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Maria Curter
13. März 1924: Erste Polizeimelder gehen in Betrieb »Elektrisch herbeigerufene Polizei«, titelt die »Vossische Zeitung« am Donnerstag, dem 13. März 1924. Diesem Ereignis widmen viele Hauptstadtzeitungen an diesem Tag längere Berichte. »Die schon vor längerer Zeit nahe dem Bannkreise an
öffentlichen Gebäuden und Beleuchtungsmasten von der Firma Siemens & Halske angebrachten 30 Straßen- Polizeimelder des Polizeiamtes Mitte wurden heute in Betrieb
genommen«, berichtet beispielsweise der »Berliner Lokal- Anzeiger«.
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dey eine selbständige Berufsfeuerwehr und errichtete nach den Plänen von Werner Siemens die erste Telegraphenanlage für Polizei- und Feuerzwecke. Daneben wird in weitestem Maße von der Funkentelegraphie Gebrauch gemacht.«
Wenn dem so war, so verwundert es doch, daß es knapp 20 Jahre dauerte, bis im Zentrum der mittlerweile Vier-Millionen- Stadt endlich dem Verlangen nachgegeben wurde, »auch an Standorten der Verkehrsposten, auf großen Plätzen, an wichtigen Straßenkreuzungen möglichst schnell Nachrichten« weitergeben und empfangen zu können. War es dem Mißtrauen neuer Technik gegenüber oder einfach nur den leeren Kassen geschuldet? Denn schon im Jahre 1907 wurde allen Polizeipräsidenten Deutschlands eine Probeanlage vorgeführt, die ungeteilten Beifall fand. Obwohl seit Anfang des Jahrhunderts die Polizeimelder der Firma Siemens & Halske in Amerika selbst in kleineren Orten erfolgreich arbeiteten, tat sich auch nach einer weiteren Probevorführung im Jahre 1911 immer noch nichts in der kaiserlichen Metropole. Das Polizeipräsidium verspricht sich nun von der Neuerung: »Einmal will man die unterwegs befindlichen Sicherheitsmannschaften von wichtigen Vorkommnissen unterrichten, ihnen die Möglichkeit geben, weitere Hilfe zu ihrer persönlichen Sicherheit herbeizurufen, etwaige Be- | ||
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obachtungen an ihre zuständigen Dienststellen weiterzugeben. Zum anderen sollen auch die Bürger Gelegenheit haben, | von jederzeit zugänglichen Stellen Hilfe herbeizurufen«, wie es in der »Vossischen Zeitung« heißt. | ||||
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Telegraphendirektor Dr. Tramm vom Polizeipräsidium sowie Direktor Bügler von der Firma Siemens & Halske erläuterten der staunenden Presse die Anlage, »die im Polizeiamt Mitte, Am Molkenmarkt 1, in einem Telegraphenzimmer sehr übersichtlich untergebracht ist. Hier ist die Zentraleinrichtung.«
Die »Vossische« berichtet: »Die zum Polizeibezirk Mitte gehörenden 25 Revierwachen sind mit einem kleineren Empfangsapparat ausgerüstet, und in den Straßen des Bezirks sind zunächst dreißig sogenannte Polizeimelder verteilt. Man hat sie entweder an den Häusern oder an Beleuchtungsmasten angebracht. Ein entsprechend ausgestattetes Leitungsnetz verbindet die Melder und die | ||||
Der neue Polizeimelder unscheinbar und doch wirkungsvoll | |||||
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Revierwachen mit dem Polizeiamt Berlin-Mitte. So ein Polizeimeldekasten, wie man ihn z. B. an einem Mast am Spittelmarkt sieht, enthält im Innern ein Laufwerk mit Typenscheibe. In der einfachsten Weise kann man mit Hilfe dieser Typenscheibe sich mit dem Polizeiamt Mitte in
Verbindung setzen. Wird die Scheibe umgedreht, so erscheint die Nummer des Melders auf dem Papierstreifen des Empfangsapparates im Polizeiamt Mitte in besonderer Lochung. Dies Zeichen ruft polizeiliche Hilfe herbei. Aber nicht nur ein Zeichen kann gegeben werden, sondern auch eine ganze Reihe bestimmter Vorzeichen, aus denen man sofort schließen kann, was der Anrufende will. Neben der Lochung hat man noch Licht- und Glockensignale, die sämtlich elektrisch betätigt werden.«
Wem das zu kompliziert beschrieben ist, der kann im »Berliner Tageblatt« folgendes über den Sinn dieser neuen Polizeimelder nachlesen: »Jeder Beamte der Schutzpolizei hat für diese Einrichtung einen Schlüssel, mit dem der Kasten, in dem sich ein Telephon befindet, geöffnet werden kann. Dadurch kann sich der Beamte jederzeit mit seiner Wache verständigen, oder aber auch in aller Eile durch einen Griff am Schloß einen Hilferuf weitergeben. Sollte sich die Eignung der Apparate herausstellen, so ist die Ausdehnung der Anlagen über ganz Berlin nur noch eine Frage der Zeit.« |
Oder vielleicht auch des Geldes? Denn auch die Kostenfrage wird lang und breit erörtert. Eine weitere Zeitung drückt das so aus: »Hoffentlich wird diese Einrichtung, die für die Sicherheit Berlins von großer Wichtigkeit ist, bald weiter ausgebaut. Die Kosten machen sich sehr schnell bezahlt, denn mit diesen Polizeimeldern kann eine bestimmte Anzahl Polizeibeamter erheblich mehr Dienst und Hilfe leisten. Oder wenn man will, man kann die gleiche Dienst- und Hilfeleistung mit weniger Polizeibeamten ausführen.«
Bildquelle:
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© Edition Luisenstadt, 1999
www.luise-berlin.de