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Hans Aschenbrenner
Erste Segelregatta auf dem Wannsee

Der Neubeginn im Vereinssport

Berlin stand bis zum Zweiten Weltkrieg in dem Ruf, das Zentrum des deutschen Sports zu sein. Die Stadt hatte viele namhafte Sportlerinnen und Sportler hervorgebracht, es gab große Sportvereine und attraktive Sportstätten. Zahlreiche Fachverbände hatten hier ihren Sitz. Eine Selbstverständlichkeit waren Jahr für Jahr Meisterschaften, Ausscheidungskämpfe, repräsentative internationale Sportveranstaltungen: »Sechstagerennen« ebenso wie der Klassiker »Rund um Berlin«, Auto- und Motorradrennen auf der Avus, Ruderregatten in Grünau und Segelwettbewerbe auf dem Wannsee, Reit- und Springturniere in der Deutschlandhalle.
     1945 schien das weit zurückliegende Vergangenheit zu sein. Völlig am Boden lag bei Kriegsende auch die Berliner Sportbewegung. Ein Drittel der einst 146 Turn- und Sportplätze war vernichtet, verwüstet bzw. beschädigt, 18 Prozent dienten der Brachlandaktion, und acht Prozent hatten sich in Schuttflächen verwandelt. Nur drei von einstmals 21 Hallenbädern konnten notdürftig genutzt werden.

Auch die 55 Freiluftbadeanstalten waren größtenteils zerstört bzw. beschädigt, Bootshäuser und Yachthäfen hatten das gleiche Schicksal erlitten. Nicht konkret ermitteln ließen sich die Gesamtverluste an Turn-, Spiel- und Sportgeräten sowie sonstigen Sportmaterialien. So waren auf dem Gelände des Reichssportfeldes, wo bis 1945 die NS- Reichsportführung ihren Sitz hatte, bei Kriegsende weder Sportgeräte noch Sportbekleidung auffindbar.
     Der Neubeginn im Sport erfolgte unter den Augen und der Kontrolle der Alliierten. Ein Mißbrauch des Sports sollte ein für allemal unterbunden werden. In seinem Befehl Nr. 1 vom 28. April 1945 verfügte Stadtkommandant Bersarin die Auflösung der NSDAP und ihrer Gliederungen. Das betraf auch den »Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen« (NSRL) und die von ihm geführten Sportverbände und -vereine. Der Befehl trug dem Bedürfnis der Bevölkerung nach Zerstreuung und Sport Rechnung, indem bis 21 Uhr Berliner Zeit der »Betrieb von Vergnügungsstätten« (Kino, Theater, Zirkus, Stadion) genehmigt wurde.
     Schon in den ersten Nachkriegswochen fanden Sportler wieder zueinander, richteten Sportplätze wieder her, oftmals mit Hilfe der Besatzer. Während der feierlichen Gründungsversammlung des Magistrats am 19. Mai 1945 erklärte der gerade eingeführte Oberbürgermeister Arthur Werner:
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»Der Sport kommt wieder zu seinem Recht. Die Bildung eines Sportausschusses im Dezernat Volksbildung ist in Vorbereitung, sodass den Berlinern sehr bald weitere Veranstaltungen auf den verschiedensten Gebieten geboten werden.«1)
     Im Neuen Stadthaus fand noch Ende Mai die erste zentrale Tagung aller Berliner Sportobleute statt. Bereits am 7. Juni 1945 erfolgte die Konstituierung des »Sportamtes der Stadt Berlin«. Alle aktiven Sportler und Sportlerinnen waren aufgerufen, »sich für Wiederaufbau und Durchführung des Sportbetriebes, frei von faschistisch- nationalistischem Einfluss und ohne militärischen Zwang, zur Verfügung zu stellen«. Die Erfassung der Sporttreibenden sollte wie bisher weiter durch die Sportämter in den einzelnen Verwaltungsbezirken erfolgen, da ein Fortbestehen der früheren NSRL- Vereine verboten war. Meldestellen waren in den einzelnen Geschäftsstellen für kommunale Mitarbeit oder im zuständigen Rathaus des jeweiligen Bezirks zu erfragen.2) Dem Sportamt wurde ein zunächst zehn-, dann 15köpfiger Sportausschuss zur Seite gestellt.
     In der ersten Sitzung wurde u. a. beschlossen, »die generellen Fragen der Turnhallen, der Spiel- und Sportplätze, der Schwimm- und Bootshäuser sowie die Beschaffung und Verteilung der Turn-, Spiel- und Sportgeräte für die ausgedehnten Arbeitsgebiete der Schulen und Bezirke behandelt werden.
Ebenfalls beraten werden sollte über die Einstellung von Ausbildungsstätten für die Schulung der Übungs- und Jugendleiter sowie die Einstellung von Sportlehrern und Schulsporthelfern.«3)
     Es war nicht zuletzt das Verdienst der Bezirkssportämter sowie des städtischen Sportamtes beim Magistrat - ab Herbst 1945 »Hauptsportamt« genannt -, dass erstaunlich rasch wieder Sport getrieben werden konnte und sogar so etwas wie ein organisierter Spielbetrieb in Gang kam. Mannschaften fanden sich zu Handball- und Hockeyspielen. Radfahrer, Boxer, Ringer, Leichtathleten, Turner und andere Sportler kämpften wieder um den Sieg. Dem Fußball fiel dabei eine Vorreiterrolle zu, obwohl sich viele Spielfelder noch in katastrophalem Zustand befanden, Umkleideräume zerstört waren, es allerorten an Bällen, Trikots und Tornetzen fehlte.
     Die ersten Nachkriegsfußballspiele wurden unter großen materiellen Schwierigkeiten schon am 20. Mai 1945 auf dem Sportplatz Buschallee in Weißensee und im Stadion Lichtenberg vor 10 000 begeisterten Zuschauern ausgetragen. Fußballwettkämpfe fanden auch zwischen Jugend- und Schülermannschaften in den Vorspielen statt. Sie kamen alsbald auch in Spandau, Lichterfelde, Spindlersfeld, Friedrichsfelde, auf dem alten Hertha-Platz am Bahnhof Gesundbrunnen (an der »Plumpe«) und in anderen Stadtteilen zustande.
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Mannschaften aus Lichtenberg, Weißensee, Neukölln, Britz, Friedrichshain trafen wiederholt auch auf Soldatenmannschaften der Roten Armee. Im Eiltempo wurden traditionsreiche Sportplätze wie der an der »Einsamen Pappel« (»Exer«, Cantianstraße) oder der BVG- Sportplatz (Siegfriedstraße) in freiwilligen Arbeitseinsätzen aufgeräumt und in Stand gesetzt. Vielerorts wurden Nachkriegssportfeste in Form von Volksfesten organisiert, wo nicht nur Fußball gespielt, sondern auch anderer Sport getrieben werden konnte: in Charlottenburg (Mommsenstadion), in Prenzlauer Berg (»Exer«), in Kreuzberg (Südplatz, Züllichauer Straße), in Pankow (Kissingensportplatz), in Britz (Sportplatz am Britzer Krankenhaus), in Wilmersdorf (Anlagen des Sportstadions Grunewald) und im Neuköllner Stadion.
     Rundstreckenrennen und Wettkämpfe auf der Radrennbahn des Wannseestadions waren erste Anzeichen für das Wiederaufleben des Radsports. Der Galopp- Rennsport wurde neu geboren. Laufwettbewerbe wie »Rund um den Friedrichshain«, »Rund um den Lietzensee«, wenig später »Quer durch Berlin« (Laufen und Gehen) fanden immer mehr Zuspruch. Am 17. Juni 1945 wurde auf dem Großen Wannsee die erste Segelregatta nach Kriegsende durchgeführt. Auf der unmittelbar nach dem Krieg zu einer Anlage des Trabrennsports umgebauten Rennbahn in Karlshorst (die Bahnen am Mariendorfer Damm und in Ruhleben standen zu dieser Zeit nicht zur Verfügung) fand am 1. Juli 1945 vor 50 000 Zuschauern das erste Trabrennen statt.
Geworben hatten die Veranstalter auch damit, dass die Verkehrsverhältnisse sich schon gebessert hätten und Karlshorst mit der Straßenbahn 69 von Oberschöneweide bzw. von Lichtenberg aus zu erreichen war.
     Schrittweise und erstaunlich schnell ist das Berliner Sportleben wieder in Gang gekommen. Neue Sportidole wurden geboren, unter ihnen der Boxer Conny Rux, der schon Mitte 1946 im ältesten Berliner Freiluft- Boxring, im »Prater«, auf sich aufmerksam machte und später so manchen Titel einheimste, oder der Charlottenburger »Hanne« Berndt, ein exzellenter Stürmer, 62 mal in die Berliner Stadtauswahl berufen. Traditionsreiche Sportwettbewerbe wurden wieder zum Leben erweckt: das klassische Straßenrennen »Rund um Berlin« (Mitte Juni 1946 wieder gestartet); das Straßenrennen Berlin- Cottbus- Berlin (erstmals wieder am 27. April 1947); der Großstaffellauf Potsdam- Berlin (23. Mai 1948).
     Die Zahl der organisiert Sporttreibenden erhöhte sich. Waren Ende Juni 1945 in den kommunalen Sportgruppen rund 15 000 Sportler registriert und mit einer Sportkarte ausgestattet, so konnten Ende 1947 schon ca. 100 000 Aktive gezählt werden. Das Sportamt hatte am 6. Juli 1945 »Richtlinien für den Wiederaufbau der Sportbewegung in Berlin« erlassen, die dem Ziel dienten, den Sport sowohl in organisatorischer wie auch in wettkampftechnischer Hinsicht in einheitliche Bahnen zu lenken. Bis zum Oktober 1945 konnten dann 29 Sportarten spartenmäßig aufgebaut werden.
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bzw. Abteilungen ihre Tätigkeit fortsetzen durften: Volleyball, Basketball, Hockey, Rugby, Fußball, Schlittschuhlaufen, Tennis, Kegeln, Angeln, Kinder- Gymnastik, Körpergymnastik. Alle anderen Sportabteilungen, insgesamt 18, mussten binnen 72 Stunden nach Empfang dieser Anordnung aufgelöst werden. Danach folgte noch als Punkt 3 der Nachsatz, dass die erlaubten Sportabteilungen keinen militärischen Charakter haben dürfen; die Verantwortung für deren Tätigkeit hatte der Empfänger der Anordnung zu tragen.4)
Die Fußballer kämpften schon wieder um die Berliner Stadtmeisterschaft. Auch im Handball und im Hockey war zu jener Zeit bereits ein organisierter Rundenbetrieb in Gang gebracht worden.
     Eine neue Situation entstand, nachdem die Verwaltung Berlins von der Alliierten Kommandantur übernommen wurde. Sie stellte am 22. November 1945, 16.45 Uhr, dem Hauptsportamt die an den Oberbürgermeister adressierte Anordnung Nr. 221 »Betrifft: Sportorganisation in Berlin« zu. Darin war unter Punkt 1 festgelegt, dass folgende Sparten
Bald gelangen Korrekturen an dieser sehr engherzigen Anordnung (Segeln war z. B. nicht gestattet, weil es angeblich militärischer Ertüchtigung diente!). So umgingen die Sparten Straßenrennen und Bahnrennen die Auflösung, indem jene Fahrer, die sich zu Profis erklärten, ihren Sport weiter ausüben konnten. Gleiches gab es auch im Boxen, Ringen und beim Pferdesport. Die Alliierten hatten keinen Einspruch erhoben, als das Hauptsportamt am 6. Mai 1946 eine Sportkommission für Berufssport bildete und den professionellen Sportbetrieb erlaubte.
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Die Alliierte Kommandantur lockerte dann die Zügel ein wenig. Schon Mitte März »genehmigte das Erziehungskomitee dem Magistrat die Einrichtung der Sportabteilungen Rudern, Segeln, Paddeln, Schwimmen, Gymnastik, Radsport und den Kreis der Naturfreunde. Der Begriff Gymnastik beinhaltete sowohl das Turnen als auch die Leichtathletik. Weiterhin verboten blieben Boxen, Jiu-Jitsu, Schwerathletik und Skifahren ... Die Zulassung weiterer Sportarten gab dem Berliner Sport einen starken Auftrieb und stellte ihn auf eine organisatorisch breitere Grundlage.«5)
     Aber noch immer erwies sich als hemmend, dass Sport nur am Wohnort bzw. im Bezirk betrieben werden konnte. Das führte beispielsweise dazu, dass bei Mannschaftssportarten die einen manche Position gleich mehrfach mit perfekten Spielern besetzen konnten, während man im Nachbarbezirk händeringend nach nur einem guten Mann gerade für diesen Platz suchte. In dieser Situation entschied der Zentrale Sportausschuss am 27. März 1946 mit 7:5 Stimmen bei drei Enthaltungen, die Aufhebung der bezirklichen Begrenzung im kommunalen Sport zu beantragen. Ein Einfall musste her, um allen bisherigen Festlegungen gerecht zu werden. Schließlich wurde durch ein organisatorisch sehr aufwendiges Registrierungsverfahren »einerseits die von der Kommandantur gemachte Auflage erfüllt,
daß die Sporttreibenden auch weiterhin stadtbezirklich zu erfassen seien, andererseits aber erreicht, daß bis zum 16. August 1946 die tatsächliche Freizügigkeit im Sportverkehr zwischen allen 20 Bezirken Berlins für alle dort zugelassenen Sportarten eingeführt werden konnte«.6)

Kommunalsport oder Vereinssport?

Indessen wurde der Ruf nach der Rückkehr zum vereinsmäßig organisierten Sport immer stärker. Es zeigte sich »die Tendenz zur Wiederbelebung der Traditionsvereine, die nun selbst in den Verwaltungen des kommunalen Sports Anhänger fand ... Je mehr sich der Sportbetrieb ausweitete, desto deutlicher wurde der damit verbundene bürokratische Apparat als Belastung empfunden.«7) Bis zur »Rückkehr« der Vereine sollte es aber noch etwas dauern. Besonders im Fußball wurden die alten, traditionsreichen Vereine schmerzlich vermisst. Nur Insider können wissen, was es mit mancher der damaligen Mannschaftsbezeichnungen (Sportgruppen genannt) tatsächlich auf sich hatten. Hinter Osloer Straße verbarg sich Nordstern, Rapide Wedding hinter Schillerpark, Alemannia hinter Prenzlauer Berg West, BSV 92 hinter Wilmersdorf, Tennis Borussia hinter Charlottenburg, Wacker 04 hinter Reinickendorf- West, Hertha BSC hinter Gesundbrunnen.8)

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Die Fußballer starteten am ersten Sonntag 1946 den Kampf um die erste Berliner Nachkriegsmeisterschaft. Meister wurde Wilmersdorf. Die Mannschaft vom Hohenzollerndamm besiegte im entscheidenden Spiel auf dem Herthaplatz am Bahnhof Gesundbrunnen vor 20 000 Zuschauern die Elf von Prenzlauer Berg West mit 1:0. Wilmersdorf hatte zuvor schon den Berliner Fußball- Wanderpreis durch einen 2:1- Sieg über Tempelhof in der Neuköllner Werner-Seelenbinder- Kampfbahn gewonnen. In den folgenden zwei Spielzeiten wurde der Meister dann in einer 12 Mannschaften umfassenden Stadtliga ermittelt. 1948/49 schließlich spielten 40 Mannschaften, in vier Staffeln aufgeteilt, den Meister aus.
     Aus West und Ost kamen die Berliner Titelträger in jenen Jahren: 1947 Charlottenburg; 1948 Oberschöneweide (die Wuhlheider, später wieder Union Oberschöneweide, traten sogar in den Kampf um die erstmals ausgetragene deutsche Meisterschaft ein und erlitten dabei schon in der Vorrunde im Olympiastadion gegen St. Pauli eine empfindliche 0:7- Schlappe); 1949 BSV 92 (war in der Vorrunde der deutschen Meisterschaft Borussia Dortmund im Olympiastadion 0:5 unterlegen). Bei den Pokalsiegern ergab sich folgende Bilanz: 1947 Oberschöneweide (noch zur zweiten Spielklasse gehörend, erreichte der Außenseiter einen 4:3- Endspielsieg gegen die starken Wilmersdorfer); 1948 wieder Oberschöneweide (die Pokalverteidigung glückte mit einem 3:1- Erfolg über Charlottenburg vor 35 000 Zuschauern im Poststadion); 1949 Tennis Borussia (TeBe war u. a. gegen Union Oberschöneweide 3:2
siegreich und schlug im Endspiel im Poststadion Alemannia 90 mit 2:0, das vorher Hertha BSC mit 3:1 aus dem Rennen geworfen hatte). Auch in der Berliner Stadtauswahl, die von 1946 bis 1949 insgesamt 28 Spiele gegen Stadtvertretungen aus den verschiedenen Zonen bestritt (8 Siege, 6 Unentschieden, 14 Niederlagen), spielten in jener Zeit Sportler aus allen Teilen der Stadt. Gespielt wurde gegen Dresden (4mal), Hamburg (3mal), Düsseldorf (2mal), Dessau (2mal), Zwickau (2mal), Bremen (2mal), Salzwedel (2mal), Niedersachsen (2mal), Chemnitz, Köln, Siegkreis, Brandenburg/ Havel, Schleswig/ Holstein, Eintracht Braunschweig, Sachsen, Rheinland und Bayern.
     1949 ist die Rückkehr der Vereine Realität geworden. Schon im März 1947 hatte die Alliierte Kommandantur angedeutet, den Spielgemeinschaften nach gründlicher Vorbereitung den Vereinscharakter zurückgeben zu wollen. Heraus kam erst einmal ein sehr kompliziertes Verfahren, das eine Papierflut zur Folge hatte. Die Anträge mussten in vier Sprachen (Deutsch, Englisch. Französisch und Russisch) gestellt werden. Es verging noch über ein Jahr, bis dann folgende nicht nur Fußball- Vereine in Groß-Berlin zugelassen wurden: VfB Pankow (früher Pankow- Nord), VfL Humboldt, Sport-Club Südring, Reinickendorfer Füchse, Adlershofer Ballspiel- Club 1908, Sport-Verein Treptow, Wannseer Ruder-Club, VfL Friedrichshain, Allgemeiner Turn-Verein Berlin (früher Sportgruppe Tiergarten- Moabit), Sport-Club Lichtenberg 1947 (früher Sportgruppe Lichtenberg- Nord) und Reinickendorfer Sport-Club Halley- Borussia (früher Sportgruppe Felseneck).
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Abgelehnt wurden die Vereine Berliner Turnerschaft, Turngemeinde in Berlin, BSC Alemannia 1890, BSC Mercur, BSC Meteor 06, Sport-Verein Blauweiß 1890, BSC Preußen 1898, Sport-Verein 1912 Lichterfelde und RVG Merowinger Königs Wusterhausen.9) Anderthalb Jahre später wurden dann alle Vereine zugelassen.

Ein »Spuk« für lange Zeit

Die Sportentwicklung war natürlich vom politischen Geschehen jener Jahre nicht abgekoppelt. »Die Auseinanderentwicklung der westlichen Sektoren und des Ostteils der Stadt erreichte 1948 auch den Sport: Im Ostsektor wurden - wie in der gesamten sowjetischen Besatzungszone - FDJ und FDGB die Träger der Sportbewegung, die vom >Berliner Sportausschuß< koordiniert wurde. Im Westteil der Stadt gründeten die Vertreter der wieder zugelassenen Vereine im Oktober 1949 den >Sportverband Groß-Berlin<, der sich voll in das bundesdeutsche Sportsystem integrierte.«10)
     Im Fußball spielten Mannschaften aus Ost und West um den Berliner Meistertitel letztmals in der Saison 1949/50 gegeneinander. Dann ging wie in den anderen Sportarten auch jeder seinen eigenen Weg. »Manche ... glaubten immer noch an einen >Spuk<, der bald vorübergehen würde. Doch dieser böse Geist erreichte eine Lebensdauer von vierzig Jahren.«11)

Quellen:
1 »Berliner Zeitung« vom 21. Mai 1945
2 »Berliner Zeitung« vom 21. Juni 1945
3 »Berliner Zeitung« vom 28. Juni 1945
4 »Berliner Zeitung« vom 24. November 1945
5 Jürgen Lüttke, Der kommunal geleitete Berliner Sport von seinen Anfängen im Mai 1945 bis zur Spaltung Berlins Ende 1948, Dissertation, Berlin 1989, Band I, S. 62 f.
6 Franz Nitsch, »Berlin ist eine Bresche wert«. Sportentwicklung unter geteilter Kontrolle, in: Die Gründerjahre des Deutschen Sportbundes. Wege aus der Not zur Einheit, Herausgeber: Deutscher Sportbund, Hofmann- Verlag, Schorndorf 1990, S. 103 f.
7 Vgl. Wolfgang Hartwig/ Günter Weise, 100 Jahre Fußball in Berlin, Sportverlag, Berlin 1997, S. 92
8 Ebenda
9 »Berliner Zeitung« vom 24. Juni 1948
10 Sport in Berlin. Herausgegeben vom Sportmuseum Berlin in Zusammenarbeit mit dem Forum für Sportgeschichte und dem Museumspädagogischen Dienst Berlin, Verlag Dirk Nishen, Berlin- Tempelhof, S. 15 f.
11 Wolfgang Hartwig/Günter Weise, a. a. O., S. 93

Bildquelle: Archiv Autor

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 12/2000
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