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49 Berliner Gespräche![]() | Kapitän der Heilsarmee Walz ![]() ![]() |
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ben unser vorrangiges Ziel, wir wollen die Armut lindern und die Obdachlosigkeit, etwas tun gegen den Hunger und die Einsamkeit in der Welt. Eine Armee des Heils, was ist darunter zu verstehen?
Wie lauten die Zahlen für Deutschland?
Wie hat das angefangen mit der Heilsarmee in Berlin?
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Die Armee Gottes auf den Straßen Berlins Kapitän Reinhold Walz, Jahrgang 1952, verheiratet, fünf Kinder, Leiter der Berliner Heilsarmee, über die soziale Arbeit und die Geschichte der Soldaten Gottes in Berlin Vor 107 Jahren wurde das erste Heilsarmee-Korps in Berlin gegründet, hat der Kampf
gegen die Sünde etwas gebracht?
Das klingt sehr selbstlos. So, als stände
die Heilsarmee jenseits von gut und böse ...
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50 Berliner Gespräche![]() | Kapitän der Heilsarmee Walz ![]() ![]() |
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mandantenstraße, sprach der
englische Heilsarmee-Offizier George Scott Railton
aus London über die Ziele der Heilsarmee.
Etwa 600 Berliner hörten ihm zu. Zwei Jahre
später, am 1. Juni 1890, nahm dann die
Heilsarmee ihre eigentliche Arbeit in Berlin auf. Drei Frauen, die Kapitänin Forstmann,
die Leutnantin Bißmeyer und die Kadettin Knocke gründeten in einem Hinterhaus
in der Friedrichsstraße 214 das erste
Berliner Korps. Ein weiteres folgte im September
in der Prenzlauer Allee, ein drittes Korps in
der Kruppstraße.
Kann man Korps mit Gemeinde übersetzen?
Die Arbeit konnte also beginnen ...
| ihnen aus Schabernack den Hut vom
Kopf, stieß sie mit Fäusten, schlug ihnen ins
Gesicht ... Ein besonders schlechter, aber
beliebter Scherz war, den Salutisten ein Glas Bier in die Aktentasche zu gießen, so daß
die Zeitungen naß wurden, nicht mehr
verkauft werden konnten. Häufig mußte die
Polizei gerufen werden, um die Ordnung wieder herzustellen.
Dabei waren die Behörden der Reichshauptstadt, wie man weiß, der Heilsarmee
alles andere als wohlgesonnen ...
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kaufen zu dürfen. Und entgegen aller
Erfahrungen zeigten sich die meisten Wirte und Kneipenbesucher tolerant. Der Absatz florierte, die Heilsarmee gewann an Popularität. Schon bald gehörten die Gruppen
musizierender und den »Kriegsruf«
verkaufender Salutisten zum Straßenbild Berlins.
Schon einige Male fiel der Begriff Salutist. Was ist ein Salutist?
Wo Soldaten sind, da sind auch die Offiziere nicht weit ...
| lesen in den Kriegsartikeln der
Heilsarmee. »Ich will mich enthalten von
alkoholischen Getränken«, heißt es da, »von Tabak,
von nicht ärztlich verschriebenen Drogen, dem Glücksspiel, der Pornographie, dem
Okkultismus und allem, was meinen Körper, meine Seele oder meinen Geist abhängig
machen könnte.«
Gelten diese strengen Regeln auch für den Freundeskreis der Heilsarmee?
Ist die Uniform überhaupt noch zeitgemäß?
Verzeihung, eine Frage am Rande ... Wo lassen Sie die schneidern?
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praktische. Arbeiten Sie mal unter
Obdachlosen oder Autonomen in der Hausbesetzer-Szene ... Und dann kommt die Polizei mit einigen Mannschaftswagen vorgefahren, um eine Razzia durchzuführen, und die
Sache eskaliert ... Was glauben Sie wohl passiert, wenn Sie da als Zivilist
zwischengeraten!? Den Soldaten der Heilsarmee aber
schützt die Uniform.
Zurück zu den Berliner Anfängen ... Sie sagten, die Heilsarmee wurde immer
populärer, gehörte bald wie selbstverständlich
zum Berliner Straßenbild. Worauf gründete
sich diese Popularität?
Die barmherzigen Samariter ...
| rinnen und junge Frauen, die
ungewollt schwanger geworden waren. 1899 weihte
die Heilsarmee ihr erstes Kinderheim in der Bahnhofstraße in Schöneberg ein, und
1900 kam in der Oranienstraße 51 ein
Mädchen-Logierhaus hinzu. Auch der Zulauf zu
den Veranstaltungen wurde immer größer.
1904, als General William Booth die deutsche Hauptstadt besuchte, mußte der Winterbau des Zirkus Busch angemietet werden. 10 000 Zuhörer wurden in den beiden Veranstaltungen gezählt. 1911 dann eröffnete die Heilsarmee ihr erstes Männerheim in der Büschingstraße. Was änderte sich für die Heilsarmee, als Hitler an die Macht kam?
Was geschah nach dem Krieg? In Berlin waren Not und Elend groß ...
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auch für die Mitglieder der
Heilsarmee. Trotzdem begannen wir sofort mit dem Wiederaufbau unserer Organisation. Unterstützt wurden wir von den sogenannten
Relief Teams, Hilfsgruppen der internationalen Heilsarmee. Auch viele
englische Heilsarmisten halfen, die in Berlin als
Besatzungssoldaten stationiert waren. Trotz des Fraternisierungsverbots entstanden
enge Kontakte und tiefe Freundschaften.
Sie sprechen vom Westteil der Stadt. Wie war die Situation im Osten?
Wie wir heute wissen, dauerte der Schlußstrich 28 lange Jahre. Was geschah nach
der Wende?
Wie ist die zahlenmäßige Stärke der Ge- | meinde, wie finanziert sich die Heilsarmee?
Reinhold Walz: Wir sind 170 Mitglieder in Berlin, eine verschworene Gemeinschaft. Leider müssen wir ohne Kirchensteuer auskommen. In erster Linie finanzieren wir uns also über Spenden. Davon bezahlen wir unsere hauptamtlichen Mitarbeiter und betreiben die Sozialarbeit in den einzelnen Gemeinden. Die »institutionelle Sozialarbeit« wird über Pflegesätze und staatliche Zuschüsse finanziert. Dazu zählen in Berlin ein Männer-Wohnheim und ein Altersheim für Frauen, eine Kindertagesstätte, eine Altenpflege- und ein Kinderheim, in der Dickhardtstraße 52/53 hat die Heilsarmee 42 Wohnungen für ältere Menschen eingerichtet. Nicht zu vergessen die Wärmestuben im Wedding und im Prenzlauer Berg. Der zurückliegende strenge Winter brachte uns einen großen Zulauf an Obdachlosen ... Das klingt wie eine Erfolgsmeldung ...
Das Gespräch führte Bernd Siegmund | |||
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© Edition Luisenstadt, 1997
www.luise-berlin.de