Friedrich Blechschmied

* 29. 06. 1605 in Kulmbach
+ 25. 01. 1656 in Berlin

Oberbürgermeister
von 1639 bis 1640,
1641 bis 1642, 1643 bis 1644,
1645 bis 1646, 1647 bis 1648

Friedrich Blechschmied wurde in Kulmbach geboren, besuchte dort die Schule und danach als Brandenburgischer Alumnus (Kostschüler) für sechs Jahre das Gymnasium zu Heilbronn. Mit 24 Jahren begann er ein siebenjähriges Jurastudium, das ihn nach Altdorf, Straßburg, Jena, Leipzig und Wittenberg führte. Verheiratet war er mit der Tochter des Bürgermeisters Benedikt Reichardt (Amtsantritt 1630), mit der er einen Sohn und sechs Töchter hatte. Sein Vater, Andreas Blechschmied, arbeitete als Förster in Kulmbach, angestellt beim hochfürstlichen Brandenburger Haus Rörenhoft. Der Bruder, wohnhaft in Brück, betätigte sich als Kurfürstlich-Sächsischer Oberförster in den Amtsbezirken Belzig und Rabenstein.

Blechschmied übte das Bürgermeisteramt fünf Jahre aus, davon ein Jahr zusammen mit Heinrich Retzlow und vier Jahre zusammen mit Andreas Lindholz. Zuvor betätigte er sich ab 1631 als Syndikus und zugleich Sekretär des Schöffenstuhls (ständiger Ausschuß von sieben bzw. 12 Schöffen, sogenannten Urteilern) in Brandenburg an der Havel, ab 1634 als Kurfürstlich-Brandenburgischer Kammergerichtsadvokat in Berlin, ab 1635 als Ratssyndikus, ab 1637 als Verordneter beim Städtekasten (städtisches Steueramt) und ab 1648 als Hof- und Kammergerichtsrat.

Im Verlaufe des Dreißigjährigen Krieges besetzte der schwedische Obrist von Dewitz 1639 Berlin. In diesem Zusammenhang verbreitete sich das Gerücht, Friedrich Blechschmied wäre an der Übergabe der Stadt schuld. Er wurde daraufhin verhaftet und in das Spandauer Gefängnis verbracht. Eine Untersuchung der Vorgänge um die Besetzung Berlins bewies jedoch Blechschmieds Unschuld.

Während der Bürgermeisterzeit von Friedrich Blechschmied wandte sich der Rat der Städte Berlin und Cölln am 21. Juli 1640 mit einer Bittschrift an den Kronprinzen Friedrich Wilhelm. In dieser teilte der Rat mit, daß beide Städte nicht mehr in der Lage wären, weitere finanzielle Leistungen zu erbringen. Zugleich führte er Beschwerde über die Militäreinquartierungen, die offenbar so zügellos auftraten, "daß kein Mensch, kein Pferd, keine Kuh, kein Ochse und sellebigengleichen vor ihnen des Lebens und seines Eigenthumbs sicher ist. Von Akkerbau kann demnach und unter sothanen Umständen gänzlich garnicht die Rede seyn. Die Ratsdörfer seindt sämmtlichen abgebrannt und liegen in deren Asche - woher denn auch die Feldmarken wüste und elendiglich verlassen stehen, von Menschen oder aber Vieh ist keine Ansicht weit und breit - geschweige denn, daß noch Hunde oder Katzen vorhanden. Zu dem kommt noch, daß wir nicht vermögend sind, die unsrigen Raths- und Stadt-Bedienten zu besolden ..., welches vornehmlich daher kommt, daß unsere Kauf- und Handelsleute, welche die letzte Leipziger Messe bezogen, von einiger Soldateske niedergeworfen, beraubt und übel traktiret worden, so daß sie alle um ihr Hab' und Gut gekommen sind. Solchergestalt ist das Leben hierorts und in denen abgebrannten Rathsdörffern vielen Menschen fast unerträglich geworden, haben sich durch Wasser, Strang oder Messer ihren elenden Leben ein Ende gemacht und sind mit Weib und Kind ins Weite gegangen, verhoffende, daß sie dort wohl besser haushalten möchten. Wir wissen auch nun nicht mehr, wo wir ein Weiteres aufbringen sollen, denn wir haben in den beiden letztvergangenen und Mit Gottes Hülfe überwundenen Jahren 1638 und 1639, namentlich zur Sustenirung derer Churfürstlichen Kriegsvölker bald 1350, 1800, 2100, 2711 und endlich gar 3000 Thaler aufbringen müssen, nicht wissende, wo wir es her nehmen sollten, und es ist ein Weltwundern daß wir solches prästiret. Dabei haben wir uns noch nicht unterstanden, derer Gelder Erwähnung zu thun, welche Churfürstlicher Tafel und Churfürstlichem Hofstaate haben zufließen müssen. In Summa, wissen wir nun nicht mehr, wie es weiter werden soll, denn eine weitere Contribution zu leisten sind wir unvermögend, bitten daher um ein gnädiges Fürwort in unseren Sachen."

Anläßlich der Erbhuldigung der Städte Berlin und Cölln für Kurfürst Friedrich Wilhelm am 13. März 1643 hielt Friedrich Blechschmied die Dankesrede für die vom Kurfürsten versprochenen Rechte (Freiheit der Religion, Bestätigung von Privilegien und deren Vermehrung, Gnade und Schutz und anderes mehr). Neben dem kurfürstlichen Gefolge nahmen daran die Räte, Zünfte und Bürger beider Städte teil. Nach der Dankesrede verlas man den Erbhuldigungseid, den die Räte und die Bürgerschaft mit erhobenen Arm und gestreckten Fingern nachsprechen und auf ihn einen Schwur ablegen mußten. Zum Abschluß wurde dreimal "Brandenburg" gerufen. Die Räte beider Städte erhielten eine Abschrift des Eides mit der Auflage, von allen denen, die an der Huldigung nicht teilnehmen konnten oder wollten, den Eid nachträglich einzufordern.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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