4   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Nächste Seite
Willi Glaser
Vom Handwerk zum Großbetrieb

Die Schultheiss- Brautradition in Berlin

Im Dezember 1899 erschien die Figur des Schultheiss zum erstenmal im Firmenlogo des Schultheiss- Unternehmens (siehe unser Titelbild). Es zierte den Titel des seit 1892 erscheinenden »Schultheiss- Anzeigers«.
     Das Unternehmen wählte sich diese Respektsperson aus den Anfängen der Gemeindeverwaltung als Erinnerung an den zweiten Besitzer des Stammbrauhauses, Jobst Schultheiss (1802–1865). Das Logo wurde zum Wahrzeichen und Qualitätssiegel. Entworfen hatte es der in Berlin lebende Maler Karl Klimsch (1867–1936), der mit dieser Arbeit 1896 eine Ausschreibung gewann. Preisrichter waren die Professoren Ewald und Koerner, der Baurat Schwechten und als Vertreter des Auftraggebers der Generaldirektor Richard Roesicke (1845–1903).
     Der Beginn des Aufstiegs des Berliner Brauwesens fällt in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Statt der bis Anfang der 40er Jahre genutzten Herstellungsverfahren für obergärige Weiß- und Braunbiere trat nunmehr die aus Bayern eingeführte

Brautechnologie für untergärige Lagerbiere. Der nicht unbedingt an eine Lobeshymne erinnernde alte Spruch »Backen und Brauen gerät nicht immer« begann langsam an Bedeutung zu verlieren.

Auch für Berlin »Bier der neuen Art«

Angefangen hatte alles mit einem Stammtischgespräch in der Weinstube in der Leipziger Straße 6 im Jahre 1828. Es ging darum, ob es nicht möglich sei, auch in Berlin »Bier der neuen Art« zu brauen. Der Wirt, der aus der Pfalz eingewanderte Küfer und in Bayern ausgebildete Brauer Georg Leonhard Hopf (gestorben 1844), mischte sich in das Gespräch und verblüffte seine Gäste mit der waghalsigen Behauptung, daß so etwas für ihn kein Problem sei. Da die Kosten für einen Versuch nur wenige Taler betrugen, war das Geld schnell zusammengelegt. Mit einfachsten Gerätschaften ausgestattet, gelang der Versuch. Und das Ergebnis veranlaßten Hopf und den Kaufmann Fanta, 1828 in einem stillgelegten Braubetrieb in der Friedrichstraße 126 – auf dem Gelände des späteren Friedrichsgymnasiums – die erste »BayrischBier«- Brauerei in Berlin zu errichten (BM 4/97). Man hatte übrigens lange Zeit angenommen, daß die Gründung erst Anfang der 30er Jahre erfolgt sei. Aber im Berliner Adreßbuch für 1828 ist Hopf schon

SeitenanfangNächste Seite


   5   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
unter der genannten Anschrift als bayrischer Bierbrauer registriert. Das 1834 vom Freiherrn von Zedlitz verfaßte Neue Conversations- Handbuch für Berlin und Potsdam vermerkt: am 27. Januar des Folgejahrs. Weil das Bier in der Schankstätte seines Schwiegervaters frisch gezapft ausgeschenkt werden konnte, lief das Geschäft gut, und die anfängliche
»Zu den neuesten Etablissements gehört die seit sechs Jahren bestehende bayrische Bierbrauerei der Herren Hopf und Comp.; sie liefert ein treffliches, nach bayrischer Art gebrautes Lagerbier. Der Besitzer selbst ist aus jener Gegend Deutschlands und vollkommen mit seinem Produktionszweig vertraut.«1)
     In diese Periode des Aufbruchs der Berliner Brauwirtschaft fällt am 12. Oktober 1843 die Grundsteinlegung zum Bau einer BayrischBierbrauerei in der Neuen Jakobstraße 26. Bauherr war der Chemiker und Apotheker August Heinrich Prell (gestorben 1853), der nach vorangegangenen erfolgreichen Brauversuchen den Betrieb auf dem Grundstück seines Schwiegervaters, des Destillateurs Claude, errichtete. Betriebseröffnung war


Jobst Schultheiss
SeitenanfangNächste Seite


   6   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
Jahresproduktion von etwa 1 250 Hektolitern stieg beständig. Bald konnte Prell seinen Betrieb durch Übernahme der Lagerkeller des Brauers Wagner in der Schönhauser Allee 36–39 erweitern. Die Ausschankräume dieser Betriebsstätte vor dem Schönhauser Tor wurden zu einem beliebten Ausflugsziel der Berliner.2)

»Zum Schultheiss- Bräu« in der Neuen Jakobstraße

Nach dem Tod von August Heinrich Prell erwarb Jobst Schultheiss 1853 das vielversprechende Unternehmen. Dieser war zuvor Inhaber eines Putzgeschäfts. Obwohl er keine einschlägigen Erfahrungen in der Branche hatte, wurde er bald zu einem der bedeutendsten Berliner Bierbrauer seiner Zeit. Er vergrößerte den Maschinenpark, baute den Lagerkeller in der Schönhauser Allee aus und war dann bei einem Jahresausstoß von 10 000 Hektolitern mit einem Siebentel an der Gesamtbierproduktion der 41 Brauereien der Stadt beteiligt. Den Bierausschank in der Neuen Jakobstraße nannte er »Zum Schultheiss- Bräu«; damit tauchte der Name Schultheiss erstmals im Berliner Stadtbild auf.3)
     Im Mai 1864 verkaufte Jobst Schultheiss den florierenden Betrieb für 210 000 Taler an den Kaufmann und Hoflieferanten Adolf Roesicke, Mitbesitzer der renommierten Wäschefirma Goschenhofer & Roesicke in

der Leipziger Straße 58. Dieser übertrug seinem noch nicht 20 Jahre alten Sohn Richard, der im Tuchhandel ausgebildet worden war, die Leitung des Unternehmens. Der Name Richard Roesicke ist untrennbar mit dem phänomenalen Aufstieg der Schultheiss- Brauerei verbunden. Bis zu seinem Tod 1903 hatte er die Jahresproduktion von 10 000 auf 937 000 Hektoliter gesteigert. Roesicke war aber auch ein engagierter Sozialpolitiker und von 1890 bis 1903 Mitglied des Reichstages. »Wenn der Staat berechtigt und berufen ist, das Eigentum der besitzenden Klassen, das Kapital der Unternehmer durch Gesetz und Polizei zu schützen, so sehe ich nicht ein, warum er nicht auch verpflichtet sein sollte, die Arbeitskraft der Arbeiter, das einzige Eigentum der Besitzlosen, zu schützen«, erklärte er in einer seiner Reden.4)
     Seine Ideen setzte er im eigenen Betrieb um. So gab es dort gewählte Arbeiterausschüsse, deren Mitglieder einen Monat Kündigungsschutz hatten, ferner aus Gewinnüberschüssen und anderen Quellen gespeiste Unterstützungskassen, eine aus Roesickes Privatvermögen gestiftete Pensionskasse, verbilligtes Kantinenessen, häusliche Krankenpflege, Kuraufenthalte (auch für erkrankte Kinder der Werksangehörigen!) und zwischen zwei und sechs Tagen bezahlten Urlaub. Die von ihm geschaffenen Wohlfahrtseinrichtungen in der Schultheiss- Brauerei wurden auch für andere Industriezweige Vorbild.
SeitenanfangNächste Seite


   7   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
Maschinelle Kälte statt Natureis

Auch bei der Einführung neuester Technik war Richard Roesicke Vorreiter. Der Winter 1882/83 war sehr mild. Die Brauereien waren zu dieser Zeit noch auf Natureis angewiesen, um die erforderlichen Lagerkellertemperaturen einzuhalten. Da war die gerade bei Linde verfügbar gewordene Kältemaschine der ideale Ausweg. Mit der Anwendung maschinell erzeugter Kälte spielte die Schultheiss- Brauerei in der Entwicklung der modernen Brauereitechnologie in Deutschland eine Pionierrolle.
     In dieser Situation des Übergangs von manufakturartigen Fertigungsmethoden zur industriemäßigen Produktion im Braugewerbe trafen sich beim damaligen Leiter der Versuchsanstalt des Vereins der Spiritusfabrikanten, Max Delbrück (1850–1919), drei Berliner Brauer: Friedrich Goldschmidt (1837–1902) als Vertreter von Patzenhofer, Armand Knoblauch (1832–1905) vom Böhmischen Brauhaus und Richard Roesicke von Schultheiss. Im Ergebnis der Zusammenkunft wurde das Gründungsprotokoll für die Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei unterzeichnet. Nach gründlicher Vorbereitung wurde am 22. September 1889 der Grundstein für die Gebäude in der Seestraße gelegt. Es bedurfte einer zweijährigen Bauzeit, dann konnte die Forschungs- und Lehrstätte mit ihrer Tätigkeit beginnen.5) Erster Vorsit-

zender der Anstalt war Richard Roesicke. Er bekleidete dieses Amt elf Jahre. Bereits von den ersten Anfängen an stand die Einrichtung bei der deutschen Brauindustrie im besten Ruf für die Ausbildung und die Schaffung wissenschaftlich- technischen Vorlaufs bei der Verfahrens- und Produktentwicklung.
     1867 war der gesamte Betrieb der Schultheiss- Brauerei von der Neuen Jacobstraße in die Schönhauser Allee verlegt worden. Bis 1891 war diese 1871 mit einem anfänglichen Kapitaleinsatz von 900 000 Mark in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Brauerei die einzige Produktionsstätte des Unternehmens. Das Aktienkapital war nach kurzer Zeit auf 1 500 000 Mark erhöht worden.
     1891 fusionierte Schultheiss mit dem bis dahin größten Konkurrenten im Süden Berlins, der Tivoli- Brauerei, die 1857 als Kommandit- Gesellschaft auf Aktien gegründet worden und auf Flaschenbierproduktion spezialisiert war. Nun war Schultheiss schlagartig zur größten Brauerei Deutschlands geworden. Das Stammhaus in der Schönhauser Allee erhielt die Bezeichnung Abteilung I und belieferte den Norden Berlins. Von der Abteilung II am Kreuzberg wurde der Süden der Stadt bedient. Unter Federführung Roesickes wurde die neue Schultheiss- Braustätte zu einem modernen Großbetrieb ausgebaut und speziell auch für die Herstellung und Flaschenabfüllung von
SeitenanfangNächste Seite


   8   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
»Bayrisch Bier« eingerichtet. 1905 überschritt dieser Betrieb die Jahresproduktion von 500 000 Hektolitern. Fortschrittsorientierte Maschinentechnik in den Bereichen Herstellung, Abfüllung, Ver- und Entsorgung sowie Nebenanlagen wurden flankiert von einem leistungsfähigen Logistikbereich. Für die Auslieferung der Erzeugnisse waren 275 Pferde verfügbar.
     Außerdem wurde der Fuhrpark schrittweise durch Lastkraftwagen verstärkt.

Die »Bierkirche« in der Schönhauser Allee

Nach Plänen des Berliner Architekten Franz Schwechten (1841–1924) erhielt der Betrieb in der Schönhauser Allee 1892 einen repräsentativen Ausschank (die heutige Kulturbrauerei). Wegen seines hohen Eckturms an der Schönhauser Allee Ecke Franseckistraße (heute Sredskistraße) hieß er bei den Berlinern bald Bierkirche. Im gleichen Jahr nahm man eine eigene Druckerei in Betrieb, die nicht nur für die Fertigung von Geschäftspapieren zuständig war, sondern u. a. später auch in einer Auflage von 3 000 Stück den »Schultheiss- Boten« druckte.
     Seit 1877 hatte sich die Herzögliche Brauerei »Waldschlößchen« in Dessau im Besitz der Familie Roesicke befunden. 1896 wurde sie als Abteilung III der Schultheiss- Brauerei angegliedert. Auch dieser Betrieb

wurde zu einem modernen Großbetrieb umgestaltet. Die kaufmännischen und technischen Leitungen der drei Brauereien wurden 1897 zusammengefaßt und im Zentralbüro in der Voßstraße untergebracht. 1904 erhielt die Hauptverwaltung ein eigenes Gebäude nahe dem Königsplatz in der Roonstraße 6–7.
     Eine wesentliche Erweiterung erfolgte 1898 mit dem Erwerb der Borussia- Brauerei in Niederschöneweide, die als Abteilung IV eigeordnet wurde.
     Ein denkwürdiges Jahr in der Schultheiss- Geschichte war 1904: Am 20. August wurde erstmals die Traumgrenze von einer Million Hektoliter Jahresproduktion überschritten. Weitere Expansionsmeilensteine waren 1910 der Erwerb der Brauerei »Pfeifferhof« in Breslau, nunmehr als Abteilung V wichtiger Eckpfeiler für den schlesischen Markt, und 1914 die Fusion mit der »Berliner Unions- Brauerei« in der Hasenheide. Zu dieser Brauerei – von nun an Abteilung VI – gehörten die »Jagdschlößchen- Brauerei« in Eberswalde sowie ein Zweigbetrieb in Schneidemühl. Die zwischen 1917 und 1919 erworbenen Betriebe »Spandauer Bergbrauerei« mit den beiden volkstümlichen Schankwirtschaften »Bock« und »Zibbe« sowie »Pfefferberg« wurden nach kurzer Zeit stillgelegt.
     Die bedeutendste Betriebserweiterung war am 12. Juli 1920 der Zusammenschluß mit der Patzenhofer- Brauerei AG. In den
SeitenanfangNächste Seite


   9   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
Erste Auslieferungsfahrzeuge
folgenden 17 Jahren firmierte man unter »Schultheiss- Patzenhofer«. Nachdem 1928 die Oberschlesische Brauerei in Hindenburg, die Oppelner Aktienbrauerei und Preßhefe AG und die Vereinsbrauerei Beuthen hinzugekommen waren, war die Produktionskapazität der elf Braustätten auf etwa vier Millionen Hektoliter angestiegen. Ab 1937 lautete die offizielle Unternehmensbezeichnung Schultheiss- Brauerei AG. In diesem Jahr erhielt das Unternehmen zum erstenmal die Auszeichnung als »Nationalsozialistischer Musterbetrieb«. Die Leistungsfähigkeit charakterisieren folgende Zahlen des Jahres 1938: Im Unternehmen arbeiteten 6 380 Arbeiter und Angestellte. Für die Kundschaft im Einsatz wa-
SeitenanfangNächste Seite


   10   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteNächste Seite
ren 800 Gespanne, 117 eigene Eisenbahnwaggons und 272 Lastkraftwagen mit Anhängern, die beispielsweise die Belieferung der 130 Depots bewerkstelligten. Das von Patzenhofer übernommene Exportgeschäft sicherte Lieferverträge in fast alle Länder der Welt. Im Geschäftsjahr 1938/39 wurden etwa 3,5 Millionen Hektoliter Bier abgesetzt. Pro Tag wurden rund eine Million Flaschen Bier abgefüllt. Hundert Jahre nach Betriebsgründung gehörten zum Unternehmen elf Brauereien, vier Mälzereien, 88 Niederlagen und 85 eigene Ausschankstätten in Berlin und in anderen deutschen Großstädten.
     Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte auch die Schultheiss- Brauerei mit den Problemen der Kriegsschäden, Reparationsleistungen, Energie- und Rohstoffengpässe zu kämpfen. Aber schon Ende Mai 1945 wurde das Vorstandsmitglied Nadolny als Bevollmächtigter für die Getränkeversorgung Berlins eingesetzt. Er hatte die Aufgabe, die behelfsmäßige Wiederinbetriebnahme der zerstörten Betriebe zu sichern, damit Besatzungstruppen und Bevölkerung mit Bier und alkoholfreien Getränken versorgt werden konnten.
     Im Juni 1946 gingen die Aufgaben auf den zuvor gegründeten Fachausschuß Brauerei über, dessen Vorsitzender einige Jahre später das Schultheiss- Vorstandsmitglied Hans Sixtus wurde. Die Stammwürzegehalte der damals hergestellten Biere lagen
bei zwei bis drei statt der normalen 12 Prozent. Für die Besatzungstruppen wurde unter strenger Kontrolle stärker eingebraut. Insgesamt wurden 1946 in Berlin rund eine Million Hektoliter »Bier« für Bevölkerung und Besatzungstruppen gebraut. Bockbier in »Friedensqualität« wurde nach elfjähriger Pause mit Genehmigung des Magistrats erstmals wieder am 19. Dezember 1949 hergestellt.
     Nach Wiederaufbau und Konsolidierung gehörten zu Beginn der 60er Jahre folgende Betriebsstätten zur Schultheiss- Brauerei AG: die Abteilungen II (Kreuzberg), Nordwest (Moabit), Spandau, Groterjan und die Mälzerei in Schöneberg sowie die aus der Müser- Brauerei hervorgegangene Abteilung Bochum. Außerdem hatte man eine Beteiligung von mindestens 50 Prozent u. a. bei Feldschlößchen Minden, der Dortmunder Bergmann- Brauerei, der Löwenbrauerei/Böhmisches Brauhaus Berlin Neukölln und bei der Engelhardt- Brauerei AG. Im Ostteil Berlins gehörten die ehemalige Abteilung I (Schönhauser Allee) und Nordost (Landsberger bzw. Leninallee) weiter unter dem Namen Schultheiss und die Abteilung IV (Niederschöneweide) nach umfangreicher Rekonstruktion als »Brauerei Bärenquell« zum VEB Berliner Brauereien, dem Vorläufer des späteren Getränkekombinats.
     Nach 1989 hat das Dortmunder Unternehmen Brau und Brunnen, das zwischen-
SeitenanfangNächste Seite


   11   Probleme/Projekte/Prozesse Vom Handwerk zum Großbetrieb  Vorige SeiteAnfang
zeitlich die Schultheiss- Brauerei AG übernommen hatte, mit Ausnahme von »Berliner Bürgerbräu« und »Bärenquell« alle Betriebe des ehemaligen Getränkekombinats Berlin von der Treuhand erworben. Im Rahmen eines umfangreichen Rationalisierungsprogramms wurden vorhandene Mälzungskapazitäten abgebaut und die Braustätten »Engelhardt« in Stralau sowie die Schultheiss- Betriebe in der Leninallee (heute wieder Landsberger Allee), Spandau und Kreuzberg geschlossen. Statt dessen wurde auf dem Gelände des ehemaligen Getränkekombinats in Hohenschönhausen zukunftsorientiert mit sehr hohem Investitionsaufwand eine Braustätte geschaffen, die allen künftigen Herausforderungen gewachsen sein sollte.
     Der Verfasser, dessen berufliche Laufbahn einst als Brauerlehrling bei Schultheiss begann, wünscht sich eigentlich nur, daß die hauptstädtischen Gambrinusfreunde (gelegentlich können sie ja ein Gläschen aus anderen Bundeslanden testen) getreu der Erkenntnis »Bier braucht Heimat« Berliner Bier als das schätzen, was es stets war und immer bleiben wird: ein Stück Berlin.

Quellen:
1     Zitiert nach Richard Knoblauch, Hundert Jahre untergärige Brauwirtschaft in Berlin, in: Zschr. V. Gesch. Berlins, 55. Jg. (1928), H. 2
2     N. N., Schultheiss- Brauerei in Vergangenheit und Gegenwart, Berlin 1910
3     B. Drews, Zum 125. Jubiläum der Schultheiss- Brauerei AG, in: Ges. Gesch. u. Bibl. Brauwesen, Jahrbuch 1968, Berlin 1967
4     Zitiert nach Erich Borkenhagen, Bedeutende Brauer, Bildnisse und Biographien, Berlin 1959
5     Klaus Niemsch, 100 Jahre Braumeisterlehrgang, in: Jahrbuch 1991 des Weddinger Heimatvereins, Berlin 1991

Bildquelle:
Archiv der Schultheiss- Brauerei AG

SeitenanfangAnfang

© Edition Luisenstadt, 1998
www.luise-berlin.de