Carl David Kircheisen

* 03. 06. 1704 in Dresden
+ 28. 12. 1770
Bildnis Carl David Kircheisen
Oberbürgermeister
von 1733 bis 1746
Stadtpräsident und Polizeidirektor
von 1746 bis 1770

Carl Kircheisen entstammte einer in Sachsen ansässigen Familie. Der Großvater mütterlicherseits, David Wachtler, war Bürgermeister in Wurzen. Der Vater, Christoph Kircheisen, - verheiratet mit Rebecka Elisabeth Wachtler und Königlich-Sächsischer Sekretär und Geheimer Kanzlist - verstarb, als sein Sohn Carl erst vier Jahre alt war.

Carl Kircheisen besuchte die Schule in Wurzen und begann 1722 ein Jurastudium in Naumburg. Nach Beendigung des Studiums wurde er als Sekretär bei dem Hannoveranischen Minister von Huldenburg angestellt, dem er auf dessen Gesandtschaftsposten in Wien 1728 folgte. Im Jahre 1732 legte von Huldenburg diesen Posten aus Altersgründen nieder. Carl Kircheisen aber verblieb in Wien und wurde Preußischer Gesandter bei Graf von Gotter. Am 1. September 1732 ernannte ihn König Friedrich Wilhelm zum Kriegssekretär und ein Jahr später zum Geheimen Kriegssekretär. Noch im selben Jahr, 1733, wurde er nach Berlin gerufen, um den Posten eines Bürgermeisters der Stadt zu übernehmen.

Carl Kircheisen legte seinen Amtseid als Bürgermeister am 2. Juni 1733 ab, unterstand aber in dieser Funktion bis 1746 dem Stadtpräsidenten von Neuendorf, der den Vorsitz im Magistrat innehatte. Neben seiner Tätigkeit in der Berliner Stadtverwaltung nahm er weitere Ämter wahr, so das Amt des Polizeidirektors ab Februar 1741, eines Königlich-Preußischen Legationssekretärs und später eines Legationsrates (Gesandtschaftssekretär bzw. -rat), eines Präsidenten beim Kurmärkischen Tabaksgericht, eines Verordneten der Kurmärkischen "Landschaft" (Landratskollegium) ab 1747 und der Mittelmärkischen Städtekasse (Deputierter eines Kontrollorgans der Städtekasse) sowie eines Kanonikers (Mitglied eines Domkapitels) zu Wahlbeck.

Am 11. April 1742 heiratete Carl Kircheisen Henriette Luise Lauer, Tochter eines preußischen Artilleriehauptmannes. Mit ihr bewohnte er ein eigenes Haus an der Petrikirche.

In seine Amtszeit als Bürgermeister bzw. Stadtpräsident fiel die Überstellung des Dorfes Neu-Schöneberg, eines der nach 1740 zahlreich gegründeten Spinndörfer, an den Berliner Magistrat, die Einteilung Berlins nach Pariser Vorbild in damals 18 Stadtbezirke (1742), die Errichtung eines Invalidenhauses bei der Charité vor dem Oranienburger Tor (1747) und schließlich auch der Einmarsch österreichischer (1757) und russischer Truppen (1760) im Zuge des Siebenjährigen Krieges.

Anfang der 60er Jahre des 18. Jahrhunderts wurde Berlin - infolge des Siebenjährigen Krieges - von einer Inflation heimgesucht, die zu einem starken Preisanstieg für Lebensmittel führte. Das verursachte Hungertumulte. Die städtischen Behörden sahen sich gezwungen, kostenlos Brot an etwa ein Drittel der Berliner zu verteilen (1761). Zwei Jahre später wurde die Stadt in eine Nachkriegskrise gestürzt.

Carl Kircheisen erließ am 4. November 1765 eine Straßenreinigungsverordnung, in der Geldstrafen, Zurschaustellung und Auspeitschen bei Verstößen gegen sie angedroht wurden. Sie legte auch fest, daß unter anderem alle in den Straßen Berlins frei umherlaufenden Hunde erschossen werden sollten.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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