* um 1380
+ um 1450
Oberbürgermeister
von 1447 bis 1448
Bernhard Reiche, das dritte aus dieser mächtigen Patrizierfamilie stammende Berliner Stadtoberhaupt, wurde 1447 von den bereits in offenem Aufruhr gegen den Kurfürsten begriffenen Berlinern zum Bürgermeister gewählt. Seine Wahl gerade zu dieser Zeit - er hatte vordem kein städtisches Amt bekleidet - läßt vermuten, daß er zur Führungsgruppe dieses Aufstandes gehörte, vielleicht sogar deren Kopf war. Entsprechend hart fiel auch das Urteil des Spandauer Gerichts nach der Bezwingung der Stadt aus: Er und seine Angehörigen gingen ihrer ausgedehnten Lehen verlustig, neben den Blankenfeldes wurden sie mit der höchsten Geldstrafe bedacht, und über Bernhard Reiche selbst wurde überdies die Verbannung aus den größeren Städten und Spandau ausgesprochen; ansonsten sollte er sich in der Mark aber weiter aufhalten dürfen. Dennoch verließ er die Mark Brandenburg, um, wie es hieß, Schutz und Hilfe beim Herzog von Sachsen, bei dem er in großem Ansehen stand, zu suchen. Nahe der Grenze wurde er von einem Ritter, der dafür augenscheinlich Dank vom kurfürstlichen Hof erwartete, überfallen. Bernhard Reiche konnte zwar entkommen, verstarb aber an den ihm zugefügten Verletzungen. Er wurde in der Wittenberger Kirche beigesetzt.
Die Begnadigung der Familie Reiche erfolgte sehr
spät. Der Sohn Bernhard Reiches, Joachim, erhielt die eingezogenen
väterlichen Lehen erst 24 Jahre später zurück.
© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de