* 1. 11. 1546 in Bernau
+ Juni 1609 in Berlin (vermutlich)
Oberbürgermeister
von 1585 bis 1586,
1587 bis 1588, 1589 bis 1590,
1591 bis 1592, 1593 bis 1594,
1595 bis 1596, 1597 bis 1598,
1599 bis 1600, 1601 bis 1602,
1603 bis 1604, 1605 bis 1606,
1607 bis 1608, 1609
Valentin Retzlow, am 1. November 1546 in Bernau als Sohn des dortigen Kämmerers Valentin Retzlow und seiner Frau Gertrud Ritter geboren, verlor bereits im Kindesalter beide Eltern. Der Bruder seines Vaters, Bartholomäus Retzlow, Inspektor zu Neustadt Eberswalde, nahm sich des verwaisten Jungen und seiner Erziehung an. Er ermöglichte ihm den Schulbesuch und ein darauffolgendes Universitätsstudium in Frankfurt an der Oder. Nach Beendigung desselben war Valentin Retzlow ein Jahr lang als Schulrektor in Neustadt Eberswalde tätig, bis ihn Kurfürst Joachim II. Hector zum Kurfürstlich-Brandenburgischen Amtmann zu Bötzow (heute Oranienburg) und Liebenwalde ernannte. 1575, bereits zur Regierungszeit Johann Georgs, wurde er Kammergerichtsadvokat und später auch Stadtrichter. Als 38jähriger übernahm er dann noch das höchste Stadtamt. Seinen Bürgermeistereid leistete er am 20. Mai 1585.
Valentin Retzlow ist ein Beispiel für die sich an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert - nach dem Niedergang der alten Patrizierfamilien - verstärkt abzeichnende Tendenz, studierte Beamte in die Bürgermeisterämter einzusetzen. Der städtische Rat nahm damit immer mehr den Charakter einer kurfürstlichen Behörde an. Das eng mit den führenden Kaufmannsfamilien versippte Beamtentum bildete allmählich eine neue, für Residenzstädte typische Oberschicht, das Honoratiorentum.
Valentin Retzlow erlebte die Herrschaft von vier Kurfürsten: von Joachim II. Hector, Johann Georg, Joachim Friedrich - dem er im Januar 1598 während der Huldigung in seiner Eigenschaft als Berliner Bürgermeister die Glückwünsche der Schwesterstädte Berlin und Cölln überbrachte - und gegen Ende seines Lebens noch kurz die von Johann Sigismund.
Eine alte Tafel in der Berliner Marienkirche erinnerte daran, daß "durch vleisige Beforderung des Ehrenvesten, Erbarn und wohlweisen Herrn Valentini Rezlows, Burgermeisters alhier zum Berlin und des Churf[ürstlich] Brandenb[burgischen] Cammer=Gerichts geschworenen Advokaten ... diese Orgel an[no] 1587 den 21ten Decembri mit den beiden Seidt=Tormen ohne sondere Uncosten der Kirchen verbeßert und renoviret worden [ist]". Auf selbiger Tafel befand sich noch der Hinweis, daß dieses Geschlecht nunmehr erloschen ist.
Valentin Retzlow war zweimal verheiratet. Aus den
beiden Ehen gingen insgesamt 15 Kinder hervor. Einer seiner Söhne,
Heinrich Retzlow, der Ehe mit Sawina (Sabina) Schragin (Schragen)
entstammend, wurde 1637 Bürgermeister von Berlin. Valentin
Retzlow verstarb im Juni 1609. Seine Beisetzung fand am 13. Juni
in Berlin statt.
© Edition Luisenstadt, 1998
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