Joachim Friedrich Kornmesser

* 10. 01. 1641 in Cölln
+ 10. 04. 1715 in Cölln (vermutlich)
Wappen Kornmesser
Oberbürgermeister
von 1709 bis 1715

Joachim Kornmesser, Sohn des Cöllner Kämmerers Jacob Kornmesser, erhielt offenbar eine medizinische Ausbildung. Durch Reisen - zunächst nach Holland und dann von dort per Schiff nach Guinea -versuchte er seine erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten zu vervollkommnen.

Kornmesser hatte zwei Frauen. Seine erste Frau verstarb noch im Jahr der Trauung. Die zweite Ehe ging er im April 1688 mit Maria de Pedy, der einzigen Tochter des Bankiers und Kurfürstlich-Brandenburgischen Rates Jean de Pedy, der aus Rotterdam stammte, ein, aus der zwei Söhne hervorgingen, die jedoch beide nicht über das Knabenalter hinaus lebten. Vielleicht durch den Tod ihrer Söhne veranlaßt, beschlossen die Eheleute, aus ihrem Vermögen ein Waisenhaus zu stiften. Joachim Kornmesser verstarb jedoch noch vor Verwirklichung dieser Absicht - vermutlich in Cölln, wo er in der Petrikirche beigesetzt wurde. Nach seinem Tode verfügte seine Frau testamentarisch die Gründung eines nach ihrem Mann benannten Waisenhauses, des sogenannten Kornmesserschen Waisenhauses, dem sie zwei Wohnhäuser, Garten, Wiese, sämtlichen Hausrat und 24 000 Taler bar vermachte. In dieses Haus sollten Waisen von reformierten oder lutherischen Eltern - vorzugsweise holländischer Nationalität - aufgenommen, jedoch im reformierten Geist erzogen werden. Die Kinder sollten bei ihrem Eintritt in das Waisenhaus allerdings nicht jünger als sieben Jahre sein und ihr Aufenthalt höchstens bis zum 20. Lebensjahr dauern. Für die Knaben sollte sich eine Handwerkerlehre anschließen; die Mädchen sollten bei wohlhabenden Familien in Dienst treten. Der Ort des Waisenhauses ist in der Literatur strittig. Man findet sowohl die Breite Straße, als auch die Klosterstraße angegeben. Fest steht, daß Joachim Kormesser mit seiner Frau Maria in der Breiten Straße ein eigenes Haus bewohnte. Da das Waisenhaus 1720 eingeweit worden sein soll, ist eher die Klosterstraße als Standort anzunehmen.

1688 zum Rat und 1698 zum Hofrat ernannt, trat Joachim Kornmesser 1709 das Bürgermeisteramt als einer von vier gleichzeitig amtierenden Bürgermeistern Berlins an. Er befaßte sich vermutlich vorwiegend mit dem Armen- und Gesundheitswesen, wofür er durch seine Ausbildung und seine Tätigkeit als Kurfürstlich-Brandenburgischer Hof- und Reisechirurg seit 1668 entsprechende Voraussetzungen mitbrachte. Eine Pestgefahr für Berlin im Jahre 1709 führte dazu, daß im Norden der Stadt ein Pesthaus errichtet wurde, das dann 1726 als Krankenhaus und Hospital Charité eine neue Bestimmung erhielt.

Joachim Kornmesser verfügte über Verwaltungserfahrungen, die er als Kammerdiener (ab 1672) und Geheimer Kammerdiener (ab 1676), als Bürgermeister in Cölln (1688 bis 1708) wie auch als Kondirektor (Hauptdirektor) der Afrikanischen Kompagnie seit 1698 und dann als Generaldirektor der Ostindischen Kompagnie sowie auch als Verordneter der Mittel- und Uckermärkischen und Ruppiner Städtekasse (Deputierter eines Kontrollorgans der Städtekasse) erwarb und die ihm als Bürgermeister Berlins zugute kamen. Er soll unter anderem an der Ausarbeitung einer Polizeiordnung für Berlin beteiligt gewesen sein.

Als Bürgermeister erlebte er die Thronbesteigung Friedrich Wilhelm I. 1713 und dessen sofortige Maßnahmen, die für Berlin schwerwiegende Auswirkungen hatten. Der neue Preußenkönig entließ nämlich einen großen Teil der Hofbedienten, Maler und Musiker, schloß das Stadttheater, entzog der Akademie der Wissenschaften die bis dahin von ihr genutzten Räume und beschränkte die Hofhaltung auf ein Minimum. Die Folge war, daß eine Reihe Adliger und Tausende Handwerker Berlin verließen und eine Krise des Handels- und Kreditwesens einsetzte, die sich mit dem Eintritt Brandenburgs in den Pommerschen Krieg 1715 noch verstärkte.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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