83   Im Detail Planetarium am Zoo  Nächstes Blatt
Hans-Peter Doege
Ein Planetarium am Zoo

Der Gedanke zur Errichtung eines Planetariums beschäftigte die maßgeblichen Stellen schon längere Zeit. Man war der Ansicht, dass in den Ballungszentren der großen Städte viele Menschen beieinander leben, und auf Grund ihrer Lebensweise konnten nur noch wenige den Himmel bei Nacht so sehen, wie er wirklich aussah. Selbst wenn man es wollte, machte das Wetter mehr als einmal einen Strich durch die Rechnung. Dazu kam auch, dass in den Schulen der astronomische Unterricht, wenn überhaupt, mit völlig unzulänglichen Mitteln erteilt werden konnte.
     Der Vorsitzende des Deutschen Museums in München, Oskar von Miller hatte die Idee, ein Planetarium für sein Museum zu schaffen. Zu diesem Zwecke trat er an die Zeisswerke in Jena heran, und diese bauten nach den Plänen eines Dr. Bauersfeld (1855-1934) ein Projektions- Planetarium. Dieses zeigte aber nur den Himmel über München. Der Berliner Projektor konnte aber durch eine verstellbare Polhöhe auch die südlichen Sternbilder erfassen und somit den gesamten Sternenhimmel zeigen.

Im Oktober 1924 beschließt der Magistrat von Berlin den Ankauf des Zeiß- Planetariums und seine spätere Aufstellung an einer markanten Stelle der Stadt. Nachdem mehrere Jahre mit dem Finanzministerium gerungen worden war, entschloss sich dieses, einen Platz zur Bebauung herzugeben, und der Zoologische Garten trat an dieser Stelle etwa 5 000 m2 an den Fiskus ab, bekam aber an anderer Stelle Ersatz dafür. Der erste Spatenstich konnte daher erst Mitte Mai 1926 erfolgen.
     Das Planetarium wurde auf Tiergartengelände an der Nordwestecke des Zoologischen Gartens errichtet. Dieser Platz war äußerst vorteilhaft, da er außerordentlich günstige Verkehrsmöglichkeiten bot. Das Planetarium konnte hier sowohl mit der Stadtbahn als auch mit der Untergrundbahn erreicht werden, zudem führten auf dem Hardenbergplatz eine große Zahl von Straßenbahnlinien zusammen, die den Besuchern des Planetariums zur Verfügung standen. Außerdem hatte die städtische Verwaltung den Gedanken, das Planetarium an einer Stelle aufzubauen, zu der tagaus, tagein viele Besucher unterwegs waren. Angesichts der erwähnten Verkehrsanbindung, verstärkt noch durch den Fernbahnhof, war der Platz neben dem Zoologischen Garten nahezu ideal.
     Das Gebäude wurde nach den Plänen der Hochbaudeputation des Magistrats errichtet.
BlattanfangNächstes Blatt

   84   Im Detail Planetarium am Zoo  Voriges BlattNächstes Blatt

Das Alte Planetarium in der Erinnerung der Berliner
Die Oberleitung beim Bau des Planetariums hatte der Oberbaurat Matzdorff, ihm zur Seite standen die Stadtbaumeister Salingré, Ermisch, Fuhrmann u.a. Der Grundriss des Planetariums zeigt einen Rundbau mit großer rechteckiger Vorhalle. Es besteht in der Hauptsache aus dem 25 m im Durchmesser weiten und 15,5 m hohen Zuschauerraum mit 420 Sitzplätzen, die sich um das in der Mitte des Zuschauerraumes stehende Planetariums- Instrument gruppieren. Seitlich davon befindet sich ein Rednerpult mit einer Schalttafel, von der die Bewegungen des Instrumentes geregelt werden können. Neben dem Rednerpult befindet sich ein Epidiaskop, mit welchem durchsichtige und undurchsichtige Bilder auf die Kuppelfläche projiziert werden können. Der Raum selbst wurde mit einer zweischaligen Kuppel überdeckt. Die Bauweise wurde hierfür eigens von einem Spezialingenieur erdacht und für Planetariumszwecke verwendet. Die Kuppel ruht auf einem drei Meter hohen Unterbau über einem Betonring und wurde in eisernem Netzwerk ausgeführt, welches mit einer dünnen Betonschicht umhüllt worden ist. Unterhalb dieser Betonkuppel wurde ein zweites, gleichartiges Netzwerk angeordnet, welches die Stoffkuppel trägt, die als Projektionsfläche dienen soll. Zwischen beiden Kuppeln sind 500 Eisenblechtafeln von je 2 m2 Größe angebracht, die regellos angeordnet dazu dienen, etwaige, die Stoffkuppel durchdringende Schallwellen zu brechen.
BlattanfangNächstes Blatt

   85   Im Detail Planetarium am Zoo  Voriges BlattArtikelanfang
Somit ist eine gute Akustik im Zuschauersaal gesichert. Unterhalb des Kuppeldaches hat man schräg stehende lackierte Blechlamellen befestigt, um darauf fallende Lichtstrahlen der Projektion abzulenken und den Eindruck des Auf- und Unterganges der Sterne zu wahren.
     Zwei Notausgänge und eine Lichtschleuse verbinden den Rundraum des Planetariums mit der Vorhalle. In diesem besonderen Vorbau befindet sich eine gedeckte Vorhalle, in der die Kassenhalle mit der Garderobe, der Kassenraum, ein Raum für die Verwaltung, eine Pförtnerloge und die Toiletten untergebracht sind. In den Kellerräumen, die sich unterhalb des Vorraumes befinden, sind die Heizungs- und Lüftungsanlagen untergebracht. Dem Zuschauerraum wird von hier aus außerdem zur Unterstützung dieser Heizung und zur Lüftung vorgewärmte Luft zugeführt. Dagegen erfolgt an heißen Sommertagen eine Kühlung der Luft auf mechanischem Wege. Im Obergeschoss des Vorbaus befinden sich die elektrischen Anlagen sowie ein Kinovorführraum.
     Die Außenfassade des Gebäudes wurde mit braunroten Verblendsteinziegeln verkleidet. Als einzige Schmuckstücke wurden an der Hauptfront Keramiken von Otto Placzek angebracht, welche - auf der Attika - den nächtlichen Sternenhimmel darstellen und - über den Eingängen - die astronomischen Zeichen der einzelnen Tage der Woche tragen.
Im Innern wurde 1927 ein Bronze- Bildwerk der Göttin der Morgenröte, Aurora, enthüllt, welches von Josef Limburg (geb. 1874) geschaffen wurde. Über den Verbleib des Bildwerkes ist nichts bekannt.
     Die Bauzeit für das Planetarium dauerte rund sechs Monate.
     Im Zweiten Weltkrieg wurde das Planetarium schwer beschädigt. An einen Wiederaufbau konnte zunächst nicht gedacht werden, da die astronomischen Geräte vorher beiseite geschafft worden waren. Als 1955 der Bebauungsplan »Rund um den Zoo« erstellt wurde, wollte auch niemand mehr diese störende Institution wiederhaben, zumal man den Gedanken für ein neues Planetarium am »Insulaner« im Bezirk Steglitz ins Auge gefasst hatte. So wurde die Ruine des nicht einmal 30 Jahre alt gewordenen Gebäudes 1955 beseitigt.

Bildquelle: Tagesspiegel o. D., 1963

Literatur: Matzdorff, Das Planetarium der Stadt Berlin. Zentralblatt der Bauverwaltung, 47. Jg., 1927, S. 13-15; Aurora. Die Göttin der Morgenröte, Bronzestatue im Berliner Planetarium von Josef Limburg. Text von Mag.- Schulrat Josef Galle, Berlin o. J.

BlattanfangArtikelanfang

© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 8/2000
www.berlinische-monatsschrift.de