Georg Scholle

* in Brandenburg

Oberbürgermeister Bildnis Georg Scholle
von 1584 bis 1585,
1586 bis 1587, 1588 bis 1589,
1590 bis 1591, 1592 bis 1593,
1594 bis 1595, 1596 bis 1597,
1598 bis 1599, 1600 bis 1601,
1602 bis 1603, 1604 bis 1605,
1606 bis 1607, 1608 bis 1609

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts schieden viele ältere Berliner Geschlechter, wie etwa die Blankenfeldes und Reiches aus der städtischen Führungsschicht Berlins aus. Ihre Stelle nahmen vielfach Unternehmer und Kaufleute aus anderen Regionen, besonders aus dem Rheinland, ein. Auch der Vater Georg Scholles, Lukas Scholle, gehörte zu den Zuwanderern aus jener Gegend. Er ließ sich in der Stadt Brandenburg nieder, übte hier seinen Beruf als Apotheker aus und versah später auch das Amt des Bürgermeisters.

Georg Scholle folgte in seiner beruflichen Laufbahn dem väterlichen Vorbild. Nach der Verlegung seines Wohnsitzes aus seinem Geburtsort Brandenburg in die Residenzstadt übernahm er
im Jahre 1566 die Apotheke am Molkenmarkt, in der er vordem seine Fachausbildung erhalten hatte. Mehr als seiner Apothekertätigkeit widmete er sich aber wohl seinen vielfältigen Handelsunternehmungen, die er gleichzeitig betrieb - insbesondere als er kaufmännischer Beauftragter ("Faktor") und Hoflieferant Kurfürst Johann Georgs wurde.

Georg Scholle, seit 1578 dem Berliner Rat angehörend, war in diesem als Schöffe tätig. Er erwies sich als so sachverständig und geschickt, daß man ihm 1584 den Posten des Bürgermeisters antrug (seinen Eid legte er am 27. Februar ab), den er für 13 Amtsperioden versah - soweit ihm seine vielfältigen Handelsreisen überhaupt Zeit zur Wahrnehmung seiner Aufgaben als Stadtoberhaupt ließen. Regelmäßig besuchte er die Messen in Antwerpen, auch in England hielt er sich häufig auf. Tuche, Perlen, Teppiche, Gobelins, aber auch friesländische Pferde, märkische Hirschgeweihe, vor allem aber Mastbäume, die er aus der Mark nach Hamburg lieferte, bildeten die Grundlage seines Handels. Auf den Handel mit Mastbäumen hatte er übrigens ein auf 10 Jahre lautendes Monopol von Kurfürst Joachim Friedrich, dem ältesten Sohn und Nachfolger des im Pestjahr 1598 verstorbenen Landesherrn Johann Georg erhalten. Um seine Holztransporte bequemer nach Hamburg befördern zu können, ließ Georg Scholle die Wasserstraße zwischen Ruppin und Havelberg ausbauen.

Von ihm stammte auch die Idee, brandenburgische Wolle in größerem Umfang im eigenen Land zu veredeln. Bislang wurde nur ein geringer Teil, dazu noch von minderwertiger Qualität, im Land Brandenburg verarbeitet. Hochwertige Wolle hingegen wurde in großen Mengen ausgeführt, zum Beispiel in die Niederlande mit ihrer entwickelten Tuchproduktion. Mit seinem Plan, in der Mark Brandenburg Tuchwebereien nach niederländischem und englischem Vorbild einzurichten und Fachleute aus diesen Ländern zur Weitervermittlung ihrer Kenntnisse nach Berlin zu holen, konnte er sich in seiner Zeit allerdings nicht durchsetzen.

Auch sein Vorschlag, ihm den Vertrieb der Glaswaren aus der Glashütte bei Grimmnitz zu überantworten, für die er in Holland einen guten Absatzmarkt sah, scheiterte am Desinteresse der verantwortlichen Instanzen, obgleich Georg Scholle als einer der bedeutendsten Händler und Unternehmer Berlins der damaligen Zeit galt.

Die Bürgermeisterfunktion übte er bis 1609 aus. Wie es heißt, soll ihn Kurfürst Johann Sigismund, der 1608 die Regentschaft übernommen hatte, auf Grund einer mißgünstigen Anzeige, die Georg Scholle der gröblichen Verletzung seiner städtischen Pflichten zieh, für die nachfolgende Amtsperiode nicht mehr bestätigt haben.

Seine erste Ehe ging Georg Scholle mit Eva Deter ein. Nach ihrem Tod am 29. Oktober 1590 vermählte er sich am 26. April 1591 mit Katharina Blankenfelde, Enkelin von Johann Blankenfelde, des letzten Berliner Bürgermeisters (Amtsantritt 1558) aus diesem alten Patriziergeschlecht.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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