+ November 1791
Stadtpräsident und Polizeidirektor
von 1771 bis 1791
Johann Philippi war vor seiner Stadtpräsidentenzeit Regimentsquartiermeister und bereits seit 1767 zweiter Polizeidirektor in Berlin. Ab 1771 betätigte er sich - neben seiner Stadtpräsidenten- und Polizeidirektorenfunktion - als Geheimer Kriegsrat, als Mitglied beim Kur- und Neumärkischen Tabaksgericht, als Mitglied des Armen- und Arbeitshausdirektoriums (seit etwa 1774) sowie als Mitglied des Manufaktur- und Commerzienkollegiums. Er stand auch dem Gesindeamt vor.
Johann Philippi verdankte seine Ernennung zum Polizeidirektor den Absichten Friedrichs II., in Berlin eine Polizei nach französischem Vorbild aufzubauen. Philippi hielt sich deshalb zeitweilig in Paris auf, um das dortige Polizeiwesen zu studieren, und führte danach in Berlin das System der Geheimen Polizei ein.
1776 wurde die erste Hausnumerierung aller Berliner Häuser vorgenommen. Um diese Zeit war der Erwerb des Berliner Bürgerrechts noch immer mit der Ablegung eines Gelöbnisses verbunden. Der Neubürger mußte vor allem dem Landesherrn geloben, sich ihm völlig zu unterwerfen, was aus nachstehendem Text hervorgeht: "Ich gelobe und schwöre meinem Allergnädigsten Könige und Herrn, auch Einem Hoch-Edlen Magistrat dieser Kgl. Haupt- und Residenzstadt, jederzeit getreu und gehorsam sich zu zeigen. Dero Nutzen und Bestes nach höchstem Vermögen zu befördern, dagegen Schaden und Nachteil zu kehren und abzuweisen. So oft ich auch von Seiner Kgl. Majestät bei Tag und Nacht, in heimlichen und öffentlichen Sachen gefordert werde, will ich gehorsam allemal erscheinen und alles, was mir auferlegt wird, mit gutem Fleiß bestellen, auch mich in keinerlei Sachen wider Seine Kgl. Majestät oder einen Hoch-Edlen Magistrat gebrauchen noch finden lassen. Ingleichen will ich alle und jede Gaben, sie haben Namen, wie sie wollen, gern und willig abtragen und bezahlen, und mich in allen Dingen, wie auch einem guten Bürger eignet und gebühret, erzeigen und verhalten. So wahr mir Gott helfe durch seinen Sohn Jesum Christum."
Während der Amtszeit Johann Philippis erlebte
das Handwerk Berlins noch einmal eine Blütezeit, obgleich
seine Vertreter über keine politischen Funktionen mehr in
der Stadt verfügten und unter der strengen Aufsicht der Stadtverwaltung
standen. Als Johann Philippi das Amt des Stadtpräsidenten
und Polizeidirektors übernahm, hatte Berlin etwa 128 000
Einwohner, als er es wieder abgab, hatte sich die Einwohnerzahl
auf ungefähr 150 000 erhöht. Aber zugleich machten die
Armen, die in öffentlichen Armenhäusern untergebracht
oder von der Armenkasse unterstützt werden mußten,
acht Prozent der Einwohner aus.
© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de