Zionistische Organisationen in Berlin

Inschrift:

BERLINER GEDENKTAFEL /
In diesem Haus befanden sich /
PALÄSTINAAMT /
der Jewish Agency /
das bis zu seiner Schließung 1941 /
etwa 50000 Menschen zur Auswanderung verhalf /
ZIONISTISCHE VEREINIGUNG /
FÜR DEUTSCHLAND /
JÜDISCHE RUNDSCHAU /
sowie andere zionistische Organisationen

Technische Details: weiße Porzellantafel mit blauer Aufschrift ("BERLINER GEDENKTAFEL" weiß) und dem blauen Zepter, Signet der KPM, 60 cm x 43 cm

Standort:
Meinekestraße 10
Ortsteil Charlottenburg
Verkehrsanbindung Bus 249 bis Rankeplatz

Zionistische Organisationen in Berlin Die Hoffnung jüdischer Menschen auf einen eigenen Staat nahm während des 19. Jahrhunderts auch praktische Gestalt an. Der Rabbiner Zwi Hirsch Kalischer (1795-1874) aus Posen hatte 1864 in Berlin ein Zentralkomitee für Jüdische Siedlungen in Palästina gegründet. 1870 baute er gemeinsam mit einem Franzosen eine Landwirtschaftsschule nahe Jaffa auf. Kalischer galt als ein Vorläufer des praktizierten Zionismus. Seit Februar 1895 erschien in Deutschland die Zeitschrift "Zion. Monatsschrift für die nationalen Interessen des Jüdischen Volkes", deren Redaktionsräume in der Großen Frankfurter Straße 64 lagen. Herausgeber war Dr. Heinrich Löwe (1869-1951), der in der Auguststraße 70 wohnte. Am 26.8.1897tagte ein Kongreß in Basel - initiiert durch Theodor Herzl - auf dem die Zionistische Weltorganisation gegründet wurde. In Berlin war der Sitz der "Zionistischen Vereinigung für Deutschland" (ZVfD). Der erste Präsident der ZVfD bis 1910 und Nachfolger Herzls in der Weltorganisation war Max Isidor Bodenheimer (1865-1946). Er hatte mit dem Kaufmann David Wolffsohn (1856-1914) schon Ende des vorigen Jahrhunderts den "Kölner Verein zur Förderung von Akkerbau und Landwirtschaft in Palästina" ins Leben gerufen. Ab 1904 war auch das Büro der Weltorganisation in Berlin ansässig. 1925 kaufte der Verlag "Jüdische Rundschau G.m.b.H.", dessen Hauptschrift 1896 als "Israelitische Rundschau" ins Leben gerufen worden war, das Haus Meinekestraße 10 in Charlottenburg. Es wurde für einige Jahre zur Zentrale der Zionisten in Deutschland. Nach 1933 schloß sich diese jüdische Organisation nach anfänglichem Zögern der am 17.9.1933 gegründeten "Reichsvertretung der deutschen Juden" (später vom 4.7.1939 bis 10.6.1943 "Reichsvereinigung der Juden in Deutschland") an. In Charlottenburg wirkte bis 1941 erfolgreich das "Palästina-Amt" ("Jewish Agency for Palestine"). Es war durch den Polizeipräsidenten von Berlin am 25.7.1924 als gemeinnützige Auswandererstelle anerkannt worden. Das Amt hatte sich die Aufgabe der Beratung und Unterstützung Ausreisewilliger nach Palästina gestellt. Es half auch Touristen mit dem Reiseziel Palästina. Zwischen 1933 und dem November 1938 gelang es ihm, über 18.000 Menschen bei der Regelung der Ausreiseangelegenheiten behilflich zu sein. Die Gestapo schloß die Büroräume der Vereinigung am 13.11.1938. Im Dezember 1938 wurde es in die "Reichsvereinigung der deutschen Juden" eingegliedert. Es arbeitete noch bis 1941. Der Eigentümer des Grundstücks, die "Jüdische Rundschau",

Einweihung 22.10.1985

Literaturhinweise
Der Tagesspiegel vom 23.10.1985
Gidal, Nahum Tim, a. a. O.
Wegweiser durch das jüdische Berlin, a. a. O.
Schönfeld, Martin: Gedenktafeln in West-Berlin, a. a. O.
Juden am Ku'damm "...als wäre es nie gewesen.", a. a. O.
Jüdische Geschichte in Berlin, a. a. O.
Wörmann, Heinrich-Wilhelm: Charlottenburg, a. a. O.
Lexikon zur Parteiengeschichte, a. a. O.


© Edition Luisenstadt, 1998 - 2003         Stand:        www.berlin-geschichte.de