Bürgermeister
von 1340 bis 1341
Mit Jacob von Rathenow, Sohn Johann von Rathenows (Altermann 1312) und Bruder von Gerhard von Rathenow (Altermann bzw. Bürgermeister, Amtsantritt 1328), stand erneut ein Mitglied dieser alten und begüterten Patrizierfamilie an der Spitze Berlins, nachdem er schon mehrere Jahre - 1326 wird er in einem Erlaß für die Tuchmacher als Ratsmann genannt - an der Stadtverwaltung Anteil genommen hatte. Wie bereits bei seinem Amtskollegen Peter Moskow erwähnt, beteiligte er sich 1340 an der Stiftung eines Altars für die Berliner Marienkirche.
Mitte des 14. Jahrhunderts forderten die Handwerkerzünfte, deren Bedeutung mit dem Aufschwung der märkischen Städte gewachsen war, Mitbeteiligung an der Stadtregierung. In Berlin und Cölln rebellierten sie 1346 gegen den patrizischen Rat und setzten mit Unterstützung von Markgraf Ludwig dem Älteren ihre Aufnahme in den Rat durch. Mit seiner Parteinahme für die Handwerker zielte Ludwig auf eine Schwächung des alten patrizischen Rates ab, der der Stadt eine weitgehend unabhängige Stellung vom Landesherrn erkämpft und durch Bündnisse abgesichert hatte. Er hoffte, damit die Stadt fester in die Hand zu bekommen und seine finanziellen Ansprüche an diese entschiedener durchsetzen zu können (ein Jahr zuvor hatten die märkischen Stände, angeführt von Berlin und Cölln, seine neuerlichen Geldforderungen zurückgewiesen). Das gelang ihm auch für kurze Zeit: Der Rat mußte sich unterwerfen. Am 27. Oktober 1346 versprachen Ratsherren, Handwerkerinnungen und Gemeine in einer in Spandau abgefaßten Urkunde dem Landesherrn unbedingten Gehorsam, gestanden ihm Einflußnahme auf die Ratszusammensetzung zu, verpflichteten sich, ohne seine Erlaubnis keine weiteren Bündnisse einzugehen und erließen ihm seine Schulden.
Trotz der nunmehrigen Beteiligung von Vertretern der Handwerkerzünfte an der Stadtregierung blieb die Vorherrschaft des Patriziats im Rat gewahrt, das immerhin noch zwei Drittel der Ratsherrensitze innehatte. Unter dem Einfluß der alten Führungsgruppe huldigte die Doppelstadt 1348 dem "falschen Woldemar", einem Schwindler, der sich als der letzte askanische Markgraf Woldemar - der seinen Tod 1319 angeblich nur vorgetäuscht hatte - ausgab und als Konkurrent des wittelsbachschen Markgrafen Ludwig des Älteren auftrat. An ihre 1346 Ludwig gegebene Gehorsamsverpflichtung sahen sich Berlin und Cölln nicht mehr gebunden und schlossen 1349 ein erneutes Bündnis mit einer großen Zahl märkischer Städte. Markgraf Ludwig der Römer, der in dieser Zeit für seinen älteren Bruder die Mark regierte, suchte dieser wiedererwachsenen Eigenständigkeit der Städte entgegenzutreten und nahm Verbindung zur innerstädtischen Opposition, vor allem zu der in Cölln, auf, wo er die stärkste Gegnerschaft zum Ratsregiment der Doppelstadt vermutete. Offensichtlich war seinen Bemühungen aber kein Erfolg beschieden. 1351 sahen sich die Wittelsbacher zum Einlenken in den jahrelangen Konflikten mit dem König und den beiden Städten gezwungen (der seit 1346 regierende deutsche König Karl IV. aus dem Hause der Luxemburger, der aus Feindschaft zum bayrischen Haus den falschen Woldemar 1348 zunächst anerkannt und mit der Mark Brandenburg sowie der Kurwürde belehnt hatte, erklärte diesen 1350 in einem an den Rat von Berlin und Cölln gerichteten Siegelbrief zum Betrüger), söhnten sich mit ihnen aus und garantierten ihnen die alten Rechte und Freiheiten.
Viele europäischen Länder wurden in dieser
Zeit von der Pest heimgesucht, so auch Berlin und Cölln.
Unter der Beschuldigung der Brunnenvergiftung wurden - wie üblich
- die Juden dafür verantwortlich gemacht. Man verfolgte,
tötete und vertrieb sie. Die Berliner Judengemeinde entging
diesen Pogromen ebenfalls nicht. 1349 wurde eine nicht bekannte
Zahl von ihr mit den beiden Rabbinern an der Spitze von der Bevölkerung
umgebracht.
© Edition Luisenstadt, 1998
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