+ 1735
Oberbürgermeister
von 1709 bis 1733
Werner Thieling, Hof- und Geheimer Rat, war von den vier 1709 gleichzeitig ihr Amt antretenden Bürgermeistern wahrscheinlich das für Steuern zuständige Berliner Stadtoberhaupt. Denn schon zuvor, spätestens seit 1704, betätigte er sich als Rentmeister (Leiter) der Städtekasse und als Oberziesemeister (höchster Steuerbeamter) und trug ab 1709 neben der Amtsbezeichnung Bürgermeister auch die eines Ökonomiedirektors der Stadt. Werner Thieling hatte offenbar daran Anteil, daß die Akziseeinnahmen Berlins, die im Jahre 1712 191 448 Reichstaler, 9 Groschen und 10 Pfennige betrugen, allein zwischen 1720 und 1733 um 60 Prozent anstiegen und in die Staatskasse Friedrich Wilhelms I. flossen. 1721 war er auch zum Kommissar der Serviskammer, dem Amt für Freikauf von der Pflicht zur Truppenverpflegung und Einquartierung, berufen worden.
1723 schuf der Preußenkönig eine neue Zentralbehörde durch Zusammenlegung des Generalkriegskommissariats und des Generalfinanzdirektoriums zum Generaloberfinanz-, Kriegs- und Domänendirektorium, dem sogenannten Generaldirektorium, dem die Kriegs- und Domänenkammern als Provinzialbehörden nachgeordnet wurden. Berlin gehörte nun zur Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer und hatte damit seine bisherige unmittelbare Beziehung zum Landesherrn eingebüßt. Dies, wie vor allem die Einsetzung eines Stadtpräsidenten 1726, brachte es mit sich, daß die Bedeutung des Bürgermeisteramtes abgewertet wurde. Werner Thieling stand seitdem - zusammen mit seinen Bürgermeisterkollegen - nicht mehr an der Spitze der Stadtverwaltung, sondern war dem Stadtpräsidenten untergeordnet. Er vertrat Berlin bei der "Landschaft", einem Kollegium von Landräten, und als Verordneter der Mittel- und Uckermärkischen und Ruppiner Städtekasse (Deputierter eines Kontrollorgans der Städtekasse) und übte auch das Amt eines Kommissars beim Armendirektorium aus.
Werner Thieling wohnte zeitweilig im Hause der "Landschaft"
in der Spandauer Straße sowie in der Kochstraße in
der früheren Friedrichstadt.
© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de