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katalog« vorteilhafter wurde, so mußte
man bei Einkäufen dennoch genau rechnen. In der HO lagen die Preise beträchtlich
über dem Punktkarten-Niveau. Selbst die
Belieferung der von Ämtern, Betrieben und
Schulen ausgegebenen Bezugsscheine für Schuhe bereitete viel Ärgernis. Ob mit
Punktkarte oder Bezugsschein unterwegs, man
mußte beim Einkauf Zeit und Geduld
mitbringen. Wer ständig »auf Achse« war, konnte
durch Zufall oder langes Anstehen das eine oder andere erstehen. Die berufstätigen
Frauen verlangten darum, die Betriebsverkaufsstellen der HO und des Konsums auch mit Textilien und anderen Gebrauchsgütern
zu beliefern.
* Immer wieder werden Klagen der arbeitenden Bevölkerung laut, daß die Arbeitskleidung in den Größen ab 44 (Damenkittel) und ebenfalls große Nummern in Arbeitsanzügen in den Konsumverkaufsstellen nicht zu haben sind. Die ausgegebenen Bezugsscheine laufen bereits seit Oktober 1951. [...] Es wird weiter über das Fehlen punktfreier Unterkleidung geklagt. Die HO verkauft billige Strümpfe für 4,40 DM und Perlonstrümpfe für 6.- Die werktätigen Frauen in den Betrieben bekommen aber von diesen Waren nichts, da sie keine Zeit zum Anstehen haben. Es wird deshalb vorgeschlagen, diese Ware im verstärkten | |||||
Gerhard Keiderling
»Es wird berichtet ...« Punktkarten und Bezugsscheine Wer im Jahre 1952 einen Einkaufsbummel durch die Ostberliner HO-Warenhäuser und Konsum-Textilgeschäfte machte, sah sich allerorten mit der Mangelwirtschaft konfrontiert. Das Angebot an Bekleidung und Schuhwaren war dürftig, die Qualität meist schlecht und die Ausführung nicht modegerecht; dafür waren die Preise oft hoch, gemessen am Durchschnittslohn um 300 DM. 1) Kein Wunder, daß die Stimmungsberichte vom Amt für Information beim Magistrat immer wieder Klagen aus der Bevölkerung registrierten. Seit Januar 1949 gab es in der SBZ/DDR einschließlich Ost-Berlin »Punktkarten zum Bezuge für Textil- und Schuhwaren«, die - wie damals auch bei den Lebensmittelkarten - in mehrere Kategorien (140 bis 60 Punkte) gestaffelt waren. Für die Abgabe entsprechender Punkte konnten Ober- und Unterbekleidung, Hüte und Strümpfe, Stoffe und Nähmaterialien sowie Schuhe bezogen werden. Man benötigte z. B. 1949 für einen Herrenwintermantel 90 Punkte, für ein Damenkostüm 70 Punkte, für kunstseidene Damenstrümpfe fünf Punkte und für ein Paar Lederschuhe 30 Punkte. Auch wenn danach der »Punkte- | |||||
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Maße zuerst in den
Betriebs-HO-Verkaufsstellen zu verkaufen.
(Stimmungsbericht vom 4. Februar 1952)
* Durch die Anfang des Monats Februar aufgetretenen Gerüchte über eine
bevorstehende Währungsreform war in den
Geschäften des demokratischen Sektors
2) ein beachtliches Ansteigen der Umsätze bei den
Staatlichen Genossenschaften und auch im privaten Einzelhandel zu verzeichnen.
Besonders gefragt waren Radioapparate,
Fotoapparate und Textilien. Bei den Textilien
konnten nicht alle Wünsche berücksichtigt
werden, weil in der Versorgung noch immer
Mängel bestehen.
* Viel Ärger bereiten die Preise für
Jungmädchenschuhe (genannt Pariser) Größe 36
bis 39 aus chinesischem Ziegenleder. Sie kosten 25,30 DM, während ein Paar
Kinderstiefel Gr. 36 bis 39 für 20,- DM - bei mehr
Materialverbrauch - zu haben sind, Damengoldpunktschuhe
3) nur 22,- bis 23,- DM und Boxkalfschuhe nur 18,50 DM (mit
Einlagen) kosten.
| während der Preis für die Berliner -
weit schlechtere Qualität - bei 7,13 DM beträgt.
Die Abteilung Handel und Versorgung, Bezirk Lichtenberg, hält es weiter für geboten, die Firma Just, Marsiliusstr. 23, zu überwachen, da sie es sogar fertig brachte, braune Schuhe mit schwarzen Schnürsenkeln zu liefern. (Stimmungsbericht vom 17. März 1952)
* Die Versorgung der Bevölkerung mit Unterwäsche ist sowohl in den
Konsumverkaufsstellen als auch im privaten Einzelhandel z. Z. völlig unzureichend. Damengarnituren und Herrenunterwäsche sind in allen
Bezirken nur noch unter größten
Schwierigkeiten zu erhalten.
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Besonders groß ist die Nachfrage nach
Bettwäsche, die weder in der HO noch im Konsum und in den Einzelhandelsgeschäften erhältlich ist. Weiter fehlt es an Gardinenstoffen (Stores vom Meter) in den Preislagen von ca. 12,- bis 20,- DM.
Eine weitere unzulängliche Versorgung zeigt sich bei der Belieferung mit Schuhbezugsscheinen. Bedingt durch die Schlechtwetterlage war die Nachfrage nach Schuhbezugsscheinen und auch nach Arbeitskleidung stärker als bisher. Im Bezirksamt Treptow beispielsweise werden z. Z. erst Anträge berücksichtigt, die im Jahre 1950 gestellt wurden. (Stimmungsbericht vom 5. April 1952)
* Von der Bevölkerung des demokratischen Sektors wird Klage geführt, daß bei der HO und im Konsum größere Mengen von Strümpfen - bei der HO bis zu 50 Paar, beim Konsum bis 20 Paar - an Einzelverbraucher abgegeben werden. Vom Geschäftsbereich Handel der Konsumgenossenschaft Groß-Berlin wird erklärt, daß im Ministerium Handel u. Versorgung die Abteilungsleiterin Müller auf Anfrage erklärt hat, daß sie beim Verkauf bis zu 20 Paar keine Bedenken hat. Die Bevölkerung des demokratischen Sektors steht jedoch auf dem Standpunkt, daß es sich bei diesen Kunden ausschließlich um Schieber handelt, die diese Strümpfe | gegen Westmark weiterverkaufen. Die
Nachfrage nach Berufskleidung aus Zellwolle ohne Bezugsscheine ist sehr groß und
der Bedarf kann nicht befriedigt werden. Bei der Belieferung von Wäsche und Kleidern für Damen fehlen große Größen; es
erhielt ein großes Textilhaus in der Stalinallee nur 8 Stück große Größen.
Gleichzeitig wird mitgeteilt, daß noch immer Winterwäsche angeliefert [wird], während Sommerwäsche fehlt. Badebekleidung ist nur ganz vereinzelt zu haben. (Stimmungsbericht vom 3. Mai 1952)
* Abt. Handel und Vorsgung, Bezirk Köpenick, teilt mit: »Der Absatz von
bezugsscheinpflichtigen Schuhen ist in letzter Zeit
zurückgegangen. Die am Lager befindlichen Schuhe werden vom Konsum sowie vom Privathandel als schwer absetzbar bezeichnet. In der letzten Zeit wurden ca. 8 000
Bezugsmarken für Lederschuhe aller Art im Bezirk ausgegeben. Die Bevölkerung
nimmt aber diese Schuhe nicht ab.
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In den Bezirken Köpenick und
Prenzlauer Berg wird von der Bevölkerung die
Qualität der Damenstrümpfe, hauptsächlich der Perlonverstärkten, kritisiert. Diese
Strümpfe reißen überall dort, wo Perlon mit der Seide zusammengewebt ist. Die Produktion dieser Strümpfe sollte man nach
Meinung der Frauen einstellen. Außerdem seien
die Verkaufspreise für Damenstrümpfe trotz der Preissenkung noch zu hoch und die Belieferung von weißen Söckchen viel zu gering. [...]
Abteilung Handel und Versorgung, Bezirk Friedrichshain, meldet, daß die Bevölkerung des Bezirkes auf ihre Schuhbezugsmarken keine Ware erhält, da die Händler schon seit 14 Tagen nicht mehr mit Herren- und Damenschuhen beliefert worden sind. (Stimmungsbericht vom 6. September 1952) Anmerkungen:
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 12/1996
www.berlinische-monatsschrift.de