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Berliner Biografien

Albertz, Heinrich
* 22. Januar 1915 in Breslau
† 18. Mai 1993 in Bremen-Horn
Kommunalpolitiker, Theologe

Der Sohn eines Hofpredigers wurde 1939 Vikar der Bekennenden Kirche und Pfarrer im schlesischen Kreis Kreutzburg. Wegen seiner antifaschistischen Haltung inhaftierten ihn die Nationalsozialisten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde A. als Mitglied der SPD 1947 Abgeordneter in Niedersachsen und dort 1948 Minister. 1955 übernahm er das Amt eines Direktors beim Senator für Volksbildung in West-Berlin, 1966 wählte ihn das Abgeordnetenhaus zum Nachfolger von Willy Brandt als Regierenden Bürgermeister. Am 26. September 1967 trat A. mit dem gesamten Senat wegen der Vorfälle beim Schahbesuch am 2. Juni und dem Tod von Benno Ohnesorg zurück. A. lehnte jede Gewalt ab und forderte zu sachlichem Miteinander auf. Nach seinem Rückzug aus der Politik in den 70er Jahren wurde er Pfarrer in Neukölln, später in der Gemeinde Schlachtensee. 1975 stellte er sich als Bürge zur Verfügung, um das Leben von Peter Lorenz zu retten. A. war verheiratet und hatte drei Kinder. Im Oktober 1990 erhielt er die Ernst-Reuter-Plakette.

Apitz, Bruno
* 28. April 1900 in Leipzig
† 7. April 1979 in Ost-Berlin
Stempelschneider, Schriftsteller, Dramaturg

Wegen Antikriegspropaganda geriet der Sohn eines Wachstuchdruckers bereits 1917 in Konflikt mit den Behörden. Mit Beginn seiner literarischen Arbeit trat er 1927 in die KPD ein und übernahm die Leitung des Zentralverlags der Roten Hilfe. 1930 trat er dem Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller bei. Seit 1934 war er ununterbrochen in Haft, darunter acht Jahre im KZ Buchenwald. Nach 1945 war er Dramaturg bei der DEFA und seit 1955 freischaffender Autor. 1958 erschien sein Roman »Nackt unter Wölfen«, die Geschichte der Rettung eines Kindes im KZ Buchenwald. Für diesen Welterfolg erhielt er den Nationalpreis der DDR. Das erfolgreiche Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und 1963 von der DEFA verfilmt. 1961 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in Ost-Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand A. auf dem Städtischen Zentralfriedhof Berlin-Friedrichsfelde (Gudrunstraße). Im Stadtbezirk Pankow erinnert die Bruno-Apitz-Straße an sein Wirken.

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Drenkmann, George Richard Ernst Günter von
* 9. November 1910 in Berlin
† 10. November 1974 in West-Berlin
Jurist

D. fiel am 10. November 1974 in seiner Wohnung Witzlebener Straße 4/5 einem Attentat zum Opfer. Der Mordanschlag galt dem Kammergerichtspräsidenten von West-Berlin, der seit 1967 dieses Amt innehatte. Zur Tat bekannte sich die »Rote Armee Fraktion« (RAF), deren verurteiltes Mitglied Holger Meins kurz zuvor an den Folgen eines Hungerstreiks gestorben war. Bereits im April 1970 war sein Dienstzimmer im Kammergericht bei einem Brandanschlag zerstört worden. SPD-Mitglied seit 1945, nahm D. 1957 seine Tätigkeit beim Senat auf und wurde 1963 Senatsdirektor in der Justizverwaltung. An seinem letzten Wohnhaus wurde eine Gedenktafel angebracht. Das Ehrengrab der Stadt Berlin für D. befindet sich auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße.

Dutschke, Alfred Willi Rudolf (Rudi)
* 7. März 1940 in Schönefeld (Kreis Luckenwalde)
† 24. Dezember 1979 in Århus (Dänemark)
Soziologe

D. war der vierte Sohn eines Postbeamten und einer Bäuerin. Er legte 1958 das Abitur ab und durfte dann nicht studieren. Da Studienplätze zu jener Zeit nur an Bewerber vergeben wurden, die zuvor ein Jahr »freiwillig« bei der NVA gedient hatten, erhielt D. - der dies verweigert hatte - in der DDR keine Studienzulassung. Einige Tage vor dem Mauerbau ging er nach West-Berlin, wo er das Abitur wiederholte. Ab 1961 studierte er an der FU, 1963 schloss er sich der »Subversiven Aktion« an, die 1964 im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) aufging. Er war einer der führenden Köpfe der studentischen außerparlamentarischen Opposition (APO) und plädierte für einen »langen Marsch durch die Institutionen«, um das politische und gesellschaftliche System zu verändern.

Am 11. April 1968 wurde Dutschke durch drei Schüsse eines Rechtsextremisten lebensgefährlich verletzt. D. wurde im Westend-Krankenhaus, später in London behandelt, wo er sein Soziologiestudium fortsetzte. 1971 aus Großbritannien ausgewiesen, folgte er einem Ruf an die dänische Universität Århus. Dort starb er 39-jährig an den Spätfolgen seiner schweren Verletzungen. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Dahlemer St. Annenfriedhof. Seit 1999 wird sie als Ehrengrab der Stadt Berlin gepflegt. Am Ort des Attentats Kurfürstendamm 141 wurde eine Gedenktafel angebracht. Im Bezirke Mitte (Tiergarten) erinnert die Rudi-Dutschke-Straße an ihn.

Fechner, Herbert
* 27. August 1913 in Berlin
† 28. Dezember 1998 in Berlin
Möbelpolierer, Telegrafenbauhandwerker, Kommunalpolitiker

F. wurde 1927 Mitglied der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ). Von 1928 bis 1935 arbeitete er als Möbelpolierer und als Bauarbeiter, anschließend von 1935 bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht 1940 als Telegrafenbauhandwerker. Nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft war er von 1946 bis 1948 als Telegrafenbauhandwerker tätig. Herbert Fechner trat 1945 in die SPD ein und wurde 1946 Mitglied der SED. Von 1948 bis 1950 war er Sekretär der Kreisleitung Berlin-Lichtenberg, danach bis 1961 Stadtrat für Volksbildung und später für Gesundheits- und Sozialwesen. Ab 1953 war F. stellvertretender Oberbürgermeister von Ost-Berlin. Von 1961 bis 1967 wirkte er als Bezirksbürgermeister von Berlin-Köpenick, von 1967 bis 1974 war er Oberbürgermeister von Ost-Berlin. 1967 wurde er in die Volkskammer der DDR gewählt, der er bis März 1990 angehörte. In dieser Zeit war er Mitglied des Präsidiums der Liga für Völkerfreundschaft der DDR und 1974 Vorsitzender der Interparlamentarischen Gruppe. Für seine Leistungen erhielt er höchste staatliche Auszeichnungen, so u. a. 1988 den Karl-Marx-Orden.

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Felixmüller, Conrad (eigentlich Conrad Felix Müller)
* 21. Mai 1897 in Dresden
† 24. März 1977 in West-Berlin
Maler und Grafiker

Der Sohn eines Industrieschmieds besuchte 1911/12 die Dresdener Kunstakademie. Erste Grafiken und Gemälde entstanden etwa 1915; er wandte sich besonders dem Holzschnitt und Kaltnadelradierungen zu. 1919 gründet er mit Dix, Böckstigl und Segall die »Dresdner Sezession. Gruppe 1919«, die sich dem expressiven Realismus verschrieb. Im gleichen Jahr wurde F. Mitglied der KPD. Besonders seine Holzschnitte spiegelten den Alltag sozialkritisch wider. Es entstand u. a. ein Gedenkblatt für Rosa Luxemburg und Karl-Liebknecht, die Tafel »Ruhrrevier« (1920), der »Arbeiter John« (1921), »Der Arbeitslose im Regen« (1926). Dem Machtantritt der Nationalsozialisten folgte das Verbot von 40 seiner Arbeiten, er galt als »entarteter Künstler«. F. siedelte nach Berlin-Charlottenburg um. 1937 erhielt er den Preis für Malerei des Vereins Berliner Künstler. Dies führte zu einer Kampagne gegen ihn. 1941 bis 1944 folgte nach der Zerbombung seines Berliners Ateliers ein Aufenthalt in Damsdorf (Fläming). F. wurde zur Wehrmacht einberufen und kehrte 1945 aus der Gefangenschaft zurück. 1949 erhielt er einen Lehrauftrag in Halle/Saale. 1967 übersiedelte er nach West-Berlin. In der Kösterstraße 3 (Zehlendorf) befindet sich eine Gedenktafel.

Felsenstein, Walter
* 30. Mai 1901 in Wien
† 8. Oktober 1975 in Ost-Berlin
Intendant und Regisseur

F. gilt als einer der bedeutendsten Opernregisseure des 20. Jahrhunderts und Begründer des realistischen Musiktheaters. Er begann seine Karriere als Schauspieler in Lübeck (1923) und Mannheim (1924/25) und setzte sie als Schauspieler und Regisseur an den Vereinigten Städtischen Bühnen Beuthen, Hindenburg und Gleiwitz (1926/27) fort. 1927 bis 1929 wirkte er als Opern- und Schauspielregisseur am Stadttheater Basel, danach drei Jahre als Oberspielleiter am Stadttheater Freiburg i. Br. 1940 kam er zum Schiller-Theater Berlin. 1944 dienstverpflichtet, übernahm F. 1945 das Hebbel-Theater in Berlin. Am 23. Dezember 1947 wurde er zum Intendanten der von ihm gegründeten Komischen Oper Berlin in der Behrenstraße berufen. Hier brachte er 35 Inszenierungen heraus. Die DDR verlieh ihm fünfmal den Nationalpreis (1950, 1951, 1956, 1960 und 1979) sowie 1969 den Karl-Marx-Orden. 1952 wurde er Mitglied der Deutschen Akademie der Künste der DDR, deren Vizepräsident er von 1956 bis zu seinem Tode war. Die Walter-Felsenstein-Straße in Marzahn erinnert seit 1981 an sein Wirken. Am Gebäude der Komischen Oper befindet sich eine Gedenktafel. F. starb 1975 in Ost-Berlin und wurde wunschgemäß auf der Insel Hiddensee beigesetzt.

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Friedrich, Götz
* 4. August 1930 in Naumburg (Saale)
† 12. Dezember 2000 in Berlin
Regisseur und Intendant

Der Sohn eines Juristen begann 1953 seine Laufbahn an der Komischen Oper Berlin als Regieassistent und Dramaturg, ehe er dort 1959 Regisseur und 1968 Spielleiter wurde. Ab 1960 erwarb er sich einen Namen als Gastregisseur im In- und Ausland, übernahm Lehraufträge an der Staatlichen Schauspielschule Ost-Berlin und an der Hochschule für Bildende Künste West-Berlin. 1970 wurde er zum Professor an der Musikhochschule »Hanns Eisler« in Ost-Berlin berufen. 1972 verließ er die Komische Oper und folgte einem Angebot als Oberspielleiter und 1977 als Chefregisseur an die Hamburgische Staatsoper. 1981 wechselte er als Generalintendant und Chefregisseur an die Deutsche Oper Berlin, wobei er gleichzeitig von 1984 bis 1993 Intendant und Geschäftsführer des Theaters des Westens war. 1982 wurde er zum Mitglied der Akademie der Künste Berlin gewählt. F. wurde 1990 mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und 1996 mit der Ernst-Reuter-Plakette geehrt.

Fühmann, Franz
* 15. Januar 1922 in Rokytnice (CSR)
† 8. Juli 1984 in Ost-Berlin
Schriftsteller

Der Apothekersohn F. ging freiwillig zur Wehrmacht. 1942 veröffentlichte er seine ersten Gedichte. 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, lebte er nach seiner Entlassung 1949 in Ost-Berlin. Bis 1958 war er Mitglied der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NDPD). 1972 wurde er Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Sein Werk wurde von der Auseinandersetzung mit der Erfahrung des Nationalsozialismus geprägt. Suche nach Wahrheit charakterisiert seine Essayistik.

     Fühmann wirkte auch als sprachlicher Vermittler antiker (u. a. »Prometheus 1975), germanischer (u. a. »Das Nibelungenlied« 1971) und englischer (u. a. »Shakespeare. Für Kinder erzählt« 1968) Literatur. Wohnhaft am Strausberger Platz im Bezirk Friedrichshain, wurde ein kleines Haus in Märkisch-Buchholz (Brandenburg) zu seiner Arbeitsstätte. Zunehmend erblickte er in der ihm anfänglich sympathischen DDR Widersprüche, die sich nach den Prager Ereignissen 1968 in nicht mehr reparable Erschütterungen verwandelten. Kulturpolitische Defizite seiner Wahlheimat DDR und die nicht abnehmenden Versuche, Literatur zu ideologisieren, brachten ihn zunehmend in Distanz zur politischen Führung der DDR. In Märkisch-Buchholz fand F. seine letzte Ruhestätte.

Gißke, Ehrhardt (Erhard)
* 2. März 1924 in Schönstedt (Kreis Mühlhausen)
† 19. Juli 1993 in Berlin
Architekt

Der Sohn eines Maurers absolvierte ebenfalls die Maurerlehre. Ab 1945 besuchte G. die Ingenieurschule für Bauwesen Gotha, die er als Bauingenieur abschloss. G. kam 1952 nach Ost-Berlin und wurde Technischer Leiter des Nationalen Aufbauprogramms. Er war maßgeblich am Baugeschehen der Stalinallee (heute Karl-Marx-Allee) und ab 1955 an den Bauten für den Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde beteiligt. Von 1958 bis 1963 war er Stadtbaurat und Stadtbaudirektor im Ostteil Berlins, von 1966 bis 1973 leitete er das Institut für Industriebau der Deutschen Bauakademie (DBA). Nach seiner Promotion 1969 zum Dr.-Ing. ernannte ihn die DBA 1973 zum Professor. Danach war er Direktor des Instituts für Industriebau an der Bauakademie der DDR. Von 1974 bis 1989 leitete er die zentralen Bauten der Hauptstadt der DDR als Direktor der Aufbauleitung »Sonderbauvorhaben der Hauptstadt Berlin«. G. war maßgeblich an der Ausprägung des Ostberliner Stadtbildes beteiligt.

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Hertz, Gustav
* 22. Juli 1887 in Hamburg
† 30. Oktober 1975 in Ost-Berlin
Physiker

Der Sohn eines Rechtsanwalts und Neffe des berühmten Physikers Heinrich Hertz studierte ab 1906 Physik und Mathematik. Gemeinsam mit James Franck führte er 1913 das berühmt gewordene Experiment über die Bewegungen der Elektronen in Quecksilberdampf durch. Im Ersten Weltkrieg wurde er schwer verwundet. Von 1920 bis 1925 unternahm er Elektronenstoßversuche im neugegründeten Laboratorium der Philips-Glühlampenfabriken in Eindhoven (Holland). Mit Franck arbeitete er auch über die Wechselwirkung zwischen Gasatomen und Elektronen zur experimentellen Begründung der Quantenphysik. Franck und H. erhielten 1925 den Nobelpreis für den Nachweis der so genannten Quantensprünge. Im gleichen Jahr übernahm H. eine Professor in Halle/ Saale. 1927 wurde er Leiter des Physikalischen Instituts an der TH Berlin. 1935 durfte er als »Nichtarier« keine Prüfungen mehr abhalten und verließ die Hochschule. H. blieb in Deutschland und übernahm die Leitung eines Forschungslaboratoriums der Siemens-Werke in Berlin. Nach dem Prinzip der von ihm entwickelten Diffusionskaskade wurde im Zweiten Weltkrieg im großtechnischen Maßstab die Trennung des Uranisotops U 235 durchgeführt. 1945 ging er in die Sowjetunion, wo er in Suchumi (Georgien) den Aufbau eines Forschungsinstitutes leitete. 1954 siedelte er sich in der DDR an. Bis zu seiner Emeritierung 1961 lehrte er an der Universität Leipzig Atomund Kernphysik. Er übernahm den Vorsitz des »Rats für die friedliche Anwendung der Atomenergie beim Ministerrat der DDR«. Nach seiner Emeritierung zog er nach Ost-Berlin.

March, Werner
* 17. Januar 1894 in Charlottenburg (heute Berlin)
† 11. Januar 1976 in West-Berlin
Architekt, Fachschriftsteller

Der Sohn des Architekten Otto March studierte von 1912 bis 1914 an der TH Dresden, war dann Soldat und setzte dann sein Studium an der TH Berlin bis zum Diplom-Architekten fort. 1923 entwarf er die Reichsbanksiedlung Schmargendorf (Bezirk Wilmersdorf). Gemeinsam mit seinem Bruder Walter erhielt M. 1926 den ersten Preis im Wettbewerb um den Ausbau des Deutschen Sportforums in Berlin. 1932 übernahm er den Bauauftrag für das am 1. Juli 1936 eröffnete Reichssportfeld in Berlin (Olympiastadion) einschließlich der Waldbühne für 25 000 Zuschauer. Während der Nazizeit war er an der Nord-Süd-Achsenplanung für Berlin und an weiteren Bauten beteiligt. 1936 wurde er Mitglied der Akademie der Künste in München und der Akademie der Künste in Berlin. 1940 bis 1945 nahm er freiwillig als Rittmeister der Reserve am Zweiten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg wirkte er zunächst in Minden/ Westfalen, wo er 1946 den Dombau-Verein gründete. 1953 bis zu seiner Emeritierung 1960 war M. Professor für Städtebau und Siedlungswesen und zugleich Direktor des Zentralinstituts für Städtebau an der TU Berlin. 1962 wurde er mit dem Titel Ehrensenator der TU geehrt. Seit 1955 war er Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau und Landesplanung. Seine letzten Bauwerke waren die 1961 geweihte Vaterunser-Kirche in Wilmersdorf und das Institut für Nachrichtentechnik der TU Berlin. Eine Gedenktafel am Olympiastadion erinnert an sein bekanntestes Bauwerk. Seine letzte Ruhestätte fand M. auf dem Kirchhof II der Luisengemeinde in Berlin-Charlottenburg.

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Neumann, Günter Christian Ludwig
* 19. März 1913 in Berlin
† 17. Oktober 1972 in München
Komponist, Kabarett- und Drehbuchautor

N. trat bereits 1930 als musikalischer Leiter der »Katakombe« hervor. Im Herbst 1946 brachte er in Berlin seine Kabarettrevue »Alles Theater« und »Schwarzer Jahrmarkt« heraus. 1948 begründete er während der Berlin-Blockade als Texter und Komponist die politische Kabarett-Sendung »Die Insulaner« im RIAS. Bis 1962 wurden die »Insulaner« mit größtem Erfolg gesendet und in West und Ost gehört. Er schrieb Bücher wie »Ich war Hitlers Schnurrbart« (1949) und hatte großen Anteil am Erfolg des Films »Das Wirtshaus im Spessart« (1957) sowie den Filmen »Herrliche Zeiten« und »Berliner Ballade«. Von ihm stammte die Übersetzung des amerikanischen Musicals »Kiss me Kate«. Verheiratet war N. mit Tatjana Sais, die viele seiner Lieder interpretierte. 1960 erhielt N. den Kunstpreis der Stadt Berlin und 1971 den Paul-Lincke-Ring. Sein Grab befindet sich auf dem Kirchhof III der Luisen-Gemeinde Charlottenburg.

Neuss, Wolfgang
* 3. Dezember 1923 in Breslau
† 5. Mai 1989 in West-Berlin
Schauspieler, Kabarettist und Drehbuchautor

N. absolvierte eine Fleischerlehre und unternahm bereits während des Krieges erste kabarettistische Versuche. Seine Karriere begann 1951 in West-Berlin gemeinsam mit Wolfgang Müller. Er inszenierte und spielte bei den »Stachelschweinen« und trat häufig im »Nürnberger Trichter« auf. Er produzierte Filme wie »Wir Kellerkinder« (1960) und »Genosse Münchhausen« (1962). N. wirkte in mehr als 50 Filmen mit. Nach dem Unfalltod seines Partners Müller wurde er mit »Der Mann an der Pauke« berühmt. 1983 erhielt er den Deutschen Kleinkunstpreis. Nach seinem durch Drogen beförderten Tod gründete sich eine Wolfgang-Neuss-Gesellschaft zur Wahrung seines Andenkens.

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Rosenthal, Hans Günter
* 2. April 1925 in Berlin
† 10. Februar 1987 in West-Berlin
Rundfunk- und Fernsehmoderator, Showmaster

R. besuchte 1935 die Jüdische Mittelschule in der Großen Hamburger Straße in Berlin-Mitte, ab 1941 das landwirtschaftliche Ausbildungs- und Umschulungslager des Palästina-Amtes in Jessen (Niederlausitz), um nach Palästina auswandern zu können. Nach der Auflösung des Lagers wurde er 1941 als Friedhofsarbeiter und Totengräber im Arbeitslager Neuendorf bei Fürstenwalde eingesetzt. Er wurde zur Zwangsarbeit verpflichtet und konnte sich von 1943 bis zum Kriegsende in der Schrebergartenkolonie »Dreieinigkeit« in Lichtenberg verbergen. Nach Kriegsende bewarb sich R. beim Berliner Rundfunk in der Masurenallee und arbeitete dort bis Mitte 1948 u. a. als Regieassistent und Aufnahmeleiter. Danach ging er zum RIAS, wo seine Karriere zu einem der erfolgreichsten Showmaster der Bundesrepublik begann. Seine erste Sendung als Quizmeister hieß 1954 »Wer fragt, gewinnt«. Besondere Erfolge verzeichnete er mit dem Hörfunk-Quiz »Allein gegen alle« (1963) und mit der 1971 gestarteten Fernsehsendung »Dalli, dalli«, die er bis 1986 153 mal moderierte. 1954 übernahm er die erste Serienregie für »Die Rückblende«, die bis 1961 erfolgreich lief. R. wurde 1962 die Leitung der Unterhaltungsabteilung des RIAS übertragen. R. war seit 1954 Mitglied der Repräsentanten-Versammlung der Jüdischen Gemeinde West-Berlin und seit 1971 deren Vorsitzender. 1961 wurde er Mitglied und 1973 Direktoriumsmitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland. Er erhielt 1972 das Bundesverdienstkreuz. Der Platz vor dem RIAS-Gebäude erhielt den Namen Hans-Rosenthal-Platz. Beigesetzt wurde er auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Heerstraße (Charlottenburg).

Weigel, Helene
* 12. Mai 1900 in Wien
† 6. Mai 1971 in Ost-Berlin
Schauspielerin, Intendantin

W. begann ihre Karriere 1919 am Neuen Theater in Frankfurt/ Main. Ab 1922 an verschiedenen Berliner Bühnen engagiert, spielte sie 1932 die Titelrolle in der Uraufführung »Die Mutter« (Brecht) im Komödienhaus am Schiffbauerdamm. 1933 Emigration mit Bertolt Brecht (Heirat 1928) über Prag, Wien, Zürich, Paris nach Dänemark, 1939 nach Schweden und Finnland und schließlich 1941 nach Santa Monica (USA). Während der Exilzeit spielte sie u. a. 1937 in Paris die Titelrolle in »Die Gewehre der Frau Carrar« (Brecht) und 1938 die jüdische Frau in »Furcht und Elend des Dritten Reiches« (Brecht). 1948 kam sie mit Brecht nach Ost-Berlin. Sie war als künftige Leiterin wesentlich an der Gründung des »Berliner Ensembles« 1949 beteiligt, das bis 1954 im Deutschen Theater auftrat und 1954 das Theater am Schiffbauerdamm als ständige Spielstätte erhielt. Weltberühmt wurde sie mit der Titelrolle in »Mutter Courage und ihre Kinder« (1949 deutsche Erstaufführung), mit der sie in vielen Ländern gastierte. Die DDR ehrte sie für diese Darstellung mit dem Nationalpreis. W. war Mitglied der Akademie der Künste der DDR. An ihrer letzten Wohnstätte in der Chausseestraße befindet sich eine Gedenktafel. Das Areal vor dem Berliner Ensemble erhielt 1978 den Namen Helene-Weigel-Platz. Ihr Grab, seit 1997 Ehrengrab, befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in der Chausseestraße.

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2001
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