Berlin im Jahr 1880
01. 01. Ernst Gennat wird in Berlin geboren. Gennat war in in der Zeit der Weimarer Republik in Berlin als Chef des Morddezernats bzw. der Zentralen Mordinspektion erfolgreichster Kriminalist der Berliner Polizei.
01. 01. Josephine Schulze, eine namhafte Sängerin in der Zeit des dominierenden Komponisten Spontini, stirbt in Freiburg im Breisgau. Nach Gastspielen 1810 und 1811 war sie ab 1813 fest an der Berliner Oper engagiert.
03. 01. Der Feuilletonist und Musikkritiker Ernst Ludwig Kossak stirbt in Berlin. Er wurde auf dem Matthäi-Friedhof beigesetzt.
05. 01. Der Rechtsgelehrte August Wilhelm Heffter, Professor an der Universität zu Berlin, stirbt. Heffter verfaßte zahlreiche Werke zum Völkerrecht und zum Zivilrecht.
17. 01. Karl Grüßer wird in Duben a. d. Mulde geboren. Er kam 1907 nach Berlin. Grüßer war Präsident des Zentralverbandes Deutscher Bäckerinnungen »Germania«, in dem etwa 1 700 Bäckerinnungen mit fast 100 000 Mitgliedern zusammengefaßt waren.
20. 01. Max Schöne wird geboren. Der Schwimmer gewann bei den Olympischen Spielen in Paris 1900 die Goldmedaille im 200-m-Mannschaftsschwimmen.
24. 01. Alfred Merz wird in Perchtolsdorf bei Wien geboren. Merz war seit 1910 Privatdozent an der Berliner Universität und seit 1914 Professor für Geographie.
27. 01. In Berlin findet die erste ordentliche Sitzung des Elektrotechnischen Vereins statt. Als Vorsitzender wurde Werner Siemens, als Ehrenvorsitzender Heinrich von Stephan gewählt.
31. 01. Der Bau der »Städtischen Irren- und Idiotenanstalt zu Dalldorf« (Wittenau) mit einer Irrenabteilung und einer Irrensiechenanstalt für jeweils 500 Patienten wird abgenommen. Der Bau kostete vier Millionen Mark.
04. 02. Die »Irrenanstalt« Dalldorf (Wittenau), mit 1 020 Plätzen die größte in Deutschland, wird eröffnet.
05. 02. Der Physiker Heinrich Hertz macht an der Berliner Universität unter der Leitung von Hermann Helmholtz das Doktorexamen zum Thema »Über die Induktion in rotierenden Kugeln« mit dem Ergebnis »magna cum laude«.
11. 02. Der Industrielle und Politiker Ludwig Loewe hebt in einer Rede im Preußischen Landtag das Volksschulwesen als soziale Errungenschaft hervor. Loewe selbst hatte praktisch keine »Schulbildung« besessen und seine Kenntnisse durch Selbstbildung erweitert.
12. 02. Der Schauspieler Karl von Holtei stirbt in Breslau. Von Holtei war 1823 nach Berlin übergesiedelt. Zu seinem 81. Geburtstag nannte ihn Professor Weinhold u.a. ein vielseitig entwickeltes Wesen, einen Dichter, Redakteur, Schauspieler und Liedersänger.
14. 02. Per Gesetz wird die Bahn Berlin - Potsdam - Magdeburg verstaatlicht.
17. 02. Der Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy stirbt in Berlin. Er gründete gemeinsam mit Carl Alexander von Martius die Gesellschaft für Anilinfabrikation in Rummelsburg, aus der 1872 die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation (Agfa) hervorging.
23. 02. Otto Kohtz wird in Magdeburg geboren. Der Architekt schuf u.a. das Verwaltungsgebäude des Reichslandbundes in der Dessauer Straße. Sein Entwurf für ein Bürohochhaus am Platz der Republik stellte einen Markstein in der Entwicklung des Hochhauses dar.
24. 02. In der Sitzung der Deutschen Chemischen Gesellschaft zu Berlin hält August Wilhelm Hofmann die Gedenkrede für den Chemiker Paul Mendelssohn Bartholdy.
10. 03. Das Denkmal der Königin Luise, geschaffen von Erdmann Encke, wird im Tiergarten eingeweiht.
10. 03. William Guertler wird in Hannover geboren. Der Metallograph war seit 1908 Dozent und Professor für Metallkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin.
10. 03. Der Veterinärmediziner Hermann Munk, seit 1876 Professor für Physiologie an der Tierärztlichen Hochschule und später zugleich an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
10. 03. Der Botaniker August Wilhelm Eichler, seit 1878 Professor für systematische Botanik an der Berliner Universität, wird als ordentliches Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften bestätigt.
15. 03. Der Physiker Heinrich Hertz erhält das Doktordiplom der Berliner Universität und tritt danach eine Stelle als Assistent am Physikalischen Institut am Reichstagsufer (Mitte) an.
22. 03. Für die Altersversorgungsanstalt der Kaiser-Wilhelm-und-Augusta-Stiftung in der Schulstraße (Wedding) wird der Grundstein gelegt.
29. 03. Der Völkerrechtler und Publizist Heinrich Bernhard Oppenheim stirbt in Berlin.
31. 03. Unter dem Vorsitz des Rektors der Technischen Hochschule beginnt die mehrtägige Versammlung von Delegierten aller deutschen Hochschulen im Gebäude der früheren Gewerbeakademie in der Klosterstraße (Mitte).
01. 04. Die Königliche Eisenbahn-Direktion zu Berlin wird ins Leben gerufen.
02. 04. Alexander Moissi wird in Triest geboren. Der österreichische Schauspieler wurde 1903 von Max Reinhardt ans Kleine Theater in Berlin geholt und spielte auch an anderen Berliner Bühnen. Moissi gilt als Prototyp des impressionistischen Schauspielers.
24. 04. Richard Schöne wird zum Generaldirektor der Königlichen Museen ernannt.
30. 04. Der Historienmaler Karl Heinrich Hermann stirbt in Berlin. Hermann lieferte einige Arbeiten für die neuerbaute Klosterkirche in Berlin und wurde 1844 als Professor an die Berliner Akademie berufen.
01. 05. In Berlin wird die erste internationale Fischereiausstellung eröffnet. Bei dieser Gelegenheit führte die amerikanische Bell-Telefon- Gesellschaft den Berlinern zum erstenmal das Telefon vor.
02. 05. August Stappenbeck wird in Salzwedel (Altmark) geboren. Der Geologe war seit 1926 Dozent für Geologie an der Friedrich-Wilhelms- Universität, später auch Professor für Lagerstättenkunde an der Technischen Hochschule zu Berlin.
04. 05. Bruno Taut wird in Königsberg (Ostpreußen) geboren. Der Architekt und Fachbuchautor war von 1930 bis 1932 Professor an der Technischen Hochschule in Berlin. Taut schuf in Berlin zukunftweisende Siedlungsbauten wie in Britz und in Zehlendorf.
08. 05. Zum ersten Rektor der Technischen Hochschule zu Berlin wird Friedrich Carl Herrmann Wiebe durch das Lehrerkollegium gewählt.
13. 05. Die Pferdebahn Potsdam wird eröffnet.
15. 05. Friedrich Karl Otto Dibelius wird in Berlin geboren. Der Theologe D. Dr. Dibelius war von 1945 bis 1966 evangelischer Bischof von Berlin und Brandenburg sowie Ehrenbürger der Stadt.
16. 05. Erich Hopfe wird in Berlin geboren. Hopfe besuchte von 1900 bis 1902 die Königliche Gärtnerlehranstalt Wildpark (bei Potsdam) und war ab 1920 Garteninspektor in den Heilstätten der Landesversicherungsanstalt Berlin zu Beelitz (Mark).
19. 05. Das in den Jahren 1829-1831 nach den Plänen von Albert Dietrich Schadow gebaute Palmenhaus auf der Pfaueninsel im Wannsee (Zehlendorf) wird in der Nacht vom 18. zum 19. Mai durch ein Feuer völlig zerstört.
19. 05. In Berlin tritt zu diesem relativ späten Zeitpunkt noch einmal Nachtfrost auf.
02. 06. Das Goethedenkmal von Fritz Schaper wird am Ostrand des Tiergartens enthüllt.
03. 06. Die Niederschlagshöhe innerhalb einer Stunde beträgt an diesem Tag in Berlin 20,5 mm.
03. 06. Der Ingenieur und Industrielle Werner Siemens wird »Geheimer Regierungsrat«.
13. 06. Der Architekt Johann Heinrich Strack, 1876 als »Architekt des Kaisers« geehrt, stirbt in Berlin.
15. 06. Das neue Empfangsgebäude des Anhalter Bahnhofs, erbaut durch den Architekten Franz Heinrich Schwechten, wird seiner Bestimmung übergeben.
16. 06. Die europäische Konferenz zur Lösung des türkisch-österreichischen Grenzstreits tritt in Berlin zusammen.
22. 06. Paul Gerstner wird in Pforzheim geboren. Seit 1915 war Gerstner Lehrbeauftragter an der Handels-Hochschule Berlin. Seine Hauptlehrgebiete waren die Analyse des Betriebslebens, Revisions- und Treuhandwesen sowie bilanzanalytische Untersuchungen.
27. 06. Auf dem Langen See bei Grünau wird die erste offizielle Berliner Ruderregatta ausgerichtet.
29. 06. Heinrich Gröber wird in München geboren. Der Ingenieur für Wärmetechnik war seit 1922 in Berlin tätig, zunächst bei den Deutschen Werken in Spandau, später an der Technischen Hochschule zu Berlin.
01. 07. Der Pharmakologe Philipp Phoebus, Privatdozent an der medizinischen Fakultät in Berlin und Begründer des ersten deutschen pharmakologischen Institutes in Gießen, stirbt nach langem, schwerem Krankenlager in Berlin.
01. 07. In Berlin findet die Schlußsitzung der Konferenzmächte über die Lösung des türkisch-griechischen Grenzstreits statt.
04. 07. Das Reichspostamt gibt Fernsprechstationen für den Privatverkehr frei.
11. 07. Mario Krammer wird in Berlin geboren. Krammer war ein Schilderer des alten Berlins.
16. 07. Das Kriegerdenkmal in Moabit, geschaffen von dem Bildhauer Richard Gustav Neumann, wird zu Ehren der 1870/71 gefallenen Kämpfer des Berliner Nordwestbezirkes enthüllt.
18. 07. Ludger Mintrop wird in Barkhoven geboren. Mintrop studierte an der Bergakademie in Berlin und an der Technischen Hochschule Aachen. Der Techniker wurde durch ein seismisches Verfahren zur Auffindung von Erdölvorkommen bekannt.
20. 07. Nach Berlin berufen, zieht Robert Koch als Regierungsrat und Abteilungsleiter in das Kaiserliche Gesundheitsamt in der Luisenstraße 57 (Mitte) ein.
11. 08. Am Pariser Platz findet eine erste Erprobung einer elektrischen Straßenbeleuchtung durch die Firma Siemens & Halske statt.
15. 08. Der Bahnhof Südende-Lankwitz wird eröffnet.
18. 08. Tilla Durieux (eigtl. Ottilie Godeffroy) wird in Wien geboren. Die Schauspielerin von höchster Wandlungsfähigkeit kam 1903 nach Berlin ans Deutsche Theater, wo sie unter Max Reinhardt bis 1911 ihre erste künstlerische Glanzzeit hatte.
19. 08. Der Verleger der Satirezeitschrift »Kladderadatsch«, Heinrich Albert Hoffmann, stirbt in Berlin.
19. 08. Otto Kruepper wird in Neapel geboren. Der Obergärtner und Gartentechniker, der von 1899 bis 1901 die Königliche Gärtnerlehranstalt besuchte, von 1908 bis 1912 Vorsteher in der Berliner Gartenbaufirma Späth war, machte sich später in Berlin selbständig.
20. 08. In Berlin findet die erste Probefahrt mit einer Dampfdroschke statt.
25. 08. Der Nationalökonom Adolf Held, der 1879 an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen worden war, ertrinkt während einer Schweiz-Reise im Thuner See.
28. 08. Das »Central-Theater« in der Alten Jakobstraße (Waldeckpark, Kreuzberg) wird eröffnet.
30. 08. Konrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos wird auf Schloß Kronwinkl bei Landshut als viertes von elf Kindern geboren. Der katholische Geistliche war ab 1935 Bischof der Diözese Berlin.
09. 09. Der dritte Friedhof der Berliner Jüdischen Gemeinde wird auf einer 40 Hektar großen Fläche an der heutigen Herbert-Baum- Straße in Weißensee eingeweiht.
10. 09. Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn weilt zu einem Besuch in Berlin.
18. 09. Die »Leipziger Illustrierte Zeitung« berichtet über die erfolgreiche Probefahrt einer neuen Dampfkalesche auf der Charlottenburger Chaussee bei Berlin.
24. 09. Der Berliner Kommunallehrerverein (gegründet 1849) und der Berliner Bezirksverband des Deutschen Lehrervereins (gegründet 1871) schließen sich zum »Berliner Lehrerverein« zusammen, dem im ersten Geschäftsjahr 500 Mitglieder angehörten.
25. 09. Die Grünauer Straße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 31. August 1949 wurde sie in Ohlauer Straße umbenannt.
25. 09. Die Wendenstraße (Kreuzberg) erhält ihren Namen. Am 8. März 1894 erhielt ein Teil der Wendenstraße den Namen Spreewaldplatz, weil er vor dem Görlitzer Bahnhof lag, von dem die Züge bis 1945 in den Spreewald fuhren.
01. 10. Die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums siedelt in das neue Gebäude in der Prinz-Albrecht-Straße (Kreuzberg) über.
01. 10. In Berlin wird ein Auskunftsbüro der Deutschen Reichs- und Königlich Preußischen Staatsbahnen eingerichtet.
01. 10. Prof. Hans Heinrich Landolt beginnt seine Tätigkeit als Lehrer für Chemie am Landwirtschaftlichen Institut in Berlin.
09. 10. Der Komponist, Violinist und Musiklehrer Prof. Richard Wuerst, Senatsmitglied an der Akademie der Künste, stirbt in Berlin.
13. 10. Bruno Goetze wird geboren. Der Radsportler gewann bei den Olympischen Spielen in London 1908 als Berliner Teilnehmer im deutschen Aufgebot die Silbermedaille in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung.
15. 10. August Wilhelm Hofmann hält in der Berliner Universität eine Rede zum Antritt seines Rektorats über »Die Frage der Teilung der philosophischen Fakultät«.
15. 10. Der Bahnhof Pankow der Stettiner Bahn wird eröffnet.
16. 10. Der Philologe und Historiker Alexander Figulus, der - nach einem Probejahr - ab Ostern 1876 als ordentlicher Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium zu Berlin tätig war, stirbt in Berlin.
22. 10. Die neuen Schulgebäude für das Joachimsthalsche Gymnasium an der Kaiserstraße (Bundesallee, Wilmersdorf) werden in Anwesenheit Kaiser Wilhelms I. feierlich eröffnet.
01. 11. Das Bronzestandbild des Generalfeldmarschalls Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel auf dem Leipziger Platz, geschaffen von dem Bildhauer Karl Klein, wird enthüllt.
01. 11. Alfred Lothar Wegener wird als Sohn eines Altphilologen in Berlin geboren. Der Geophysiker und Polarforscher wurde vor allem durch seine Kontinentalverschiebungstheorie bekannt.
10. 11. Das »Deutsche Tageblatt« beklagt sich in seiner Ausgabe über die unzulänglichen Räumlichkeiten der Königlichen Bibliothek in Berlin.
13. 11. Carl-Hermann Diesch wird in Sorau (Niederlausitz) geboren. Prof. Diesch war ab 1912 Mitarbeiter der Königlichen Bibliothek in Berlin und später Leiter der Bibliothek der Technischen Hochschule.
14. 11. Namhafte Wissenschaftler, Industrielle und Kaufleute verurteilen mit einem Artikel auf der ersten Seite der »Nationalzeitung« die Positionen des Historikers Heinrich von Treitschke, der u.a. die Losung »Die Juden sind unser Unglück« formuliert hatte.
18. 11. Auf dem Terrain hinter der »Städtischen Irren- und Idiotenanstalt zu Dalldorf« wird eine nach Magistratsbeschluß errichtete Erziehungsanstalt für 100 geistig kranke Kinder eröffnet.
20. 11. Walter Brack wird geboren. Der Schwimmer gewann bei den Olympischen Spielen in St. Louis 1904 als Berliner Teilnehmer der deutschen Mannschaft die Goldmedaille über 100 Yards Rücken.
28. 11. Erwin Barth wird in Lübeck geboren. Der Gartenarchitekt war von 1912 bis 1925 Stadtgartendirektor von Charlottenburg und von 1926 bis 1929 von Groß-Berlin. Ihm verdankt Berlin u.a. die Einrichtung des Volksparks Jungfernheide in Charlottenburg.
01. 12. Zu diesem Zeitpunkt zählt Spandau 25 178 Zivileinwohner. Damit war es nach der Kreisordnung von 1872 berechtigt, einen eigenen Stadtkreis zu bilden.
02. 12. Das Ehepaar Moritz und Berta Manheimer erklärt anläßlich seiner Silberhochzeit, aus eigenen Mitteln eine zweite jüdische Altersversorgungsanstalt neben dem Altersheim in der Großen Hamburger Straße errichten zu lassen.
24. 12. Der Chirurg Friedrich Robert Wilms, für seine Verdienste mit dem Titel »Geheimer Sanitätsrat« gewürdigt, stirbt. Er wurde auf dem II. Kirchhof der Evangelischen Jerusalems- und der Neuen Kirchengemeinde, Baruther/Zossener Straße (Kreuzberg) beigesetzt.

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