Herkunft des Namens »Berlin«

Die Sprachwurzel brl entstammt dem Polabischen (Elbslawischen, inzwischen ausgestorben, Reste vorhanden im Sorbischen), und bedeutet "sumpfiges, feuchtes Gelände". Also ein Flurname, der mit den bis zum 18. Jahrhundert noch vorhandenen Gerinnen in und um Alt-Berlin und dem bekannt unfesten Untergrund beiderseits der Spree (Talsandsockel in Alt-Berlin nur unter der Nikolaikirche, dem Rathaus und der Marienkirche/ Fernsehturm) übereinstimmt.

Im Mittelalter wurde Berlin auch gelegentlich mit Artikel verwendet: der Berlin ­ und das nicht nur bei unserem Marktflecken bzw. ab ca. 1230 unserer Stadt, sondern auch bei anderen Orten gleicher bzw. ähnlicher Namensgebung, z.B. in der Prignitz (Berlinchen, im Mittelalter Lütten Berlin, daneben gab es Grooten Berlin, ein Dorf, das im Zusammenhang mit der großen Pestwelle 1348-1350 wohl verschwand, aber einen noch heute vorhandenen "Groß-Berliner See" hinterließ) und bei Dessau ein ebenfalls wüst gewordenes wendisches Dorf Berlin.

Die ersten deutschen Ansiedler um 1180 fanden also einen slawischen Flurnamen vor, den sie ebenso übernahmen, wie Siedler in Amerika vielfach indianische Ortsbezeichnungen für ihre Orte übernahmen. Aus dieser Übernahme des Flurnamens ist von einigen Historikern der Schluß gezogen worden, daß Cölln zuerst da war und den Namen von Kaufleuten erhielt, die ihm den ihres Herkunftsorts gaben (vgl. Hampshire - New Hampshire), und dann auf der anderen Flußseite eine Vorstadt entstand, die den slawischen Flurnamen annahm, auf dem sie wuchs.

Kurt Wernicke