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Heinrich Lange
Krone, Szepter, Reichsapfel ...

Zum Schicksal der Kroninsignien von 1701

Vor dreihundert Jahren, am 18. Januar 1701, krönte sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657-1713) in Königsberg als Friedrich I. zum ersten König in Preußen. Vier Jahrzehnte zuvor hatte sein Vater, Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620-1688), der spätere Große Kurfürst, mit der Erlangung der Souveränität über das Herzogtum Preußen, d. h. der Befreiung des Landes von der polnischen Lehenshoheit im Vertrag von Wehlau 1657 und der Bestätigung der Souveränität im Friedensvertrag von Oliva 1660, die rechtliche Grundlage für die Begründung des Königtums der Hohenzollern gelegt.
     Die Bemühungen Friedrichs III. um die Erlangung der Königswürde waren bestimmt durch die sich verändernden Machtpositionen einzelner Kurfürsten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. So hatten die Welfen in Hannover 1692 die Kurwürde erhalten und auf Grund ihrer Verwandtschaft zum englischen Königshaus Aussicht, dessen Krone zu erlangen, und die Wettiner in Sachsen waren 1697 Könige von Polen geworden.

Die Königreiche waren souverän, da sie außerhalb des Reichsgebietes lagen und nicht der Lehensgewalt des Kaisers unterstanden. Über ein solches Territorium verfügte mit dem Herzogtum Preußen auch der Kurfürst von Brandenburg, der 1699 meinte: »Wan ich die Königliche Dignitet auf meine Brandenburgische Lande nehmen will, so bin ich kein souveräner König sondern ein Lehn König und werde ich deshalb mit dem gantzen Reich zu thun haben, und bekommen, Wan ich aber wegen Preußen die Königliche Dignitet annehme, so bin ich Ein independanter König ...« (vgl. Anm. 6 - Via Regia, S. 21) Sein Herzogtum Preußen gab ihm also die Möglichkeit, im Wettbewerb mit den beiden anderen Territorialmächten Nord- und Ostdeutschlands, Kurhannover und Kursachsen, zumindest gleichzuziehen. Das Einverständnis des Kaisers in Wien zur Rangerhöhung erreichte Friedrich III. im sogenannten Krontraktat vom 16. November 1700, in dem er sich, wie schon sein Vater 1686, im Kriegsfalle - der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1714) stand unmittelbar bevor - zur Stellung eines Truppenkontingents von 8 000 Mann verpflichtete. Im Berliner Schloss, wo Friedrich III. am Tag darauf den Vertrag ratifizierte, lagen die Insignien seiner königlichen Würde schon bereit.
     Sebastian Haffner wertet die Selbstkrönung Friedrichs III. zum König Friedrich I. in »Preußen ohne Legende« (1978): »Der Königstitel war um 1700 ein Zauberwort ...
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Vignette mit Krone Wilhelms II. von Emil Döpler d. J.
Das instinktiv erfaßt zu haben, hatte Friedrich I. seinem Vater voraus.« ... »Friedrichs eigentliche Großtat war natürlich die Erwerbung des Königstitels. Sie wurde friedlich und gewaltlos vollbracht, ohne kriegerischen Waffenruhm, durch jahrelange kleinlich- geduldige diplomatische Verhandlungen ... Trotzdem ist sie der entscheidende Schritt zu dem gewesen, was der Große Kurfürst ein Leben lang unter heroischen Anstrengungen erstrebt und nicht erreicht hatte: die Verwandlung einer Anhäufung von Mittel- und Kleinfürstentümern in einen Staat.« Die Formulierung »Der selbstherrliche Griff zur Krone« auf dem Umschlag und im Editorial des Begleitbandes »Preußen- Jahr-Buch - Ein Almanach« (2000) zur gemeinsamen Landesausstellung von Berlin und Brandenburg 2001 ist deshalb nicht glücklich gewählt (treffender wäre »selbstbewusster Griff«).
     »Der erste König von Preußen«, so
Reinhold Koser in der Einleitung zu Paul Seidels grundlegender Abhandlung über »Die Insignien und Juwelen der preußischen Krone« im Hohenzollern- Jahrbuch von 1913, »hat sich die Krone mit eigner Hand auf das Haupt gesetzt als Symbol seiner Souveränität, zum Zeichen, daß er seine Königswürde keiner menschlichen Gewalt, keiner fremden Verleihung verdanke. >Nächst Gott<, sagte damals Leibniz, >hat der König von Preußen sein Königreich nur der königlichen Vollgewalt und der ihm von Gott verliehenen Weisheit zu danken.< «
     Die Krönung von 1701, mit dem das Herzogtum Preußen zum Königreich erhoben wurde, war das prächtigste Ereignis, das jemals in Königsberg stattfand. Die eindrucksvollste und zugleich getreueste Schilderung des Ablaufs der Krönungsfeierlichkeiten liefert Oberzeremonienmeister Johann von Besser (1654-1729) in seiner »Preußischen Krönungs- Geschichte« von 1702.
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Die in 100 Exemplaren gedruckte zweite Ausgabe von 1712 enthält zudem die den Krönungszug dokumentierende Kupferstichfolge des Hofkupferstechers Johann Georg Wolfgang (1662-1729) nach Zeichnungen des Hofmalers Johann Friedrich Wentzel (1670-1729). So zeigt der Krönungszug auch die von den Oberräten dem König vorangetragenen Insignien des Königreichs Preußen. Dahinter folgen, wie es in den Legenden heißt, »Seine Majestæt der König, mit der Krone auf dem Haupt, und Zepter in der Hand, unter einem sehr prächtigen Himmel ...« und »Ihre Majestät, die Königin, mit ihrer Krone auf dem Haupt ...«.
     Die Kroninsignien von 1701 haben bis auf den Juwelen- und Perlenbesatz der Kronen alle Zeitläufte überdauert und sind seit 18. Januar 1995 im Kronkabinett des Schlosses Charlottenburg ausgestellt: so die beiden Krongestelle, das Szepter, der Reichsapfel, das Reichssiegel und das Reichsschwert. Die ursprünglich im Berliner Schloss (seit 1857 im Krontresor und Hausarchiv) aufbewahrten Insignien wurden nach dem Sturz der Monarchie 1918 im Hohenzollern- Museum im Schloss Monbijou, wo man das Kronkabinett Friedrichs I. im Berliner Schloss nachgebildet hatte, aufbewahrt. Hier sind die nunmehrigen Museumsstücke erstmals im »Führer durch das Museum Schloß Monbijou« von 1927 verzeichnet und abgebildet.
Direktor Arnold Hildebrand merkt auch in der 2. Auflage von 1930 an, dass diese »bedeutendsten neu hinzugekommenen Einzelstücke ... durch den Auseinandersetzungsvertrag Staatsbesitz geworden, bzw. vom vormaligen Königshause als Leihgaben zur Ausstellung nach Monbijou gegeben« worden sind.
     Nach den Ausführungen von Tilo Eggeling in »Königsschlösser - Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption der preußischen Schlösserverwaltung« (1998) gingen durch das »Gesetz über die Vermögensauseinandersetzung zwischen dem Preußischen Staate und den Mitgliedern des vormals regierenden Preußischen Königshauses« vom 29. Oktober 1926 die »Kroninsignien (Zepter, Reichsapfel, Reichssiegel, Reichsfahne und Reichshelm), die das Königshaus bereits früher den Staatlichen Museen leihweise überlassen hatte, ... in den Besitz des Staates über, während die Kronjuwelen dem Königshause verblieben.« Im Ausstellungskatalog »Sophie Charlotte und ihr Schloß« (1999) und im »Preußen- Jahr-Buch - Ein Almanach« (2000) heißt es zur Herkunft und zu den Besitzverhältnissen der Kronen, des Szepters und des Reichsapfels: Eigentum des Hauses Hohenzollern, Nachlaß SKH Dr. Louis Ferdinand Prinz von Preußen, ehemals Hohenzollern- Museum Schloß Monbijou.
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Doch handelt es sich nach dem Gesagten bei dem Szepter und dem Reichsapfel um Staatsbesitz und wohl bei den Krongestellen, in das stillgelegte Salzbergwerk Bernterode bei Leinefelde in Thüringen, eines der Depots der Schlösserverwaltung bis April 1945, aus.
sicher aber bei dem Reichsschwert und dem Kurschwert, um Leihgaben des 1994 verstorbenen ehemaligen Chefs des Hauses Hohenzollern bzw. aus dessen Nachlass. Zudem sollen laut Führer des Hohenzollern- Museums von 1930 die Kronen gar »nicht mehr vorhanden« gewesen sein.
     Wenn auch diese Widersprüche noch zu klären sind und die Herkunft und die Besitzverhältnisse der einzelnen Insignien nirgends vollständig dokumentiert sind, so verblieb doch im Hohenzollern- Museum der größte Teil der Kroninsignien bis zum Zweiten Weltkrieg, bevor er infolge der ab 1941 allgemein erfolgenden kriegsbedingten »Verlagerung von Kunstschätzen aus den Schlössern der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Preussen« zunächst nach Königsberg - so Eggeling in einer Anmerkung - ausgelagert wurde. 1944 aber holte man die Kroninsignien nach Berlin zurück und lagerte sie im März 1945

Krone Friedrichs I. Kupferstich von Pieter (Petrus) Schenk, 1703
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Hier wurden sie kurz darauf von den Amerikanern geborgen und wie die übrigen Bestände über den Zwischenlagerungsort Marburg in den sogenannten »Central Art Collecting Point« überführt, den die Amerikaner als Zentralsammelpunkt für alle ihnen in die Hände gefallenen ausgelagerten Kulturschätze des Deutschen Reiches im Wiesbadener Schloss eingerichtet hatten. Später wurde der gesamte Bestand dieses Kulturgutlagers in die Treuhandverwaltung des Landes Hessen übertragen. Erst 1957, nachdem das »Gesetz zur Errichtung einer >Stiftung Preußischer Kulturbesitz< und zur Übertragung von Vermögenswerten des ehemaligen Landes Preußen auf die Stiftung« vom Deutschen Bundestag am 25. Juli 1957 beschlossen worden war, gelangten die preußischen Krönungsinsignien nach Berlin zurück und schließlich in die 1948 in Westberlin gegründete Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten mit Dienstsitz im Schloss Charlottenburg.
     Von den Kronen des Königs und der Königin sind nur die als »Karkassen« bezeichneten massiv goldenen Krongestelle mit dem blau emaillierten und von Goldbändern umfangenen Reichsapfel mit Kreuz erhalten, die um 1700 von einem unbekannten Berliner Goldschmied geschaffen wurden.
Die Edelsteine und Perlen befestigte man für den jeweiligen Gebrauch mit Draht an den Gestellen, damit sie im Bedarfsfalle für andere Zwecke verwendet werden konnten. Über die Anfertigung der für 1701 neu geschaffenen Insignien - Kronen, Szepter und Reichsapfel - sind keine Archivalien und sonstigen Nachrichten erhalten. Das ursprüngliche Aussehen der Krone Friedrichs I. ist aber durch einen Stich des Amsterdamer Kupferstechers und Verlegers Pieter (Petrus) Schenk (1660-1718/19) von 1703 im Geheimen Staatsarchiv Berlin überliefert. Johann von Besser beschreibt sie 1712: »Die Krone war gleich dem Zepter von purem Golde / aber nicht / wie gewöhnlich / mit Laub=Wercke; sondern von lauter dicht aneinander gefügten Diamanten: Die auf den geschlossenen Bügeln und dem gantzen Umbkreise / wie aus einem Stück zusammen gegossen / und nicht anders / dann durch den Unterscheid ihrer Größe getheilet zu seyn schienen; da einige zu achtzig / neuntzig und hundert Grain / ja einige Brillanten gar zu hundert und dreyßig / an Gewicht hielten / und folgends auch mit unterschiedenem Feuer in das Gesichte fielen.« Im Nachlaßinventar Friedrichs I. von 1713 werden für die Krone des Königs 153 Facettsteine (Diamanten) ... Brillanten, 2 Dicksteine, 8 Birnperlen und für die Krone der Königin 147 Facettsteine, 25 Brillanten, 8 Birnperlen und 83 runde Perlen genannt.
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Friedrich II. (1712-1786, König ab 1740) ließ 1741 zu Beginn der Schlesischen Kriege die Steine und Perlen der beiden Königskronen Kroninsignien und Juwelen, der bis zu diesem Zeitpunkt zugleich der Staatsschatz war, mit nach dort verbracht.
abnehmen, aus ihren Fassungen brechen und übergab sie für alle Fälle seiner Gemahlin Elisabeth Christine nicht nur zur Aufbewahrung, sondern auch zur freien Verwendung. 1786, zur Ausstattung für die feierliche Aufbahrung - das »Castrum doloris« - Friedrichs des Großen, stellte die Königin- Witwe alle Steine für das Krongestell zur Verfügung. Unter Hinzuziehung des Juweliers Boudesson montierte der Juwelier der Königin- Witwe, Scherer, den Juwelen- und Perlenbesatz der Krone des Königs mit Hilfe der Königin, die selbst die Brillanten dazu aussuchte, im Schloß Schönhausen.
     Der reiche und kostbare Juwelen- und Perlenbesatz ist laut Katalog der großen Berliner Preußen- Ausstellung »Preußen. Versuch einer Bilanz« von 1981 »verschollen«: »Die Juwelen sind Ende des 18. Jh. zum letztenmal erwähnt und gelten seitdem als verloren.« Dies trifft jedoch nicht zu. Bei der Flucht des Hofes nach Ostpreußen im Jahre 1806 wurde der Krontresor mit auch den

Friedrich I. mit Krone und Szepter. Detail aus der Kupferstichfolge zum Krönungszug von Johann Georg Wolfgang, 1704/1712
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Krone, Szepter und Reichsapfel im Schloss Charlottenburg
Wegen der Not des Vaterlandes und der ungeheuren Anforderungen an die Finanzkräfte des Staates beabsichtigte König Friedrich Wilhelm III. (1770-1840, König ab 1797) im Jahre 1809 auch die Kronjuwelen (nicht aber die von Königin Luise zurückgehaltenen Perlen des Krontresors) zu verkaufen und nur der Umstand, dass ihr Wert in diesen Notzeiten auf etwa ein Viertel des früher geschätzten gefallen war, hat den Verkauf verhindert. Außer den eigentlichen, von Königsberg nach Berlin gesandten Kronjuwelen, die auch die Steine der königlichen Kronen umfassten, wurden in Königsberg unter anderem die Gestelle der Kronen, das Königsszepter und der Reichsapfel zurückbehalten.
     Für die Krönung Wilhelm I. (1797-1888, Regent ab 1858, König ab 1861, Kaiser ab 1871) und seiner Gemahlin am 18. Oktober 1861 in der Königsberger Schlosskirche wurden die Krongestelle vom Hofjuwelier George Humbert (verstorben 1863) durch zwei neue aus vergoldetem Silberblech ersetzt und mit den Diamanten der Kronen von 1701 besetzt.
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In dem im Geheimen Staatsarchiv Berlin erhaltenen Brief des Direktors des Königlichen Hausministeriums an Kronprinz Friedrich Wilhelm, heißt es: »daß zu der Carcasse der neuen Krone vorzugsweise deshalb leichtes Silberblech, aber vergoldet, gewählt ist, weil die erstere bei Verwendung reinen Goldes noch schwerer sein würde als die von 1701 herstammende Carcasse, welche Seine Majestät der König wegen zu großer Schwere nicht angewendet wissen wollen ...« (vgl. Via Regia, S. 118). 1888/89 schließlich ließ Wilhelm II. (1859-1941, König und Kaiser von 1888-1918) von Emil Döpler d. J. (geb.1855) unter Benutzung alter Darstellungen der Krone Friedrichs I. und unter Verwendung der auch nach den Krönungsfeiern von 1861 wieder aus den Karkassen entfernten Diamanten eine neue Krone entwerfen und von Hofjuwelier Hugo Schaper (1844-1915) ausführen (vgl. Seidel, Taf. 1. - Via Regia, S. 147, Abb.). Zudem verfügte er, dass der Juwelenbesatz künftig nicht mehr abgenommen und zu anderweitiger Benutzung gegeben werden sollte. Diese Hauskrone mit insgesamt 142 Diamantrosen, 18 Brillanten, 8 Dicksteinen, 8 Birnperlen und 2 Saphiren wurde nach dem Sturz der Monarchie zu Ende des Ersten Weltkrieges im Krontresor verwahrt.
     Während die Krongestelle von 1861, die »sich nach Auskunft von Prof. Hildebrandt bis zum Zweiten Weltkrieg im Vorrat des Hohenzollernmuseums in Schloß Monbijou in Berlin« befanden und »durch die Kriegsereignisse verschollen« sind,
so Heinz Biehn in »Die Kronen Europas und ihre Schicksale« von 1957, hat die Krone Wilhelms II. überdauert. Sie wurde »zusammen mit anderen Juwelen des Hauses Hohenzollern in einer westfälischen Dorfkirche bei Minden geborgen« und gelangte »über das Kunstgutlager der englischen Besatzungsmacht in Celle im Jahre 1948 auf den Stammsitz des Geschlechtes, die Hohenzollernburg bei Hechingen« in Baden- Württemberg, wo sie sich noch heute befindet.
     Erhalten ist hingegen noch der originale Edelsteinbesatz am goldenen Szepter und Reichsapfel. »Der Zepter war«, so der Verfasser der Krönungsgeschichte, »Gold / über und über mit Diamanten und Rubinen / und oben an der Spitze / worauf ein aufgereckter Adler sich ausgebreitet / noch mit zweyen ungemein grossen Rubinen gezieret ...« Für das Szepter wurde ein bereits existierendes, aufwendig mit weißem und blauem Email gearbeitetes und reich mit Edelsteinen verziertes kurfürstliches Szepter verwandt. Es wurde durch Hinzufügung des preußischen Adlers, der in allen Landesteilen das einigende Herrschaftssymbol war, in ein königliches Szepter umgestaltet. Den Leib des Adlers bildet ein großer Rubin, den Peter der Große 1697 dem Kurfürsten bei einem Besuch in Königsberg geschenkt hat. Die Schwingen des Adlers sind mit großen Diamanten besetzt, das Verbindungsglied zum alten Szepter bildet ein zweiter roter Rubin.
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Der Reichsapfel wurde 1700 in Analogie zu den Kronen »Himmelblau emailliret / und mit Diamanten und Rubinen / als wie der Zepter versetzet«, nämlich mit 50 Diamanten und 36 Rubinen und Granaten.
     Die Kroninsignien von 1701 werden vom 6. Mai bis 5. August 2001 in der Landesausstellung »Preußen 1701 - Eine europäische Geschichte« in der Orangerie des Schlosses Charlottenburg gezeigt. Hier wird dann auch als Leihgabe des Hauses Hohenzollern die auf der württembergischen Stammburg der Hohenzollern verwahrte Krone Wilhelms II. von 1889, die letzte preußische Königskrone, mit zumindest einem Teil des wiederverwendeten Juwelen- und Perlenschmucks der ersten preußischen Königskrone zu bestaunen sein.

Literaturauswahl zu den Kroninsignien:
1 Johann von Besser, Preußische Krönungs=Geschichte / Oder Verlauf der Ceremonien ..., Cölln an der Spree 1712
2 Paul Seidel, Die Insignien und Juwelen der preußischen Krone, in: Hohenzollern- Jahrbuch 17, 1913, S. 1 ff.
3 Heinz Biehn, Die Kronen Europas und ihre Schicksale, Wiesbaden 1957
4 Preußen. Versuch einer Bilanz Eine Ausstellung der Berliner Festspiele GmbH. 15. August - 15. November 1981, Gropius- Bau (ehemaliges Kunstgewerbemuseum) Berlin. Katalog in fünf Bänden. Gesamtherausgeber: Berliner Festspiele GmbH, Berlin. Bd. 1 Ausstellungsführer. Hrsg. von Gottfried Korff, Text von Winfried Ranke, Reinbek bei Hamburg 1981, S. 119 ff.

5 Thomas W. Gaehtgens (Hrsg.), Schloß Charlottenburg, Berlin. Museen, Schlösser und Denkmäler in Deutschland, Fondation Paribas, Frankreich 1995, S. 111 ff., Abb.
6 Via Regia. Preußens Weg zur Krone. Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz (Planung und Katalog: Iselin Gundermann), Berlin 1998, S. 118 f., Nr. II/14b, S. 147, Abb.
7 Tilo Eggeling, Königsschlösser - Museumsschlösser. Entstehung, Geschichte und Konzeption der preußischen Schlösserverwaltung. Hrsg. von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg, 2. Auflage, Potsdam 1998, S. 23 u. 35, Anm. 71
8 Sophie Charlotte und ihr Schloß. Ein Musenhof des Barock in Brandenburg- Preußen. Katalogbuch zur Ausstellung im Schloß Charlottenburg, Berlin, 6. November 1999 - 30. Januar 2000, Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg, München, London, New York 1999, S. 224 ff., Nr. I. 89 und I. 90.

Bildnachweis:
Vignette von Döpler: Seidel, a. a. O., S. 1
Kupferstich von Schenk: Via Regia, a. a. O., S. 36
Kupferstich von Wolfgang: Staatsbibliothek Berlin, Handschriftenabteilung (Signatur YB 800 gr. 15)
Krone, Szepter und Reichsapfel: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin- Brandenburg, Fotothek Charlottenburg

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 1/2001
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