+ 1417
Bürgermeister 1417
Bernd Reiche war der zweite Berliner Bürgermeister aus dieser angesehenen Patrizierfamilie, der aber noch im Jahr seines Amtsantritts verstarb. Er könnte - wie einige Historiographen vermuten - ein Sohn des gleichnamigen ersten Bürgermeisters aus dem Geschlecht der Reiche gewesen sein, der 1361 die oberste Stadtfunktion übernommen hatte.
1404 hatten die Räte von Berlin und Cölln, um Gefahr von ihren Städten abzuwenden, dem Raubritter Dietrich von Quitzow, der mit seinen Horden plündernd durch die Mark
zog, gegen Zahlung hoher Geldsummen ein Bündnis angetragen (siehe Bürgermeister Arnd Perwenitz, Amtsantritt 1400). Dietrich von Quitzow übernahm den Schutz der Mittelmark und befreite als Befehlshaber eines städtischen Heeres Strausberg und Bötzow (das spätere Oranienburg), die er vordem selbst gemeinsam mit seinen pommerschen Verbündeten besetzt und gebrandschatzt hatte. Nach diesem Sieg wurde er bei seinem feierlichen Einzug in Berlin mit Geschenken überhäuft. Die vornehmsten Bürger veranstalteten für ihn Festlichkeiten. Zu ihnen gehörte auch Bernd Reiche, der Dietrich von Quitzow in sein Haus zu üppigen Gelagen lud. Das freundschaftliche Verhältnis schlug aber bald ins Gegenteil um, als es trotz des bestehenden Schutzbündnisses zu erneuten Übergriffen seitens der Quitzows kam. Erst 1414 konnte ihre Macht durch Burggraf Friedrich VI. von Nürnberg gebrochen werden.
Verheiratet war Bernd Reiche mit Katharina, die in lateinisch abgefaßten Urkunden den für eine Bürgersfrau ungewöhnlichen Titel "domina" (Herrin) führte. Bei seinem Tod hinterließ er einen Sohn namens Henning. Offenbar wurde Bernd Reiche in der Nikolaikirche beigestzt, da seine Witwe 1421 für diese Kirche eine Marienmesse nebst 40 Schock jährliche Rente - eine beachtliche Summe - stiftete.
© Edition Luisenstadt, 2003
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