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Hannelore Kischkewitz
Ausgrabungen statt Pferdezucht

Joseph Passalacqua - erster Direktor des Ägyptischen Museums

Joseph Caspar Ludwig Passalacqua, geboren am 26. Februar 1797 in Triest als Sohn des Kaufmanns Peter Passalacqua, wurde am 7. Juli 1828 zum ersten Direktor des 1823 gegründeten Ägyptischen Museums Berlin ernannt. Allein die geographischen Fixpunkte dieser zwei Lebensdaten umspannen einen dramatischen Lebensweg, den im Hinblick auf das Ägyptische Museum Berlin zu verfolgen interessant und lohnend ist. Wie sah dieser Mann aus? Leider fehlt ein Porträt. Doch liefern die Memoiren des berühmten Berliners und Ägyptologen Heinrich Brugsch-Pascha ein hübsches Kabinettstückchen zur Person Passalacquas und seinem Ambiente: »Ich habe in meinem Gedächtnis die Erinnerungen an die liebenswürdige Persönlichkeit des Dirigenten des Museums im Monbijougarten treu bewahrt, denn er steht mir noch heute wie ein liebes und treues Bild vor Augen, wenn auch mit allen Fehlern und Schwächen eines >self made man<, der außerdem Südländer war.

Italiener von Geburt, Franzose seiner Sprache und seinem ganzen Wesen nach, machte Passalacqua, damals ein Sechziger, den Eindruck einer vornehmen Persönlichkeit, die sich bis auf die Erscheinung des äußeren Menschen erstreckte. Er wurde in allen Salons der damaligen Berliner Gesellschaft gern gesehen, verkehrte mit der besten Gesellschaft und zeigte sich an jedem Nachmittage auf der Promenade Unter den Linden, wo sein ausdrucksvolles Gesicht mit dem bräunlichen Teint eines Südländers unwillkürlich die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zog. Unverheiratet, führte er das Leben eines liebenswürdigen Garçons, speiste im Hotel St. Petersburg, führte seine Freunde oder vornehme Fremde in seiner Sammlung umher, saß des Abends im Theater oder ging in Gesellschaft, um nach der Heimkehr bis in die späte Nacht sich geistiger Arbeit hinzugeben.«
     Er bewohnte in den Jahren seines Berlin-Aufenthaltes drei Wohnungen, nachdem er über ein Jahr, sein erstes in Berlin, im Hotel du Rome auf der damaligen berühmten Prominentenzeile Unter den Linden zugebracht hatte. Bis zum 9. Oktober 1834 wohnt er dann in der Neuen Promenade Nr. 2, danach in der Kleinen Präsidentenstraße Nr. 7, damals in unmittelbarer Nähe zum Monbijou-Museum gelegen. Viele Jahre später, wohl nach seiner Heirat im Jahre1853, zieht er in die Friedrichstraße 142.
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Die Wohnung in der Präsidentenstraße beschreibt Brugsch so: »... Sie bestand aus einer Reihe von Zimmern, die an den Wandseiten hängende oder auf dem Erdboden stehende Bilder mit und ohne Umrahmung in ungezählter Menge erfüllten, so daß nur ein schmaler Gang zwischen ihnen frei blieb ... In dem hintersten Zimmer stand in der Mitte ein großer runder Tisch mit einer grünen Decke darüber, auf dem ein Ballast von Büchern und Zeichnungen altägyptischer Figuren von seiner Hand ausgeführt sich in wilder Unordnung auftürmten. Nur ein kleiner Raum des Tisches war freigelassen, um ihm zum Schreiben und Lesen zu dienen.«
 

Fundstätte des Grabes des Mentuhotep. Nach Passalacquas Aquarell.
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Ägyptologe wurde er als Autodidakt

Diese launige Beschreibung von Passal-acquas privatem Ambiente als Junggeselle schließt natürlich nicht aus, daß er, wie viele Zugereiste vor und nach ihm, ein Berliner geworden war, der das geistige Leben der Stadt auf seinem damals sicher mit dem Stempel des Exotischen versehenen Gebiet, dem Sammeln, Bewahren und Präsentieren altägyptischer Vergangenheit, mit Talent und Fleiß bereicherte. So zählt er auch zu den frühen Pionieren der Ägyptologie, die sich erst mit der Entzifferung der Hieroglyphen durch den Franzosen Champollion im Jahre 1823 als Wissenschaft manifestierte. Passalacqua war zu diesem Zeitpunkt bereits als Ausgräber aktiv. Die Grundlagen der Ägyptologie hat er sich als Autodidakt mit großem Fleiß angeeignet und auch im Intelligenzblatt der »Allgemeinen Literaturzeitung« in der Dezemberausgabe des Jahres 1836 einen Text publiziert, der in der schwierigen und erst von Heinrich Brugsch endgültig entzifferten sehr späten Schriftform des Ägyptischen, dem Demotischen, abgefaßt war.

Behendigkeit im Umgang mit Sprachen empfing er bereits durch eine sorgfältige Ausbildung in Kindheit und früher Jugend in Triest, seiner Geburtsstadt. Er beherrschte fließend Italienisch, Französisch, Deutsch und Englisch in Wort und Schrift und las noch in hohem Alter lateinische und griechische Autoren im Original. Wahrscheinlich wurde auch seine Begabung als Maler und Zeichner durch gezielten Unterricht gefördert. Trotz dieses eher geistigen Rüstzeuges schien das Leben des jungen Giuseppe als Sproß einer Triestinischen Kaufmannsfamilie vorprogrammiert auf einträgliche Handelsgeschäfte im Mittelmeerraum. So ging er denn von 1820 bis 1824 nach Ägypten, um Pferdehandel und Pferdezucht zu betreiben. Das war damals durchaus nichts Ehrenrühriges, sondern auch für Ägypten-Reisende ein seriöses und einträgliches Geschäft. Es wird bezweifelt, ob Passalacqua ein erfolgreicher Geschäftsmann war. Sicher ist, daß er sich von dem Erlös seiner Unternehmungen eine Grabungslizenz, also einen Firman des Pascha, erwarb, um Antiquitäten zu kaufen und selbst Grabungen zu unternehmen.
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Damit fand er die eigentliche Bestimmung seines Lebens: mitzuwirken an der Entdeckung des alten Ägypten, das durch Napoleons Feldzug und die geglückte Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion erneut publizistisches Interesse gefunden und Sammlerleidenschaft geweckt hatte.
     Bei seinen Grabungen ging Passalacqua mit ungewohnter Akribie vor. Er beschrieb sorgfältig die Fundumstände und fertigte vorzügliche Aquarelle von dokumentarischem Wert an. Schließlich hatte er 1 598 Objekte zusammengebracht, die er, besonders bei Ankäufen, nach kulturhistorischen Gesichtspunkten zusammengestellt hatte. Das war das Besondere seiner Kollektion: wertvolle Grabausstattung oder einfaches Hausgerät dem Betrachter als Brücke für das Verständnis vergangenen Lebens zu bieten. Daher war der Zulauf in die Ausstellung seiner Objekte, die er nach Paris gebracht und dort in der prominenten Galerie d' Antiquités égyptiennes, Passage Vivienne No. 52, seit dem Dezember 1826 eigentlich zum Verkauf anbot, erheblich. Damen und Herren des Hofes, vornehme Reisende, wie der preußische König Friedrich Wilhelm III., Intellektuelle aller Couleur, wie die Brüder Humboldt, Walter Scott, auch Champollion und andere Ägypten-Forscher zeigen sich fasziniert.
Ein handlicher und von den berühmtesten Gelehrten ihrer Zeit zu Fragen von Medizin, Chemie, Botanik und Mineralogie bereicherter Katalog liegt ebenfalls pünktlich vor und erwähnt alle Objekte.
     Einige seiner Mumien werden sogar von Ärzten in öffentlichen Séancen ausgewickelt und untersucht. Dazu hatte Passalacqua sogar das Amphitheater der Sorbonne gemietet. Kaum konnte der Saal die Schaulustigen aufnehmen, die auf den schönen Schauder neugierig warteten. Das Befremdliche haftet im Bewußtsein langlebig. So verwundert es nicht, daß Honoré de Balzac 12 Jahre später in seinem Roman »Das Bankhaus Nuncingen« eine Dame so beschreibt: » ... schwarz, groß, schlank, hager ähnelt sie einer aus Passalacquas Antiquitätensammlung entwischten Mumie, die zu Fuß durch Paris läuft ... «

Humboldt kauft die Passalacqua-Sammlung

Über Publicity hatte Passalacqua also nicht zu klagen, aber die Käufer fehlten, zumal er seine Sammlung gern in toto verkauft hätte. Inzwischen war ihm wohl der ursprünglich geforderte Preis von 100 000,- Franc zu gering, und er veranschlagte nun seine Sammlung auf 400 000,-.

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Das Hausministerium des französischen Hofes lehnt ab, andere Hoffnungen zerschlagen sich ebenfalls, so daß Passalacqua gezwungen ist, eine öffentliche Versteigerung seiner Sammlung anzuberaumen. Nun setzt Alexander von Humboldt alle Hebel in Bewegung, um eine Verhandlungsvollmacht zum Ankauf der Sammlung in Höhe der ursprünglich geforderten 100 000,- Franc für Berlin zu erwirken. Die Einigung mit Passalacqua gelingt Humboldt in einer sechsstündigen Sitzung am 14. April 1827. Ein Zusatzvertrag bestätigt ein für damalige Verhältnisse normales Vorgehen: Passalacqua darf seine Objekte selbst einpacken und in Berlin auspacken. Das Honorar dafür beträgt 3 000.- Franc.
     Passalacqua reist also nach Berlin, stellt seine Objekte zwischen die bereits vorhandenen ägyptischen Antiquitäten, vornehmlich die der Sammlung Minutoli, arbeitet am Material, verfaßt einprägsame Beschriftungen, führt vor allem vornehme Fremde auf Weisung des Hofes. Nach einem Jahr hat man nicht nur die Zahlung seines Honorars vergessen, sondern auch, daß er unentgeltlich wichtige Arbeit leistet.
Schließlich kommt alles ins rechte Lot, und er wird zum ersten Direktor des Ägyptischen Museums ernannt. Aber der Handel und seine Bedingungen haben sich später, und sicher nicht nur in den Memoiren unfreundlicher Nachgeborener, zum Mythos des cleveren Pferdehändlers verformt, dem es gelang, als Kompensation für den Preisnachlaß sich selbst als Direktor des Ägyptischen Museums einzubringen.
     Passalacqua entwickelte sich zu einem sehr geschickten Museumsmann. Die räumlichen Verhältnisse im Monbijou-Palais waren z. B. mit bereits zerschlissenen chinesischen Wanddekorationen wenig geeignet, ein passender Hintergrund für altägyptische Kunstwerke zu sein. Geld war auch schon damals knapp, und so bedurfte es oft einigen Erfindungsreichtums, um billig attraktive Rauminszenierungen zu schaffen, aber auch heftiger Kämpfe mit dem jeweiligen Vorgesetzten - zunächst Generalintendant von Brühl, später Generaldirektor von Olfers -, um auch die relativ geringen Kosten zu begleichen. Doch Passalacqua war, wenn es um die Belange seines Hauses ging, von großer Zivilcourage, List und Beharrlichkeit.
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     Das bekam auch die »Artistische Kommission« zu spüren, die für unstankäufe der Museen verantwortlich war. Der Impetus dieser Kommission war vornehmlich in den 30er Jahren auf die Vermehrung europäischer Kunsterzeugnisse, die der klassischen Antike inbegriffen, ausgerichtet. Gerade zu diesem Zeitpunkt wurden zwei bedeutende Sammlungen ägyptischer Kunst angeboten. Und es ist zu vermuten, daß sowohl der Konsul Drovetti als auch der französische Staatsrat Saulnier 1829 und 1830 anscheinend gern ihre Kollektionen in der aufstrebenden preußischen Hauptstadt gesehen hätten, dazu von Passalacqua, den sie wohl sehr schätzen, sensibel inszeniert. So stellte denn auch Passalacqua, als die Angebotslisten mit den z. T. sehr großformatigen Steinsarkophagen und monumentaler Königsplastik eintrafen, den Antrag bei der »Artistischen Kommission«, schilderte die Einmaligkeit und Wichtigkeit der Objekte mit großer Beredsamkeit, erntete aber zu diesem Zeitpunkt nur Ablehnung. So läßt er seinem Ärger in einem Brief an Alexander von Humboldt vom 18. Juli 1832 freie Bahn: »... Allein wenn selbst Iktinos und Kallikrates, die Erbauer des Parthenon zu Athen oder Vitruvius, Phidias und Canovas, Apelles, Raphael, Corregio und Tizian diese Kommission bildeten, so müßte ich dennoch sagen und jeder Eingesichtige mit mir, daß sie keine kompetente Kommission wären, um über den wissenschaftlichen Wert ägyptischer Alterthümer eines Museums ein Urtheil fällen zu können ...«. Beide Ankäufe werden Jahre später genehmigt, und zumindest die des Konsuls Drovetti kann Passalacqua stolz am 21. April 1838 in der »Preußischen Staatszeitung« vorstellen. Mit der gleichen Beharrlichkeit gelang es ihm auch, die ansehnliche Papyruskollektion der Sammlung von Minutoli aus der Verwaltung der Staatsbibliothek in das Ägyptische Museum zu überführen.
     Inzwischen war der Bestand des Ägyptischen Museums auf über 6 000 Objekte angewachsen. Die beschränkten Räumlichkeiten in Monbijou sind maximal genutzt und gestatten kaum eine Vermehrung.
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Trotz streng limitierter Öffnungszeiten übersteigt die Besucherzahl oft die Marke von 13 000 monatlich, und das auch bei widrigen Witterungsbedingungen, wie Passalacqua im Jahresbericht an den Generaldirektor für 1842 bemerkt: »... überlegt man aber, daß man oft im Herbst und im Winter nach einem starken Regen oder bei Tauwetter, nachdem viel Schnee gefallen, die ganze Länge des Monbijou-Gartens unvermeidlich fast bis an die ... durch Kot und Wasser waten muß, um bis zum ägyptischen Museum zu gelangen, so wird man mit mir erstaunen müssen, daß trotzdem noch so viele Personen in jenen Jahreszeiten dahin kommen.«

Er träumte vom idealen Museumsbau

Auch die anderen Sammlungen hatten sich merklich vergrößert. Schinkels »Altes Museum« litt bereits an Platzmangel. So traf es sich denn gut, daß mit Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1840 ein Monarch den Thron bestieg, der sich schon als Kronprinz für das pharaonische Ägypten stark interessiert hatte. Seine Begabung für Architektur ist hinlänglich bekannt. Daher entwickelte er eigene Vorstellungen zu der Erweiterung der Museen, die er auch bald umgesetzt zu sehen wünschte. Für die Museen auf derSpreeinsel inmitten der Residenz sollte ein großes Gebäudeensemble entstehen, umgeben von mehreren an der griechischen Klassik orientierten Tempelbauten, eine Art Akropolis, in sich verbunden durch schöne Gartenanlagen, Treppen und Säulengänge. Dieser Baukomplex sollte als »Freistätte für Kunst und Wissenschaft« die gesamte Fläche hinter dem Schinkelschen Alten Museum füllen.

Als Pendant waren ein Neubau des Domes und die Errichtung eines Camposanto mit Campanile am Lustgarten vorgesehen. Zeichnungen von des Königs Hand existieren dazu. Der Gedanke war geboren, und bereits am 8. März 1841 erging der Erlaß des Königs für den Bau einer »Freistätte für Kunst und Wissenschaft«. Zunächst sollte das »Neue Museum« gebaut werden, zu dessen Architekten der König schon im Juni August Stüler einsetzte.
     Wahrscheinlich erhielt nun parallel dazu Passalacqua von seinem Generaldirektor die Aufgabe gestellt, Bedarfsermittlungen für das Ägyptische Museum anzustellen. Möglicherweise waren Art und Umfang des Auftrages unklar formuliert, denn Passalacqua, jetzt 43jährig, der erfahrene Museumsmann, sah hier eine Chance, seine Auffassungen von einem idealen Museumsbau für ägyptische Altertümer endlich baulich umsetzen zu können. Mit großem Eifer begann er eigene Pläne zu entwerfen, die sicher weit über die vom Generaldirektor für den Architekten geforderten Hilfeleistungen hinausgingen. Drei Jahre beschäftigte er sich mit seiner Idee eines Museumsneubaus. Er fertigte Zeichnungen an - für einen Autodidakten in hervorragender technischer Qualität - und ließ seinen Museumsentwurf schließlich als Lithographie drucken. Das Werk ist wirklich beachtlich, denn mit seltenem Gespür wußte er, wie zurückhaltend in Form und Farbe die beste Inszenierung für altägyptische Hinterlassenschaft sein muß, wie wichtig die Beleuchtung ist, wie sinnvoll Funktionsräume eingegliedert sein müssen.
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Inzwischen ist die Gründung des Neuen Museums erfolgt, und das Gebäude wächst in die Höhe. Da schreibt Passalacqua in seinem Jahresbericht an Olfers für das Jahr 1842: »... Nunmehr sind diese Entwürfe so weit vollendet, daß ich in einigen Tagen imstande zu sein hoffe, sie Euer Hochwohlgeboren vorlegen zu können. Mein sehnlichster Wunsch ist, daß sie Ihren Beifall verdienen und Sie sich dadurch bewogen finden mögen, bei S. M. dem Könige um deren bauliche Ausführung zu beantragen. Ich wage zu glauben und zu behaupten, daß Euer Exzellenz in diesem Falle dem schönen Berlin eine neue Zierde verschaffen werde, wie sie keine andere Hauptstadt Europas in diesem Maße aufzuweisen hat ... Das königl. preuß. Museum ägyptischer Alterthümer verdient in der Tat ein ausgezeichnetes Lokal, und zwar nicht nur seiner möglichst seltsamen und großartigen Denkmäler, sondern auch des Interesses wegen, welches ebendeshalb das heutige Publikum ihm zu meiner großen Freude fortwährend schenkt.«
     Letztlich mußte sich Passalacqua mit dem neuen Haus begnügen, in dem so wenig auf seine museologischen Erfahrungen Rücksicht genommen worden war. Auch wurde er nicht mehr als der ägyptologische Spezialist konsultiert. An seine Stelle trat Richard Lepsius, beliebt bei Hofe und von Alexander v. Humboldt zum Ägyptologiestudium nach Paris überredet. Lepsius rechtfertigte alle Hoffnungen, daß die von dem Franzosen Champollion begründete Ägyptologie von einem Deutschen weitergeführt wurde.
Lepsius erhielt 1854 seine Ernennung zum Mitdirektor des Ägyptischen Museums. Die museologische Alltagsarbeit verblieb weiterhin in den bewährten Händen von Passalacqua, während sich Lepsius vornehmlich der Forschung und Lehre widmete.
     Passalacqua starb am 18. April 1865 in Berlin. Er wurde auf dem Friedhof der katholischen Domgemeinde St. Hedwig in der Liesenstraße beigesetzt. Sein Grab ist heute unauffindbar.

Weiterführende Literatur:
Entwürfe zu einem neuen Gebäude für das Königlich Preussische Museum Aegyptischer Alterthümer von dessen Director Joseph Passalacqua« mit IX Tafeln, Berlin 1843. Gedruckt bei Ferdinand Reichhardt. Eine zehnte Tafel wurde im selben Jahr nachgeliefert.
D. Wildung: In: Katalog zur Ausstellung »Pharaonendämmerung«, Strasbourg 1991, S. 204
J. S. Karig und H. Kischkewitz: Ein ungebautes Ägyptisches Museum für Berlin, In: Jahrbuch der Berliner Museen, Berlin 1992, S. 83 ff.

Bildquelle:
Mittheilungen aus den Orientalischen Sammlungen, Heft VIII, W. Speemann, Berlin 1896, Archiv Ägyptisches Museum

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 1/1996
www.berlinische-monatsschrift.de