Die Anfänge Berlins und Cöllns um 1200

Vom ältesten Berlin sind keine in damaliger Zeit entstandenen Stadtpläne oder Stadtansichten überliefert.

Erste Ansichten von der Stadt gehen auf das Jahr 1510 zurück, als bei einer Massenhinrichtung unschuldiger Juden auch Bilder von der Stadt festgehalten wurden (Neuer Markt mit Marienkirche, Residenz des Bischofs von Havelberg). Alle kartographischen Darstellungen Berlins vom 13. Jahrhundert bis etwa 1650 sind mehr oder weniger freie Darstellungen aus späterer Zeit, die historische und andere Gegebenheiten zu berücksichtigen versuchen. Berlin und Cölln verdanken ihre Entstehung einer günstigen Verkehrslage. Im Schnittpunkt wichtiger Fernhandelsstraßen gelegen, entstanden bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts an der schmalsten Stelle der Niederung zwischen den Hochflächen des Barnim und Teltow im Warschau-Berliner-Urstromtal zwei Kaufmannsniederlassungen mit zunehmend städtischem Charakter: auf der Spreeinsel Cölln und auf dem rechten Spreeufer Berlin.

Berlin um 1230
Die Doppelstadt Berlin-Cölln um 1230 auf den Inseln der Spree.

Darstellung zur Stadtentwicklung im U-Bahnhof »Märkisches Museum«.
Arbeit(1987/88) von Jo Doese
Foto D. Christel

Vor allem Berlin galt als bedeutende Umschlagstelle zwischen Land- und Wasserweg und Sammelpunkt für Fernhandelswaren. Es war durch Privilegien wie die Erhebung von Zöllen und das Stapel- und Niederlagerecht (die Erhebung von Gebühren auf Durchgangs-und Umladegüter verbunden mit der Auflage, die Waren zum Verkauf zu stellen) besonders begünstigt worden. Beide Marktorte besaßen eigene Kirchen:
   • Berlin die Pfarrkirche St. Nikolai und
   • Cölln die (heute nicht mehr existierende) Pfarrkirche St. Petri.

Als ältester Kern von Berlin gilt der Bereich um die Nikolaikirche. Über die vermutlich späten Stadtgründungen von Berlin und Cölln selbst, die für die Zeit um 1230 angenommen werden, ist schriftlich nichts überliefert. Schwere Brände hatten in den Jahren 1376 und 1380 auch viele wertvolle schriftliche Überlieferungen aus der Gründerzeit beider Städte vernichtet. In den erhaltenen Urkunden wird Cölln erstmals 1237, Berlin 1244 erwähnt. In einer Urkunde von 1247 ist die Rede von »Cölln bei Berlin«, ein Indiz für den schon früh ausgeprägten Charakter der Doppelstadt.

Die historisch gewachsene Doppelstadt Berlin/Cölln hatte sich eine gemeinschaftliche Verwaltung geschaffen: 1307 bestätigte der damalige askanische Landesherr Markgraf Hermann der Lange den Zusammenschluß beider Städte zu einer »Union«; 1342 wird erstmals ein gemeinsames Rathaus auf der Langen Brücke erwähnt. Zunächst nur ein Spreeübergang und später ein weiterer, über die der gesamte Fernverkehr führte, förderten das Zusammenwachsen beider Städte: der »Mühlendamm«, der zugleich die Spree aufstaute und die Neue (Lange) Brücke. Der etwa 1247 neu gegründete Marktort »Marienwerder« auf der berlinischen Spreeseite, aus dem ein neuer regelmäßiger Stadtteil mit neuem Markt und der neuen Pfarrkirche St. Marien (zuerst 1294 urkundlich erwähnt) entstand, schloß sich Berlin an, wodurch sich die Stadtfläche Berlins verdoppelte. Die erweiterte Doppelstadt Berlin/Cölln wurde nach außen durch eine (erstmals 1319 erwähnte) Stadtmauer befestigt.

Der Mauerring umschloß im ältesten Berlin eine Fläche von 47 ha und in Cölln von 23 ha. Seit Albrecht Achilles (1470 - 1486), dem dritten Kurfürsten von Brandenburg, war Berlin ständige Residenz des jeweiligen Landesherrn. In Berlin regierten zehn Kurfürsten von Brandenburg bzw. Brandenburg-Preußen, sieben Könige Preußens und drei Deutsche Kaiser.


 

© Edition Luisenstadt, 1998
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