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sin Charlotte von Preußen« getauft,
benannt nach der ältesten Tochter König
Friedrich Wilhelms III. und der Königin Luise.
Freilich verdankt es seine Existenz in entscheidendem Maße dem englischen
Ingenieur John Humphrey und dessen Sohn John Barnett Humphrey. Beide hatten am 12.
Oktober 1815 ein Patent zum Betreiben der Dampfschiffahrt im gesamten Königreich
Preußen erhalten, und ihnen gehört auch der
Bauplatz, auf dem unter Leitung ihres Landsmanns John Rubie von 50 Handwerkern
die »Prinzessin Charlotte von Preußen«
fertiggestellt worden ist.
Nach seinem Stapellauf vergehen noch einige Wochen, bis der Dampfer für den vorläufigen Verkehr freigegeben wird. Auf eine Probefahrt am 2. Oktober von Spandau zur Pfaueninsel folgt am 27. Oktober die Jungfernfahrt mit immerhin 160 Personen an Bord (das Fassungsvermögen liegt bei 300 Passagieren). Vier Stunden fährt die »Prinzessin Charlotte« von Spandau zur Pfaueninsel und zurück, »zu vollkommener Zufriedenheit aller Anwesenden, in mehreren Richtungen, Strohm auf und abwärts, so wie gegen den Wind«, informiert die »Spenersche Zeitung« am 5. November etwas verspätet ihre Leser. Sie erfahren in diesem Bericht auch, daß König Friedrich Wilhelm III. am 2. November »die Gnade gehabt (hatte), dieses Dampfschiff in allerhöchsten Augenschein zu nehmen«. Es ist schon ein stattliches Schiff, das da, | ||||||
Hans Aschenbrenner
14. September 1816: Erstes deutsches Dampfschiff läuft vom Stapel Als Ende Juni 1816 in Pichelsdorf südlich
von Spandau die Kiellegung eines Dampfschiffes erfolgt, wird in Amerika und England
die Dampfschiffahrt bereits erfolgreich betrieben. Die »Vossische Zeitung« informiert
zu jener Zeit gerade darüber, daß ein
englisches Dampfboot den Rhein heraufgefahren ist. Der Einsatz von Dampfmaschinen für
die verschiedensten Zwecke ist zu einem Thema öffentlichen Interesses geworden. So
erregt es auch außerordentliche
Aufmerksamkeit, als am 14. September 1816, nach nur
zweieinhalb Monaten Bauzeit, auf der Pichelsdorfer Werft endlich das erste in Preußen und
darüber hinaus in Deutschland gebaute Dampfschiff vom Stapel läuft. Immerhin liegt
jener 7. Oktober 1807 nun schon knapp neun Jahre zurück, an dem Robert Fulton mit
seiner »Clermont«, dem ersten Dampfschiff
überhaupt, in 32 Stunden die 240 Kilometer
lange Strecke von New York den Hudson aufwärts bis nach Albany zurückgelegt hatte.
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Das Dampfschiff »Prinzessin Charlotte von Preußen« hält bei den Zelten im Tiergarten. | |||||
wie von unsichtbarer Hand bewegt, langsam und gravitätisch auf dem Wasser fährt. Bis dahin war es üblich gewesen, große Boote durch Ziehen (Treideln) oder per Segel fortzubewegen. Die Berliner bewundern, ja feiern den 40 Meter langen Humphrey'schen Mittelraddampfer mit Fenstern in den Deckwänden, die die unter Deck liegenden Kajüten mit Licht versorgen. Hoch überragt der Radkasten das Deck. Um Raum für das Antriebsrad zu schaffen, ist der Bootskörper | knapp sechs Meter breit gebaut und mit zwei Kielen ausgestattet. Das Herz des Schiffes bildet eine Dampfmaschine der im Londoner Stadtteil Soho ansässigen Firma Boulton, Watt & Co. mit einer Leistung von 14 PS. In der »Spenerschen Zeitung« vom 7. November wird die Maschinerie detailliert beschrieben: »Sie ist verhältnismäßig von geringem Umfange, und doch von so bedeutender Wirkung, daß sie so viel leistet als vierzehn zum Ziehen vorgespannte Pferde | ||||
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bewirken würden. Das Eisen des
ganzen Werkes ist so scharf und so genau
gearbeitet, als ob es aus der Werkstatt der
vollendetsten Gewehrfabrik hervorgegangen wäre. Die Bewegung geht so gleichförmig und so
leicht vor sich, als bei einem Uhrwerke, und bei aller Gewalt, mit welcher das Werk arbeitet, ist gleichwohl, in geringer Entfernung
von demselben, wenig Geräusch zu hören,
und auf dem Schiffe selbst keine stoßende
Bewegung zu verspüren.« Am 1. November, einen Tag vor des Königs Havelrundfahrt, besteht die
»Prinzessin Charlotte von Preußen« noch einen
weiteren Test. Problemlos absolviert sie den
ersten deutschen Schleppversuch - angehängt
sind zwei beladene Holz-Schuten, drei kleine, mit Holzstapeln befrachtete Boote, ein
leerer Oderkahn und noch zwei kleine, unbeladene Fahrzeuge. Die Fahrtroute führt, ohne
jeden Aufenthalt, havelaufwärts von
Pichelswerder bis nach Spandau.
John und John Barnett Humphrey werben in der Folgezeit insbesondere in der »Vossischen« und in der »Spenerschen« nach Kräften für ihr Schiff und teilen dabei auch immer wieder unter der Rubrik »Privat-Anzeigen vermischten Inhalts« dessen Abfahr- und Ankunftszeiten und selbst geringste Veränderungen, die dabei auftreten, mit. Bereits im Mai 1817 gründen sie dann eine Aktiengesellschaft, die »Patentirte Dampfschiffahrts-Gesellschaft«. Sie beginnt im Frühsommer gleichen Jahres im Auftrag der königlich- | preußischen Post die regelmäßige
Fahrgastschiffahrt mit der »Prinzessin Charlotte
von Preußen« - zwischen dem
Großfürstenplatz an den Zelten im Tiergarten und
Charlottenburg, zeitweise auch auf der Strecke
Berlin-Spandau-Potsdam. Höflichst wird
gebeten, »keine Hunde mitzubringen« und
»nirgendwo unter dem Deck, sondern nur auf
demselben Taback oder Cigarren zu rauchen«.
Die Humphrey's entschließen sich alsbald, auf ihrer Pichelsdorfer Werft, die 1818 in die Potsdamer Vorstadt verlegt wird, vier weitere Dampfschiffe zu bauen. Sie werden vor allem im Fernverkehr eingesetzt. So optimistisch alles zu verlaufen scheint, ist den Humphrey'schen Unternehmungen dann letztlich doch der Erfolg versagt geblieben. Schuld daran tragen offensichtlich vor allem angesichts nur beschränkt zugelassener Personenzahlen zu hohe Betriebskosten. 1821 kommt der schon vorher eingeschränkte Betrieb der stark verschuldeten »Patentirten Dampfschiffahrts-Gesellschaft« zum Erliegen, wenig später wird sie aufgelöst. Die Schiffe werden in Berlin abgewrackt bzw. nach Hamburg verkauft. Es vergehen etwa sieben Jahre, bis sich in Deutschland der Personenverkehr per Dampfschiff durchsetzt, beim Güterverkehr sind es sogar noch vier Jahrzehnte. 1835 läuft in Moabit mit dem »Prinz Carl von Preußen« das erste aus Eisen gebaute Schiff Deutschlands vom Stapel. Bildquelle: | |||||
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 9/1996
www.berlinische-monatsschrift.de