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Leo von Klenze
Architekt zwischen Kunst und Hof. 1784-1864

Ausstellung im Alten Museum Berlin.
24. Februar bis 29. April 2001

Gilt Karl Friedrich Schinkel (1781-1841) als bedeutendster Architekt des 19. Jahrhunderts in Preußen, so wurde Leo von Klenze (1784-1864) mit seinen Bauten für Bayern vergleichbar prägend und stilbildend. Nun ist Klenze in einer umfangreichen Ausstellung seines Werkes in Schinkels Altem Museum in Berlin zu Gast - ein symbolhaftes Aufeinandertreffen. Chronologisch und thematisch gewichtet werden die Etappen seines architektonischen Schaffens vorgestellt: von seiner Studienzeit an der Berliner Bauakademie und dem Einfluss Friedrich Gillys


Klenzes den Monarchen des Wiener Kongresses angetragenes »Projet de Monument à la Pacification de l'Europe«, um 1813/14. Im Bau der »Walhalla« bei Regensburg (ab 1831) wurden Elemente dieses Entwurfs bei einem veränderten inhaltlichen Konzept teilweise realisiert.

und der Auseinandersetzung mit den Lehren von Nicolas-Louis Durand, über seine Zeit als Hofbaumeister beim Bruder Napoleons, Jérôme Bonaparte, in Kassel bis zu den Münchner Bauten für Ludwig I. von Bayern.
     Klenzes künstlerischer Weg, vom Anfänger, der auch grob Unzulängliches entwirft, wie ein kleines Hoftheater für Kassel, in dem sich die Besucher durch einen schmalen Gang zu ihren Garderoben drängeln müssen, bis zum gestandenen, geschätzten Architekten wird nachvollzogen.
     In der Ausstellung wird nicht nur das architektonische Werk in exzellenten Zeichnungen und Modellen vorgestellt, auch Schnittstellen zu zeittypischen Problemstellungen, wie Stilwahl oder ingenieurtechnische Einflüsse auf Konstruktionen, werden berührt, Parallelen und Konkurrenzen zum Werk anderer Architekten sichtbar. Die Platzierung der Exponate ermöglicht vielfältig den Vergleich. Hier insbesondere zum Schaffen von Schinkel, von dessen Werk Klenze immer wieder Anregungen bezog. Doch Klenze und Schinkel trennen Welten. Würdigt Schinkel die Befreiungskriege gegen Napoleon mit einem gotischen Dom auf dem Leipziger Platz, zieht sich Klenze mit seinem dorisch- griechischen Tempelentwurf der Walhalla in nordische Mythologie und an die Gestade der Donau zurück. Hier offenbart sich nicht nur eine grundsätzliche andere künstlerische Haltung, sondern auch eine unterschiedliche Reflexion des Zeitgeschehens. Der Versuch, mit Schinkel gleichzuziehen, kann mehrfach beobachtet werden. So, wenn Klenze die Herausgabe seines Œvres betreibt und ganz unverblümt mit dem Titel »Sammlung architectonischer Entwürfe« die Publikation der Schinkelschen Entwurfssammlung kopiert.
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Auch direkte Konkurrenz zwischen beiden Architekten wird deutlich am Beispiel des Entwurfs für den Königspalast in Athen. Klenze reagiert nicht nur auf Schinkels Entwurf, er versucht ihn auch aus dem Projekt zu verdrängen.
     Werden in diesen Beispielen Facetten der Persönlichkeit Klenzes mit beleuchtet, so ist auch seine Entwicklung vom Freund der Franzosen am Hof in Kassel und sein geschwindes Umschwenken nach dem Zusammenbruch des napoleonischen Königreiches Westfalen 1813 zum »Germano- Klassizisten« nachzuvollziehen. Deutlichste Ergebnisse: die Walhalla und die Befreiungshalle. Ein anderer Aspekt der Ausstellung gilt Klenzes Auseinandersetzung mit der antiken Architektur. Anschaulich wird sein Erkunden der klassischen Bauprinzipien während seines Italienaufenthalts in Skizzen und Studien.
     Klenze, der stets die Position in der Nähe eines Königs bevorzugte und sich auch den Wünschen des Monarchen nicht verweigerte, landete in München seinen ersten großen Wurf mit der Glyptothek. In der Ausstellung ist nicht nur die Kette der Entwürfe und ein Originalmodell zu betrachten, die in Gegensatz zur heutigen Präsenz des Gebäudes einen schwelgerischen Umgang mit Farben und Stuck zeigt, auch die museologische Inszenierung kann nachvollzogen werden. Neben diesem Objekt werden zwei weitere Bauten vorgestellt, die Klenzes Ruf als herausragenden Museumsarchitekten begründen: die Alte Pinakothek in München und die Neue Eremitage in St. Petersburg. Eine Vorstellung von der opulenten Innenausstattung der Eremitage geben Raumaquarelle.
     München wird Klenzes Domäne. Hier verhilft er König Ludwig I. von Bayern seine Repräsentationsabsichten architektonisch umzusetzen.

Endgültiger Ausführungsentwurf der Befreiungshalle bei Kehlheim, 1849/50, die er nach dem Tod Friedrich von Gärtners (1792-1847) fertig baute

Noch heute prägen Königsplatz und Ludwigstraße die Gestalt der Stadt. Das Eingehen Klenzes auf gestalterische Forderungen der Auftraggeber kann hier ebenso wie sein normatives Regulieren des Bauprozesses in Bayern aus der Position als Oberbaurat und Hofbauintendant beobachtet werden, nicht zuletzt die intrigante Verdrängung von Rivalen.
     Den Ausstellungsmachern ist ein facettenreiches Bild dieser ambivalenten Künstlerpersönlichkeit gelungen, das Klischees vermeidet und bei der Würdigung der Leistung Klenzes die kritische Sicht nicht einbüßt.
     Zur Ausstellung ist ein empfehlenswerter Katalog erschienen, der sich als ein Kompendium neuester Klenze- Forschung präsentiert und zu den einzelnen Bereichen der Ausstellung faktenreich, detailliert und anschaulich informiert.

Barbara Kündiger

Bildquelle: Katalog

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Michael Albrecht/ Eva J. Engel (Hrsg.)
Moses Mendelssohn im Spannungsfeld der Aufklärung

frommann- holzboog, Stuttgart/ Bad Cannstatt 2000

Es ist nur allzu verständlich, dass mit dem Erscheinen weiterer Bände der Moses-Mendelssohn- Jubiläumsausgabe auch die Sekundärliteratur zu dem großen Berliner Philosophen anwächst. Und erfreulich der Eindruck, dass noch längst nicht alles über Mendelssohn gesagt worden ist.
     Auch der vorliegende Sammelband mit seinen elf Beiträgen bestätigt diese Tendenz. Entstanden ist er auf der Grundlage von Arbeiten für den 9. internationalen Kongress über die Aufklärung in Münster 1995. Damals gab es im Rahmen des Kongresses eine Veranstaltung zu »Moses Mendelssohn: Aufklärung und Modernität«. Die dazu gelieferten Beiträge wurden zwar in Kurzfassung bereits veröffentlicht, aber die Herausgeber weisen in ihrer Einleitung darauf hin, dass es ihnen in dieser jetzigen Sammlung nicht um eine möglichst große Anzahl von Beiträgen ging, sondern um den Nachweis für die Bedeutung Mendelssohns für ganz verschiedene Disziplinen.
     Das Spektrum der Arbeiten von Autoren aus Australien, den USA und Deutschland reicht denn auch von Fragen der Mathematik bis zur Theologie, von der Literaturkritik bis zur Rechtsphilosophie, von der Musikästhetik bis zur Sprachwissenschaft.
     Eröffnet wird die Sammlung mit einem Beitrag von Michael Albrecht über Mendelssohns mathematische Hypothese zum Problem des Handelns wider besseres Wissen. Die von Mendelssohn gewonnene Formel »Quantität des Guten« multipliziert mit der

»Quantität unserer Einsicht« und dividiert durch die »erforderliche Zeit« erinnert an Versuche in den sechziger und siebziger Jahren unseres Jahrhunderts, ethische Probleme über mathematische Formeln erkennbarer zu machen (z. B. Franz Loeser in Berlin). Mendelssohn ließ jedoch seine Überlegungen bald fallen, weil er sich der inneren Schwierigkeiten eines solchen Herangehens bewusst wurde und erkannte, dass man damit nicht erklären konnte, warum die Menschen trotz eines theoretisch richtigen Wissens nicht dementsprechend, sondern immer wieder eben wider besseres Wissen handeln.
     Besonders empfehlenswert ist der Artikel von Eva J. Engel über die Verdienste Mendelssohns bei der Entwicklung der Literaturkritik in Deutschland. Am Beispiel der Zusammenarbeit des Philosophen mit Friedrich Nicolai und Gotthold Ephraim Lessing arbeitet die Autorin heraus, was die deutsche Literaturwissenschaft und -kritik Mendelssohn Neues an Definitionen und Gehalt verdankt. Vor allem, so wird betont, »half er dem deutschen Dichter um 1758, sich des Maßstabs der Weltliteratur und der schöpferischen Vollkommenheit bewußt zu werden« (S. 65).
     Akribisch untersucht Hermann Klenner die Übereinstimmungen und Unterschiede in den völkerrechtlichen Auffassungen von Immanuel Kant und Moses Mendelssohn. Er zeigt, gegen wen sich die beiden einig waren, wenn es darum ging, die aufklärerische Position zu verteidigen. Nicht einverstanden war Kant dagegen mit der Ansicht Mendelssohns, dass die Entwicklung der Menschheit wie in einem Zirkel laufe und nur für das einzelne Individuum von Fortschritt geredet werden könne. Zu dieser Kontroverse, die aus der Sicht Mendelssohns den generellen Fortschrittsoptimismus in Frage stellt, meint Klenner - und es scheint ein wenig Wehmut mitzuklingen - abschließend: »Man ist geneigt, Mendelssohn zuzugestehen, daß er, aus der Wahrheit seiner fünf Sinne lebend, vorerst gegen Kant recht behalten hat.« (S. 118)
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Die beiden umfänglichsten Abhandlungen sind der Musikästhetik (Laurenz Lütteken) und der Sprachtheorie (Ulrich Ricken) gewidmet. Lütteken belegt am Beispiel Berlins, dass es einen eigenen musik- ästhetischen Diskurs der Aufklärung gegeben hat, und kennzeichnet die Rolle, die Mendelssohn dabei gespielt hat. Dabei ging es vor allem um eine rationale Begründung der Wirkung von Musik. Ricken weist in seiner ausführlichen Untersuchung auf den Platz sprachtheoretischer Überlegungen bei Mendelssohn hin und zeigt, zu welchen Ergebnissen er bei der Analyse der Sprache gekommen ist. Interessant ist in diesem Zusammenhang Mendelssohns Verständnis der dialektischen Beziehungen von »Aufklärung der Begriffe« und »Verwirrung der Begriffe« (vgl. S. 232).
     Im engeren Sinne philosophiehistorische Themen werden in den Beiträgen von Cornelia Buschmann (über Mendelssohns Abhandlung über die Evidenz anlässlich einer Preisfrage der Berliner Akademie), von Günter Gawlick (über einen »Anti Phädon« aus dem Jahre 1771), von Robert A. Jacobs (über die Quellen des Schreibens an Lavater) und von Astrid von der Lühe (über Hume und Mendelssohn in ihrer Fragestellung zur Kausalität) behandelt. Weitere Themen sind Mendelssohn und die Mathematik (von Hans Lausch) und Mendelssohns Bibelexegese (David Sorkin).
     Die Vielfalt der Themen belegt nachdrücklich die in der Einleitung betonte Vielseitigkeit der Langzeitwirkung von Moses Mendelssohn. Die Mehrzahl der Beiträge - das gehört hervorgehoben zu werden - bleibt daher auch nicht bei einer philosophiehistorischen oder geistesgeschichtlichen Nachzeichnung dessen stehen, was einmal war, sondern weist auf die weiter wirkenden Fragestellungen und Problemlösungen hin und regt so zu weiteren Untersuchungen an, zumindest aber zum erneuten Nachlesen bei Moses Mendelssohn.

Eberhard Fromm

Wolfgang Jacobeit
Von West nach Ost - und zurück.

Autobiografisches eines Grenzgängers zwischen Tradition und Novation
Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2000

Wolfgang Jacobeit, der bekannte Volkskundler, der zusammen mit seiner Frau Sigrid die dreibändige Illustrierte Alltagsgeschichte des deutschen Volkes1) verfasst hat - eine Pionierleistung populärer Geschichtsvermittlung, die die Volkskunde und Alltagsgeschichte ungemein bereichert hat und große Anerkennung fand -, hat sich nun auch unter die Autobiografen eingereiht.
     Er gibt einen einfühlsamen und interessanten Einblick in seinen Lebensweg und in ein deutsches Forscherleben. Geboren in Jena, einziger Sohn eines Gymnasiallehrers, eines extremen Ludendorff- Anhängers, zu dem er bald auf Distanz geht. Er wächst in Thüringen und in Ostpreußen auf und besucht die Universitäten in Leipzig und Königsberg. Nach dem Krieg studiert und promoviert er in Göttingen auf dem Gebiet der Volkskunde. Jacobeit berichtet über das harte Leben der ersten Nachkriegsjahre, über das studentische und das der Professoren. Nach dem Studium übernahm er eine neue Aufgabe: die Exhumierung französischer, belgischer, niederländischer und italienischer Toter in den drei Westzonen, die in die Heimat überführt werden sollten, die Identifizierung von Menschen, die in KZ-, Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagern umgekommen sind.
     Entscheidend für sein späteres Forscherleben wird die Begegnung mit dem Marxisten Wolfgang Steinitz, Direktor des Instituts für deutsche Volkskunde an der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Da Jacobeit im Westen keine Anstellung fand, folgte er dem Angebot von Steinitz und siedelte nach Berlin über, während viele DDR- Bürger im Westen ihr Heil suchten.

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   104   Berichte und Rezensionen   Voriges BlattNächstes Blatt
Wir erhalten aufschlussreiche Einblicke in das Institutsleben an der Berliner Akademie, später an der Humboldt- Universität und im Museum für Volkskunde auf der Berliner Museumsinsel, wir erfahren über seine Zusammenarbeit mit bekannten Gelehrten, z. B. mit Jürgen Kuczynski, Auseinandersetzungen mit Dogmatikern, über die Berührung mit Nachbardisziplinen, wie Sozial-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, internationale fruchtbare Verbindungen, über seine Tätigkeit in internationalen Volkskunde- und Museumsorganisationen und wegweisende Konzeptionen in der Volkskunde, die sich auch in den Ausstellungen im Museum für Volkskunde manifestieren, wie die Ausstellungen über afrikanische Frauen, Sorben in der DDR, Volkskunst oder Kultur und Lebensweise des Proletariats, Ausstellungen, die die Berliner Museumslandschaft bereichern und mit alten Traditionen brechen.
     Jacobeit gilt als Wegweiser einer neuen Volkskunde, die sich zunehmend als Kulturwissenschaft darstellt, er ist, wie er selbst im Untertitel ausweist, ein »Grenzgänger zwischen Tradition und Novation«. Große Anerkennung erwirbt er sich mit der Hinwendung zur deutschen Alltagsgeschichte, mit der er, wie der amerikanische Historiker J. G. Iggers einmal formulierte, eine Erweiterung des Horizonts von schematischen Strukturen zu konkreten Aspekten des täglichen Arbeiterlebens vornahm. Die neue Volkskunde und Alltagsgeschichte, die Jacobeit nun vertrat und vertritt, fand jedoch nicht immer den Beifall von Historikern und in alten Traditionen verhafteten Volkskundlern. Er setzt sich vehement mit konservativen Historikern und »westlichen« Volkskundlern, mit »bösartig- ewig Gestriger«, auseinander, die seine und die Arbeit vieler DDR- Volkskundler während des Kalten Krieges, aber auch nach der Wende zu diffamieren versuchten.
     Einen interessanten Lebens- und Forschungsbericht hat Jacobeit vorgelegt, der auch unangenehmen Fragen nicht aus dem Wege geht, zugleich über das Leben in der DDR zum Nachdenken anregt. Eine Autobiografie, die zu lesen sich lohnt.

Hans-Heinrich Müller

1     Illustrierte Alltagsgeschichte des deutschen Volkes 1550-1810, Urania-Verlag, Leipzig- Jena- Berlin 1985, Bd. 2: 1810-1900, Bd. 3: Illustrierte Alltags- und Sozialgeschichte Deutschlands 1900-1945, Münster 1995.

 

An die Redaktion

Zu dem in Heft 2/2001 veröffentlichten Aufsatz »Napoleons Kontinentalsperre brachte viel Garn« von Wolfgang W. Timmler gestatte ich mir folgenden Hinweis:
     Karl May wurde 1842 geboren und hat im September 1861 seine Lehramtsprüfung abgelegt. Im November desselben Jahres erhielt er eine Anstellung als Fabrikschullehrer in den Schulen der Baumwollspinnerei Julius Claus und der Kammgarnspinnerei Carl Friedrich Solbrig & Söhne in Altchemnitz. Die auf Seite 99 genannte falsche Jahreszahl 1816 ist daher wohl auf einen »Zahlendreher« zurückzuführen.
     Mit herzlichem Dank für die allzeit interessante Lektüre und freundlichen Grüßen

Erwin Müller
Karl-May- Gesellschaft e.V.

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   105   Berichte und Rezensionen   Voriges BlattNächstes Blatt
Herbert Liman
Mehr Licht Die Geschichte der Berliner Straßenbeleuchtung
Haude & Spener, Berlin 2000

Ingmar Arnold
Luft-Züge. Die Geschichte der Rohrpost in Berlin und anderswo.
Verlag GVE, Gesellschaft für Verkehrspolitik und Eisenbahnwesen e.V. Berlin 2000

Zwei neue Bücher zur technischen Geschichte der Stadt

Seit nunmehr 322 Jahren sind Berlins Straßen und Plätze beleuchtet, zunächst 1678 mit wenigen Öllaternen auf Holzpfosten oder an den Häusern im Abstand von drei Gebäuden, die die drei Anlieger abwechselnd zu versorgen hatten.
     Nahezu 230 000 Leuchten sind es heute, davon rund 44 000 mit Erdgas betrieben. Die letztgenannte Zahl stellt einen Weltrekord dar, der eigentlich ins Guinessbuch gehörte.
     Die vielfältigen Entwicklungen, die auf dem Gebiet der Stadtbeleuchtung im Zeitraum von nahezu 30 Generationen vor sich gegangen sind, schildert Herbert Liman in seinem handlichen, reich bebilderten Buch »Mehr Licht - Die Geschichte der Berliner Straßenbeleuchtung«, das trotz vieler technischer Details gut lesbar ist und eine Lücke in der Berliner Geschichtsforschung schließt.
     Liman weiß, wovon er schreibt. Er war lange Jahre als Leiter der Abt. Straßenwesen des Senats für alles verantwortlich, was auf und unter den Straßen gebaut wurde, und mehr als 20 Jahre speziell für die ständig wachsende Zahl der Laternen zur öffentlichen Beleuchtung.

     Und obwohl über dieses Thema schon hier und da berichtet wurde: Mit dem nun vorliegenden Buch ist eine abgerundete, vollständige Darstellung gelungen, die besonders durch die Vielzahl der bisher unveröffentlichten Bilder besticht.
     Methodisch ist besonders bemerkenswert, wie der Autor das Problem gelöst hat, die engen Zusammenhänge zwischen Straßen-, Verkehrs- und Grünplanung sowie Randbebauung begreiflich zu machen, die bei einem beleuchteten Straßennetz von über 5 000 km Länge im Laufe der betrachteten langen Zeit zu den vielfältigsten Lösungen geführt haben. Dazu wählt er die uns allen bekannte Pracht- und Hauptstraße Unter den Linden als Demonstrationsbeispiel und analysiert sie in den einzelnen Zeitperioden jeweils nach Verkehrsausbau, Baumbepflanzung und weiteren Details, die ihre Beleuchtungsart und -technik bedingten. So kann der Leser gewissermaßen am praktischen Beispiel die theoretischen Bedingungen nachvollziehen, die jeweils vorlagen, und sie mit denen der vorhergegangenen oder später erfolgten Ausbaustufen vergleichen.
     Wohltuend ist auch, dass die Fülle möglicher statistischer Angaben auf ein überschaubares Minimum reduziert wurde.
     Die zweite hier vorzustellende Publikation befasst sich mit der Berliner Rohrpost.
     Die Rohrpost? Ach ja, überholtes Schnellbeförderungssystem der Post um die letzte Jahrhundertwende, kennt man ja. Vielleicht für Postleute oder Spezialisten interessant. Aber ein ganzes Buch darüber? So dachte ich zunächst auch.
     Aber was der Autor Ingmar Arnold - sicherlich angeregt durch seine Mitarbeit am Bestseller »Dunkle Welten«, Ch. Links Verlag Berlin, 1997 - hier an Zusammenhängen mit der allgemeinen technischen Entwicklung, der Städte- und Verkehrsplanung und weiteren Disziplinen alles ans Tageslicht geholt hat, ist erstaunlich, hoch anzuerkennen und in vielerlei Hinsicht einfach frappierend.
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   106   Berichte und Rezensionen   Voriges BlattNächstes Blatt
Damit hat sich der erst 34- jährige Geschichtsforscher in die vordere Reihe der Großen seines Faches geschossen.
     Ausgehend von der theoretischen Bedeutung des Begriffes der Pneumatik werden systematisch die Anfänge der Nutzung dieses technischen Effekts in der ganzen Welt untersucht und begreifbar dargelegt. Wer weiß schon, dass es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend in England perfekt entwickelte atmosphärisch angetriebene Eisenbahnen gab. Die größten waren 24 km lang, funktionierten über Jahre und waren bezüglich ihrer technischen und ökonomischen Parameter den Dampf- Eisenbahnen weit überlegen.
     Und wer weiß, welche Dimensionen die erste Rohrpostanlage der Welt, ebenfalls in England, besaß? Da waren nicht dünne Röhren, sondern mittelgroße gusseiserne Rohrkanäle im Eiprofil, etwa 84 x 71 cm weit, durch die 2,54 m lange Wagen auf Schienen, die mit Druckluft bis zu 65 km/h schnell unterirdisch verkehrten und als Zug 75 Postsäcke, entsprechend große und schwere Pakete und in Ausnahmefällen sogar Menschen befördern konnten.
     Es werden Phasen der Versuche, praktische Erfolge, dabei entstandene Zukunftsvisionen und der später zufolge der Erfindung der Elektrizität eingetretene Niedergang der Erfindung beschrieben und jeweils sachlich begründet.
     Das Ganze wiederholt sich in ausführlichen Abschnitten für Paris, New York und detailliert für Berlin, am Schluss wird noch das Beispiel Hamburg kurz dargestellt.
     Der Autor beruft sich auf fast 400 konkrete Quellen, ungezählte Jahrgänge von 38 internationalen Fachzeitschriften hat er systematisch durchgewühlt, die 70 Standardwerke des Fachgebietes als Anlage zusammengestellt.
     Das mit Abstand bestechendste Merkmal dieses Werkes sind jedoch die über 100 Abbildungen, die die fast 200 Jahre währende Periode so anschaulich machen, weitgehend unbekannt sind und in dieser Geschlossenheit noch nie veröffentlicht wurden. Tabellarische Übersichten ermöglichen zusammenfassende Informationen. Ein Zukunftsausblick bis hin zu den japanischen Visionen von unterirdisch verkehrenden Erd- Flugzeugen schließt das Ganze ab.
     Für die wissenschaftliche Arbeit wäre es praktisch, wenn bei einer weiteren Auflage ein Orts-, Sach- und Personenregister angefügt werden könnte.
     Aber insgesamt: ein Paukenschlag in der großen Sinfonie der Technikgeschichte dieser Welt. Gratulation dazu!

Hilmar Bärthel

 

Herbert Bath
Die Schlösser und Herrenhäuser in Berlin und Brandenburg

Ein Überblick in Text und Bild. Selten ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk so unprätentiös dahergekommen wie die hier zu besprechende Publikation, mit der sich der auf die Regionalgeschichte und -gegenwart Berlins und seines Umlands spezialisierte Stapp Verlag wieder einmal auf dem Markt unverzichtbarer Standardliteratur (erinnert sei nur an Ribbe/Schmädeke: Kleine Berlin- Geschichte, deren 5. Auflage schmerzlich vermisst wird) einen Namen gemacht hat.

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Denn was der Autor (selbst ein Brandenburger: vor 75 Jahren in Kreis Ruppin geboren) im Ergebnis der Verfolgung einer im Jahre 1992 aufgenommenen Selbstverpflichtung, die ihn auf die Spuren von nicht weniger als über 650 brandenburgischer Schlösser und Herrenhäuser (die in Berlin inbegriffen) geführt hat, nun unter relativ anspruchslosem Titel vorlegt, ist eine an der Jahrtausendwende dringend nötige Bestandsaufnahme der in den heutigen Bundesländern Berlin und Brandenburg noch nachweisbaren Gebäude, die - im Wesentlichen! - die in Bausteinen geronnene Hinterlassenschaft eines erheblichen gesellschaftlichen Potentials dieser Region darstellen: Ostelbien war ein Kolonialland, von Deutschen seit dem hohen Mittelalter erobert, durchdrungen und besiedelt - und ein ganz charakteristischer und spezifischer Faktor in diesem Prozess waren Landesherren und deren Gefolgsleute, kurz, der Adel. Die aus der besonderen Form der Landnahme entspringende Agrarstruktur brachte es mit sich, dass die ostelbischen Lande von adligen Gütern wimmelten, zu denen im Normalfall ein Familiensitz gehörte. Nur im Ausnahmefall gedieh dieser so, dass man aus dem Gesichtswinkel der Architekturgeschichte auch von einem »Schloss« sprechen kann, und oft genug kann dann noch über dessen Zuordnung zur Kategorie »Herrenhaus« diskutiert werden (im Verständnis der Dorfbewohner war der Wohnsitz des Gutsherrn ohnehin überall »das Schloss«). Im Interesse der Sache hat der Autor auf feinsinnige Untersuchungen architekturtheoretischer Provenienz verzichtet und eine u. E. sehr praktische Einteilung vorgenommen: »Schloss« nennt er einen Repräsentationsbau ausserhalb der Dorflage, »Herrenhaus« das Domizil eines Gutsbesitzers, das mit der Gutswirtschaft direkt verbunden und daher mit den dazu gehörigen Nutzbauten des Gutshofes verquickt war. So ist der Ansatz seiner Betrachtungen auch weit mehr soziologischer als kunstgeschichtlicher Natur: Ganz nüchtern arbeitet er den Einfluss der Veränderungen in der agrarischen Produktionsweise auf Funktion und Stil der Schlösser und Herrenhäuser heraus und kommt so ohne allzu grosse Strapazierung der Kunstgeschichte (Stichwort Eklektizismus!) zu einer schlüssigen Erklärung der sich im 19. Jahrhundert vollziehenden massenhaften Über- und Umbauten von Adelssitzen - die zudem oft genug ihren Charakter als Adelssitze verlieren und in bürgerliche, städtische oder Stiftungs- Hände übergehen.
     Der Autor hat allerdings nicht gänzlich umhin gekonnt, der Kunstgeschichte Tribut zu zollen: Sein historischer Überblick ist nach Renaissance, Barock/Rokoko, Klassizismus und Historismus gegliedert. Ein gesondertes Kapitel ist, wie verständlich, dem Schicksal der zur Untersuchung anstehenden Gebäude ab 1945 gewidmet. Von den historischen Wurzeln der Bodenreform erfährt der Leser in dem Kapitel allerdings nichts: Sie kommt wie ein Blitz aus der Machtvollkommenheit der Sowjetischen Besatzer, die das sowjetische Agrarmodell einführen wollten; Beschlüsse der Potsdamer Konferenz der Siegermächte zur Eliminierung des »Junkertums« wie auch das jahrzehntelange Ringen deutscher »Bodenreformer« unterschiedlicher Couleur um eine Beseitigung der Vormachtstellung der Rittergüter im ostelbischen Dorf finden keine Erwähnung. Dennoch wird natürlich mit Recht angeprangert, mit welchem Banausentum die Führung der SED ihre Kampagne »Das Gesicht dem Dorfe zu« praktizierte, indem sie am liebsten dort keine Herrenhäuser mehr sehen wollte und deren Zerstörung direkt beförderte. Ein wenig unterbelichtet bleibt dabei des Autors Blick auf die Erfolge örtlicher Verantwortungsträger bei ihrem Bemühen, den in hohen Parteiinstanzen herbeigesehnten Abriss zu unterlaufen, indem das Relikt der »Junkerherrschaft« einer wie immer gearteten Nutzung zugeführt wurde - an verstreuten Stellen werden solche Erfolge vom ihm auch positiv bewertet.
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Zu dem eigentlich naheliegenden Vergleich mit den Ritterburgen gelangt der Autor allerdings nicht: S. 29 legt er überzeugend dar, dass angesichts der Befestigung der Landesherrschaft das Rittertum aufhörte und mit ihm die Ritterburgen ihr Ende fanden - dass mit dem Verschwinden der Schicht der Rittergutsbesitzer notwendigerweise (auch wenn man das bedauern muss) das Ende der Herrenhäuser eingeläutet wurde, liegt doch als Parallele auf der Hand. Sehr richtig zeigt Bath auch Verständnis dafür, dass selbst finanziell potente Adelsfamilien dem angebotenen Rückkauf einstiger Familiensitze nicht nähertreten: Einst waren die Häuser Teil einer verzweigten Gutswirtschaft und wurden aus deren Erträgen erhalten (oder auch nicht - dann gingen sie eben, und im 19. und 20. Jahrhundert schon in spürbarem Umfang, in andere Hände über ...); ohne diesen wirtschaftlichen Hintergrund sind sie dagegen bloße »dunkle Löcher« für die Familienkasse.
     Das Wichtigste an dem Buch sind allerdings nicht die Essays zu den einzelnen Bau(bzw. Abriss-) Perioden - was die Veröffentlichung so wertvoll macht, sind die Auflistungen ab S. 177: Im Ergebnis seiner Besuche, seiner Inaugenscheinnahme und seiner Befragungen, die ihm über die Jahre etliche Tausende Kilometer Über-Land- Fahrten abverlangten, kann Bath in vier Anlagen das Ergebnis seiner Forschungen subsummieren. Ausgangspunkt waren für ihn alle in der Kategorie Schloss (und Burg) sowie Herrenhaus zu erfassenden Bauten, die ein Jahr vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges noch existierten. Anlage I beinhaltet die Aufzählung von 375 heute noch vorhandenen kulturgeschichtlich und baulich bedeutsamen Burgen, Schlössern und Herrenhäusern, Anlage II 181 Objekte gleicher Provenienz ohne kulturgeschichtlichen Wert, Anlage III zählt 83 zwischen 1945 und 1949 zerstörte, Anlage IV die Liste der 39 noch
zwischen 1950 und 1989 verschwundenen Gebäude. Anhang I und II geben zudem Auskunft über den zur Zeit der Erkundung durch den Autor festzustellenden Bauzustand und seine zu diesem Datum erfolgende Nutzung - bei der Presse- Vorstellung des Buches gab Herbert Bath zu bedenken, dass sich in der Zeit bis zum Erscheinen des Werkes bei diesen Kategorisierungen zweifellos bereits wieder Veränderungen vollzogen haben. Zu stirnrunzelndem Nachdenken gibt des Autors Auflistung Anlass, dass von den 375 noch erhaltenen kulturhistorisch wertvollen Bauten nicht weniger als 85 von ihm leer vorgefunden wurden. Selbst wenn sie in der DDR als Schule, Kindergarten, Gemeindeverwaltung, LPG- Büro, Altenheim oder Wohnanlage ge- und damit vernutzt wurden, waren die Gebäude doch durch die alltägliche Nutzung vor Vandalismus sicher - was bei jahrelangem Leerstand erfahrungsgemäss keineswegs der Fall ist. Der Verfasser gibt seinen Sorgen dieserhalb dann auch Ausdruck - und er tut das mit Recht: Ein weiteres Halbjahrhundert nach der Bodenreform wird wohl das Schuldkonto hinsichtlich der Zahl seit 1945 verschwundenen Schlösser und Herrenhäuser nicht mehr so eindeutig der Abrissbarbarei in der SBZ und der Vernutzung in der DDR zuzuweisen sein. Leider kündigt sich Schelte wegen der dafür zu tragenden Verantwortung auch für das Land Berlin an: Das Mencken- Schloss in Kladow (ein Gilly- Bau) steht schon seit längerem leer, und das Jagdschloss Schmöckwitz (ein Grünberg- Bau, den der Autor allerdings übersehen hat) ist seit 1989 zur kaum noch rettbaren Ruine zerfallen. Allerdings steht zu befürchten, dass auch in der Mitte des 21. Jahrhunderts hinsichtlich der Verantwortung für Verfall und Verschwinden mit jener doppelten Elle gemessen werden wird, die uns der Autor hinsichtlich der Bausünden an den Objekten demonstriert:
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Es mutet schon befremdlich an, wie bauliche Veränderungen vor 1945 als Um- und Anbau bzw. Überbauung klassifiziert, gleiche Vorgänge nach 1945 aber als Entstellungen und Verschandelungen denunziert werden (andere Autoren haben sich bereits bis zu »Schändung« gesteigert). Auch das Umwandeln eines Schlosses in ein Hotel oder ein Rehabilitationszentrum - heute oft ein herbeigesehnter Ausweg zum Erhalt des Gebäudes - geht doch, wie alle Erfahrungen beweisen, nicht ohne fühlbare Einschnitte in die historische Bauanlage ab: man besuche z. B. Schloss Gusow oder Schloss Wolletz!
     Ein ungutes Gefühl bleibt auch nicht aus, wenn man feststellen muss, dass Bath es sich in Anlage III mit der Jahreszahl 1945 etwas einfach macht: Es wird nicht unterschieden, ob das Gebäude im Zuge der Kriegshandlungen oder im Zusammenhang mit der Bodenreform zerstört wurde - »zerstört 1945« ist da einfach zu lapidar. Schon der Grossteil heutiger Leser bzw. das Buch als touristischen Leitfaden benutzender Reisender weiss praktisch nichts mehr von den erbitterten Kämpfen, die im April/ Mai 1945 in weiten Teilen des hier besprochenen Territoriums wüteten und selbstverständlich unter den in Frage stehenden Gebäuden (oft genug Stabsquartiere oder Widerstandsnester!) ihre Opfer forderten. Schloss Harnekop z. B., das mit der Familiengeschichte des Rezensenten verbunden ist, war 1945 Sitz eines Divisionsstabes und wurde im Zuge der Abwehrkämpfe zur Totalruine (nur noch die nackten russgefärbten Aussenmauern standen), die dann 1972 abgeräumt wurde: die Klassifizierung in Anlage IV ist also nicht nur falsch, sondern direkt böswillig - wenngleich evtl. Desinformation aus Kreisen der Dorfbewohner dafür haftbar zu machen ist. Auch das Abbrennen von Gebäuden infolge Schadensfeuer ist mit dem 3. Oktober 1990 noch nicht aus dem Bereich des Möglichen entschwunden: vgl. in Anhang I Kampehl.
     Andererseits dokumentiert Bath auch einen Fall, in dem ein 1950 abgebranntes Gebäude zu DDR- Zeiten wieder aufgebaut wurde: Görlsdorf in Anlage II.
     Ganz vollständig kann die Liste nicht sein: Für Berlin fehlen etwa Jagdschloss Schmöckwitz, Gutshaus Kaulsdorf und das Scharnweber'sche Herrenhaus in Hohenschönhausen. In Brandenburg ist zumindest das Jagdschloss Hubertusstock vergessen. Einen Vorwurf kann man dem Autor aus letzterem Manko nicht machen: Für Brandenburg benutzte er die 1993 im Finanzministerium des Landes aufgestellte Liste, aus der offenbar die Vermögenswerte des Bundes schon ausgeklammert waren, zur Grundlage. Dass darin auch die Verwaltungssitze der Domänenvorwerke fehlten (eigentlich ja auch Herrenhäuser), ist verständlich - zum Glück für den Autor, der sich dadurch das Aufsuchen weiterer Objekte ersparen konnte, aber zum Nachteil der Prozenthöhe erhaltener Gebäude: Diese Amtshäuser fielen nämlich nur als höchst seltene Ausnahme (infolge Irrtums) der Zerstörungsbarbarei 1945-1949 zum Opfer.
     186 (davon 131 sehr schöne farbige) Fotos geben dem Band eine dankbar zu begrüssende Würze. Ein überflüssiger Druckfehler auf S. 68 führt zu Verwirrung: wenn Gilly Schloss Paretz 1798 erbaute, dann ist Friedrich Wilhelms Einstufung als Kronprinz falsch - aber er ist bei Bezug des Schlösschens wirklich noch Kronprinz: Natürlich muss die Jahreszahl 1796 lauten! Kein Druckfehler ist leider die auch im vorliegenden Werk anzutreffende obligatorische Aufnahme der bösartigen Legende, in der DDR sei Walther Rathenau totgeschwiegen worden...

Kurt Wernicke

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 4/2001
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