Thomas Blankenfelde

* um 1435 oder 1436 in Berlin
+ 22. 02. 1504 in Berlin

Oberbürgermeister Wappen Thomas Blankenfelde
von 1481 bis 1482, 1483 bis 1484,
1485 bis 1486, 1487 bis 1488,
1489 bis 1490, 1491 bis 1492,
1493 bis 1494

Von den Angehörigen der alten Patrizier- und Ratsgeschlechter galt Thomas Blankenfelde - Sohn des vormaligen Bürgermeisters Wilhelm Blankenfelde (Amtsantritt 1436) und dessen Frau Katharina geborene Wins - als der erste Kaufmann "großen Stils" in der Mark. Neben seinem Familienbesitz - Seefeld, Güter und Renten in Pankow, Weißensee, Kaulsdorf und Groß Ziethen - erwarb er bis zu seinem Tod Renten und Eigentum in zahlreichen weiteren Dörfern und wurde zu einem der wohlhabendsten Bürger der Stadt Berlin, in der er über zwei Häuser verfügte. Seine ausgedehnten Geschäfte führten ihn einerseits bis nach Süddeutschland, andererseits in den Hanseraum um Danzig (heute Gdansk). Sein Handel bezog sich vorwiegend auf Getreide, Tuch und Luxusartikel. Auch mit den Kurfürsten - angefangen von Friedrich II. Eisenzahn über Albrecht III. Achilles und Johann Cicero bis hin zu Joachim I. Nestor - stand er in regen geschäftlichen Beziehungen, lieferte ihnen Waren und Kleidung und lieh ihnen Gelder. Der Herzog von Mecklenburg - wie noch viele andere Fürsten und Adlige - gehörte gleichermaßen zu seinen Kunden. Ein von Thomas Blankenfelde an den Herzog gerichteter Brief vom Jahre 1495 läßt darauf schließen, daß er diesen mit allem versorgte, was für eine Hofhaltung nötig war. Auch an den Heerzügen der Kurfürsten nahm er teil. Als 1465 Friedrich II. Eisenzahn mit seinen Truppen vor Angermünde lag, befehligte Thomas Blankenfelde die Reiter der Stadt Cölln "rechter Hand vom kurfürstlichen Banner in erster Reihe neben dem Markgrafen".

1481 wählte man Thomas Blankenfelde zum Bürgermeister von Berlin. Er war einer der ersten, der Bildung an einer Universität - 1453 in Leipzig - erworben hatte. Ein ehemals in der Klosterkirche, heute in der Marienkirche befindliches Votivgemälde läßt die Deutung zu, daß Thomas Blankenfelde zweimal verheiratet gewesen ist, obgleich in der Literatur fast ausnahmslos nur eine Ehefrau - Margarete - angeführt wird. Auf dem Bild ist er selbst links mit 10 Söhnen zu sehen; die weiblichen Familienangehörigen sind auf der rechten Seite in zwei Reihen angeordnet: in der hinteren eine Frau mit vier Töchtern - vermutlich seine erste Gattin -, in der vorderen eine Frau mit sieben Töchtern. Diese könnte, da sie ihm zunächst kniet, wohl diejenige sein, die ihm in seinen letzten Stunden beigestanden hat - demnach seine zweite Frau. Der Name der ersten Ehefrau ist urkundlich nicht belegbar. Der Historiker Max Ludwig vertritt in einer diesbezüglichen Abhandlung die Auffassung, daß es sich um eine Angehörige des Geschlechts der Strohbands, und zwar um eine Tochter Heinrich Strohbands, eines Sohnes Bürgermeisters Henning Strohbands (Amtsantritt 1401), handelt. Zur Begründung verweist er unter anderem auf vier Wappen, die ein aus dem Haus der Blankenfeldes in der Spandauer Straße 49 stammendes Kapitell schmücken (es ist heute in der Nikolaikirche zu besichtigen), das offenbar von Thomas Blankenfelde in Auftrag gegeben worden war. Es handelt sich dabei um sein eigenes (eine stehende rote Trense in weiß-blauem Feld nebst zwei roten Sternen), um das der Familie Wins (ein Regenbogen in blauem Feld, drei Sterne), der die Mutter von Thomas Blankenfelde entstammte, um das des Geschlechts der Strohbands (in schwarzem Feld eine rote Rose, umgeben von einem gelben Strohkranz) sowie um ein unbekanntes (drei weiße Lilien in blauem Feld). Da in der damaligen Zeit eine solche Zusammenstellung von Wappen der nächsten Angehörigen üblich war (neben dem eigenen das der Mutter, das der Ehefrau sowie das der Schwiegermutter), folgert Max Ludwig, daß das Strohbandsche Wappen der ersten Gattin von Thomas Blankenfelde, das unbekannte ihrer Mutter zugeordnet werden muß.

Der Nachname seiner zweiten Frau Margarete - der Vorname ist dokumentarisch belegt - wird meistenteils als "von Buch", mitunter auch als "von Buchholz" vermerkt. Auf Grund dessen, daß sie auf dem Votivbild in der Marienkirche mit einem Wappen versehen ist (drei rotgebundene Bücher in blauem Feld), das mit dem der damals in Frankfurt an der Oder ansässigen Patrizierfamilie Buchholz identisch ist, neigen Max Ludwig und auch andere Forscher zur zweiten Variante.

Thomas Blankenfelde verstarb 1504. Seine Frau Margarete führte nach dem Tod des Gatten, den sie um mehr als 27 Jahre überlebte, dessen Geschäfte umsichtig und tatkräftig weiter. Von den insgesamt 21 Kindern sollen aus erster Ehe zwei Söhne, Paul und Wilke, sowie vier Töchter, aus zweiter Ehe acht Söhne und sieben Töchter hervorgegangen sein. Berühmt wurde sein Sohn Johann, den man, nachdem er nach seinen Studien in Italien, Deutschland und im damaligen Livland verschiedene weltliche bzw. geistliche Ämter innehatte, 1524 zum Erzbischof von Riga ernannte. Eine seiner Töchter hingegen, Katharina, verheiratet mit dem Cöllner Bürger Hornung, avancierte zur Mätresse Kurfürst Joachims I. Nestor.

 

© Edition Luisenstadt, 1998
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