| fand 1928 die bis dahin größte
»Gangsterschlacht« Berlins zwischen dem
Ringverein Immertreu und den Hamburger Zimmerleuten statt, hier wohnte bis zu seiner
Verhaftung 1949 Werner Gladow, der Anführer
der berüchtigtsten Verbrecherbande im Nachkriegsberlin. Gegen Ende der Weimarer
Republik nahmen gerade in diesem Stadtbezirk mit den offen ausbrechenden
gesellschaftlichen Konflikten auch die Straftaten mit politischem Hintergrund zu - wählten doch 45 Prozent der Friedrichshainer
Einwohner die KPD! Der Mord am Oberwachtmeister Kuhfeld und »Tod und Verklärung« des
Horst Wessel spiegeln exemplarisch die politisch motivierte Gewalt jener Zeit wider.
Die genannten Fälle hinterließen
Spuren in der Geschichte nicht nur des
Stadtbezirkes, wurden in Publikationen dargestellt, lieferten das Sujet für Romane,
Theaterstücke und Filme. Ein ebenso interessantes
Abbild des gesellschaftlichen Milieus im
»Berliner Osten« geben jedoch die
unbekannt gebliebenen Fälle - Verbrechen in der
Welt der »kleinen« Leute, die nie große
Schlagzeilen bekamen: Familientragödien,
Eifersuchtsdramen, Raubmorde um geringster Beträge willen - erstaunlich oft von
ehemaligen Untermietern an ihren Zimmerwirtinnen begangen. Die Untersuchungsakten
der Kriminalpolizei aus dem Landesarchiv Berlin, vor allem aber dem
Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam zeichnen
ein plastisches und meist recht deprimierendes
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| Bild der sozialen Verhältnisse, die
Schicksale von Tätern wie Opfern prägten:
beengter Wohnraum, spärlicher Verdienst, Arbeitslosigkeit, Rationierung der Lebensmittel im Ersten und Zweiten Weltkrieg. In
diesem Flair wuchsen Wünsche wie Hoffnungen, oft aber auch nur ausweglose Verzweiflung, die in Gewaltverbrechen kulminierten.
Jede der Taten beleuchtet so blitzlichtartig das »gesellschaftliche
Koordinatensystem«, in dem sie geschah.
Das ist das Umfeld, mit dem sich eine Ausstellung des Heimatmuseums
Friedrichshain beschäftigt. Unter dem Titel »Raub
und Mord im Kiez - Historische Friedrichshainer Kriminalfälle« will sie die Geschichte von
13 bisher unpublizierten - berühmten und weniger berühmten - Gewaltverbrechen
im Bezirk Friedrichshain in Tatortfotos,
Täterporträts, Dokumenten und Sachzeugen
anschaulich dokumentieren und damit einen charakteristischen, wenn auch dunklen
sozialgeschichtlichen Aspekt illustrieren, der das Bild des Berliner Ostens einstmals
entscheidend prägte. Dabei bilden die Taten
des Hauptmanns von Köpenick und der Gladow-Bande
gleichsam die historischen Eckpunkte, zwischen denen knapp 50 Jahre
Kriminalgeschichte des Bezirks dargestellt werden.
Die Ausstellung ist bis zum 20. 12. 1996 im Heimatmuseum Friedrichshain
(Lichtenberger Str. 41/Ecke Holzmarktstraße) zu
sehen. Öffnungszeiten: Di./Do. 11.00 - 18.00
Uhr und Sa. 13.00 - 18.00 Uhr. Eintritt kostenlos.
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