Ehrung mit der Ernst-Reuter-Plakette

Als der Oberbürgermeister von Berlin (West) und spätere Regierende Bürgermeister am 29. September 1953 verstarb, waren sich die politischen Erben ohne Debatte sofort darüber einig, ihn und seine Leistungen zu würdigen. Mit dem Beschluß des Senats Nr. 4528 vom 22. März 1954 erfolgte eine Reihe von Ehrungen für Ernst Reuter: Seinen Namen erhielten eine Schule, der Charlottenburger Platz »Am Knie« und das Kraftwerk West.

Bestandteil dieses Beschlusses war auch der Auftrag, »eine Plakette mit dem Kopf Ernst Reuters zu schaffen, die als Ehrung an Persönlichkeiten gegeben wird, die sich um Berlin besondere Verdienste erworben haben«. Sie war als individuelle Auszeichnung gedacht, mit der hervorragende Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem und geistig-kulturellem Gebiet anerkannt werden sollen.

Nach dem künstlerischen Entwurf von Richard Scheibe, dem Berliner Kunstpreisträger für Bildhauerei von 1952, entstand eine Silberplakette mit dem Porträt Ernst Reuters.

Als erster erhielt sie ein Repräsentant der amerikanischen Schutzmacht für Berlin, der Hohe Kommissar James B. Conant, am 17. September 1954. Hanna Reuter, die Witwe des Namensgebers, empfing am 24. Dezember 1954, dem Vorabend ihres 55. Geburtstages, als dritte die Plakette.

Unter den Geehrten sind auch einige seiner Nachfolger, wie die ehemaligen Regierenden Bürgermeister Hans-Jochen Vogel (1984), Klaus Schütz (1987) und Heinrich Albertz (1990). Auch einige Bundesminister sind auf der Ehrentafel zu finden, so Ernst Lemmer (1968), Johann Baptist Gradl (1974), Josef Ertl (1979) und Ignaz Kiechle (1993). Ausgerechnet der Stadtstaat Berlin vergab interessanterweise die Auszeichnung an zwei Landwirtschaftsminister.

Insgesamt erhielten 18 Frauen die Ernst-Reuter- Plakette, darunter die Nationalökonomin Eleanor Lansing Dulles (1959), Schwester des amerikanischen Außenministers John Foster Dulles, die Bezirksbürgermeisterin Ella Kay (1975), die Schauspielerinnen Tilla Durieux (1976), Elisabeth Bergner (1983) und Inge Meysel (1991).

Am 2. Oktober 1990 wurden – und das ist bisher einmalig – sechs alliierte Einheiten geehrt: Berlin Brigade und 7350th Air Base Group (USA), Royal Air Force und Berlin Infantry Brigade (Großbritannien), 46éme Regiment d'Infantrie und Base Aérienne 165 (Frankreich). Die letzten drei Preisträger waren der Opernregisseur Götz Friedrich (1996), der Kunstsammler Erich Marx (1997) und der Politiker Jerzy Kanal (1998).

 

© Edition Luisenstadt, 1998-2007,       Stand: März 2007       www.berlin-ehrungen.de