Berlin nach dem Dreißigjährigen Krieg

Der älteste bekannte Stadtplan Berlins wurde vom kurfürstlichen Ingenieur und Festungsbaumeister Johann Gregor Memhardt entworfen.

Diesem sog. Memhardtplan mit dem Titel »Grundriß der Beyden Churfürstlichen Residenzstädte Berlin und Cölln an der Spree« liegt eine Vermessung von Berlin, Cölln und dem Schloßbereich zugrunde, die im Auftrag des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm durchgeführt wurde. Der darauf beruhende Kupferstich im Maßstab 1 : 5106 erschien erstmals 1652 in der sog. Merian-Zeillerschen Topographie von Brandenburg (»Topographia Electoratus Brandenburgici«). Dieser erste Stadtplan zeigt die Konturen der beiden märkischen Kleinstädte nach dem dreißigjährigen Krieg mit zusammen nur noch 12.000 Einwohnern auf einem Stadtareal von 83 Hektar.

Das Stadtbild hatte sich hinsichtlich der Lage der Straßen, Plätze und Kirchen nebst Verlauf der alten Stadtmauer mit ihren fünf Stadttoren seit rund vier Jahrhunderten kaum verändert. Allein das kurfürstliche Schloß und der vom Großen Kurfürsten geschaffene Lustgarten sind hinzugekommen. Memhardts Stadtplan umfaßt ein Gelände, das im Norden etwa durch den Monbijouplatz, im Osten durch den Alexanderplatz sowie im Westen und Süden durch den Cöllnischen Stadtgraben (Spreekanal) begrenzt wird. Deutlich erscheinen als stadtprägende Merkmale die Wasserläufe, der Mühlendamm und die Lange Brücke, Molkenmarkt und Cöllnischer Fischmarkt im Bereich des Mühlendamms sowie das markante Straßenkreuz von Oderberger (später Georgen- und Königstraße) und Spandauer Straße, einer damals bevorzugten Wohngegend wohlhabender Bürger. An der Kreuzung befand sich seit dem 13. Jahrhundert das Berliner Rathaus.

Während die Anlagen des Schloßbereiches detailgetreu abgebildet und sogar Bäume, Beete sowie Schloßfenster erkennbar sind, verzeichnet der Plan im Stadtgebiet lediglich Straßenzüge der damals meist einstöckigen Wohnhäuser, Blockflächen und einige markante Bauten, die perspektivisch eingezeichnet und mit Großbuchstaben markiert sind: z.B. Schloß (A), gotischer Dom (F), Cöllnischer Fischmarkt mit dem Rathaus (T), St. Petri, die Pfarrkirche von Cölln (H), die Berliner Nikolaikirche (G), die Marienkirche (I) usw. Entlang der Stadtmauer auf Berliner Seite ist die bedeutsame Klosterstraße zu erkennen, damals eine gehobene Wohngegend mit der Klosterkirche, dem 1574 gegründeten »Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster« sowie dem »Hohen Haus«, der ursprünglichen kurfürstlichen Residenz. Das Gelände außerhalb der Doppelstadt ist auf dem ersten Berliner Stadtplan schematisch als Bürgerweiden und -gärten sowie Felder markiert.


 

© Edition Luisenstadt, 1998
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