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Staatsschriften und landesherrliche
Verordnungen in Auftrag gegeben wurden, denn meist wird er als Meister Hans
BuchBinder bezeichnet (im 16. Jahrhundert war es üblich, nur den Vornamen und dazu den Gewerbenamen zu nennen). Am 6. November 1518 wurde er Bürger der Stadt, wofür er 32 Groschen und ein Buch im Wert von 1 1/2 Gulden zu entrichten hatte.
2) Zweifel an Meister Hans' Drucken bleiben, weil es keinen einzigen erhaltenen Druck von ihm gibt.
Durch Urkunden belegt werden kann dagegen, daß Kurfürst Joachim II. (15051571) durch Vermittlung Philipp Melanchthons (14971560) den aus Wittenberg stammenden Drucker Hans Weiß 1540 in seine Residenz berief und ihm das Druckprivileg erteilte. Weiß wird deshalb in den Quellen als erster Berliner Drucker bezeichnet. Von 1525 bis 1540 hatte er in Wittenberg neben Klug, Lufft und Rhau als Lutherdrucker gewirkt. Weiß kam nach Berlin als ein bereits erfahrener Meister, dessen handwerkliche Kunstfertigkeit bekannt war. Zu seinen Aufgaben gehörte es, die neue kurfürstliche Kirchenordnung zu drucken. Seine Druckerei befand sich im Grauen Kloster. In Berlin war er ausschließlich als Drucker und nicht, wie meist bei diesem Gewerbe üblich, auch als Verleger tätig. Die Kirchenordnung erschien neben anderen offiziellen Staatsschriften im Verlag des Kurfürsten. Neben dem Kurfürsten gab | ||||||
Dagmar Claus
Mit des Botenmeisters Avisen fing alles an ... Berlins erste Drucker und Zeitungsmacher Kaum zu glauben, daß es in Berlin eine
Zeit ohne Zeitungen gab, in der man nicht schwarz auf weiß nachlesen konnte, was in der Stadt, was in der Welt passierte.
Berliner Drucker Im Berliner Schöppenbuch von 1503 bis 1525 wird zwischen 1515 und 1524 wiederholt ein Berliner Buchbinder und -drucker mit Namen Johannes Gesottenwasser genannt. 1) Wenn er eine Druckerei betrieb, dann wahrscheinlich nur als Nebengeschäft, wenn | ||||||
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5 Probleme/Projekte/Prozesse![]() | Berlins erste Drucker und Zeitungsmacher ![]() ![]() |
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es bürgerliche Auftraggeber, so den Rektor des Berlinischen Gymnasiums Heinrich Knaust, der bei Weiß seine Theaterstücke drucken ließ, oder den Hofprediger Johann Agricola. Drucke aus der Weißschen Offizin sind bis 1547 nachweisbar. Rund 25 Jahre lang war Berlin dann anscheinend ohne Druckerei. Erst Thurneysser (15311596 siehe BM7/96) richtete 1574 erneut im Kloster eine Druckerei und Schriftsetzerei ein. (Auf einer Gedenktafel an der Ruine des Grauen Klosters in der Klosterstraße steht irrig, daß dies die erste Druckerei der Stadt gewesen sei!) Thurneysser druckte Kalender und Bücher von hohem künstlerischen Wert. 1577 verkaufte er seine Druckerei an seinen Setzer Michael Hentzke für 1 100 Taler. 3) Hentzke (oder Hentsche) wurde am 25. Februar 1577 Berliner Bürger. 4) Als er 1580 starb, heiratete seine Witwe den Buchdrucker Nikolaus Voltz (15511619) Bürger der Stadt seit 1583 und führte zusammen mit ihm die Geschäfte fort. 1591 oder 1593 übersiedelten sie jedoch nach Frankfurt an der Oder, da in Berlin die Auftragslage immer ungünstiger wurde. Damit war Berlin aus der Liste der Druckorte gestrichen. 1599 berief der Kurfürst den Typographen Christoff Runge d. Ä. aus Neudamm nach Berlin. Runge war dort über 30 Jahre lang (seit 1568) als Drucker tätig gewesen. Ihm wurden die Räume von Thurneyssers alter Druckerei im Grauen Kloster übergeben. Seine Erben führten | nach seinem Tod (1607) die Druckerei
weiter. Seit 1610/11 war sein Sohn Georg Runge (gest. 1639) Alleinbesitzer. Mit dem
Thronwechsel 1619/20 bestätigte ihm der neue Kurfürst am 19. Dezember 1621 erneut
sein Druckprivileg für Berlin und garantierte ihm freie Wohnung im Grauen Kloster. Runges Drucke tragen den Vermerk »Zu Berlin bey Georg Runge im Grawen Kloster«. 5) Georg Runge wurde auch der erste Berliner Zeitungsdrucker, aber die Idee dazu entstand nicht in seiner
Druckerei, sondern dort, wo die Neuigkeiten und
Nachrichten zusammenflossen bei den Botenmeistern.
Des Botenmeisters Avisen Die Postboten, beritten oder zu Fuß, brachten Nachrichten aus anderen Städten mit, beförderten die Korrespondenzen örtlicher Berichterstatter und die ersten gedruckten Zeitungen. Das Sammeln von Nachrichten von fern und nah gehörte zu den ausdrücklichen Pflichten der Postmeister. Neben mündlichen Informationen wurden Nachrichten aus anderen Zeitungen übernommen oder von Korrespondenten erworben. Kurfürst Johann Georg (15251598) z. B. unterhielt Korrespondenten, die ihm per Brief die neuesten Nachrichten aus anderen Städten und Fürstentümern übermittelten. Ein Brief aus dem Jahre 1597 vom Botenmeister Leonhardt Moll blieb erhalten und zeigt, | ||||
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daß es sich hierbei um in loser,
unregelmäßiger Folge und handschriftlich
abgefaßte Nachrichten handelte. Die
Korrespondenten besaßen weitreichende Verbindungen.
Sie standen häufig im diplomatischen Dienst im Ausland. Aus den Meldungen, die sie an die Höfe lieferten, fertigten sie auch
Korrespondenzen für Zeitungen an. So belieferte z. B. Joachim Christoff Benckendorff, der als Vertreter Kurbrandenburgs (um 1650)
in Danzig saß, Zeitungen in Hamburg und Leipzig.
6)
Die ältesten gedruckten Berliner Zeitungen waren Wochenzeitungen und stammen aus dem Jahre 1617. Der kurfürstliche Brandenburgische Post- und Botenmeister zu Cölln, Christoff Frischmann, gab sie heraus. Er sammelte die von »seinen« Postboten mitgebrachten Nachrichten und leitete sie zunächst sporadisch an den Hof, an Gelehrte und wohlhabende Bürger weiter. Frischmann wurde dann verpflichtet, die eingehenden Neuigkeiten systematisch zu sammeln. Zu seinen Aufgaben gehörte es, »durch das ganze Heilige Römische Reich Deutscher Nation hin Kundschafter zu unterhalten, von überall Nachrichten zu sammeln und an allen wichtigen Plätzen gute Beziehungen zu pflegen«. 7) Frischmann druckte seine Zeitung nicht selbst, sondern ließ sie in der Druckerei von Georg Runge, »im Grawen Kloster«, drucken. Obwohl diese erste Zeitung keinen Druckort und keinen Drucker nennt, beweist ein typographisches | Ornament von Mitte September 1617 (Nr. 38), daß die Zeitung in der Offizin von Georg Runge gedruckt wurde. Als älteste Zeitung blieb die Nummer 36 erhalten, die Nachrichten vom 16. August bis 5. September 1617 enthält. 8) Der 5. September liegt in der 36. Woche, so daß angenommen werden kann, die Zeitung bestand seit Anfang Januar 1617. Frischmann nannte seine Zeitung »Avisen«, auch »Berliner Botenmeister Zeitung«, ab 1658 dann »Berliner einkommende Ordinar- und Postzeitungen«. 9) Der Erscheinungsrhythmus war unregelmäßig. Nachrichten mit dem ältesten Datum rückten an den Anfang der Zeitung. Der Umfang der einzelnen Ausgaben betrug acht Seiten, kleinoktav. Da diese erste Berliner Zeitung in sehr geringer Auflage erschien, konnte der Vertriebs- Grundsatz nur sein: Lesen und Weitergeben. Wahrscheinlich erschien Frischmanns Zeitung zunächst nur bis 1620. Sie hatte Kritik an der Kriegsführung des kaiserlichen Generalissimus Wallenstein geübt (Dreißigjähriger Krieg 16181648). Auf Druck von Wien, und um Verwicklungen mit ausländischen Höfen zu vermeiden, wurde sie zunächst zensiert und dann vorübergehend verboten. Erhalten blieb eine Verfügung des Kurfürsten Georg Wilhelm (15951640) vom 23. Januar 1632. Darin gestattete er zwar das Erscheinen der Botenmeister- Zeitung, aber was von einem Zensor nicht für »guet befunden wirdt, dasselbige soll allwege herausgelassen werden«. 10) | |||||
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Als Christoff Frischmann am 25. Februar 1618 knapp 43jährig starb, übernahm am 16. März 1618 sein Bruder Veit Frischmann (gest. 3. Dezember 1662) sein Amt. Aus dem Jahre 1618 sind 50 Nummern der Botenmeister- Zeitung erhalten. Sie enthalten regelmäßig Korrespondenzen aus Amsterdam, Den Haag, Köln, Rom, Venedig, Prag und Wien. 11) Gelegentlich wurde auch aus anderen Städten und Ländern berichtet. Aus Berlin selbst fehlen Nachrichten. Wahrscheinlich war die Mundpropaganda in der weniger als 4 000 Einwohner zählenden Stadt schneller als jede gedruckte Meldung. Für auswärtige Leser, wie für den Herzog in Stettin, wurden die Berliner Neuigkeiten handschriftlich beigefügt (im Jahrgang von 1620). Im Vordergrund der Berichterstattung standen politische Tagesereignisse, Kriegsnachrichten, Berichte über Hexenverfolgungen, Schiffsunfälle, Naturereignisse. 12) Die Kriegsberichterstattung nahm während des Dreißigjährigen Krieges immer breiteren Raum ein. Die Zeitung expandierte auf 12 Seiten. Gleichzeitig war die Existenz des Blattes durch seine proevangelische Haltung ständig gefährdet. Oft erregte die Zeitung den Unwillen des katholischen Kaisers in Wien. So berichtete der Brandenburgische Gesandte am Kaiserlichen Hof, Adam Graf zu Schwarzenberg, am 3. Oktober 1628 an den Kurfürsten: »... man hat allhier ein ziemlich Mißfallen an den neuen Zeitungen, die allemal aus Berlin gedruckt und geschrieben | werden. Man sagt allhier, es sei kein Ort im ganzen Reich, da man also frei und schlimm schreiben gegen ihre Kaiserliche Majestät oder gegen dero Armee als in Berlin.« 13) Frischmann wurde von den zur Überwachung der Zeitung eingesetzten Geheimen Räten angehalten, nicht über den Krieg zu berichten oder die Herausgabe der Zeitung für einige Zeit einzustellen. Deshalb erschien 1626 (ab da nachweisbar) eine zweite Zeitung, eine Art Lokalblatt. 18 Nummern (Einblattdrucke) sind erhalten geblieben. Sie berichten über Ereignisse aus Berlin und der Mark Brandenburg, die in Wien auf Kritik gestoßen wären. Dieses Lokalblättchen aus der Druckerei von Georg Runge war u. a. für auswärtige Redakteure gedacht und als Beilage zur regulären Berliner Wochenzeitung. Die ständige Auseinandersetzung mit dem Zensor, die Gefahr, die Zeitung ganz aufzugeben, war so zermürbend, daß Veit Frischmann 1655 seine Konzession zum Druck der »Berliner Avisen« an seinen Drucker Christoph Runge (Sohn und Nachfolger des 1639 verstorbenen Georg Runge) abgab. 14) Runge nannte seine Zeitung »Berliner Einkommende Ordinar- und Postzeitungen«. Vier Jahre später wurden ihm die Räume im Grauen Kloster gekündigt, Grund: Eigenbedarf. Der Kurfürst wollte sie als Zeughaus und militärisches Kornmagazin nutzen. Damit war das Kloster knapp 120 Jahre Berlins wichtigster Druckort gewesen. Unweit vom alten Standort | |||||
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entfernt, in der Klosterstraße (heute wäre
es neben der Parochialkirche), erwarb Runge ein neues Domizil und arbeitete dort bis
zu seinem Tode am 11. Dezember 1681.
15) Seine Witwe Maria Katharina, geb.
Thesendorff, übernahm die Druckerei und das
Zeitungsgeschäft. Sie heiratete 1685 den Drucker David Salfeld. 16) Leider starb dieser
bereits kurze Zeit später (1686), so daß sie letztendlich am 8. August 1704 die Offizin mit dem Zeitungs- Privileg an den Buchdrucker Johann Lorentz verkaufen mußte. 20 Tage später erhielt Lorentz die königliche
Bestätigung über den Kauf und damit die
Anerkennung des Privilegs, eine Zeitung herauszugeben. Er war der neue Besitzer der Botenmeisterzeitung von 1617 und nannte sie »Berlinische ordinäre Zeitung«, aber
auch die Namen »Relations- Mercurius« oder »Ankommender Donnerstaglicher Relations- Postillion« sind überliefert.
17)
Zunächst besaß Lorentz in Berlin das Monopol für den Zeitungsdruck und -vertrieb, d. h. unter den mittlerweile zehn privilegierten Buchdruckern (bei 48 000 Einwohnern) der Residenzstadt gab es nur einen, der das Privileg besaß, eine Zeitung herauszugeben. Nach zwei Monaten hatte sich die Situation für ihn aber schon grundlegend geändert. Im Herbst 1704 war der aus Wertheim (Heidelberg) stammende Buchdrucker Johann Michael Rüdiger (16621729) nach Berlin gekommen. Er beschloß, ein »Wöchendliches Diarium« herauszugeben | und erhielt am 29. Oktober 1704 das
dazu nötige Privileg vom König. Lorentz
erhob Einspruch bei Hofe, denn er hatte ja gerade erst von Runges Witwe mit großen
Kosten die Druckerei und das Privileg für den
Zeitungsdruck erworben. Zwei Jahre dauerte der Rechtsstreit, dann gelang es ihm,
seinen Konkurrenten loszuwerden. Am 30. Oktober 1706 wurde das Privileg von Johann
Michael Rüdiger kassiert und ihm und jedem
anderen bei Strafe von 5 000 Thalern der Zeitungsdruck verboten.
18)
Selbst Könige sind bestechlich Das Jahr 1713 führte durch den Tod des ersten Preußischen Königs (Friedrich I.) zum Regierungswechsel (Friedrich Wilhelm I., Soldatenkönig), zur damit verbundenen erneuten Bestätigung aller Privilegien und brachte für Hof, Staat und Bürger spürbare Veränderungen. Lorentz behielt zwar das Recht, die Berliner Zeitung allein zu drucken und herauszugeben, aber mit der Einschränkung, daß der König jederzeit das Privileg erweitern, schmälern oder ganz aufheben konnte, d. h. die Konzession wurde nur eingeschränkt bestätigt eine unsichere und gefährliche Situation für Lorentz, denn sein Konkurrent Rüdiger hatte den Wunsch, ebenfalls eine Zeitung herauszugeben, nicht aufgegeben. Nun, unter neuen Bedingungen, versuchte sein Sohn Johann Andreas Rüdiger, den König für sich | |||||
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zu gewinnen. Er baute Häuser in der
Friedrichstadt und versprach, ein Buch über
die Brüder de Witt, an welchem dem König sehr gelegen war, auf eigene Kosten
übersetzen und drucken zu lassen.
Zusätzlich verpflichtete er sich, jährlich 50 Taler
zu zahlen. Als Dank erbat er sich, »das
Privilegium der hiesigen Zeitungen, so der Buchdrucker Lorentz lange Jahre bisher
umsonst genossen, mir und meinen Kindern privativé zu geben ...« Weiter heißt es in
seinem Brief an den König: »Ich offerire
davor allerunterthänigst, daß ich nicht dies
Buch ... auf meine Kosten ins Teutsche
übersetzen, und mit allen dazugehörigen
Kupfern so bald möglich sauber drucken laßen,
sondern noch überdem wegen der Zeitungen einen jährlichen Canonem von 50
Rthlr. entrichten will.« 19)
Der König und der Geschäftsmann Rüdiger waren einander wert. Ein Federstrich des Königs genügte, um aus den angebotenen 50 Talern jährlich 200 Taler für die Rekrutenkasse werden zu lassen, aber genauso schnell verlor Lorentz seine ehemals von der Witwe Runge abgekaufte Konzession. Am 18. Februar 1721 wurde Lorentz unter Strafandrohung von 300 Talern die weitere Drucklegung verboten. 20) Am 22. Februar 1721 erschien mit der Nummer 23 die letzte Ausgabe der Lorentzschen Zeitung. Am 25. Februar 1721 gab Rüdiger als Nummer 24 sein Blatt heraus. Er betrachtete sich als Nachfolger und Besitzer der | Berlinischen Zeitung und nicht als der Gründer eines neuen Blattes. Format, Aufmachung und die dreimal wöchentliche Ausgabe
im Kleinoktav zu je acht Blättern behielt er
bei, so daß es auch für den Leser ein
Fortführen von bisher Gewohntem war. Nur der
Titel wurde verändert. So wurde aus der
»Berlinischen ordinairen Zeitung« die
»Berlinische privilegirte Zeitung«.
Übrigens eine von Rüdiger gedruckte Ausgabe der Lebensgeschichte der Brüder de Witt gibt es nicht. In den Handschriften- Beständen der Staatsbibliothek befindet sich eine in rotes Leder gebundene gekürzte deutsche Übersetzung. Vielleicht war dies die Gegenrechnung des sparsam wägenden Geschäftsmannes Rüdiger an seinen König, der ihn nun jährlich mit 200 Talern zur Kasse bat. 1751 starb Rüdiger ohne männlichen Erben. Sein Schwiegersohn, der 26jährige Buchhändler Christian Friedrich Voss, übernahm die Geschäfte und die Zeitung. Ein neuer Name für eine »alte« Zeitung die Vossische Nach ihm wurde die Zeitung von den Berlinern bald nur noch »die Vossische« genannt. Als Titel übernahm sie diesen Namen aber erst am Weihnachtstag 1911. Nur bei Christian Friedrich Voss stimmte der Name der Zeitung (wenn auch noch nicht offiziell) mit dem Namen des Leiters und Besitzers überein. Zwar | |||||
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hatte er bereits 1790 an seinen Sohn
Christian Friedrich Voss d. J. das Privileg und
die Buchhandlung verkauft, aber dieser Sohn starb am 22. April 1794, zwei Tage vor
seinem Vater, und hinterließ keine Kinder.
Nach langen Rechtsstreitigkeiten übernahm
1801 die Schwester von Voss jun., Marie Friederike Voss, verheiratete Lessing, die
Zeitung. Ihr Mann, königlicher Münzdirektor in Breslau, war ein Bruder des Dichters Gotthold Ephraim Lessing. Frau Lessing blieb
in Breslau. Die Leitung der Zeitung übertrug sie ihrem zweiten Sohn Christian
Friedrich (17801850), der damit das Erbe seines Onkels und seines Großvaters übernahm. Seit 1806 findet sich der Vermerk »Im
Verlage Vossischer Erben« im Titel. Die
Zeitung blieb also in Familienbesitz. 1848 wurde
sie etwas respektlos, aber mit Augenzwinkern auf ihr ehrwürdiges Alter anspielend,
als »Tante Voss« bezeichnet. (siehe BM 2/93)
Am 31. März 1934 erschien die legitime Nachfolgerin der 1617 gegründeten Botenmeisterzeitung von Frischmann zum letzten Mal. Mit ihren 317 Jahren war und ist sie die älteste Zeitung, die Berlin je besessen hat. Quellen:
| 3 Vgl. Walther G. Oschilewski: Zeitungen in
Berlin im Spiegel der Jahrhunderte, Berlin 1975, S.
18; August Potthast: Geschichte der Buchdruckerkunst zu Berlin im Umriß, Berlin 1926, S. 16
4 Vgl. Das älteste Berliner Bürgerbuch, a. a. O., S. 111 5 Vgl. Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 19 6 Vgl. Margot Lindemann: Deutsche Presse bis 1815, Geschichte der deutschen Presse, Teil I, Berlin 1969, S. 31 7 Zitiert nach Fritz Steinwasser: Berliner Post. Ereignisse und Denkwürdigkeiten seit 1237, Berlin 1988, S. 30 8 Vgl. ebenda, S. 17 9 Vgl. Margot Lindemann, a. a. O., S. 93 10 Ernst Consentius: Die Berliner Zeitungen bis zur Regierung Friedrich des Großen, Berlin 1904, S. 9 11 Vgl. Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 15 12 Vgl. ebenda, S.16 13 Fritz Steinwasser, a. a. O., S. 31; Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 21 14 gl. Peter de Mendelssohn: Zeitungsstadt Berlin. Menschen und Mächte in der Geschichte der deutschen Presse, Berlin (W) 1959, S. 503; August Potthast, a. a. O., S. 21 15 Vgl. Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 23 16 Vgl. Peter de Mendelssohn, a. a. O., S. 22 17 Vgl. ebenda, S. 22; Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 25 18 Vgl. Peter de Mendelssohn, a. a. O., S. 22 19 Zitiert nach: Die älteste Berliner Zeitung, Berlin 1928, Nachwort von Ernst Consentius, S. 20 20 Vgl. Walther G. Oschilewski, a. a. O., S. 25 | |||||
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© Edition Luisenstadt, 1997
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