* 1507
+ 9. 10. 1579
Oberbürgermeister
von 1558 bis 1559,
1560 bis 1561, 1562 bis 1563,
1564 bis 1565, 1566 bis 1567,
1568 bis 1569, 1570 bis 1571
Johann Blankenfelde, Sohn des 1465 geborenen Kaufmanns Wilhelm (Wilke) Blankenfelde und Enkel des Bürgermeisters Thomas Blankenfelde (Amtsantritt 1481) war wie diese im Geschäfts- und Handelsbereich tätig. Bereits unter Kurfürst Joachim I. Nestor, der von 1499 bis 1535 regierte, war er Kastner (Steuerbeamter) zu Tangermünde. Auch zum nachfolgenden Landesherrn Joachim II. Hector trat er bald in nähere Beziehung. Dieser belehnte Johann Blankenfelde auf dessen Bitte 1537 mit dem unentgeltlichen Bezug von Brennholz aus den kurfürstlichen Wäldern für den in seinem Dorf Weißensee befindlichen freien Wohnhof. Als Begründung hierfür wurden die Verdienste Johann Blankenfeldes als Kastner angeführt, doch offensichtlich waren auch dem Kurfürsten geleistete Gefälligkeiten mit im Spiel. 1544 trat er die Nachfolge des im selben Jahr verstorbenen Johann Tempelhof sen. als kurfürstlicher Küchenmeister an. Aus gutem Grund hatte man für dieses Amt wiederum einen Vertreter der reichen städtischen Oberschicht ausgewählt, war doch ein solcher in der Lage, der Hofhaltung finanzielle Vorschüsse leisten zu können. Gleichfalls 1544 (mitunter wird auch 1542 angegeben) wurde er auf Verlangen Joachims II. Hector als Ratsmitglied und 14 Jahre darauf, 1558, als Bürgermeister berufen.
Wie vorauszusehen, wurde Johann Blankenfelde in hohem Maße in die kurfürstlichen Geldmanipulationen hineingezogen. Nicht allein, daß geleistete finanzielle Unterstützungen sehr spät, oft nur teilweise und mitunter überhaupt nicht beglichen wurden, mußten Hofbedienstete überdies für die undurchsichtigen Geldgeschäfte ihres Landesherrn bisweilen sogar in eigener Person büßen. So Johann Blankenfelde, der, als er 1544 den Leipziger Weihnachtsmarkt in seiner Eigenschaft als kurfürstlicher Küchenmeister aufsuchte, um Gewürze und Lebensmittel einzukaufen, wegen einer nicht eingehaltenen Schuldverschreibung Joachims II. Hector vorübergehend arrestiert wurde.
Johann Blankenfelde war ein vielseitiger Mann, dem großer Unternehmungsgeist nachgesagt wurde. Er ließ Schiffe bauen, mit denen er Holz, Kohle und Kalk beförderte; er verkaufte und verlieh die Schiffe aber auch. Auf sein Ersuchen wurde das 1550 für die Schiffahrt angelegte Stauwerk bei Woltersdorf verbessert sowie eine Schleuse im sogenannten Kalkgraben gebaut, um auch diesen für den Wassertransport nutzbar zu machen.
Verbunden ist sein Name überdies mit der Salzsiederei zu Beelitz. Obgleich bei Gründung des Beelitzer Salzgewerks noch nicht erwähnt, wurde Johann Blankenfelde bald als "Seele" dieses - im großen und ganzen glücklosen - Unternehmens angesehen. Da sich trotz hoher finanzieller Investitionen kein nennenswerter Erfolg bei der Salzgewinnung einstellen wollte, berief er 1548 durch Vermittlung seines Vetters, Asmus Blankenfelde, zwei "Meister der Wasserkunst", die Brüder Claus (Niklas) und Hermann Hirsch, angestellt in den Kaiserlichen Bergwerken zu Joachimsthal in Böhmen, nach Beelitz. Doch auch sie vermochten ihrer Aufgabe, vier "Wasserkünste" zur Förderung der Salzsohle herzustellen, nicht gerecht zu werden. Johann Blankenfelde veranlaßte daraufhin die Entfernung der Brüder. Das vereinbarte Entgelt von 8000 Talern wurde ihnen vorenthalten. Es kam zu einem langwierigen Prozeß, der erst 1569 durch einen Vergleich beendet wurde.
Besonders bekannt wurde er durch die ihm zugeschriebene Konstruktion einer ersten Wasserleitung für Berlin - von Zeitgenossen "Wasserkunst" genannt -, die durch hölzerne Röhren das Spreewasser über einen Hochbehälter vor allem den größeren Handwerks- und Gewerbetreibenden bis ans Haus lieferte. Die Beteiligten an dieser mit großen Kosten von der Stadt erbauten Wasserleitung - die aber bald danach wieder zerfiel - bildeten ein "Gewerk Wasserkunst" und zahlten Beiträge an die Stadt. Johann Blankenfelde soll auch die erste Schleuse im Cöllner Spreearm gebaut haben. Es heißt von ihm, daß er "... bey seinem Leben mit wunderselzamen und vielfältigen Gebäuden an Teichen, Graben, Schleusen, und andern viel Wesens getrieben ..."
Auf dem Landtag 1564, auf dem Adel und Städte 400 000 Taler kurfürstliche Schulden übernehmen mußten, schlug er als finanzielle Hilfe vor, wucherischen Handel dadurch abzuschaffen, daß die über fünf Prozent liegenden Zinsen an den Kurfürsten abgeführt und alle aus dem Land ausgeführten Waren mit Steuern belegt werden sollten.
1572 wurde Johann Blankenfelde auf seine Bitte hin von seinem Posten als Bürgermeister entbunden. (Im Laufe des 16. Jahrhunderts war die Ratswürde bald ein festes Amt geworden, das nicht nur - wie bereits seit 1442 durch Friedrich II. Eisenzahn eingeführt - der kurfürstlichen Bestätigung bedurfte, sondern auch die Niederlegung des Amtes war jetzt nur mit Genehmigung des Landesherrn möglich.)
Mit 27 Jahren heiratete Johann Blankenfelde Dorothea Vintzelberger. 14 Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, von denen aber nur fünf Söhne und zwei Töchter das Erwachsenenalter erreichten. Sein Sohn Joachim wurde 1574 Bürgermeister in Frankfurt an der Oder, ein anderer Sohn, Johann der Jüngere, Kurfürstlich-Brandenburgischer Amts-, Land- und Kammersekretär, der am 2. September 1579, kurz vor seines Vaters Tod, verstarb.
Am 6. Dezember 1571 ging Johann Blankenfelde eine zweite Ehe mit der aus Hamburg stammenden Martha Müller ein, mit der er zwei Söhne hatte. Trotz der finanziellen Verluste, die er durch Leistung von Vorschüssen und Darlehen an den Kurfürsten erlitten hatte, scheint Johann Blankenfelde, als er am 9. Oktober 1579 starb - beigesetzt wurde er in seiner Kapelle in der Nikolaikirche -, zwar nicht völlig verarmt, doch stark verschuldet gewesen zu sein. Noch 1571 war er im Berliner Stadtbuch als der mit dem größten Grundbesitz versehene Bürger von Berlin vermerkt worden.
Johann Blankenfelde war der siebente und letzte Berliner
Bürgermeister, der aus dieser wohl ältesten Patrizierfamilie
hervorgegangen war. Wie auch das Ratsgeschlecht der Reiches verlor
die Familie Blankenfelde zu Beginn des 17. Jahrhunderts ihre Bedeutung
für die Residenzstadt. Seine Söhne aus beiden Ehen verkauften
1612 das alte Stammhaus der Blankenfelde in der Spandauer Straße
(Reste von Ornamenten und eines mit Wappen verzierten Säulenkapitells
befinden sich heute in der Nikolaikirche) an den Berliner Handelsmann
Ambrosius Berndt. Sie selbst lebten hauptsächlich auf dem
noch verbliebenen Gut in Weißensee, anscheinend ziemlich
dürftig und in häufige Streitigkeiten verwickelt, bis
1616 auch der letzte Teil dieses Besitztums von ihnen veräußert
wurde.
© Edition Luisenstadt, 1998
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