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Berliner Biographien (D)

Dahlem, Franz
* 14. Januar 1892 in Rohrbach/Lothringen
† 17. Dezember 1981 in Berlin
Kaufmann, Politiker

D. vertrat die KPD 1920 bis 1924 im Preußischen Landtag und gehörte von 1928 bis 1933 dem Deutschen Reichstag an. In diesem Zeitraum wirkte er auch als Reichsleiter der Revolutionären Gewerkschaftsopposition (RGO). Von 1933 bis 1937 war er Mitglied der Auslandsleitung der KPD in Paris. Danach leitete er im Spanischen Bürgerkrieg die Politische Kommission der Internationalen Brigaden. 1941 verschleppten ihn die Nationalsozialisten in das KZ Mauthausen. In der DDR gehörte er dem ZK der SED an, aus dem er 1953 ausgeschlossen wurde. D. wurde 1956 rehabilitiert. Bis 1974 arbeitete er in leitenden Funktionen im Hochschulwesen.

Darmstädter, Ludwig
* 9. August 1846 in Mannheim
† 18. Oktober 1927 in Berlin
Chemiker, Wissenschaftshistoriker

D. studierte ab 1865 in Heidelberg bei Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) und Richard August Carl Emil Erlenmeyer (1825–1909). In Berlin arbeitete er gemeinsam mit dem Chemiker Benno Jaffé (1848–1923) an Problemen der industriellen Glyceringewinnung. Sein besonderes Interesse galt der Geschichte der Naturwissenschaften. Seine umfangreiche Sammlung von Originalschriftstük-

ken und Dokumenten von und zu bedeutenden Naturforschern übergab er 1907 der Preußischen Staatsbibliothek, wo sie als »Dokumentensammlung Darmstädter« viel Beachtung fand.

Dathe, Heinrich
* 7. November 1910 in Reichenbach/Vogtland
† 6. Januar 1991 in Berlin
Zoologe, Direktor des Tierparks

D. begann nach dem Studium der Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geographie seine berufliche Laufbahn im Zoologischen Garten Leipzig, die durch die Kriegsteilnahme jäh unterbrochen wurde. 1947 wieder nach Leipzig kommend, war er zunächst als Angestellter eines Verlages tätig, bevor er 1950 an seine ehemalige Wirkungsstätte zurückkehrte. Im August 1954 wurde er zum Direktor des im Aufbau befindlichen Berliner Tierparks in Friedrichsfelde berufen. Der im Juli 1955 eröffnete Park entwickelte sich unter seiner Leitung nicht nur zu einer sehr beliebten Freizeit- und Erholungseinrichtung, sondern auch zu einem international anerkannten Zentrum der Zootierforschung und Artenerhaltung. Der 1957 zum Professor ernannte D. war Präsidiumsmitglied der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft der DDR und Vizepräsident des Verbandes der Deutschen Zoodirektoren.

Däubler, Theodor
* 17. August 1876 in Triest
† 13. Juni 1934 in St. Blasien/Schwarzwald
Schriftsteller, Kunstkritiker

Nach dem Abitur und Studien in Wien unternahm D. ausgedehnte Reisen durch Europa. Dabei hat insbesondere der längere Aufenthalt in der Mittelmeer-

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region sein lyrisches Schaffen stark beeinflußt. Bis 1900 lebte er in verschiedenen italienischen Städten. In Italien begann er auch sein Hauptwerk »Das Nordlicht«. Ab 1921 lebte er dann vorwiegend in Berlin. Dort fand man ihn oft an den Künstlerstammtischen des Romanischen Cafés und des Cafés des Westens. Für den »Börsen-Courier« arbeitete er als Kunstkritiker. D. war Mitglied der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste und Präsident der Deutschen Sektion des PEN-Clubs. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße.

Delbrück, Adelbert Gottlieb
* 16.Januar 1822 in Magdeburg
† 26. Mai 1890 in Konstanz
Bankier

Er gründete nach Abschluß seines Jurastudiums und einer kurzen Rechtsanwaltstätigkeit 1854 mit Beteiligung rheinischer Kaufleute das Bankhaus Delbrück, Leo & Co. in Berlin. Das Bankhaus wurde 1910 von seinem Sohn Ludwig D. (1860–1913) mit dem alten Berliner Bankhaus Gebr. Schickler&Co. vereinigt. Sein Hauptverdienst bestand jedoch in der Mitbegründung der Deutschen Bank (1870) und einer lebenslangen Tätigkeit im Aufsichtsrat. Von 1870 bis 1885 war er außerdem Vorsitzender des Deutschen Industrie- und Handelstages. Der Initiator mehrerer Baugesellschaften nahm als Ältester der Berliner Kaufmannschaft und Stadtverordneter Einfluß auf die Entwicklung des Kreditwesens, von Wirtschaft und Handel in der prosperierenden Reichshauptstadt.

Deman-Leider, Frida
* 18. April 1888 in Berlin
† 4. Juni 1975 in Berlin
Opernsängerin

Sie erhielt ihre gesangliche Ausbildung in ihrer Heimatstadt und trat nach ihrem Debüt in Halle erfolgreich an den Opernhäusern in Rostock, Königsberg und Hamburg auf. Von 1923 bis 1940 gehörte sie der Berliner Staatsoper an. Zu Beginn ihrer internationalen Karriere sang sie 1924 am Covent Garden in London und gab danach Vorstellungen in Paris, Mailand und New York. Zwischen 1928 und 1938 gastierte sie in Bayreuth. Nach ihrer Rückkehr aus der Emigration inszenierte sie in Berlin die Opern »Hänsel und Gretel« (Humperdinck), »Der Wildschütz« (Lortzing) und 1947 »Tristan und Isolde« (Wagner). Von 1948 bis 1958 lehrte die zur Professorin berufene D.-L. an der Hochschule für Musik in Charlottenburg.

Dengel, Philipp
* 15. Dezember 1888 in Ober-Ingelheim
† 28. März 1948 in Berlin
Journalist, Politiker

Nach der Novemberrevolution 1918 und während der
Räterepublik war das Mitglied der SPD bayerischer Gesandtschaftssekretär in Berlin. Er redigierte 1919 u.a. auch die Zeitschrift »Die Republik«. D. trat in die KPD ein und wurde 1921 Auslandsredakteur der »Roten Fahne«. Von 1924 bis 1930 vertrat er die KPD im Deutschen Reichstag. Seit 1925 war er Mitglied des Zentralkomitees und stieg in das Politbüro auf. D. wurde nach Moskau berufen und war zur Zeit der Volksfrontpolitik zwischen 1935 und 1937 einer der einflußreichen Funktionäre der Komintern.
     Später dozierte er an deren Lenin-Schule in Moskau.

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Dernburg, Friedrich
* 3. Oktober 1833 in Mainz
† 3. Dezember 1911 in Berlin Publizist, Politiker

D. begann nach Abschluß der juristischen Examina seine berufliche Laufbahn in Darmstadt und avancierte zum Hofgerichtsadvokat. Als Abgeordneter der Zweiten Hessischen Kammer war er einer der Wortführer der Fortschrittspartei. Von 1871 bis 1881 vertrat er die Nationalliberale Partei im Deutschen Reichstag. In Berlin arbeitete D. als Chefredakteur der »National-Zeitung« (1875–1890), später als Feuilletonredakteur beim »Berliner Tageblatt«. Er veröffentlichte 1884 einen Bericht über die Reise des deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm nach Spanien und Rom. D. verfaßte auch Schauspiele, Romane und Novellen.

Diels, Hermann Alexander
* 18. Mai 1848 in Biebrich bei Wiesbaden
† 4. Juni 1922 in Berlin
Philologe

Er studierte klassische Philologie und Philosophie in Berlin und Bonn. Nach einer Tätigkeit als Gymnasiallehrer, zuletzt in Hamburg, erhielt er 1882 eine außerordentliche Professur an der Berliner Universität. 1895 wurde er Nachfolger des Historikers Theodor Mommsen (1817–1903) als Ständiger Sekretär der Philosophisch-historischen Klasse der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Seine grundlegenden Arbeiten auf den Gebieten der antiken Philosophie und Medizin, darunter besonders die kritische Edition »Fragmente der Vorsokratiker« und die Herausgabe des »Corpus medicorum Graecorum« brachten D. internationale Anerkennung und Ehrungen ein.

Dischinger, Franz
* 8. Oktober 1887 in Heidelberg
† 9. Januar 1953 in Berlin
Ingenieur

Nach seinem Studium an der Technischen Hochschule Karlsruhe arbeitete er als Bauingenieur bei der Firma Dyckerhoff und Widmann AG in Biebrich/Rhein, wo er zum Oberingenieur und Direktor aufstieg. 1932 berief ihn die Technische Hochschule Berlin-Charlottenburg zum ordentlichen Professor für Stahlbetonbau. Von 1946 bis 1951 lehrte er an der neugegründeten Technischen Universität Berlin. Des weiteren veröffentlichte er Forschungsergebnisse zum Stahl- und Spannbetonbau. D. wurde auf
dem Landeseigenen Waldfriedhof Dahlem begraben.

Dohm, Hedwig
* 20. September 1833 in Berlin
† 4. Juni 1919 in Berlin
Schriftstellerin, Saloniere

Die Tochter eines Textilfabrikanten heiratete den Schriftsteller und Redakteur des »Kladderadatsch« Ernst Dohm. Seit Mitte der 1870er Jahre empfing das Ehepaar in seinem Salon in der Potsdamer Straße, jeweils am Montag, u. a. die Literaten Fritz Reuter (1810–1874), Theodor Fontane (1819–1898), Paul Lindau (1833–1919), Ludwig Pietsch (1824–1911) und Karl Frenzel (1827–1914). Nach dem Tode ihres Mannes führte die Witwe ihre »Teenachmittage« fort. Sie war selbst schriftstellerisch tätig und trat insbesondere als Verfasserin von Schriften zur Förderung der Frauenemanzipation hervor. Zu ihrem 80.Geburtstag im Jahre 1913 wurde die »Doyenne der Frauenbewegung« mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Eine Straße in Neukölln (Rudow) trägt seit 1996 ihren Namen.

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Dominik, Hans Joachim
* 15. November 1872 in Zwickau
† 9. Dezember 1945 in Berlin
Ingenieur, Schriftsteller

D. studierte Elektrotechnik und Maschinenbau an der Technischen Hochschule Berlin und unternahm nach Studienabschluß Reisen nach Amerika und durch Europa. Seit 1898 arbeitete er als Elektroingenieur bei großen Firmen in Deutschland und den USA. 1904 ließ er sich als selbständiger Ingenieur nieder und begann außerdem zu schreiben. Ab 1922 widmete er sich besonders dem Genre des utopischen Romans. Er veröffentlichte u. a. »Atlantis« (1925), »Atomgewicht 500« (1935), »Treibstoff SR« (1940), »Das ewige Herz« (1942) und die autobiographischen Lebenserinnerungen »Vom Schraubstock zum Schreibtisch« (1942). D. wurde auf dem Landeseigenen Friedhof Zehlendorf begraben.

Drews, Wilhelm (Bill) Arnold
* 11. Februar 1870 in Berlin
† 17. Februar 1938 in Berlin
Jurist, Innenminister

Nach dem Studium der Rechte in München, Göttingen und Berlin trat D. 1891 in das Innenministerium ein. Es folgten Tätigkeiten als Landrat in Oschersleben und Regierungspräsident in Köslin. 1914 wurde er Unterstaatssekretär, ehe er 1917 zum Minister des Inneren berufen wurde. Später, inzwischen Staatssekretär für Verwaltungsfragen, setzte er sich für die Weiterentwicklung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts in Preußen ein. Von 1921 bis 1937 war er Vorsitzender des preußischen Oberverwaltungsgerichts in Berlin. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof in der Heerstraße.

Duncker, Franz Günter
* 4. Juni 1822 in Berlin
† 18. Juni 1888 in Berlin
Buchhändler, Gewerkschaftsfunktionär

Er übernahm 1850 die Bessersche Buchhandlung, die er über 25 Jahre leitete. In dieser Zeit kaufte er die »Urwähler-Zeitung« und machte sie unter dem Namen »Volkszeitung« zu einem einflußreichen Organ der liberalen Opposition. Seit 1865 stand D. an der Spitze des Berliner Handwerkervereins und gründete 1869 die Hirsch-Dunckerschen Deutschen Gewerkvereine. Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Kirchhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde.

Dutitre (auch du Titre), Marie Anne
* 27. Januar 1748 in Berlin
† 22. Juli 1827 in Berlin
Berliner Original

D. entstammte einer vermögenden Hugenottenfamilie. Die Tochter des französischen Kolonisten und Brauereibesitzers Benjamin George heiratete 1781 den Manufakturbesitzer Etienne du Titre, Sohn eines Kattundruckers. Ihres Mundwerks wegen wurde »Madame du Titre« zum Urbild der Berlinerin schlechthin. Ihr Mutterwitz, den sie auch vor »Höhergestellten« zu beweisen wußte, machte D. stadtbekannt. Um sie ranken sich zahlreiche Anekdoten. So soll sie den verwitweten Friedrich Wilhelm III. mit den Worten getröstet haben: »Et is schon schlimm for Ihnen, Majesteteken, wer nimmt heut noch ooch`n Witwer mit sieben Kinderkens.« Sie wohnte mit ihrer Familie im »Knoblauchschen Haus« in der Poststraße 23. Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Evangelischen Kirchhof I der Französischen Gemeinde in der Chausseestraße.

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