke, Heiland, Kaßner, Kegel, Purrmann, Schön und Schätz werden wegen Waffenbesitzes von einem Standgericht zum Tode verurteilt und sofort erschossen.
21. 03. In den Betrieben finden Betriebsratswahlen statt.
21. 03. Die Gewerkschaftskommission und Arbeitnehmerverbände verkünden den Abbruch des Generalstreiks und fordern zur Wiederaufnahme der Arbeit auf.
22. 03. Die lebenswichtigen Betriebe ruhen weiter, da die städtischen Arbeiter Forderungen stellen, ebenso der Straßenbahn- und Hochbahnverkehr.
22. 03. Der Reichsrat nimmt die Vorlage zur Beamtenbesoldungsreform an.
22. 03. Die Funktionäre der drei Linksparteien fordern zur Fortsetzung des Generalstreiks auf.
22. 03. Der Reichspostminister Gresberts ist bei den Verhandlungen des Verbandstages der unteren Post- und Telegrafenbeamten anwesend.
22. 03. In Hennigsdorf bei Berlin leisten bewaffnete Arbeiter dem Einmarsch von Truppen Widerstand. In den bewaffneten Kämpfen wurden 35 Arbeiter getötet.
22. 03. In vielen Betrieben wird die Arbeit wieder aufgenommen. Die Post arbeitete wieder, Warenhäuser und Geschäfte wurden geöffnet, Stadt-, Ring- und Vorortverkehr nahmen ihren Betrieb wieder auf.
22. 03. Alt-Glienicke wird von Reichswehrtruppen besetzt.
23. 03. Verhandlungen über die Neubildung der Regierung beginnen in der Reichskanzlei zwischen dem interfraktionellen Ausschuß und der Reichsregierung.
23. 03. Die Omnibusse nehmen nach dem Generalstreik gegen die Regierung Kapp den Verkehr wieder auf, streckenweise auch die Hoch- und Untergrundbahnen. Die lebenswichtigen Betriebe, der Straßenbahnverkehr und die Zeitungsdruckereien ruhten noch immer.
23. 03. Der Verbandstag der unteren Post- und Telegrafenbeamten wird beendet. Der Direktor des »Deutschen Beamtenbundes«, Ernst Remmers, referierte u.a. über die Politik des Beamtenbundes.
23. 03. Die USPD-Mitglieder der Berliner Zentralstreikleitung beschließen den Abbruch des Generalstreiks.
23. 03. Gegen den Oberpostdirektor und Geheimen Oberpostrat Sönksen in Berlin wird ein Disziplinarverfahren unter Enthebung vom Dienste angeordnet.
24. 03. Infolge des Generalstreiks gegen die Regierung Kapp kann vom Anhalter Bahnhof (Tiergarten) nur der Lokalverkehr nach Halle aufrechterhalten werden.
24. 03. Vom Potsdamer Platz wird der Zugverkehr nach Frankfurt am Main über Kreiensen geleitet.
24. 03. Die Technische Nothilfe führt weiterhin Notstandsarbeiten in den Gasbetriebsanstalten aus, da die Arbeiter nicht an ihren Arbeitsplätzen erscheinen.
24. 03. Die Gasversorgung Berlins ist noch nicht wieder aufgenommen worden, da mit dem Magistrat noch Verhandlungen über die von den Arbeitern gewünschte Entlassung der Beamten im Gange sind, die während des Streiks Notstandsarbeiten ausgeführt haben.
24. 03. Die Verhandlungen über die Neubildung der Regierung werden fortgesetzt. Sämtliche Fraktionen der Nationalversammlung, mit Ausnahme der USPD, hielten vormittags erneut Sitzungen im Reichstagsgebäude ab, in denen die Vorsitzenden Bericht erstatteten.
24. 03. Vom Stettiner Bahnhof wird nach dem Generalstreik gegen die Regierung Kapp der fahrplanmäßige Verkehr nach Stettin und Pommern in vollem Umfange wieder aufgenommen, nachdem in Eberswalde die Durchfahrt der Züge zugesichert worden war.
24. 03. Gegen Mittag nehmen die Arbeiter fast in allen Elektrizitätskraftwerken wieder die Arbeit auf. Mit der vollen Durchführung der Stromversorgung wurde am 25. März nachmittags gerechnet.
24. 03. Die Mitglieder der preußischen Regierung beraten über ihre Haltung. Sie beschlossen, die Entscheidung des preußischen Kabinetts von der Haltung des Reichskabinetts abhängig zu machen.
25. 03. Der Berliner Polizeipräsident Wilhelm Richter wird zum Regierungskommissar ernannt.
25. 03. Der neuernannte Reichswehrminister Hans von Seeckt überträgt die Ausübung der vollziehenden Gewalt in der Provinz Brandenburg dem Oberbefehlshaber des Reichswehrgruppenkommandos 1.
25. 03. Nach elftägiger Unterbrechung durch den Generalstreik, der auch sämtliche Berliner Druckereibetriebe lahmlegte, erscheint das Berliner Intelligenz-Blatt wieder.
26. 03. Eine folgenschwere Explosion in der Munitionsfabrik F. Gaebert in Lankwitz fordert viele Verletzte und verursacht überaus großen Sachschaden.
26. 03. Freikorpsführer Hauptmannn Heinz von Pflugk-Hartung wird bei seinem Fahrtantritt von Hirschgarten (sein Stabsquartier befand sich im Restaurant »Aussichtsturm«) nach Berlin durch eine an seinem Wagen angebrachte Sprengladung getötet.
27. 03. Im Vereinshaus, Oranienstraße 106 (Kreuzberg), findet die erste Ziehung der Deutschen Sparprämien-Anleihe statt. Ein Millionen- Treffer fiel nach Berlin. Gewinner waren zwei Stenotypistinnen, die ihre Ersparnisse als Sparprämien-Anleihe angelegt hatten.
29. 03. Die Lichterfelder Hauptkadettenanstalt in der Finckensteinallee wird aufgelöst.
30. 03. Im Auditorium 140 der Berliner Universität findet eine Kundgebung des Sozialistischen Studentenbundes, der Zentrums- und der Freideutschen Gruppe, des Republikanischen Hochschulbundes und weiterer Studentenvereinigungen »Gegen die Reaktion« statt.
30. 03. Durch Gasvergiftung sterben fünf Menschen in ihren Wohnungen. Bei dem tagelang fortgesetzten Nachsehen, ob endlich wieder Gas zuströme, waren viele Hähne der Beleuchtungen und Kochvorrichtungen ganz offen oder mangelhaft verschlossen geblieben.
30. 03. Professor Bergsträsser und Professor Oesterreich sprechen auf einer Kundgebung »Gegen die Reaktion« über »Putsch, Folgen und Folgerungen« sowie über »Studentenschaft und Gegenrevolution«.
30. 03. Ein Vertreter des Ausschusses der Studentenschaft legt gegen die Behauptung Prof. Oesterreichs, daß der Rektor, Prof. Eduard Meyer, die Studenten zum Eintreten für die Regierung Kapp aufgefordert habe, scharfen Protest ein.
31. 03. Im Finanzbericht wird das Vermögen des Vereins Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt mit 1,3 Millionen Mark angegeben, wovon 800 000 Mark Rückstellungen für den Grunderwerb in Adlershof und Warnemünde waren.
31. 03. Der Ballistiker Carl Cranz wird zum ordentlichen Professor an der Technischenn Hochschule zu Berlin ernannt. Sein ballistisches Laboratorium war als Institut für technische Physik an die Hochschule angegliedert worden.
01. 04. Das Militärversuchsamt in Berlin wird entsprechend den Entmilitarisierungsbestimmungen des Versailler Vertrages in »Chemisch-Technische Reichsanstalt« umbenannt.
01. 04. Prof. Walter Goslich, Leiter der maschinentechnischen Abteilung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin, wird pensioniert.
01. 04. Die Strompreise werden von der Wertänderung der Mark abhängig gemacht. Die neuen Grundpreise für Licht in Höhe von 1,80 M/kWh und für Kraftstrom in Höhe von 1,00 M/kWh wurden festgelegt.
01. 04. Der leitende Baumeister der Nord-Süd-U-Bahn trifft mit den Arbeitern ein Abkommen zur Wiederaufnahme der Arbeit am Tunnel, der unter dem Landwehrkanal gebaut wird. Die Bezahlung der Streiktage war noch ungeklärt.
01. 04. Eine Preiserhöhung für Marmelade wird festgesetzt. Der neue Kleinhandelspreis betrug 6,20 Mark für das Pfund. Die Preiserhöhung ergab sich durch geringere Zuckerproduktion im Inland und ungünstige Umrechnungskurse für den Einkauf von Auslandszucker.
01. 04. Die Gemeinde Tempelhof tritt aus der »Berliner Vorortgemeinschaft im Kreis Teltow« (BVG) aus.
01. 04. Am Bismarck-Denkmal werden anläßlich des 105. Geburtstages des Altreichskanzlers zahlreiche Kränze niedergelegt.
01. 04. Aus dem Teltowkanal werden die Leichen zweier Personen herausgezogen. Die Kriminalpolizei vermutete, daß die 21jährige Frau im Streit von dem 30jährigen Mann in den Kanal gestoßen wurde und der Mann dann selbst den Tod suchte.
02. 04. Eine vom Reichspräsidenten, dem Reichswehrminister und dem Reichsminister für Finanzen unterzeichnete Verordnung über das Ausscheiden aktiver Offiziere und Fähnriche aus dem aktiven Dienst infolge Abbaus der Wehrmacht wird verabschiedet.
02. 04. Am Karfreitag nutzen viele Berliner das strahlende Frühlingswetter für Ausflüge. Abends gegen 19.00 Uhr entlud sich ein starkes Gewitter, das von heftigen Niederschlägen begleitet war.
02. 04. In einem Hotel in der Friedrichstraße (Mitte) und in einer Wohnung in der Müllerstraße 155 (Wedding) ereignen sich Gasunfälle, bei denen jeweils eine Person getötet wird.
03. 04. Die Schuhmacher-Innungen veröffentlichen neue Richtpreise für Schuhreparaturen. Danach sollte die Besohlung von einem Paar Herrenstiefel 71 Mark, von einem Paar Damenstiefel 40 Mark und von Absätzen 19 Mark kosten.
03. 04. Der Zentnerpreis für Küchen- und Ofenbrand erhöht sich in den Stadtkreisen Berlin, Charlottenburg, Neukölln, Schöneberg, Lichtenberg und Wilmersdorf sowie in den Landkreisen Teltow und Niederbarnim frei Erdgeschoß oder Keller um 2,30 Mark auf 15,80 Mark.
03. 04. Die Kohlenstelle Groß-Berlin teilt mit, daß die Vorschriften über den Verbrauch von Gas und Elektrizität in Gastwirtschaften und Ladengeschäften aufgehoben sind. Schaufenster- und Außenbeleuchtungen mit Gas oder Strom blieben weiterhin unzulässig.
03. 04. Das Reichswehrgruppenkommando I teilt mit, daß das Reichsmilitärgericht die Schutzhaft über Prinz Joachim Albrecht von Preußen aufhob und der Prinz bereits aus der Schutzhaft entlassen wurde. Dem Prinzen wurde der Aufenthalt in Groß-Berlin verboten.
04. 04. Der Bund Deutscher Radfahrer (Leipzig) initiiert die Radfernfahrt Berlin - Leipzig über 160 km, die dann jährlich ausgetragen werden sollte. Sieger bei den Amateuren wurde Otto Papenfuß (Germania Berlin) in 5:25:00 Stunden.
04. 04. In der Nacht zum Ostersonntag dringen Einbrecher in die Segenskirche in der Auguste-Viktoria-Allee (Reinickendorf) ein. Sie stahlen zwei versilberte Leuchter, einen (4 x 4,5) mē großen rot-grünen Teppich und mehrere Altardecken.
05. 04. In Karlshorst erfolgt die Eröffnung der Rennsaison. Trotz Regen übertraf die Besucherzahl alle Erwartungen.
05. 04. Die Arbeiten an der Nord-Süd-U-Bahn werden wieder aufgenommen. Die mit Wasser vollgelaufene Baugrube wurde leergepumpt. Danach verweigerten die Zimmerleute die Arbeit. Die Bauverzögerung führte zur Unterbrechung des Schiffsverkehrs auf dem Landwehrkanal.
05. 04. Am Ostermontag wird auf der Trabrennbahn in Berlin-Mariendorf der mit 20 000 Mark dotierte Osterpreis vergeben.
05. 04. Eine Frau wird in ihrer Wohnung beim Restaurant »Strandschloß« in Tegel von ihrem eifersüchtigen Geliebten mit einem Taschenmesser getötet. Der Täter konnte verhaftet werden.
06. 04. Zwei Personen verunglücken bei Gasunfällen in der Höchststraße 12 (Friedrichshain) und in der Antwerpener Straße 4 (Wedding) tödlich.
06. 04. Der Schriftsteller Victor Blüttgen stirbt im Alter von 76 Jahren in Berlin.
06. 04. In der Nacht dringen Einbrecher in den Französischen Dom ein. Das Öffnen des Geldschrankes gelang ihnen nicht. Sie stahlen 20 baumwollene feingerippte Fenstervorhänge und ein grünes Tuch. Die Beute hatte einen Wert von 20 000 Mark.
09. 04. Anläßlich des 50jährigen Bestehens der Deutschen Bank wird den Angestellten eine Jubiläumsgabe in Höhe eines doppelten Monatsgehalts gezahlt. Angestellte, die weniger als ein Jahr tätig waren, erhielten ein Monatsgehalt.
09. 04. Auf Beschluß des Magistrats werden rückwirkend ab 1. April bis zur endgültigen tariflichen Regelung der Bezüge den Arbeitern und Hilfskräften Lohnaufbesserungen gezahlt. Weiterhin wurden Lohnaufbesserungen für die städtischen Angestellten beschlossen.
09. 04. Auf der Generalversammlung der revolutionären Betriebsräte fordern die Vertreter der KPD die Ausrufung des Generalstreiks und Neuwahlen aller Arbeiterräte. In der Abstimmung über den Generalstreik erlitten die Kommunisten eine Niederlage.
10. 04. In der Papyrusausstellung der Staatsmuseen (Neues Museum, eine Treppe) beginnen regelmäßige Führungen an den Sonnabenden um 11.00 Uhr.
10. 04. Auf dem Rummelplatz in der Kaiser-Friedrich-Straße (Neukölln) verunglückt der Artist Otto bei einem »Fakir- Kunststück«. Der Artist ließ sich in einer 2 m tiefen Grube eingraben und wollte sich daraus befreien. Die Feuerwehr grub später seine Leiche aus.
10. 04. In Berlin herrscht Sommerwetter. Um 9.00 Uhr wurden bereits 16°C angezeigt.
11. 04. Im Ufa-Palast am Zoo findet um 11.00 Uhr eine Versammlung gegen die Lustbarkeitssteuer statt. Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Bühnenverein, vom Deutschen Chorsänger- und Ballettverband und vom Verband Berliner Bühnenleiter einberufen.
12. 04. In der Nacht zum 12. April wird in der Lutherkirche am Dennewitzplatz eingebrochen. Die Einbrecher erbeuteten u.a. einen 2,5 mē großen aus reiner Wolle gestickten Teppich mit rotem und blauem Kirchenmuster auf farbigem Grund, der 8 000 Mark wert war.
12. 04. Vom 12. bis 14. April können die Fleischkarten bei den zuständigen Brotkommissionen gegen Bezugsscheine auf Teigwaren oder Gerstenfabrikate umgetauscht werden. Für jede Vollfleischkarte wurde ein Bezugsschein für wöchentlich 500 Gramm ausgegeben.
12. 04. Ein Einbrecher erbeutet bei einem Einbruch bei der Norddeutschen Eisenindustrie in der Chausseestraße 88 (Mitte) Treibriemen im Werte von 50 000 Mark.
12. 04. In der Nacht zum 12. April wird in die Wohnung des Admirals Bohm in der Landgrafenstraße 71 (Tiergarten) eingebrochen. Mit der Waffe erzwangen die Einbrecher Auslaß, da der Stallmeister nach dem Betreten der Wohnung die Tür wieder abgeschlossen hatte.
13. 04. Der Schauspieler Ferdinand Gregori wird 50 Jahre alt. 1895 stand er zum erstenmal auf der Bühne des Deutschen Theaters unter der Leitung von Otto Brahm. 1916 hatte Max Reinhardt ihn wieder nach Berlin geholt.
13. 04. Im großen Hörsaal der Treptower Sternwarte beginnt eine Reihe von Vorträgen, die jeden Dienstag vom Direktor der Sternwarte, Dr. Friedrich Simon Archenhold, gehalten werden.
15. 04. Das Reichswehrministerium erhält aus der Reichskanzlei die Mitteilung, daß zur Zeit im Reichswehrministerium eine geheime Sitzung zwischen Offizieren und Arbeitervertretern stattfindet.
15. 04. Der Ausschuß der Gewerkschaft Groß-Berlins und Umgebung faßt den Beschluß, den 1. Mai durch Arbeitsruhe zu feiern. Über die Lebenswichtigkeit eines Betriebes und den Umfang des fortzuführenden Notbetriebes sollten die Gewerkschaften entscheiden.
15. 04. Unter dem Verdacht der Vorbereitung eines Putsches werden die im Dienstzimmer des Hauptmanns im Stabe des Reichswehrgruppenkommandos I, von Viebahn, angetroffenen Offiziere und Zivilpersonen vom Reichswehrminister in Schutzhaft genommen und verhört.
16. 04. Vor der Strafkammer des Landgerichtsts 1 wird gegen Prinz Joachim Albrecht von Preußen wegen versuchter Nötigung verhandelt. Anlaß waren Ausschreitungen am 6. März 1920 im Hotel Adlon gegen drei Mitglieder der französischen Militärmission.
16. 04. Im Schwurgerichtssaal des alten Kriminalgebäudes findet die Verhandlung gegen Prinz Joachim Albrecht von Preußen, Rittmeister von Platen und Prinz Gottfried von Hohenlohe-Langenburg unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen statt.
16. 04. Der Chef der Heeresleitung wird über die (Geheim-)Sitzung vom 15.4. unterrichtet. Hauptmann v. Viebahn sagte aus, daß die Sitzung unter Billigung seiner vorgesetzten Dienststelle erfolgte. Weitere Untersuchungen erfolgten durch gerichtliche Ermittlungen.
17. 04. Der außerordentliche Verbandstag des Eisenbahn-Assistenten-Verbandes findet statt. Es nahmen 300 Delegierte der über 16 000 Mitglieder teil. Sie forderten, daß der Einstufungsvorschlag der Eisenbahnbeamten unverändert angenommen wird.
17. 04. Der Ärztliche Verein für physikalisch-diätetische Therapie beglückwünscht den als Mitglied der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ernannten Arzt Dr. Schönberger zu seiner Berufung als Universitätsprofessor.
17. 04. Die Delegierten des Eisenbahn-Assistenten-Verbandes lehnen auf ihrem außerordentlichen Verbandstag die von der Nationalversammlung behandelte Besoldungsordnung ab.
18. 04. Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6. März: Rittmeister Hubert von Platen wird wegen versuchter Nötigung zu 300 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
18. 04. Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6. März: Prinz Joachim Albrecht wird wegen versuchter Nötigung zu 500 Mark Geldstrafe verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
18. 04. Landgerichtsdirektor Baumbach verkündet das Urteil zum Adlon-Vorfall vom 6.3.: Erbprinz von Hohenlohe-Langenburg wird wegen gefährlicher Körperverletzung zu 1 000 Mark verurteilt. Im Nichtbestreitungsfall sollte für je 10 Mark ein Tag Gefängnis treten.
18. 04. Polizeipräsident Wilhelm Richter, Regierungskommissar für den Landespolizeibezirk Berlin, läßt die wegen Verdacht auf national-bolschewistische Verschwörung am 15. April Festgenommenen wieder frei.
19. 04. Streikende Kellner halten vier Versammlungen ab, in denen über den Stand der Verhandlungen im Esplanade-Hotel berichtet wird. Die Arbeitgeber hatten sich bereit erklärt, den Tarifvertrag am 21. April zu unterschreiben.
19. 04. In der Nacht vom 19. zum 20. April steigen Einbrecher mit einer Leiter in das offenstehende Fenster des Modesalons Blumberg auf dem Grundstück Kronenstraße 73/74 (Mitte) ein. Sie erbeuteten Stoffe im Werte von 100 000 Mark.
19. 04. Von 1 000 Hotel- und Gasstättenbetrieben werden nur noch 400 bestreikt. Die Zahl der Streikenden ging von 27 000 auf 10 000 zurück.
20. 04. Die 48. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrates beginnt im Herrenhause in Abwesenheit aller Vertreter des Landwirtschaftsministeriums. Minister Braun hatte für sich und seine Vertreter abgesagt.
20. 04. In der Nacht vom 20. zum 21. April entsteht im Vergnügungslokal »Libelle« in der Jägerstraße 68 a (Mitte) ein Feuer.
20. 04. Die Verhandlungen zwischen den Gastwirten und den streikenden Kellnern im Hotel Esplanade führen zu keinem Ergebnis. Die Gastwirte wollten den Angestellten Zuschläge von 20 bis 40 Mark (Wohnung im Restaurant) gewähren.
21. 04. In der Brunnenstraße 37 (Wedding) ereignet sich am Nachmittag eine schwere Kesselexplosion. Beim Reinigen eines mit Karbid gefüllten Kessels war Wasser in den Kessel gelangt. Die entstandenen Gase entzündeten sich an einer Flamme im Nebenraum.
21. 04. Der Bund Deutscher Bodenreformer, Ortsgruppe für die östlichen Vororte Berlins, Geschäftsstelle Berlin-Friedrichsfelde, Schloßstraße 34, lädt zur öffentlichen Versammlung in das Gymnasium Treskowallee 44 ein. Themen waren u.a. Wohnungsnot und Landfrage.
22. 04. Der Eisenbahnüberwachungsbeamte Emmelmann wird auf seinem Dienstgang auf dem Verschiebebahnhof Lichtenberg-Friedrichsfelde von Unbekannten durch einen Brustschuß schwer verletzt. Zur Täterergreifung wurde eine Belohnung von 10 000 Mark ausgesetzt.
22. 04. An der Technischen Hochschule in Charlottenburg findet eine Gedächtnisfeier für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Studenten statt.
22. 04. Der langjährige Direktor der Berliner Urania, Professor P. Schwan, stirbt nach längerem Leiden. Schwan hatte sich vorwiegend mit Erdgeschichte und Sternkunde beschäftigt.
23. 04. Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die nur mit Kost Angestellten in den Hotels 35 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 20 Mark Zulagen wöchentlich.
23. 04. Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die ohne Kost und Wohnung Angestellten in den Hotels 45 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 40 Mark Zulagen wöchentlich.
23. 04. Nach viertägiger Dauer wird der Kellnerstreik beendet. Im Hotel Esplanade einigten sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Es erhalten die mit Kost und Wohnung Angestellten in den Hotels 25 Mark, in anderen Geschäften Angestellte 20 Mark Zulagen wöchentlich.
24. 04. Der in Berlin wirkende volkstümliche Varietéhumorist Otto Reutter feiert seinen 50. Gebutstag in seiner Heimatstadt Gardelegen.
24. 04. Dem Magistrat von Spandau wird ein Personenkraftwagen gestohlen. Es handelte sich um den 10-PS-Proton-Wagen Nr. I.E.4055.
25. 04. Der Mieterverband Groß-Berlin nimmt in 30 Protestversammlungen gegen die Gefährdung der Höchstmietenverordnung durch Überschreiten des Mietzuschlages von 20 % Stellung: Aus Unkenntnis oder Furcht sollten am 1. Mai keine höheren Mieten gezahlt werden.
27. 04. Die Verfassunggebende Preußische Landesversammlung beschließt mit knapper Mehrheit von 165 zu 148 Stimmen das »Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin«. 20 Verwaltungsbezirke wurden gebildet. Das Gesetz trat am 1. Oktober 1920 in Kraft.
28. 04. Der italienische Geschäftsträger, Botschafter Martino, überreicht dem Reichskanzler in Berlin die bereits bekannte Ententenote, mit der die Konferenz in San Remo abschloß. Unterzeichnet war die Note vom italienischen Ministerpräsidenten Ritti.
29. 04. Die Polizei hält den weiteren Druck des Flugblattes an, in dem die USPD behauptet, der Bürgermeister von Oranienburg, Dr. Hein, sei am Kapp-Putsch beteiligt gewesen, und beantragt eine Entscheidung durch die Staatsanwaltschaft.
30. 04. Es wird mitgeteilt, daß Dr. Karl Stäblin, bisher ordentlicher Honorarprofessor in Leipzig (früher Straßburg), zum ordentlichen Professor für osteuropäische Geschichte und Landeskunde an der Universität Berlin als Nachfolger Th. Schiemanns berufen wird.
30. 04. Es wird mitgeteilt, daß der Geheime Regierungsrat Dr. Carl Cranz, bisher Professor an der Militärtechnischen Akademie, zum Ordinarius für theoretische Physik an der Berliner Technischen Hochschule berufen wird.
30. 04. Der Magistrat Berlin gibt die Kleinhandels-Höchstpreise für Zucker, die nicht überschritten werden dürfen, mit Wirkung vom 1. Mai bekannt. Raffinade, Würfel- und Brotzucker kosteten: ein Pfund 2,00 Mark und 3/4 Pfund 1,50 Mark.
01. 05. Aufgrund einer von den Eisenbahnbeamten des Direktionsbezirks Berlin, des Gewerkschaftsbundes Deutscher Eisenbahnbeamten und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer angekündigten Aktion ruht am 1. Mai in Berlin der Stadt-, Ring- und Vorortverkehr.
01. 05. Zu den Massenversammlungen anläßlich der Maifeier ziehen zwei Züge vom Alexanderplatz zum Prenzlauer Tor und zum Friedrichshain und ein dritter Zug vom Kaiser-Wilhelm-Platz in Schöneberg zum Wittenbergplatz. Die Veranstaltungen verliefen ruhig.
01. 05. Der Magistrat teilt mit, daß durch den Streik der Binnenschiffer die Kartoffelversorgung, die zum großen Teil von Hamburg und von Stettin auf dem Wasserwege erfolgt, gefährdet ist.
01. 05. Die aufgrund des Versailler Vertrags gegründeten und unter Aufsicht der Entente stehenden »Reichswerke« übernehmen die Betriebsführung auf der ehemaligen Militärbahn Spandaus.
01. 05. Das städtische Berufsamt, das für die Berufsberatung und Lehrstellenvermittlung zuständig ist, wird in der Oranienburger Straße 54 (Mitte) eröffnet.
01. 05. Aufgrund der Beschlüsse der Bediensteten der Straßen- und Hochbahnen und der Omnibusgesellschaft ruht der Verkehr am 1. Mai.
01. 05. Das Unternehmen Berliner Ostbahnen (Straßenbahn der Gesellschaft für den Bau von Untergrundbahnen mit Bahnen in Stralau, Treptow, Schöneweide, Köpenick) wird in das Unternehmen Große Berliner Straßenbahn eingegliedert.
01. 05. Das Kellerlokal »Lebensquelle« unter dem Café National in der Friedrichstraße (Mitte), in dem sich zweifelhaftes Publikum aufhält, wird von der Polizei ausgehoben. Mit drei Lastkraftwagen wurden die Gäste zwecks Identifizierung abgeführt.
02. 05. Beim Motorradrennen auf der Olympiapark-Radrennbahn, das der Motorrad-Club Berlin A.D.A.C. veranstaltete, verünglückt der Düsseldorfer Fr. Birkhahn tödlich.
02. 05. Der Union-Klub eröffnet die Flachrennsaison (Pferderennen) auf der Grunewaldbahn.
02. 05. Auf der Treptower Radrennbahn gewinnt Lewanow das Stundenrennen hinter Motoren.
02. 05. Im Staatstheater findet eine deutsch-österreichische Literatur- und Liederveranstaltung statt, an der Reichspräsident Ebert, Kultusminister Haenisch, Gustav Noske, der frühere österreichische Gesandte Prof. Ludo Hartmann und andere Gäste teilnehmen.
03. 05. Die Versicherungsbeiträge bei den Ortskrankenkassen werden auf sieben Hundertstel des Grundlohnes erhöht. Somit stiegen sie in zwölf Klassen von wöchentlich 0,85 bzw. eine Mark auf 12,60 bzw. 14,70 Mark (Berechnungsgrundlage sechs bzw. sieben Tage).
03. 05. Es wird mitgeteilt, daß die Staatlichen Museen täglich von 9.00 bis 15.00 Uhr geöffnet sind. Wegen Reinigungsarbeiten blieb das Alte, das Neue und das Kunstmuseum jeden Montag, das Kaiser-Friedrich- und das Völkerkunde-Museum jeden Dienstag geschlossen.
04. 05. Vor dem Schlichtungsausschuß im Reichsarbeitsministerium finden unter dem Vorsitz von Dr. Tiburtius Verhandlungen zur Beendigung des Streiks der Arbeitnehmer der Filmindustrie statt.
05. 05. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei (USPD) eröffnet am Abend den öffentlichen Wahlkampf mit einer Reihe von Massenwahlversammlungen in Groß-Berlin.
05. 05. Es wird bekanntgegeben, daß Gustav Kalb zum Berliner Stadtschulinspektor gewählt wurde. Kalb war zuvor, wie auch Schulinspektor Ernst Engel, Leiter des Berliner Schulmuseums.
06. 05. Der Filmstreik (Beginn 4. Mai) wird beendet. Die Beschäftigten in der Filmindustrie nahmem zum großen Teil wieder die Arbeit zu den Löhnen und Gehältern auf, wie sie vor dem Streikausbruch gezahlt wurden.
06. 05. Die Gebühren für Post- und Eilsendungen von Briefen und Postkarten sowie für Rohrpostsendungen werden erhöht. Ein Rohrpostbrief kostete 1,40 Mark, eine Rohrpostkarte 1,30 Mark.
07. 05. Die spanische Botschaft teilt mit, daß der Konsul Erster Klasse und Handelsattaché der Botschaft Ricardo Gomez Navarro zum Königlich Spanischen Konsul in Berlin ernannt worden ist.
09. 05. Die Berliner Betriebsräte rufen unter der Losung »Hände weg von Sowjetrußland« zum Protest gegen den dritten Interventionsfeldzug gegen die Sowjetmacht auf.
10. 05. Der Brotpreis in Berlin steigt von 2,24 Mark auf 4,50 Mark für 1 900 Gramm.
11. 05. Im Lustgarten findet eine der größten Demonstrationen statt, die sich gegen den geplanten Feldzug gegen die Sowjetmacht richtet. Aufschriften wie »Nieder mit der Reaktion« und »Hände weg von Sowjetrußland« wurden mitgeführt.
15. 05. Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen wird in Berlin gegründet.
15. 05. In Adlershof wird die erste Sammelschule Groß-Berlins, in der es keinen Religionsunterricht mehr gibt, eröffnet. Sie war zugleich die erste in Preußen.
15. 05. Für Kolonisten und Siedler tritt eine Fahrpreisermäßigung in Kraft. Bei Benutzung der 4. Wagenklasse wurde ihnen bis zu einer Entfernung von maximal 40 km von der Stadtgrenze (Ringbahn) eine 50prozentige Ermäßigung gewährt.
20. 05. In einer Denkschrift teilt Adolf Harnack dem Preußischen Finanzministerium das Finanzdefizit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft für das Haushaltsjahr 1920/21 mit und bittet um die Übernahme des Fehlbetrages durch den Preußischen Staat.
23. 05. Prof. Friedrich Hayduck wird zum wissenschaftlichen Leiter der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin ernannt.
26. 05. Für die Hochschule für Leibesübungen wird nördlich des Deutschen Stadions in Charlottenburg ein neuerrichteter Bau in Betrieb genommen.
01. 06. Die in Berlin tätigen Wissenschaftler Max von Laue (für Physik 1914), Fritz Haber (für Chemie 1918), Max Planck (für Physik 1919) und Johannes Stark (für Physik 1919) nehmen die ihnen nachträglich verliehenen Nobelpreise in Stockholm entgegen.
02. 06. Der Physiko-Chemiker Prof. Fritz Haber spricht in seinem Nobelvortrag »Über die Darstellung des Ammoniaks aus Stickstoff und Wasserstoff«. Haber war der Nobelpreis für Chemie bereits im Kriegsjahr 1918 zugesprochen worden.
02. 06. Max Planck, seit 1888 ordentlicher Professor an der Berliner Universität, hält seinen Nobelvortrag vor der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften zu Stockholm. Ihm war der Nobelpreis für Physik im Kriegsjahr 1918 zugesprochen worden.
02. 06. Der preußische Kultusminister genehmigt der »Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums« in der Artilleriestraße 15 (Tucholskystraße 9, Mitte) die Wiederannahme des 1870 bis 1883 geführten Titels »Hochschule für die Wissenschaft des Judentums«.
03. 06. Der Physiker Max von Laue, bereits 1914 mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, hält seinen Nobelvortrag in Stockholm. Von Laue erhielt den Preis nachträglich, da während des Krieges keine Verleihungsfeiern stattgefunden hatten.
11. 06. In Berlin tritt die Reichsschulkonferenz zusammen, um zu den verschiedenen Schulfragen Gutachten abzugeben.
16. 06. Die Adolf-Bayer-Gesellschaft zur Förderung der Chemischen Literatur wird im Hofmann-Haus in der Sigismundstraße 4 (Tiergarten) gegründet.
20. 06. Nach dem Gesetz vom 27. April 1920 über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin finden erstmals Wahlen zur neuen Stadtverordnetenversammlung und zu den 20 Bezirksversammlungen statt.
20. 06. Im Zuge der Bildung der neuen Stadtgemeinde Groß-Berlin findet die erste Wahl zur Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Prenzlauer Tor (Berg) statt. Gewählt wurden 45 Bezirksverordnete und 16 Stadtverordnete. Die USPD erhielt 29 Sitze in der BVV.
22. 06. Der Pferdeomnibusverkehr wird auf den Nachtverkehr beschränkt.
26. 06. Die Mitglieder der »Berliner Burschenschaft Arminia« unternehmen ihre erste große Wanderung von Tiefensee nach Strausberg.
01. 07. Mit einer Aktion der »produktiven Erwerbslosenfürsorge« werden 41 Tiefbau- und Stadtentwässerungsobjekte in Angriff genommen, darunter der Bau der Nord-Süd-Bahn, des Westhafens und der Caprivibrücke.
19. 07. Eine Kleingartenordnung tritt für Berlin in Kraft.
21. 07. Das letzte in Staaken bei Spandau gebaute Luftschiff LZ 109 wird nach 22 Fahrten über insgesamt 18 220 Kilometer mit 222 Betriebsstunden nach England überführt.
12. 08. Der Astronom Karl Hermann Struve, Leiter der Berliner Sternwarte, stirbt bei einem Kuraufenthalt in Herrenalb im Schwarzwald.
16. 08. Der Bahnhof Köllnische Heide (Neukölln) wird eröffnet.
20. 08. Tausende Arbeitslose versammeln sich um 11.00 Uhr im Lustgarten zu einem Protest gegen die geplante Kürzung der Arbeitslosenunterstützung. Um die wirtschaftliche Stagnation zu überwinden, waren auch Maßnahmen wie erhöhte Energiepreise angekündigt.
24. 08. Im großen Saal der Berliner Philharmonie organisiert Paul Weyland eine Massenversammlung, deren Teilnehmer gegen die Relativitätstheorie Albert Einsteins auftraten.
27. 08. Albert Einstein äußert sich im »Berliner Tageblatt« zu Angriffen gegen seine Person, die auf einer am 24. August organisierten Veranstaltung gegen die Relativitätstheorie in der Berliner Philharmonie vorgetragen worden waren.
06. 09. Im Bezirk Spandau wird im ehemaligen Schloß Wansdorf ein Kindergenesungsheim eröffnet.
08. 09. Die »Film- und Bild-Arbeitsgemeinschaft Groß-Berlin (Filmseminar) e.V.« wird unter dem Namen »Filmarbeitsgemeinschaft Berliner Lehrer« als Vereinigung des Berliner Lehrervereins gegründet. Ab 1930 befand sie sich in der Levetzowstraße 1/2 (Tiergarten).
11. 09. Die Berliner Gartenbaufirma Späth feiert mit über 1 000 Gästen ihr 200jähriges Geschäftsjubiläum.
22. 09. Die Stadtverordnetenversammlung für die am 1. Oktober zu bildende neue Stadtgemeinde Berlin wählt Adolf Wermuth, der seit 1912 Oberbürgermeister der Stadt Berlin ist, zum ersten Oberbürgermeister der Stadtgemeinde.
22. 09. Der Preußische Minister für Volkswohlfahrt ermächtigt die neue Stadtgemeinde (Groß-)Berlin, Versicherungsämter zu errichten.
01. 10. Der Kantor und Hauptlehrer Paul Möhr übernimmt in Karow das Kirchenamt und das Schulamt an der vierklassigen Schule, an der neben ihm noch zwei weitere Lehrkräfte tätig sind.
01. 10. Das »Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin« vom 27. April tritt in Kraft. Die neue Stadtgemeinde ging aus acht Stadtkreisen, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken hervor. Sie umfaßte 878 Quadratkilometer mit 3,8 Millionen Einwohnern.
01. 10. Die Omnibuslinie A 8 »Weißensee, Antonplatz - Wilmersdorf, Kaiserplatz (Bundesplatz)« wird mit einer Streckenlänge von 12,8 km in Betrieb genommen.
01. 10. Das Telegraphentechnische Reichsamt wird in Berlin gegründet.
01. 10. Die Große Berliner Straßenbahn geht unter dem Namen Berliner Straßenbahnen in den Besitz der Stadtgemeinde Berlin über.
01. 10. Die Fachschule für Maschinenbauer am Städtischen Gewerbesaal wird geschlossen. Als Nachfolgeeinrichtung begründete der Magistrat von Berlin die »Städtische Maschinenbauschule zu Berlin« (seit 1923 Max-Eyth-Schule).
02. 10. Der Komponist Max Bruch stirbt in Berlin-Friedenau. Bruch schuf spätromantische Chor- und Instrumentalmusik.
03. 10. Das »Gemeindeblatt der Stadt Berlin«, dessen mehrere Vorläufer bis in das Jahr 1860 zurückreichen, erscheint nunmehr als »Öffentlicher amtlicher Anzeiger der Stadt Berlin«.
06. 10. Die Erdarbeiten für die Anlage des Volksparks Jungfernheide (Charlottenburg) beginnen.
14. 10. Das von Erwin Piscator und Hermann Schüller gegründete »Proletarische Theater, Bühne der revolutionären Arbeiter Groß-Berlins« stellt sich in Kliems Festsälen in der Hasenheide mit der Szenenfolge »Gegen den weißen Schrecken - Für Sowjetrußland« vor.
21. 10. Die Stadtbücherei in Spandau wird eröffnet. Bis April 1923 in einem Privathaus untergebracht, kam sie dann ins Spandauer Rathaus, wo auch ein Lesesaal eingerichtet wurde.
22. 10. Der katholische Kirchenbauverein Grunewald wird gegründet.
28. 10. Die Stadtverordnetenversammlung wählt erstmals den Magistrat für die neue Stadtgemeinde Berlin. Die Wahl entsprach nicht den vom Preußischen Landtag beschlossenen Vorschriften und wurde sieben Wochen später wiederholt.
30. 10. Adolf Wermuth, der seit 1912 Oberbürgermeister von Berlin ist, übernimmt das Amt des Oberbürgermeisters der am 1. Oktober gebildeten neuen Stadtgemeinde Berlin, in das er am 22. September gewählt worden war.
30. 10. Die »Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« wird offiziell in Berlin gegründet. In ihr waren alle deutschen Hochschulen und Akademien zu einem Verband vereint.
03. 11. Die 100. wissenschaftliche Sitzung der »Berliner Gesellschaft für Geschichte der Naturwissenschaften und Medizin« findet statt.
05. 11. Am Staatlichen Schauspielhaus am Gendarmenmarkt (Mitte) findet die Premiere des Dramas »Richard III.« von William Shakespeare in der Regie von Leopold Jessner statt.
06. 11. In Berlin beginnt ein bis zum 11. November andauernder Streik der Arbeiter und Angestellten des öffentlichen Dienstes, auch der Elektrizitätswerke, so daß die Stadt ohne Licht und Straßenbahn war.
07. 11. In Berlin demonstrieren am dritten Jahrestag der Oktoberrevolution mehrere zehntausend Menschen für das Rätesystem. Im Lustgarten (Mitte) fand eine Großkundgebung statt, auf der Vertreter des linken Flügels der USDP sowie der KPD und der KAPD sprachen.
07. 11. Der Tierarzt Wilhelm Schütz, Inhaber des Lehrstuhls für pathologische Anatomie an der Tierärztlichen Hochschule Berlin, stirbt in Berlin.
08. 11. Der »Psychiatrische Verein zu Berlin« unter dem Vorsitz von Karl Friedrich Bonhoeffer löst sich auf und schließt sich mit der »Berliner Gesellschaft für Psychiatrie« zusammen, um die Interessen von Anstaltsärzten und Klinikern besser vertreten zu können.
10. 11. Im Rahmen des von Erwin Piscator und Hermann Schüller am 14. Oktober gegründeten Proletarischen Theaters wird in Berlin das Stück »Die Feinde« von Maxim Gorki aufgeführt. Spielstätten des neuen Theaters waren Kneipensäle in Arbeitervierteln.
17. 11. Randolph Riemschneider wird in Hamburg geboren. Der Diplom-Chemiker und Professor für Biochemie war seit 1948 an der Freien Universität Berlin tätig.
17. 11. Der »Vorwärts« berichtet, daß die Zahl der Milchkühe in der Stadt von 20 000 auf 7 000 zurückgegangen sei. Wegen der hohen Kosten wurden für einen Liter Milch drei Mark verlangt.
23. 11. Die am 20. Juni gewählte Bezirksverordnetenversammlung des Bezirks Prenzlauer Tor (Berg) tritt erstmals zusammen. Die Kostituierung erfolgte in den Räumlichkeiten der 302. Gemeindeschule in der Gethsemanestraße 4.
23. 11. Auf einer Kundgebung der »Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft« im Plenarsaal des Reichstages sprechen Prof. Adolf Harnack über »Wissenschaft und Kultur« und Prof. Fritz Haber über »Wissenschaft und Wirtschaft«.
24. 11. Im Köpenicker Rathaus konstituiert sich die Bezirksverordnetenversammlung. Köpenick und sein Umland waren aufgrund des Gesetzes vom 27. April trotz starken Widerstandes zum 16. Verwaltungsbezirk von Berlin geworden.
24. 11. Oberbürgermeister Adolf Wermuth erklärt seinen Rücktritt und legt sein Amt zum 30. November nieder. Seit 1912 Oberbürgermeister der Stadt Berlin, war er am 22. September zum Oberbürgermeister der neuen Stadtgemeinde Berlin gewählt worden.
25. 11. Die Stadtverordnetenversammlung beschließt auf Vorschlag des Magistrats die zentrale Verwaltung aller Berliner Sparkassen.
30. 11. Der Berliner Polizeipräsident Wilhelm Richter verbietet die Aufführungen des »Proletarischen Theaters, Bühne der revolutionären Arbeiter Groß-Berlins«. Das Theater mußte daraufhin im Frühjahr 1921 seine Tätigkeit einstellen.
01. 12. In Berlin wird eine Viehzählung durchgeführt.
03. 12. Die Straßenbahn der Gemeinde Heiligensee wird durch die Berliner Straßenbahnen übernommen.
03. 12. In Berlin beginnt die zweitägige X. Jahreskonferenz für Naturdenkmalpflege.
04. 12. Die Städtische Straßenbahn Cöpenick wird durch die Berliner Straßenbahnen übernommen.
04. 12. Im großen Saal des Lehrervereinshauses am Berliner Alexanderplatz (Mitte) treten 136 Delegierte der KPD und 136 Delegierte der USPD (Linke) zu einem gemeinsamen Parteitag zusammen. Ziel war die Vereinigung beider Parteien.
05. 12. Der Deutsche Reichsverband für Amateur-Boxen wird in Berlin gegründet.
08. 12. Die Städtische Straßenbahn Spandau wird durch die Berliner Straßenbahnen übernommen.
09. 12. Die Berliner Elektrische Straßenbahn-AG wird durch die Berliner Straßenbahnen übernommen.
10. 12. Der Physiker und Mitbegründer der physikalischen Chemie, Prof. Walther Hermann Nernst, seit 1905 an der Berliner Universität und seit 1922 Präsident der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, erhält den Nobelpreis für Chemie.
10. 12. Prof. Friedrich Dolezalek, Ordinarius für Physik und physikalische Chemie an der Technischen Hochschule in Charlottenburg, stirbt in Berlin.
13. 12. Die Große Berliner Straßenbahn wird mit der Berliner Städtischen- und der Berliner Elektrischen Straßenbahn, die bereits am 9. Dezember übernommen wurde, zu den »Berliner Straßenbahnen« vereinigt.
15. 12. Die Stadtverordnetenversammlung wiederholt die Wahl des Magistrats vom 28. Oktober 1920. Jener Wahlakt hatte nicht der vom Preußischen Landtag beschlossenen Änderung des Gesetzes über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin entsprochen.
16. 12. Durch den Zusammenschluß von verschiedenen Vorgänger-Ämtern wird mit dem Aufbau des Landesarbeitsamtes Berlin begonnen.
21. 12. An der Berliner Universität werden die Wahlen zum Studentenparlament abgeschlossen. Als stärkste Partei wurde mit 28 von 100 Sitzen die Deutsche Finkenschaft gewählt. Sie trat zusammen mit dem Waffenring, der deutschen Gruppe und den Katholiken auf.
26. 12. Der deutsche Gewerkschaftsführer Carl Legien stirbt im Alter von 59 Jahren in Berlin. Er war 1890 Mitbegründer und bis 1919 Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands sowie 1919 Mitbegründer und seitdem Vorsitzender des ADGB.

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