Christoph Wins

+ 25. 5. 1519
Wappen Wins
Oberbürgermeister
von 1501 bis 1502, 1503 bis 1504,
1505 bis 1506, 1507 bis 1508,
1510 bis 1511, 1512 bis 1513,
1514 bis 1515, 1516 bis 1517,
1518 bis 1519

Während der Regentschaft Joachims I. Nestor konnten sich die alten Patriziergeschlechter noch einmal vorübergehend ihr Monopol auf die Ratsstellen zurückerobern. Dieses hatten sie verloren, als ab Mitte des 15. Jahrhunderts gemäß einer Verfügung Friedrichs II. Eisenzahn auch Vertreter der Zünfte regelmäßig in die Stadtregierung einbezogen werden mußten - sei es als Ratsmitglied oder sogar als Bürgermeister.

Christoph Wins war das fünfte und letzte Stadtoberhaupt aus dieser wohlhabenden Ratsfamilie, die zur Zeit seines Amtsantritts noch so reich war, daß sie dem Hochmeister des Deutschen Ritterordens Kredit gewähren konnte. Dank ihrer Geldgeschäfte vermochte sie gegen 1504 ihre bisherigen ländlichen Besitzungen um die vier Dörfer Hohen Neuendorf, Borgsdorf, Hermsdorf und Birkenwerder sowie der wüsten (verfallenen und entvölkerten) Feldmark Berkow (das heutige Bergfelde) zu vermehren.

Christoph Wins befaßte sich mit Warenhandel sowie Geldgeschäften und stand in reger Beziehung zu auswärtigen Großhandlungen. Laut Eintragungen im städtischen Schöffenbuch lieh er sich jedoch häufig kleinere Geldbeträge aus. Das könnte darauf hindeuten, daß seine eigene Vermögenslage im Unterschied zu der anderer Angehöriger des Winsschen Geschlechts nicht allzu günstig war. Regelmäßig scheint er die Leipziger Märkte aufgesucht zu haben, da er für die Rückzahlung seiner Schulden fast immer die Zeit einer der nächsten Messen in Leipzig anberaumte.

In seine Amtszeit fielen die Tumulte 1515 (siehe Bürgermeister Joachim Reiche sen., Amtsantritt 1496), der Abriß des alten gemeinsamen Berliner und Cöllner Rathauses an der Langen Brücke (der heutigen Rathausbrücke) im Jahre 1514 auf Veranlassung des Kurfürsten und der Ausbruch einer Epidemie 1516 - es kann sich um die Pest, aber auch um eine andere Seuche gehandelt haben -, die derart heftig gewütet haben muß, daß, wie es in alten Schriften heißt, auch alle Totengräber gestorben sind und ein jeder die Seinigen selbst bestatten mußte.

Christoph Wins wurde nach seinem Tod am 25. Mai 1519 in der Berliner Marienkirche beigesetzt. Sein Wappenschild wurde neben der Orgel angebracht. Er hinterließ vier Söhne.

1525 ist nochmals ein Mitglied der Familie Wins als Ratsmann nachweisbar, einige Jahrzehnte danach sind nur noch wenige Vertreter dieses Geschlechts in Berlin zu finden. Zwei Linien waren zum Landadel übergegangen; die Berliner Linie aber verarmte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts völlig.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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