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Gedächtnis Berlin

Berlin ehrt Persönlichkeiten

Einleitende Bemerkungen

(Die einleitenden Bemerkungen sind der Print-Ausgabe entnommen. Alle statistischen Angaben in der Einleitung beziehen sich auf den Stand vom August 1999.)

Nach dem Manuskriptausdruck vom Dezember 1999 (mit Redaktionsschluß vom August 1999) legen wir nun die überarbeitete, aktualisierte und ergänzte Fassung (mit Redaktionsschluß vom 31. März 1999) vor. Die Publikation dokumentiert 6.303 Persönlichkeiten mit ihren Auszeichnungen, Ehrungen bzw. Widmungen. Zudem werden 123 Bezeichnungen von Personengruppen, wie Herrschergeschlechter, Volksgruppen, -stämme und verdienstvolle Berliner Familien - meist als Namensspender für Brücken, Straßen und Plätze - vorgestellt. Die hier enthaltenen Ehrungen lassen sich in zwei Kategorien einteilen.

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Statistik Auszeichnungen, Verleihungen, Würdigungen  Auszeichnungen, Verleihungen, Würdigungen

Es sind zum einen die vom Magistrat bzw. Senat verliehenen Auszeichnungen an Personen, die zum Zeitpunkt der Verleihung lebten (postume Ehrungen wurden auch aufgenommen, sind aber in der Minderheit).

Zwei große Kategorien von Danksagungen der Stadt Berlin an Persönlichkeiten wurden besonders untersucht. Die Zeiträume, in denen die verschiedenen Ehrungen hier dokumentiert wurden, richteten sich nach ihrer jeweiligen Aufnahme in das Spektrum kommunaler Würdigungen. Die Auswahl aller hier knapp vorgestellten Persönlichkeiten wurde von den Ehrungen, Auszeichnungen, Verleihungen und Benennungen durch die Stadt festgelegt. Es sind zum einen die Auszeichnungen von Persönlichkeiten durch Magistrat bzw. Senat mit Medaillen, Plaketten, Preisen, Orden und Titeln. Hier sind in alphabetischer Reihenfolge und mit dem Zeitraum ihrer Vergabe zu nennen:

Ehrenbürger Berlins (ab 1813),
Ehrenprofessuren (ab 1974),
Ernst-Reuter-Plakette (ab 1954),
Ernst-Zinna-Preis (1957-1989),
Goethepreis (1950-1989),
Kunstpreis Berlin - Jubiläumsstiftung 1848/1948,
Stadtälteste (ab 1819)
Verdienstorden des Landes Berlin (1987).
Louise-Schroeder-Medaille (ab 1998)

Auszeichnungen für Teams mit Medaillen, Preisen usw. wurden nicht berücksichtigt. Ehrungen, die aus verschiedenen Gründen aberkannt oder von den Geehrten selbst zurückgegeben wurden, erhielten hinter der Auszeichnung als Kennung [aberkannt] bzw.[zurückgegeben].

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Benennungen, Widmung, Gedenken Statistik zu Auszeichnungen, Verleihungen, Würdigungen

(Alle statistischen Angaben in der Einleitung beziehen sich auf den Stand vom August 1999.)

Ehrungen

Gesamt

geehrte
Männer

geehrte
Frauen

Anteil
Männer Frauen

Ehrenbürger

125

120

5

96%

4%

Ehrenprofessuren

70

56

14

80%

20%

Ernst-Reuter-Plakette

175

158

17

90%

10%

Ernst-Zinna-Preis

66

51

15

77%

23%

Goethepreisträger*

150

124

25

83%

17%

Kunstpreisträger*

201

173

27

86%

13%

Louise-Schroeder-
Medaillen

2

 

2

 

100%

Stadtälteste

245

231

14

94%

6%

Verdienstorden

204

138

66

68%

32%

* Beim Goethe- und Kunstpreis wurden jeweils an eine Person
zwei Preise vergeben

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Statistik Benennungen, Widmung, Gedenken Benennungen, Widmung, Gedenken

Zur zweiten Gruppe gehören Ehrungen in Form von

Bahnhöfen
Briefmarken,
Brücken,
Brunnen,
Denkmalen (eine Auswahl),
Ehrengräbern,
Gedenktafeln,
Gedenksteinen (eine Auswahl),
Parks,
Plätzen,
und Straßen.

Namen, die im öffentlichen Raum Berlins nicht mehr zu finden sind, wurden jeweils als [historisch] gekennzeichnet.

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Zur Aufnahme von Briefmarken Statistik zu Benennungen, Widmung, Gedenken

(Alle statistischen Angaben in der Einleitung beziehen sich auf den Stand vom August 1999.)

Objekte des öffentlichen
Raums/Auszeichnungen

Gesamt

Benannt nach
Männern Frauen

Anteil der
Frauen

Bahnhöfe

72

66

6

8%

Briefmarken

118

95

23

19%

Brücken

152

140

6

4%

Brunnen

9

8

1

1%

Denkmale

245

221

23

9%

Ehrengräber

760

693

67

9%

Gedenksteine

299

282

17

6%

Gedenktafeln

1700

1489

208

12%

Krankenhäuser

36

27

9

25%

Parks

57

50

7

12%

Plätze

329

292

29

9%

Schulen

455

400

54

12%

Straßen

3298

2966

210

6%

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Anmerkungen zur Geschichte der Ehrungen Zur Aufnahme von Briefmarken

Wir nahmen die Rubrik "Briefmarken", die zur Ehrung von Personen herausgegeben wurden in die beiden Bände auf, obwohl allgemein das Hoheitsrechts für die Herausgabe von Postwertzeichen bei den nationalen Regierungen liegt. Am 9.4.1949 wurden mit den Sondermarken "75 Jahre Weltpost-Verein" unter der Bezeichnung "Deutsche Post" Postwertzeichen in Umlauf gebracht. Der Senat von Berlin (West) war bis Oktober 1990 landeshoheitlicher Träger dieser Postverwaltung, die unter "Deutsche Post Berlin", bzw. "Landespost Berlin" und zuletzt unter "Deutsche Bundespost Berlin" firmierte. Kriterium für die Aufnahme in die vorliegende Publikation war der Ausgabeanlaß. War die Emission direkt einer oder mehreren Persönlichkeiten gewidmet, entsprach dies einer offiziellen Ehrung durch die Stadt Berlin und fand Aufnahme. Dieser Grundsatz galt demzufolge auch für Dauermarken-Serien, wie z. B. "Männer aus der Geschichte Berlins", "Frauen der deutschen Geschichte". Bei Verwendung künstlerischer Motive, Porträts, Gemälde, Plastiken etc. für Markenemissionen mit übergeordnetem oder allgemeinem Ausgabeanlaß z. B. "Wohlfahrtsmarken", "Skulpturen des 20. Jahrhunderts", "Berliner Ansichten", "Moderne Gemälde aus Berliner Sammlungen" erfolgte keine Aufnahme des Künstlers, der mittels eines seiner Werke dabei vorgestellt wurde. Somit werden 118 Persönlichkeiten, denen Briefmarken gewidmet sind, vorgestellt.

 

 Zur Gliederung der Einleitung  Geehrte Ausländer Anmerkungen zur Geschichte der Ehrungen

(Alle statistischen Angaben in der Einleitung beziehen sich auf den Stand vom August 1999.)

Der öffentliche Raum mit seinen ehemaligen und heutigen Benennungen ähnelt einem historisch entstandenen "Who's WHO" - begonnen in vergangenen Jahrhunderten und fortgeschrieben bis zum heutigen Tag. Darin sind nicht nur die Namen von Persönlichkeiten, die allein in Berlin gewirkt haben, schon gar nicht nur von "Urberlinern" - also hier Geborenen - zu finden. Marginal sei hier angemerkt, daß von den 6.303 Personen nur 1.142 (17,8 %) in Berlin zur Welt kamen. Bei dieser Feststellung wurde bereits das Territorium Berlins vor und nach 1920 berücksichtigt. Von den 245 Stadtältesten sind zum Beispiel 33,9% in jenem oben genannten Sinne Berliner.

Ehrungen durch kommunale Verwaltungen sind ebenso vielfältig wie ihre jeweiligen Anlässe. Ein Spektrum von pragmatischen Notwendigkeiten wird und wurde durch eine Vielzahl von sachlichen, aber auch emotionalen Beweggründen ergänzt. Der Ursprung von Benennungen von Straßen und Plätzen lag vor Jahrhunderten allein in dem verständlichen Bedürfnis, sich präziser innerhalb der Stadtmauern orientieren zu können. Auch Merkwürdigkeiten der die Gasse oder den Weg umgebenden Landschaft, die häufig genug zur Ortsangabe herangezogen wurden, dienten einst als Bezeichnung für Brücken, Plätze und Straßen. Einen Verwaltungsakt von Benennungen gab es damals nicht. Das Wachstum der Stadt, das mit der Zuwanderung ganzer Familienverbände einherging, verlangte nach weit präziseren Bezeichnungen. Somit trat ein erhöhter Bedarf an Bezeichnungen für Straßenland auf, der allein mit der Richtungsangabe der Straße oder mit dem Familiennamen eines ihrer ersten Anwohner nicht mehr gedeckt werden konnte. Diese objektive Entwicklung setzte auch Chancen frei. Die Verehrung für den regierenden Monarchen, dessen Gattin, Kinder, Brüder usw. konnte nun auch bei der Benennung von Plätzen und Straßen transportiert werden. Es dauerte nun gar nicht lange, daß von den Verantwortlichen erkannt wurde, daß Benennungen kommunaler Einrichtungen durchaus geeignet sind, Traditionen und mit ihnen verbundene Ereignisse und Personen wachzuhalten. Ab Dezember 1813 war die Benennung von Brücken, Straßen und Plätzen Chefsache. Allein der preußische Könighatte fortan das Recht zur Vergabe von Namen und Bezeichnungen. Die Familiennamen von Persönlichkeiten aus der Geschichte, der Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur, Namen von Militärs und natürlich von Männern, die sich in haupt- oder ehrenamtlichen Funktionen besonders um die Stadt verdient gemacht hatten, wurden nun vermehrt und leider auch mehrfach vergeben. Aus den Straßen-, Platz- und Brückennamen wurden Platzhalter der Erinnerung sehr unterschiedlicher politischer und gesellschaftlicher Couleur und Konzeption. Es entstanden in Berlin ganze Viertel, deren Straßenschilder Etappen erfolgreicher preußischer und deutscher Geschichte nicht allein durch Familiennamen, sondern auch mit geographischen Bezeichnungen unterstrichen. Sie sind noch im heutigen Stadtbild im großen und ganzen erkennbar. So z. B. gibt es in Charlottenburg mehrere Straßenschilder, die der Reichseinigung von 1871gewidmet sind. Im Wedding sind es Straßennamen des "Afrikanischen Viertels", die an die wilhelminische Kolonialpolitik erinnern. Die Möglichkeiten, die Benennungen im öffentlichen Raum für das Propagieren des vorherrschenden Geschichts- und Gesellschaftsbildes bieten, wurden im 20. Jahrhundert nochmals auch von jenen unterstrichen, die die Namen vergaben. Eine schriftliche Äußerung z. B. des Reichsinnenministers vom November 1922 an den Deutschen Städtetag betonte: "...,die Frage der Straßenbenennungen in den Städten...(ist) in wachsendem Maße zu einer politischen und aufs engste mit der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung zusammenhängenden Frage..." geworden. Damit wurde die Bitte des Städtetages, man möge die Benennung von Straßen doch wenigstens den gewählten kommunalen Vertretern, nämlich den Bürgermeistern, überantworten, abschlägig beantwortet.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges würdigt und erinnert Berlin eine besondere Personengruppe: Opfer des und/oder Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime(s). Die Stadt verbeugt sich vor den Millionenopfern des Holocausts.

Es versteht sich von selbst, daß vorhandene Namen auf Schildern im öffentlichen Raum bei gesellschaftlichen Umbrüchen strengen Prüfungen unterworfen sind. Heute sind wie oben schon erwähnt 18 % der Personennamen für Bahnhöfe, Brücken, Brunnen, Parks, Plätze und Straßen nicht mehr zu finden. Aufgabe dieser Publikation konnte dies allerdings nicht sein. Die rund 50 kommunalen Einrichtungen, die zum Beispiel nach sogenannten "Märtyrern der NS-Bewegung" bzw. nach Wegbereitern und Publizisten faschistischer Ideen benannten waren, sind zu 88,8 % aus dem Alltag Berlins getilgt.

Es wäre gewiß einmal von Interesse zu ermitteln, in welcher geschichtlichen Periode, welche Namen für Benennungen ausgewählt wurden, und zu welchem Zeitpunkt sie von den Schildern wieder verschwanden.

 

 Zur Gliederung der Einleitung Berlin ehrt ausländische Persönlichkeiten

(Alle statistischen Angaben in der Einleitung beziehen sich auf den Stand vom August 1999.)

Bei den durch den Magistrat bis 1989 bzw. durch den Senat von 1950 bis heute Ausgezeichneten handelte es sich – wie oben kurz erwähnt – nicht nur um Berliner. In zunehmendem Maße wurden auch die Verdienste von Ausländern, deren Wirken für Berlin wesentlich war, anerkannt. Das ist nicht allein ein Zeichen für Weltoffenheit. Die Gründe dafür liegen im geschichtlichen Verlauf von 1933 bis 1945, in dessen Ergebnis das deutsche Volk auf die Hilfe anderer Nationen angewiesen war, um sich wieder einen würdigen Platz in der Gemeinschaft der Völker zu erwerben. Es war Anliegen der Stadtväter mit den Würdigungen und Ehrungen jenen zu danken, die sich dabei besonders engagiert hatten. So erhielten zwischen 1990 und 1996 z. B. 12 Angehörige der alliierten Streitkräfte den "Verdienstorden des Landes Berlin". Bei den mit der Ernst-Reuter-Plakette Ausgezeichneten sind 16 (9,1%) Ausländer vertreten, darunter ein Mäzen und acht ausländische Politiker.

Von den 125 Ehrenbürgern sind gerade 21 (16,8 % ) "Urberliner". 99 der Geehrten – das sind 79, 2% - wurden in deutschen Landen geboren und 20,8 % sind Ausländer. Nachdem nämlich das ursprüngliche Anliegen der Verleihung des Ehrenbürgerrechts, einen Bewohner für seine Verdienste zum Bürger der Stadt zu machen, ohne daß dieser den Bürgerbrief erwerben mußte, sich bald wandelte, wurde das Ehrenbürgerrecht 1827 kraft einer königlichen Kabinettsorder zu einem würdigen Titel im Instrumentarium von Auszeichnungen durch die Stadtväter. Damit konnten dann z.B. Persönlichkeiten aus dem Ausland geehrt werden. Der erste Ausländer in der Reihe der Ehrenbürger war 1837der russische KaiserNikolaus I. Pawlowitsch. Seit Anfang der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurden dann sowohl vom Magistrat der Hauptstadt als auch vom Senat von Berlin ausländische Gäste mit dem Titel eines Ehrenbürgers gewürdigt. Darunter befinden sich zahlreiche Angehörige der alliierten Streitkräfte, die bei der Befreiung Berlins und auch beim Neuaufbau der Stadt eine bedeutende Rolle gespielt hatten. So der US-amerikanische Militärgouverneur in Deutschland und spätere Sonderbotschafter seines Landes in BerlinL. D. Clay 1963, oder 1965 die elf sowjetischen Soldaten und Offiziere, die 1945 die Fahne der UdSSR auf dem Reichstag gehißt hatten. Dazu gehörte auch der 1975 postum geehrte erste sowjetische StadtkommandantN. E. Bersarin, der sowohl an der militärischen Befreiung als auch an den ersten wesentlichen Schritten für einen demokratischen Neubeginn erheblichen Anteil hatte.