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Berliner Biographien (W)
Waldeck, Benedikt Franz Leo
Der 1846 zum Geheimen Obertribunalrat in Berlin berufene W. war Führer der demokratischen Linken in der preußischen Nationalversammlung und deren Vizepräsident. Er galt als einer der volkstümlichsten Männer der Revolution von 1848. Er hatte u. a. erklärt: »Das Volk will erlöst sein von dem grauenhaften Druck der Bürokratie ... und ... es will seine Angelegenheiten selbst regieren.« Ein 1849 angesetztes Gerichtsverfahren wegen Hochverrat endete mit einem Freispruch. Von 1861 bis 1869 war er Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses. Auf Grund seines Eintretens für die Durchführung der Agrarreformen nannte man ihn den »Bauernkönig«. Seinem Trauerzug folgten 100 000 Menschen. Der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein führte aus diesem Anlaß zum erstenmal eine rote Fahne mit. Der Waldeckpark in Kreuzberg trägt seit 1889 seinen Namen. Das dort stehende Denkmal von Heinrich Walger wurde 1890 eingeweiht. Walden, Herwarth
W. gründete nach seiner Ausbildung zum Konzertpianisten 1904 den »Verein für Kunst«, ein Podium | für junge Autoren. Von 1910 bis 1932 war er
Herausgeber der avantgardistischen Zeitschrift
»Der Sturm«. In den von 1912 bis 1921
veranstalteten »Sturm-Ausstellungen«, insbesondere im
»Ersten Deutschen Herbstsalon« (1913), stellte er der
Öffentlichkeit bildende Künstler des Expressionismus
vor. Seit 1932 im Moskauer Exil als Lehrer tätig,
verstarb der Propagandist sowjetischer Kultur- und
Kunstideale nach sechsmonatiger Internierung in
einem Straflager an der Wolga. In der Wilmersdorfer
Katharinenstraße 5 würdigt eine Gedenktafel das Lebenswerk des Künstlers.
Waldow, Albertine von
Die Tochter eines preußischen Gutsbesitzers heiratete 1792 den Dichter Franz von Kleist (17691797). In zweiter Ehe war sie mit dem Oberlandmarschall Ferdinand Heinrich Thomas von Waldow (17651830) verbunden. Im Salon der W. verkehrten um 1820 Frauen der Berliner Gesellschaft. Zu den Gästen, jeweils an einem Montag, gehörten die Salonièren Bettina von Arnim (17851859), Henriette Solmar (17941888), Hedwig von Olfers (17991891) und Rahel Varnhagen (17711833). König Friedrich Wilhelm III. (17701840) schätzte Frau von W. und lud sie gern zu Festlichkeiten ein. Außerdem war sie mit einem Bruder der Königin Luise, dem Großherzog Georg Friedrich Karl Joseph von Mecklenburg-Strelitz (17791860), von Jugend an befreundet. | |||||
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Wartensleben, Alexander Graf von
* 15. Februar 1650 in Lippspringe/Paderborn 26. Januar 1734 in Berlin Militär, Gouverneur W. wurde erzogen durch den Fürstbischof von Paderborn, Ferdinand von Fürstenberg (16261683). Nach mehrfachem Wechsel der militärischen Dienstherren trat er 1702 als General der Infanterie in die preußische Armee ein. Er wurde Chef der Garde und Geheimer Kriegsrat. Das Amt des Gouverneurs von Berlin übte er über 32 Jahre bis 1734 aus. Seit 1702 Ritter des Ordens vom Schwarzen Adler, erfolgte 1706 die Beförderung zum Generalfeldmarschall sowie die Erhebung in den Reichsgrafenstand. Als Großvater des Leutnants Hans Hermann von Katte (17041730) versuchte W. vergeblich, dessen Leben durch Kniefall vor dem Soldaten-König Friedrich Wilhelm I. (16881740) zu retten. Weber, Helene Die katholische Zentrumspolitikerin trat 1918 in den Dienst des Preußischen Wohlfahrtsministeriums. Sie gehörte von 1919 bis 1933 der Nationalversammlung bzw. dem Reichstag an. Während der Zeit des Nationalsozialismus arbeitete sie in Berlin in der privaten Wohlfahrtspflege. Nach dem Zweiten Weltkrieg wirkte sie an der demokratischen Erneuerung mit und war 1948/49 Mitglied des Parlamentarischen Rates. Sie gilt als eine der »vier Mütter« des Grundgesetzes. Als Nachfolgerin von Elly-Heuss-Knapp (18811952) stand sie bis 1961 dem Mütter-Genesungswerk vor. Eine Straße in Neukölln (Rudow) trägt seit dem 1. November 1996 ihren Namen. | ||||
Weskamm, Wilhelm
* 13. Mai 1891 in Helsen/Westfalen 21. August 1956 in Berlin Theologe und katholischer Bischof Den überwiegenden Teil seines Priesterlebens verbrachte W. im Erzbistum Paderborn. 1948 wurde er dort zum zweiten Weihbischof mit Sitz in Magdeburg ernannt. Im Juni 1951 trat W. mit Einwilligung der DDR-Regierung und des Senats die Nachfolge von Bischof Konrad Graf Kardinal von Preysing (18801950) in Berlin an. Aber schon ein Jahr darauf wurde W. die Einreise nach Ostberlin verweigert: Der Bischof hatte gegen die Enteignung von Kirchenbesitz und die Einschränkung des Religionsunterrichts in der DDR protestiert. W. starb nach schwerer Krankheit im Sommer 1956 und wurde zunächst in der Gruft des Domkapitels in der Liesenstraße beigesetzt. 1968 fand er dann in der neuerbauten Unterkirche von St. Hedwig eine würdige letzte Ruhestätte. Westphal, Max
Der Sohn eines Hafenarbeiters besuchte die Volksschule in Hamburg und begann frühzeitig mit der politischen Arbeit im Sinne der sozialdemokratischen Tradition. 1921 wurde er Vorsitzender im Hauptvorstand des Verbandes der Sozialistischen Arbeiterjugend mit Sitz in Berlin. Von 1927 bis 1933 war W. Sekretär im zentralen Parteivorstand der SPD. 1930 kandidierte er für den Reichstag. Von den Nationalsozialisten mehrmals verhaftet, verstarb er an den Folgen seiner verbüßten KZ-Haft in Sachsenhausen. | ||||
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Willdenow, Carl Ludwig
* 22. August 1765 in Berlin 10. Juli 1812 in Berlin Arzt, Apotheker und Botaniker Nach einer Lehre in der väterlichen Apotheke (Unter den Linden) studierte W. von 1785 bis 1789 in Halle/Saale Medizin. Der promovierte Dr. med. ließ sich danach in Berlin als Arzt und Apotheker nieder. Wenig später begann seine wissenschaftliche Laufbahn. Das Mitglied der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften (1794) wurde 1798 ordentlicher Professor für Naturgeschichte. Seit 1801 lehrte er Botanik am Collegium medicochirurgium. Gleichzeitig war er Direktor des Botanischen Gartens. 1810 erhielt W. eine Professur für Botanik an der neugegründeten Berliner Universität. Er veröffentlichte ab 1787 »Flora von Berlin« und ab 1792 den »Grundriß der Kräuterkunde«. Windel, Agnes (Windeck)
W. begann ihre Laufbahn als Schauspielerin in Hamburg, Hannover und Berlin. Bereits 1915 gab sie nach ihrer Eheschließung den Beruf auf, in den sie erst 1938 zurückkehrte. Bekannt wurde sie unter dem Namen Agnes Windeck. Bis 1945 arbeitete sie als Lehrerin an der Schauspielschule des Deutschen Theaters. Den Berlinern ist sie durch die Nachkriegs-Sendereihe des RIAS »Günter Neumann und seine Insulaner« vertraut. Sie spielte Film- und Bühnenrollen und wirkte in unzähligen Fernsehspielen mit. Ihr Grab befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße im Bezirk Charlottenburg. | ||||||
Wettstein Ritter von Westersheim, Friedrich Richard Maria
* 24. Juni 1895 in Prag 12. Februar 1945 in Trins (Tirol) Botaniker und Biologe W. studierte und promovierte an der Naturwissenschaftlichen Universität in Wien. 1923 habilitierte er sich mit dem Thema: »Morphologie und Physiologie des Formwechsels der Moose auf genetischer Grundlage«. Nachdem er bereits 1920 bis 1925 als Assistent am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie in Berlin gearbeitet hatte, kehrte er nach erfolgreicher Lehrtätigkeit in Göttingen und München 1934 nach Berlin zurück. Der Spezialist für Allgemeine Botanik, Morphologie und Pflanzengenetik wirkte bis 1945 als ordentlicher Professor für Botanik an der Berliner Universität und war gleichzeitig Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Dahlem. Wiebe, Friedrich Eduard Salomon
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Witte, Otto
* 16. Oktober 1871 in Diesburg bei Magdeburg 13. August 1958 in Hamburg Schausteller und Berliner Original Mit acht Jahren kam der Sohn eines Kutschers zu Schaustellern und lernte alles, was ein
Zirkuskind beherrschen muß. Er zog durch Europa,
Amerika, Afrika und Kleinasien und zeigte seine
Gaukler- und Zauberkunststücke. 1912 trat er in die
türkische Armee ein und arbeitete dort als Major für den
Geheimdienst. In einem Husarenstück machte er
sich zum albanischen Prinzen Halim Etti, ließ sich
krönen und war fünf Tage König von Albanien. In
der Weimarer Republik gründete er in Berlin eine
Partei der Mittelständler, die ihn für die
Reichspräsidentenwahl im Jahre 1925 zum Kandidaten nominierte.
Wittfeld, Gustav
W. trat nach Studienabschluß in den Staatsdienst ein und war Hilfsarbeiter im Preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten. Seit 1904 arbeitete er bei der Staatsbahn als Dezernent für Elektrotechnik. Unter seiner maßgeblichen Führung und Mitwirkung wurden die ersten Strecken der Preußischen Staatsbahn elektrifiziert. Hierzu gehörte beispielsweise die Trasse vom Potsdamer Ringbahnhof nach Lichterfelde-Ost. Außerdem erwarb er sich Verdienste bei der Einführung von Solotriebwagen auf Strecken mit geringem Verkehrsaufkommen. | Wolff, Jeanette
* 22. Juni 1888 in Bocholt/Westfalen 19. Mai 1976 in Berlin Widerstandskämpferin gegen das NS-Regime und Politikerin Mit 17 Jahren bereits SPD-Mitglied kam sie unmittelbar nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zwei Jahre in Haft und stand anschließend unter Gestapoaufsicht. 1938 verschleppte man sie zunächst in das Ghetto Riga und danach in das Lager Stutthof. Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte sie sich in der Berliner Kommunalpolitik und in der Parteiarbeit. Von 1946 bis 1952 war sie Stadtverordnete/Mitglied des Abgeordnetenhauses. Dem Deutschen Bundestag hat sie von 1951 bis 1961 angehört. W. war von 1965 bis 1975 stellvertretende Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland. Anläßlich ihres 80. Geburtstages wurde sie Ehrenmitglied der »Internationalen Liga für Menschenrechte«. Das Ehrengrab der Stadtältesten befindet sich auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Heerstraße/Scholzplatz. Eine Straße in Neukölln (Rudow) trägt seit dem 1. November 1996 ihren Namen. | |||
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