Benedikt Reichardt

* 1587 in Fürstenwalde
+ 29. 12. 1667 in Berlin
Wappen Reichardt
Oberbürgermeister
von 1630 bis 1631,
1632 bis 1633, 1634 bis 1635,
1636 bis 1637, 1638 bis 1639,
1640 bis 1641, 1642 bis 1643,
1644 bis 1645, 1646 bis 1647,
1648 bis 1649, 1650 bis 1651,
1652 bis 1653, 1654 bis 1655,
1656 bis 1657, 1658 bis 1659,
1660 bis 1661, 1662 bis 1663,
1664 bis 1665, 1666 bis 1667

Benedikt Reichardt wurde 1587 in Fürstenwalde als Sohn des dortigen Inspektors und Pastors Joachim Reichardt und seiner Frau Gertraud, Tochter des Erbherrn auf Trebus und Beerfelde, Peter Krause, geboren. Nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt nahm er 1603 ein Studium in Frankfurt an der Oder auf, das er in Wittenberg, Leipzig und Jena fortsetzte.

Nach seiner Übersiedlung nach Berlin wurde Benedikt Reichardt 1614 zum Kurfürstlich-Brandenburgischen Kammergerichtsadvokaten ernannt. 16 Jahre später übernahm er außerdem das Amt des Berliner Bürgermeisters (seinen Eid legte er am 24. März 1630 ab), das er bis zu seinem Tod mit großer Verantwortung ausübte. Benedikt Reichardt, Erbherr auf Blankenburg, wurde überdies um 1640 zum Verordneten der Landschaft berufen und kontrollierte als solcher die Steuererhebungen in den ihm zugeordneten Gebieten.

Hervorgehoben von den Chronisten wird der unermüdliche Einsatz Bürgermeister Reichardts für die schwer geprüfte Bevölkerung in den Jahren des Dreißigjährigen Krieges, in denen ständige Kontributionen, Verteuerungen, endlose Einquartierungen und verheerende Seuchen auf der Stadt lasteten. Viele Bewohner, die den hohen Hausschoß (Haussteuer) nicht mehr aufbringen konnten, verließen Haus und Stadt, ohne zu wissen, wo sie ein Unterkommen finden würden. 1642 stand etwa ein Drittel aller Häuser Berlins leer. Niemand wollte ein solch verlassenes Haus übernehmen, da es weiterhin mit den rückständigen Steuern belastet war.

Als 1638 der verhaßte kurfürstliche Graf Schwarzenberg die Garnison verstärken und die Stadt zur Festung ausbauen wollte, verhinderte das der Rat, indem er auf die militärische Nutzlosigkeit und Gefährlichkeit dieser Maßnahmen hinwies. Er einigte sich mit den 1639 heranrückenden Schweden lieber auf eine hohe Kontribution, die aber größtenteils nur noch in Form von Kramwaren, Pistolen, Pferden und Pferdegeschirren geleistet werden konnte. Nicht verhindern konnte der Rat indes das Niederbrennen der Vorstädte Berlins und Cöllns in den Jahren 1640/41 durch den Garnisonskommandeur, der im Fall eines feindlichen Angriffs freies Schußfeld haben wollte.

Kurfürst Friedrich Wilhelm, der 1640 die Regierung übernommen hatte, führte 1641 - zumindest in der Residenz - eine neue Verbrauchssteuer, die sogenannte Akzise, auf Bier, Wein, Lebensmittel, Korn, Vieh und Gebrauchsgüter ein. Unruhen unter den Handwerkern und Tagelöhnern erzwangen jedoch dreimal die Einstellung dieser neuen Steuer. Hof, Adel, Beamte und Soldaten waren davon befreit. Erst 1667, als die Akzise in allen brandenburgischen Städten verbindlich wurde, beseitigte man dieses Vorrecht.

Unmittelbar nach Beendigung des Dreißigjährigen Krieges beauftragte Benedikt Reichardt den Cöllner Syndikus Rhevendt, den Entwurf für eine Kommunalverwaltung der Städte Berlin und Cölln auszuarbeiten. Das umfangreiche Schriftstück konnte Syndikus Rhevendt dem Berliner Bürgermeister im Dezember 1649 überreichen.

In die Amtszeit Bürgermeister Reichardts fiel auch die Umwandlung Berlins und Cöllns 1657 in eine Garnisonstadt. Etwa 2000 Soldaten waren in der Residenz stationiert. Befehlshaber war der Gouverneur, dem der Kurfürst auch städtische Polizeibefugnisse übertrug und damit die Kompetenz des Rates weiter einschränkte. Gleichzeitig wurde die Residenz zur Festung ausgebaut. Um den nötigen Raum zu schaffen, enteignete man Bürger, deren Gärten und Grundstücke vor den Toren der Stadt lagen, entschädigungslos, was diese ebenso empörte wie die verordneten Schanzarbeiten, die sie gemeinsam mit Tausenden von Soldaten und Bauern leisten mußten.

Benedikt Reichardt verstarb am 29. Dezember 1667. Beigesetzt wurde er am 5. Januar 1668 in der Nikolaikirche. Seine Frau Margareta Mauritz, die ein dreiviertel Jahr nach ihm verschied und am 3. Oktober 1668 gleichfalls in der Nikolaikirche bestattet wurde, hatte ihm sechs Kinder geboren. Von den fünf Töchtern heiratete Magdalena Sophia den späteren Berliner Bürgermeister Friedrich Blechschmied (Amtsantritt 1639), die Tochter Euphrosyna Margaretha Johann Tiefenbach, Berliner Bürgermeister ab 1657, und Katharina Elisabeth den kurfürstlichen Beamten Nikolaus Wernicke. Die übrigen drei Kinder - Anna Maria, Benedikta und Benedikt Heinrich - sind jung gestorben.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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