+ 5. 11. 1572
Oberbürgermeister
von 1538 bis 1539, 1540 bis 1541,
1542 bis 1543, 1544 bis 1545,
1546 bis 1547, 1548 bis 1549,
1550 bis 1551, 1552 bis 1553,
1554 bis 1555, 1556 bis 1557,
1558 bis 1559, 1560 bis 1561,
1562 bis 1563, 1564 bis 1565
Georg Matthias, einer der fünf Söhne von Christian Matthias, des ersten Berliner Bürgermeisters aus dieser Familie (Amtsantritt 1482), übernahm 1538 das höchste Stadtamt, nachdem er bereits mehr als zehn Jahre als Ratsmitglied tätig gewesen war.
1544 kauften die Räte Berlins und Cöllns die niedere Gerichtsbarkeit von den Söhnen des Bürgermeisters Johann Tempelhof sen., der 1536 von Kurfürst Joachim II. Hector mit dieser belehnt worden war, für 2250 Gulden zurück (die höhere Gerichtsbarkeit hatten sie bereits 1508 von Joachim I. Nestor erworben). Da die niedere Gerichtsbarkeit stets mit dem Richteramt verbunden war, konnten von nun an die Städte die Richterstellen besetzen. Dennoch griff das von Joachim I. Nestor 1515 geschaffene Kammergericht, das 1540 von seinem Sohn Joachim II. Hector nochmals zur zentralen Gerichtsinstitution der Mark Brandenburg erklärt worden war, häufig in Prozesse des Stadtgerichts ein, besonders wenn Vertreter der kurfürstlichen Beamten- und Dienerschaft beteiligt waren. Die Vollstreckung des Urteils oblag aber ausschließlich dem Berliner Scharfrichter und erfolgte auf der Richtstatt vor dem Berliner Rathaus.
Im ersten Amtsjahr Georg Matthias' ließ der kunst- und prachtliebende Kurfürst Joachim II. Hector an das alte kurfürstliche Schloß einen neuen Seitenflügel anbauen, der nach zwei Jahren Bauzeit fertiggestellt war.
Von Bedeutung für die Schiffahrt in Berlin und Cölln war der 1550 erfolgte Schleusenbau im linken Spreearm, dem sogenannten Schiffsgraben.
Georg Matthias wurde 1566 aus Altersgründen
von seiner Bürgermeisterfunktion entbunden. Er verstarb am
5. November 1572. Sein Sohn Peter, Hilfsgeistlicher an der Pfarre
in Blumberg, und dessen Frau Anna, geborene Blankenfelde, waren
1552 im Alter von 26 bzw. 20 Jahren der Pest zum Opfer gefallen,
die zu jener Zeit in der Mark Brandenburg grassierte. Ein ihnen
gewidmetes Epitaphgemälde, das sich ursprünglich in
der Nikolaikirche befunden hatte, ist heute in der Marienkirche
zu sehen.
© Edition Luisenstadt, 1998
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