Joachim Reiche jr

+ 3. 4. 1540
Wappen Joachim Reiche jr.
Oberbürgermeister
von 1526 bis 1527, 1528 bis 1529,
1530 bis 1531, 1532 bis 1533,
1534 bis 1535, 1536 bis 1537

Joachim Reiche jr. war wie sein Vater Joachim Reiche sen. in städtischen Ämtern tätig - zunächst als Ratsherr, dann ab 1526 als Bürgermeister. In dieser Funktion wurde ihm außerordentliche Tüchtigkeit bescheinigt. Auch Kurfürst Joachim II. Hector legte großen Wert auf sein Urteil.

Verheiratet war er mit der Tochter von Merten Brackow, offenbar die letzte Erbin dieser angesehenen und wohlhabenden Familie, deren männliche Linie 1517 mit dem Tod des Bürgermeisters Hans Brackow (Amtsantritt 1495) erlosch. Von seinem Schwiegervater erhielt Joachim Reiche jr. bereits 1508 dessen Berliner Besitz übereignet: zwei Häuser mit Brauerei und großem Garten sowie eine Schäferei nebst zwei Hufen Landes.

Die Reiches gehörten zu den wenigen alten Ratsfamilien, die auch im 16. Jahrhundert noch über ein sehr großes Vermögen verfügten. Das erlaubte Joachim Reiche jr., sich in vielen Darlehensgeschäften zu betätigen; insbesondere an den kurfürstlichen Hof verlieh er beträchtliche Summen.

Großes Interesse zeigte Joachim Reiche jr. an allen öffentlichen Angelegenheiten. So soll er zum Beispiel auf Grund der Erfahrungen, die er durch seine Teilnahme an Landtagen und an Heereszügen im Gefolge des Kurfürsten gewonnen hatte, eine Art Ordnung verfaßt haben, die festlegte, wie die Vertreter der brandenburgischen Städte auf Herren- und Landtagen gehen und sitzen und in Heereszügen reiten sollten.

Nach seinem Ableben 1540 wurde Joachim Reiche jr. in der Berliner Marienkirche bestattet, in der man ihm ein mit Votivbildern versehenes Grabmal setzte. Er hinterließ zwei Söhne, Joachim und Hieronymus; letzterer wurde 1545 gleichfalls Bürgermeister von Berlin.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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