Von der Spreeinsel zur Großstadt Berlin

Das Bild der Gesellschaft ist auf den Boden geschrieben. Dieser Satz von Combart de Lauwe gilt auch für Berlin. Das »steinerne Berlin« (Werner Hegemann) ist wichtiger Zeuge der Berliner Geschichte. Obwohl der überaus größte Teil früherer Bauten Berlins in vergangenen Epochen versunken ist, läßt sich die Stadtentwicklung Berlins mehr oder weniger genau rekonstruieren. Neben den erhalten gebliebenen »steinernen« Zeugen sind seit jeher auch die einst angefertigten Karten und Ansichten des Stadtbildes früherer Epochen wichtige Zeugen der Stadtgeschichte. Allein bis zum Beginn unseres Jahrhunderts wurden etwa 450 Karten, Pläne und Ansichten von Berlin und seinem Umland angefertigt, die bis heute in den Archiven aufbewahrt werden. »Für die Erkenntnis des Werdens einer Stadt sind Pläne, Karten und Ansichten von großer Bedeutung. Sie vermitteln die Anschauung, die das geschriebene Wort nie in gleichem Maße gewähren kann«, erklärte 1929 der damalige Direktor des Berliner Stadtarchivs, Ernst Kaeber. Historische Karten, Stadtpläne und Stadtansichten belegen vor allem das außerordentliche Wachstum Berlins.

Die Fläche des Berliner Stadtgebiets hat sich im Verlaufe von über sieben Jahrhunderten um mehr als das 1200fache vergrößert: Von 73 ha im 13. und 14. Jahrhundert auf heute 88.911 ha.

Die Erweiterung erfolgte in mehreren großen Schüben, die sich an Hand der historischen Stadtpläne verfolgen lassen. Phasen besonders großer Expansion waren

- Anfang des 18. Jahrhunderts, als sich im Ergebnis der Vereinigung der fünf Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt zur »Königlichen Haupt- und Residenzstadt Berlin« die Stadt auf etwa 6,26 km² mit ca. 57.000 Einwohnern vergrößerte;

- bis Mitte des 19. Jahrhunderts, als infolge der preußischen Bau- und Wirtschaftspolitik neue Vorstädte entstanden und sich das Stadtgebiet auf 35,11 km² vergrößerte;

- 1861, als der Wedding, Gesundbrunnen, Moabit und die nördlichen Teilen von Tempelhof und Schöneberg sowie ein Stück vom Tiergarten eingemeindet wurden, wodurch die Berliner Stadtfläche auf rund 59,23 km² anwuchs;

- schließlich 1920, als per Gesetz aus 8 Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken die Einheitsgemeinde Groß-Berlin entstand und nunmehr das Stadtgebiet von Berlin eine Fläche von 878,1 km² mit einer Bevölkerung von 3,858 Mill. umfaßte und dies trotz Kriegszerstörungen, Besatzung und Spaltung bis heute die Konturen der Metropole bildet.


Nach der Vereinigung beläuft sich (1994) das Stadtgebiet auf 889,11 km² und die Bevölkerungszahl auf 3,475 Mio. Einwohner.


 

© Edition Luisenstadt, 1998
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