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77 Novitäten![]() | Eröffnung Lindenoper ![]() ![]() |
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gäste fort in die Wärme und den Glanz
ägyptischer Nächte. Der Komponist und
Friedrichs Hofkapellmeister Carl Heinrich Graun zeigt sich in rotem Mantel und weißer
Allongeperücke am Pianoforte, wie in der
Pariser Oper Sitte, Signorina Emilia Molteni entzückt ebenso wie der Veroneser Kastrat Porporino. Der Chor, bestehend aus Berliner Gymnasiasten, von denen die Hälfte
Frauenkleider tragen, begeistert mit dem Lied der Sehnsucht.
»Mit den Assembleen und Bals en Masque, die hier den Winter über alle Sonnabende, gleichwie die Opern Montags und Freitags und die französischen Comödien Mittwochs, gehalten werden, wird heute der Anfang gemacht«, schrieb die »Berlinische privilegierte Zeitung« am 1. Dezember 1742 nach geglückter Generalprobe. Endgültig fertiggestellt wurde die Königliche Hofoper 1743, am 10. Oktober fand die erste Redoute statt. Weit über Preußen hinaus wurden dann die Maskenbälle, Hoffeste und die prächtig ausgestatteten Theateraufführungen bekannt. Das neue Haus aber blieb lange einzig dem Amüsement des Hofes und der italienischen Oper vorbehalten. Die allerdings wurden meist von Deutschen komponiert. Allein Hofkapellmeister Graun verfaßte 29 dieser Opern. Als Friedrich II. die deutsche Sängerin Elisabeth Schmehling empfohlen wurde, entgegnete er: »Das sollte mir fehlen, lieber möchte ich mir ja von einem Pferde eine Arie vorwiehern lassen, als eine Deutsche in | ||||||
Jutta Arnold
7. Dezember 1742: Eröffnung der Lindenoper Elegante Equipagen holpern kurz vor sechs Uhr abends über die hölzerne
Hundebrücke und halten im Schneegestöber auf
einem freien Platz. Am Beginn der Straße
Unter den Linden erhebt sich noch ein wenig einsam Friedrichs II. »wunderreiches
und magisches« Gebäude, seine noch nicht
ganz fertiggestellte Oper. So balanciert denn die in Pelze gehüllte Hofgesellschaft zur
Premiere an Schutt und Baumaterial vorbei, auch das Gebäude ist noch eingerüstet. Die in
ihrer festlichsten Garderobe erscheinenden Damen und Herren sind schockiert, müssen sie doch durch einfach getünchte
Gänge schreiten und in den noch
behelfsmäßigen Logen auf harten Holzbänken Platz
nehmen. Die fehlende Malerei und Vergoldung aber verdeckt eine gleißend helle Beleuchtung.
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78 Novitäten![]() | Eröffnung Lindenoper ![]() ![]() |
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Das königliche Opernhaus. Holzschnitt von Adolph Menzel | |||||||||
meiner Oper zur Primadonna zu
machen.« In deutscher Sprache wurde in der
Lindenoper erst 1796 gesungen.
Schon in Rheinsberg hatte Kronprinz Friedrich mit seinem Baumeister Knobelsdorff die Vorstellung entwickelt, neue prächtige Gebäude an der Straße Unter den Linden zu bauen. Vor allem das ungeliebte düstere Stadtschloß wollte er aufgeben. Nach dem Vorbild von Versailles sollte ein neues Schloß entstehen, vom Ostflügel der heutigen Humboldt-Universität reichend bis an die Westseite der heutigen Staatsbibliothek. Von den großartigen Plänen einer ganz neuen Stadt sind dann, auch wegen | der leeren Staatskasse, die vier Gebäude des Forum Friderizianum übriggeblieben: Prinz-Heinrich-Palais (heute
Humboldt-Universität), St.-Hedwigs-Kathedrale, die
im Volksmund seit jeher Kommode genannte Königliche Bibliothek und die
Lindenoper. Es dauerte fast 40 Jahre, bis das Forum seine endgültige Gestalt hatte.
Der komponierende König wollte Berlin zur bedeutendsten Theaterstadt Europas machen und mit der Oper, dem ersten vollendeten Bau des Forums, der noch recht provinziellen Straße Unter den Linden öffentlichen Charakter verleihen. 1741 begann die Herstellung der Baufreiheit, im Juli des- | ||||||||
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selben Jahres wurden die ersten
Fundamente gelegt, im September erfolgte die Grundsteinlegung. Und immer drängte
Friedrich der Große zur Eile. Für die
Bauarbeiten mußte ein Teil des Walles abgetragen,
der Festungsgraben verlegt werden. Grundwasser machte den Bauleuten zu schaffen,
die nur notdürftige Absenkung des Grundwasserspiegels brachte bei späteren
Umbauten erhebliche Probleme.
Und umgebaut wurde viel, das erste Mal 1788. Unter Leitung des Baumeisters Carl Gotthard Langhans (d. Ä.) wurde die veraltete Bühne verbreitert, die Bühnenöffnung maß vorher nur ganze zehn Meter. Es entstanden ein Schnürboden und unter dem Orchester ein Gewölbe als Resonanzboden. Außerdem wurden die Logen umgestaltet und das Parkett angehoben. In dem von Gropius 1832 herausgegebenen Buch »Berlin und seine Umgebungen im neunzehnten Jahrhundert« heißt es: »Das Parterre ist so eingerichtet, dass es, erforderlichen Falles, hinaufgeschraubt werden kann, so dass es dann mit der Bühne eine Fläche bildet und das Ganze zu einem Saal umgestaltet ist, in welchem, den Raum in den Logen dazu gerechnet, 6 000 Menschen Platz haben können. Bei der gewöhnlichen Einrichtung fasst das Opernhaus 1 8001 900 Personen.« In einer Fußnote wird darauf verwiesen, daß im Königlichen Schauspielhaus nur 1 4001 500 Zuschauer Platz finden. In der Nacht vom 18. auf den 19. August | 1843 brannte das Haus völlig aus. Der
sofortige Wiederaufbau wurde nur deshalb möglich, weil Carl Ferdinand Langhans (d. J.) die Pläne für eine notwendig gewordene Modernisierung von Bühne und Zuschauerraum bereits fertiggestellt hatte. Das
Haus erhielt nun einen vierten Rang, was die Erhöhung des Dachstuhls und größere
Treppenanlagen erforderte. Das neue Opernhaus mit nunmehr 1 800 Sitzplätzen und
einem an die Nordseite verlegten Eingang wurde am 7. Dezember 1844 eröffnet. Weitere
Umbauten gab es in den letzten Jahrzehnten des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, die den Charakter des von Knobelsdorff geschaffenen Langhauses entstellten. Im Zweiten Weltkrieg brannte der Bau nach
einem Luftangriff in der Nacht vom 9. zum 10. August 1941 teilweise aus, konnte aber nach eineinhalbjähriger Bauzeit
zum 200jährigen Bestehen am 12. Dezember 1942 wieder eröffnet werden. Am Ende des
Krieges waren, nach einem Angriff am 3. Februar 1945, von der Lindenoper 150 000
Kubikmeter Schutt übriggeblieben.
Den Wiederaufbau von 1952 bis 1955 leitete der DDR-Architekt Richard Paulick; am 4. September 1955 wurde die Oper mit einem Festakt und Richard Wagners »Meistersingern« wiedereröffnet. Bildquelle: Franz Kugler, Geschichte Friedrich des Großen, Leipzig 1840 | |||||
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© Edition Luisenstadt, 1997
www.luise-berlin.de