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Horst Koch
Senefelders Name in Spiegelschrift

Der Senefelderplatz mit dem Marmordenkmal zur Erinnerung an Alois Senefelder, den Erfinder des Steindrucks, wurde in seiner historischen Gestalt zurückgewonnen. Irritierend ist das, was ein kleiner Junge spiegelverkehrt auf den Sockel schreibt. Man entziffert »Alois Senefelder« und weiß vielleicht, daß es sich um den Namen des Erfinders der Lithographie handelt. Leider ist der kleine Spiegel schon wieder abgebrochen, den der andere, am Fuß des Sockels sitzende Knabe hält. Wenn er dort hineinschaut, kann er den Namen des Erfinders des Flachdrucks, so eine weitere Bezeichnung des von Senefelder vor 200 Jahren entwickelten Verfahrens, richtig lesen. In den letzten Jahren wurde die kostbare Marmorplastik, die durch Vandalen ziemlich beschädigt worden war und durch die Witterung schwer gelitten hatte, restauriert. Der gereinigte Marmor wurde mit einem

konservierenden Steinfestiger überzogen, fehlende Marmordetails neu geschaffen. (Vgl. BM 4/92)
     Der Erfinder der Lithographie und Besitzer einer Steindruck- Anstalt in München, Alois Senefelder (1771–1834), war im 19. Jahrhundert ein populärer Mann. Anläßlich seines 100. Geburtstages im Jahre 1871 wurde die Forderung laut, ihm in Berlin ein Denkmal zu setzen. Allerdings waren dafür die Zeiten nicht besonders günstig. Zwar wurden Kaiser, Könige und Feldmarschälle durch steinerne oder bronzene Monumente in jeder Größe geehrt, doch tat sich die Obrigkeit mit »Bürgerlichen« – Gelehrten, Wissenschaftlern oder Technikern – noch schwer. Da der Magistrat kein Geld hatte, sammelten Buchdrucker und Lithographen
Bis ins kleinste Detail meisterhaft restauriert ...
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in ganz Deutschland Geld und beauftragten Rudolf Pohle mit der Ausführung. Auf einer Schriftrolle am Sockelende ist daher die Widmung »Dem Erfinder des Steindrucks Alois Senefelder« zu lesen, während man auf der Rückseite »In dankbarer Erinnerung von den Fachgenossen Deutschlands errichtet am 6. November 1892« entziffern kann. Neben dem Denkmal steht eine Hinweistafel, auf der die Einweihungszeremonie in Nachbarschaft neuerbauter Mietshäuser samt Hinweisen auf die ursprüngliche Form des Senefelderplatzes dargestellt sind. Der Platz wurde jetzt nach altem Befund wiederhergestellt. Rasen, ein Gitter mit vergoldeten Spitzen und immergrüne Pflanzen umschließen das liebenswerte Denkmal zur Erinnerung an einen Unternehmer, der auch mit der Reproduktion von Gemälden durch Verwendung unterschiedlicher Farbplatten experimentierte und damit der Druckereitechnik ganz neue Entfaltungsmöglichkeiten gab.
     Die Restaurierung des Denkmals weist auf den besorgniserregenden Zustand anderer Monumente in der Stadt hin – vom Reiterdenkmal Friedrichs II. und den Humboldt- Figuren sowie dem Denkmal des Freiherrn vom Stein und den Generalsfiguren Unter den Linden bis zur Schloßbrücke und den Plastiken auf der Museumsinsel. Denkmalpfleger beklagen die Umweltschäden und fordern, daß gehandelt werden muß. Der einsichtig gewordene Senat und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz finan-
Im Jahre 1892 vor den Toren der Stadt in einem Neubaugebiet aufgestellt – das Senefelder- Denkmal auf dem Senefelderplatz
zieren als erstes die Restaurierung des Reiterstandbildes Friedrichs des Großen.

Fotos: Caspar

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