Gestapolager "Arbeitserziehungslager Wuhlheide"

Erste Inschrift mittig:

EUER MUT UND EURE /
STANDHAFTIGKEIT /
IM /
ANTIFASCHISTISCHEN /
WIDERSTANDSKAMPF /
SIND UNS /
VERPFLICHTUNG

Zweite Inschrift rechts:

TAUSENDE /
ANTIFASCHISTISCHE /
WIDERSTANDSKÄMPFER /
WURDEN IN DIESES /
LAGER VERSCHLEPPT. /
UNTER IHNEN BEFANDEN /
SICH FUNKTIONÄRE DER /
ILLEGAL KÄMPFENDEN /
KPD, VON DENEN VIELE /
HIER ODER IN /
ZUCHTHÄUSERN UND /
KONZENTRATIONSLAGERN /
ERMORDET WURDEN.

Dritte Inschrift links:

HIER BEFAND SICH DAS /
"LAGER WUHLHEIDE" /
DER FASCHISTISCHEN /
GEHEIMEN STAATS- /
POLIZEI (GESTAPO), IN /
DEM ZWANGSARBEITER /
UND KRIEGSGEFANGENE /
AUS 16 LÄNDERN FÜR DIE /
RÜSTUNGSINDUSTRIE /
AUSGEBEUTET, /
MISSHANDELT /
UND ERMORDET WURDEN /


Technische Details: drei Metalltafeln an einem Denkmal

Standort:
Am Tierpark 125
Ortsteil Friedrichsfelde
Besondere Ortsangabe: Triftweg, am südlichen Rand des Tierparks; auf dem Weg vom Streichel-Zoo zum Alfred-Brehm-Haus, nahe dem Vogelgehege
Verkehrsanbindung U 5 bis Tierpark

Gestapolager "Arbeitserziehungslager Wuhlheide" Die Reichsbahndirektion Berlin pachtete 1938 vom Gutsbesitzer von Treskow 29.000 Quadratmeter vom Schlosspark Friedrichsfelde. Dieses Terrain sollte der Einrichtung eines Wohnlagers der Reichsbahnarbeiter dienen. Seinen Namen "Wuhlheide" erhielt das Wohnlager nach der damals nahegelegenen Block- und Haltestelle der Deutschen Reichsbahn. Die Berliner Gestapozentrale pachtete am 14.4.1940 am ehemaligen Schwarzen Weg/Ecke Treskowallee (heute Am Tierpark) auf dem Gelände des Schlossparks Friedrichsfelde zuerst zwei, ab 1.8.1941 nochmals zwei Baracken von der Reichsbahndirektion. Der zynisch-demagogische Begriff "Arbeitserziehungslager" sollte von vornherein die Insassen kriminalisieren und als "arbeitsscheu" diffamieren. Auf Befehl H. Himmlers vom 28.5.1941 unterstanden die "Arbeitserziehungslager" den Gestapoleit- bzw. Kripoleitstellen der einzelnen deutschen Länder. Zum einen handelte es sich bei den Gefangenen um Untersuchungshäftlinge, deren sogenannte "Schuld" juristisch also nicht bewiesen war. Zum anderen waren hier Häftlinge eingewiesen worden, die bereits ihre Zuchthaushaft verbüßt hatten, aber auf Befehl der Gestapo nicht entlassen, sondern in ein KZ überführt wurden. Diese Lager, die es im gesamten faschistischen Machtbereich gab, waren grundsätzlich in der Nähe von Industriestandorten, denen dann die Gefangenen zugeteilt wurden. Die Insassen unterschiedlicher Nationalitäten waren sowohl aus politischen als auch aus rassistischen Vorwänden dort eingesperrt. Unter ihnen befanden sich ausländische Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene, die wie die übrigen Häftlinge zur Arbeit in Berliner Großbetrieben gezwungen wurden. Die "Arbeitserziehungslager" bildeten mit den Konzentrationslagern, den Kriegsgefangenenlagern bzw. mit den Strafanstalten ein Arbeitskräftereservoir für die Rüstungsindustrie. Die Menschen mussten unter extrem schlechten Bedingungen hart und lange arbeiten, erhielten aber keine ausreichende Nahrung und Bekleidung. Rund 2.000 Gefangene fanden in diesem Lager "Wuhlheide" während seines fünfjährigen Bestehens den Tod.

Einweihung 10.9.1981
Künstler Hugo Namslauer, Wolfgang Günzel (* 1939)
Werkstatt Hans Füssel

Bemerkungen:
In der Nähe des Alfred-Brehm-Hauses wurde im September 1981 ein von Hugo Namslauer entworfener Gedenkstein aus Lausitzer Granit aufgestellt. An dem Stein sind drei Bronzetafeln befestigt. Sie wurden zum Gedenken an die Opfer des Lagers eingeweiht und kamen aus der Gießerei von Hans Füssel. Am 19.4.2000 wurden dann im Rahmen des 55. Jahrestages der Befreiung im südlichen Teil des Tierparks zwei Gedenkstelen des Bildhauers Hans-Joachim Kunsch (* 1930) für die Opfer des Lagers der Öffentlichkeit übergeben. Über der ersten Inschrift ist der rote Winkel, mit dem in den Konzentrationslagern die politisch Verfolgten gekennzeichnet worden waren, abgebildet. Der Winkel war Bestandteil des Komitees der Antifaschistischen Widerstandskämpfer der DDR. Das Logo kennzeichnet hier den Herausgeber der Gedenktafel.

Literaturhinweise
Drobisch, Klaus: Über den Terror und seine Institutionen in Nazideutschland. In: Faschismus Forschung, Positionen, Probleme, Polemik. Hrsg. v. Dietrich Eichholtz und Kurt Gossweiler, Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1980
Berliner Geschichte. Dokumente, Beiträge, Informationen. Stadtarchiv der Hauptstadt der DDR, Heft 3/1982
Maur, Hans: Gedenkstätten der Arbeiterbewegung in Berlin-Lichtenberg, (1982) a. a. O.
Buchheim, Hans/Broszat, Martin/Jacobsen, Hans-Adolf/Krausnick, Helmut: Die Anatomie des SS-Staates. Band II Konzentrationslager, Kommissarbefehl, Judenverfolgung, Olten und Freiburg im Breisgau 1965
Spiegel online vom 16. Oktober 2000
Projekt Geschichte,
Forschungsbericht über das Gestapo-Lager Wuhlheide. Erarbeitet von der Kommission zur Erforschung der Geschichte des antifaschistischen Widerstandskampfes beim Kreiskomitee Berlin-Lichtenberg. Hrsg.: Komitee der antifaschistischen Widerstandskämpfer - Kreiskomitee Berlin-Lichtenberg (o. J.)
Der Tagesspiegel vom 10.12.1999
Juden in Hohenschönhausen. Eine Spurensuche, a. a. O.
Kunst und Technik der Medaille und Münze. Das Beispiel Berlin. Mit Beiträgen von Elke Bannicke, Helmut Caspar, Anne Forschler, Martin Heidemann, Rainer Laabs und Wolfgang Steguweit. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst in Verbindung mit den Staatlichen Museen zu Berlin. Münzkabinett. In: Die Kunstmedaille in Deutschland Band 7. Hrsg. v. Wolfgang Steguweit. Internationaler Numismatischer Kongreß Berlin 1997, Berlin 1997


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