208   Berlin-Kalender 1919-1932  Nächstes Blatt
KALENDER
1919-1932

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4. Januar
Dem Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn (USPD), erst am 9. November 1918 berufen, wird durch den preußischen Innenminister Paul Hirsch (SPD) die Entlassung mitgeteilt. Aus Protest kam es daraufhin noch am selben Abend zu spontanen Streikaktionen.
6. Januar
In Berlin beginnt ein Generalstreik. Über eine halbe Million Arbeiter und viele Soldaten demonstrieren im Stadtzentrum gegen die Regierung und für die Revolution.
15. Januar
Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg werden von Mitgliedern der Garde- Kavallerie- Schützen- Division ermordet.
24. Januar
Das Dreiklassenwahlrecht in Preußen wird auch für Kommunalwahlen aufgehoben und ersetzt durch das geheime, gleiche und direkte Wahlrecht. Auch Frauen sind von nun an wahlberechtigt.
4. Februar
In Berlin wird aus dem Centralverband Deutscher Industrieller und dem Bund der Industriellen der »Reichsverband der deutschen Industrie« gegründet.

16. Februar
Mit einem Radrenn- Abend beginnen im Berliner Sportpalast (Schöneberg) »40 Tage Sportpalast«. Neben Veranstaltungen im Radsport werden auch Wettbewerbe im Boxen, in der Leicht- und Schwerathletik sowie Tanz- und Gesangsaufführungen durchgeführt.
23. Februar
Bei den ersten Wahlen zur Stadtverordneten- Versammlung nach Aufhebung des Dreiklassenwahlrechts ergeben sich folgende Sitzverteilungen: USPD 47, SPD 46, DDP 21, DNVP 16, DVP sechs und Zentrum acht Sitze.
15. April
Im Streit um Verbleib oder Nichtverbleib von Bildern und Büsten der Hohenzollernfamilie in städtischen Gebäuden erklärt Oberbürgermeister Adolf Wermuth, daß als Symbole der Staatsgewalt nur solche der gegenwärtigen Staatsform Platz finden sollen.
17. Juni
Der Preußische Innenminister legt den Entwurf eines Gesetzes zur Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin allen für die Eingemeindung vorgesehenen Kommunen sowie den Behörden der betroffenen Kreise und der Provinz Brandenburg zur Meinungsäußerung vor.
6. Juli
Der Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld eröffnet mit einer Ansprache das von ihm gegründete und finanzierte erste Institut für Sexualwissenschaft der Welt In den Zelten 10 (Tiergarten).


Magnus Hirschfeld gründet das Institut für Sexualwissenschaft

11. Juli
Die »Wohnungsbaugesellschaft Siemensstadt« (WoSi) wird mit dem Ziel gegründet, den Bau von Wohnungen für die Werksangehörigen zu forcieren. Ihr erstes größeres Projekt war die Siemenssiedlung am Rohrdamm (Spandau).
24. Juli
Die Stadtverordneten- Versammlung von Lichtenberg spricht sich für die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin aus, zu der auch Lichtenberg gehören soll.

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   209   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
3. November
Paula Hertwig habilitiert sich in Zoologie an der Berliner Universität. Sie ist damit die erste Frau, die sich an der Berliner Universität habilitieren durfte.
28. November
Am Schiffbauerdamm (Mitte) wird das Große Schauspielhaus nach dem Umbau des ehemaligen Zirkus Schumann durch Hans Poelzig mit einer Aufführung der »Orestie« von Aischylos in der Regie von Max Reinhardt feierlich eröffnet. Die Musik stammt von Einar Nilson.

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22. Januar
In der Vermögensauseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und dem Hause Hohenzollern kommt es zum Vergleich. Dabei werden u.a. das Berliner Stadtschloß, das Jagdschloss Grunewald sowie Theater in Berlin und anderen Städten verstaatlicht.
26. Januar
Reichsfinanzminister Matthias Erzberger wird bei einem Attentat vor dem Kriminalgericht in Moabit an Arm und Schulter verwundet.
1. Februar
Die Angestellten der Straßenbahnen entfernen gegen den Willen ihrer Direktion die an den Mützen angebrachten Nummern, da »das Tragen von Nummernabzeichen eines freien Bürgers der Republik nicht würdig sei«.

14. März
Die Arbeiterschaft von Berlin tritt in den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Straßenbahnen und Fuhrwerke verkehren nicht. Wasser und Stromversorgung sind unterbrochen. Es erscheint keine Zeitung.
27. April
Die Verfassunggebende Preußische Landes- Versammlung beschließt mit knapper Mehrheit von 165 zu 148 Stimmen das »Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin«. 20 Verwaltungsbezirke werden gebildet. Das Gesetz tritt am 1. Oktober 1920 in Kraft.
2. Juni
Der preußische Kultusminister genehmigt der »Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums« in der Artilleriestraße 15 (Tucholskystraße 9, Mitte) die Wiederannahme des 1870 bis 1883 geführten Titels »Hochschule für die Wissenschaft des Judentums«.
20. Juni
Nach dem Gesetz vom 27. April 1920 über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin finden erstmals Wahlen zur neuen Stadtverordneten- Versammlung und zu den 20 Bezirks- Versammlungen statt.
1. Oktober
Das »Gesetz über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin« vom 27. April tritt in Kraft. Die neue Stadtgemeinde geht aus acht Stadtkreisen, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken hervor. Sie umfasst 878 Quadratkilometer mit 3,8 Millionen Einwohnern.

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15. April
Der steckbrieflich gesuchte Max Hoelz, Führer der vogtländischen Roten Arbeiterarmee, wird in Berlin verhaftet.
18. April
Ernst Hermann von Dryander, letzter kaiserlicher Oberhof- und Domprediger, begleitet den Sarg der am 11. April verstorbenen deutschen Kaiserin Auguste Viktoria von Holland nach Deutschland. Er leitet auch in Potsdam die Bestattungsfeierlichkeiten.
30. Juni
Der Physiker Max von Laue hält seine Antrittsrede in der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
15. August
Der Zentralfriedhof Friedrichsfelde kommt zum Bezirksamt Lichtenberg, das damit die Pflege der Gräber von u. a. Oberbürgermeister Martin Kirschner, Gartenbaudirektor Hermann Mächtig und der Sozialdemokraten Paul Singer, Wilhelm Liebknecht und Ignatz Auer übernimmt.

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   210   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
11. September
Max Klante wird von der Polizei wegen Betrugs verhaftet. Der »Volksbeglücker« Klante hatte im Mai 1920 einen Wettkonzern und im Dezember 1920 die »Max Klante & Co. GmbH« mit einem Stammkapital von 450000 Mark gegründet. Anleger sind »kleine« Leute. Die Schulden bei 80000 Gläubigern betragen 90 Mill. Mark. Im Gerichtsprozeß im Dezember wird Klante zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
8. Oktober
Das Theater am Kurfürstendamm wird mit der Uraufführung des Lustspiels »Ingeborg« von Curt Goetz eröffnet.
27. Dezember
Einer amtlichen Verlautbarung zufolge sind in Berlin wieder 60 876 Personenkraftwagen zugelassen, womit die Vorkriegszahl erreicht wird. 78 % dieser Pkw besitzen eine Stärke bis zu 14 PS.

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26. März
Der Arzt und Sexualforscher Alfred Blaschke, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Geschlechtskrankheiten, stirbt in Berlin.
1. April
Die I. Berliner Schulzahnklinik in der Brandenburger Straße 78-79 geht in die Verwaltung des Bezirksamtes Kreuzberg über und erhält den Namen »Schulzahnklinik Kreuzberg«.

1. April
Der Physiko- Chemiker Prof. Walther Nernst wird zum Präsidenten der Physikalisch- Technischen Reichsanstalt ernannt.
3. April
Zwischen dem russischen Außenminister G. Tschitscherin und Reichsaußenminister W. Rathenau finden in Rapallo Verhandlungen statt. Die alte russische Botschaft Unter den Linden wird der Berliner Sowjetvertretung wieder zur Verfügung gestellt.
23. April
In dem der jüdischen Synagoge in der Rykestraße 53 vorgelagerten dreigeschossigen Gebäude eröffnet der Jüdische Schulverein e.V. eine zweistufige private Volksschule.
18. Juni
Im Deutschen Stadion (Charlottenburg) beginnen die ersten »Deutschen Kampfspiele«. Sie waren eine Art »Nationales Olympia«, da Deutschland an den Olympischen Spielen erst 1928 wieder teilnehmen durfte.
24. Juni
Außenminister Walther Rathenau fällt einem Attentat zum Opfer. Angehörige der Terrororganisation »Consul« ermordeten ihn in der Villenkolonie Grunewald auf einer Fahrt im offenen Wagen von seiner Villa ins Auswärtige Amt durch Pistolenschüsse und eine Handgranate.
25. September
In Berlin beginnt der dreitägige VII. Internationale psychoanalytische Kongreß unter dem Vorsitz von Sigmund Freud.
12. November
Die deutsche Tänzerin Valeska Gert (Gertrud Valeska Samosch) löst bei ihrem Gastspiel im Berliner Schwechtensaal unter dem Publikum nicht nur Begeisterung, sondern auch massive Proteste aus. Man wirft der exzentrischen Künstlerin Schamlosigkeit vor.


Valeska Gert schockt im Schwechtensaal das Berliner Publikum

27. Dezember
Vom Flugplatz Staaken (Spandau) startet ein einmotoriger Eindecker der Deutschen Luft- Reederei (DLR) vom Typ »Dornier Komet II«, die D 223, zum ersten Flug einer deutschen Verkehrsmaschine nach England.

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   211   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
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21. Februar
Der Magistrat fasst den Beschluss, auf dem Tempelhofer Feld einen Verkehrsflughafen zu errichten.
26. Februar
Die Berliner Hafen- und Lagerhaus A.G., die Generaldirektion der Berliner Häfen, wird gegründet (BEHALA).
1. Mai
Joseph Deitmer, Propst der St.-Hedwig- Kirche (Mitte), wird zum Weihbischof des Breslauer Bistums mit Sitz in Berlin ernannt. Erstmals seit der Reformation erhalten damit die Berliner Katholiken einen eigenen Bischof.
3. September
Der Westhafen (Tiergarten) am Berlin- Spandauer Schiffahrtskanal wird in seiner ersten Ausbaustufe - ohne das dritte Hafenbecken - eingeweiht.
9. September
Einen Tag lang verkehrt keine Straßenbahn in der deutschen Hauptstadt. Die Geldentwertung führt zum Ruin der »Berliner Straßenbahn«.
28. September
In der Ausstellungshalle am Kaiserdamm (Charlottenburg) findet bis zum 7. Oktober trotz der Inflationskrise die Automobilausstellung statt. Aufsehen erregt der neue Audi- Sechszylinder mit Linkslenkung und Vierradbremse.

9. November
Die erste deutsche Rundfunkreportage über den gescheiterten Hitler- Putsch in München gelangt per Telefon an den Rundfunksender in Berlin und wird direkt ausgestrahlt.
20. Dezember
Der Neubau der Weidendammer Brücke, die 1914 wegen des Baus des Spreetunnels abgerissen worden war, wird für den Verkehr freigegeben.

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16. Februar
Der Maler George Grosz wird unter der Beschuldigung, sein satirisches Mappenwerk »Ecce homo« verletze die öffentliche Moral und ziehe die inneren Werte des deutschen Volkes in den Schmutz, zu 6 000 Mark Strafe verurteilt.
8. August
Der erste elektrisch betriebene Personen- Nahverkehrszug fährt vom Stettiner Vorortbahnhof an der Invalidenstraße (Mitte) nach Bernau. Das war die Geburtsstunde der Berliner S-Bahn.


Der Versuchszug A erreicht Bernau

11. August
Franz Schwechten, Architekt des Anhalter Bahnhofs, stirbt in Berlin. Beigesetzt wird er auf dem Kirchhof der Gemeinde Alt- Schöneberg, Hauptstraße 47.
10. Oktober
Max Schmeling (Köln, 80 kg) trägt im Berliner Sportpalast seinen ersten Boxkampf aus. Im Halbschwergewicht verliert er gegen Max Dieckmann (Berlin, 75 kg) durch Aufgabe in der 4. Runde.
20. Oktober
Der auf fünf Stelzen stehende Uhrturm auf dem Potsdamer Platz, unter dessen Gußeisendach die Ampelfarben Rot, Weiß und Grün in waagerechter Anordnung aufleuchten, wird um 22.00 Uhr in Betrieb gesetzt. Die Verkehrsampel kostet 10000 Mark.
19. November
Im Berliner Sportpalast (Schöneberg) findet eine Versammlung der Heilsarmee statt. Es spricht Bramwell Booth, der Sohn des Gründers der Heilsarmee William Booth.
3. Dezember
In Königs Wusterhausen bei Berlin wird mit der Errichtung des 280 m hohen Sendemastes für den Rundfunk begonnen. Dieser Mast ist über viele Jahre das höchste Bauwerk Deutschlands.
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   212   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
4. Dezember
Die »1. Große Deutsche Funkausstellung« wird in dem ganz aus Holz erbauten »Haus der Deutschen Funkindustrie«, der sogenannten Funkhalle auf dem Messegelände (Charlottenburg), in Anwesenheit des Reichspräsidenten Friedrich Ebert eröffnet.

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11. Januar
Der Zoologische Garten zu Berlin entsendet bis zum 6. Mai unter der Leitung von Dr. Lutz Heck seine erste eigene Tierfangexpedition nach Abessinien (Äthopien). Die Expedition kehrt mit etwa 2000 Tieren nach Berlin zurück.
17. Februar
Die Ortsgruppe Berlin der wieder zugelassenen NSDAP wird gegründet. Ihren Sitz nimmt die Ortsgruppe in der Wiener Straße 45 im Bezirk Kreuzberg.
14. März
Ortsgruppen der NSDAP formieren sich in Berlin nach der Aufhebung des Verbots der Partei zum »Gau Groß- Berlin der NSDAP« unter Einschluss der Provinz Brandenburg.

16. Juni
Die an diesem Tag durchgeführte Volkszählung ergibt, dass in Gross- Berlin 4024165 Menschen wohnen. Im Bezirk Prenzlauer Berg leben 326 311 Menschen (8,1 % der Gesamtbevölkerung), unter denen sich 20419 Menschen jüdischen Glaubens befinden. Das sind 6,3 % der Einwohner des Bezirks und 11,8 % der Berliner Juden. Die Volkszählung ergibt, dass der Bezirk Prenzlauer Berg mit 322,1 Bewohnern pro Hektar Fläche der am dichtesten besiedelte Bezirk von Berlin ist.
17. September
Die UFA- Wochenschau erscheint mit ihrer ersten Ausgabe.
14. Dezember
Alban Bergs Zwölftonoper »Wozzeck« wird in der Staatsoper Unter den Linden (Mitte) uraufgeführt.
22. Dezember
Die erste Rolltreppe Berlins wird im Warenhaus Tietz am Dönhoffplatz (Leipziger Straße, Mitte) in Betrieb genommen.

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4. Februar
Die Stadtverordneten- Versammlung beschließt, den »Königsplatz« in »Platz der Republik« (Tiergarten) umzubenennen.

20. Februar
Die erste »Grüne Woche« wird auf dem Messegelände an der Masurenallee (Charlottenburg) eröffnet.
24. Mai
Der finnische Leichtathlet Paavo Nurmi läuft im Deutschen Stadion im Grunewald mit 8:25,4 min über 3000 m einen Weltrekord, der als erster in Berlin aufgestellter Weltrekord von der Internationalen Amateur- Leichtathletik- Assoziation anerkannt wird.


Paavo Nurmi (3.v. links) war ein Ausnahmeathlet jener Jahre

4. Juli
Führende deutsche Architekten wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Hans Scharoun gründen die Architektenvereinigung »Der Ring«.

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   213   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
11. Juli
Der deutsche Rennfahrer Rudolf Caracciola gewinnt mit einem Mercedes das erstmals als Großer Preis von Deutschland veranstaltete Automobilrennen auf der Avus.
1. November
Joseph Goebbels wird zum neuen Gauleiter der Berliner NSDAP ernannt. Er bekommt den Auftrag, innerparteiliche Streitigkeiten zwischen den Gruppen des »alten« Gauleiters, Dr. Ernst Schlange, und dem Führer der Berliner SA, Kurt Daluege, zu schlichten.
5. November
Paul von Hindenburg stattet anderthalb Jahre nach seiner Wahl zum Reichspräsidenten dem Roten Rathaus einen offiziellen Besuch ab.
10. November
Im Theater der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg- Platz, Mitte) hat das Stück »Nachtasyl« von Maxim Gorki in der Regie von Erwin Piscator Premiere.

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20. März
Der sowjetische Maler und Kunsttheoretiker Kasimir Malewitsch, Vertreter des Suprematismus, trifft in Berlin ein, um 55 seiner Arbeiten in einer Sonderausstellung innerhalb der Großen Berliner Kunstausstellung (7. Mai bis 30. September) zu zeigen.

1. Mai
Der Führer der NSDAP, Adolf Hitler, hält in Berlin im Konzerthaus »Clou« (Mauerstraße 82, Mitte) seine erste Rede. Wegen eines gegen ihn ausgesprochenen Redeverbots in Preußen wird die Rede in einer geschlossenen Mitglieder- Versammlung gehalten.
1. Mai
Die durchlaufende Stundenzählung von 0.00 Uhr bis 24.00 Uhr wird eingeführt.
25. Mai
Der Fußgängertunnel unter der Spree am Müggelgemünde in Friedrichshagen (Köpenick) wird seiner Bestimmung übergeben.
7. Juni
In Berlin kommen die Ozeanflieger Camberlin und Levine mit dem Flugzeug »Columbia« nach der ersten Atlantiküberquerung von New York her an.
23. Juli
Bernhard Rose, Schauspieler und langjähriger Theaterdirektor in Berlin, stirbt in Bad Oeynhausen.
19. August
Der erste Elektroherd wird versuchsweise aufgestellt. Nach Abschluss der grundlegenden Versuche im März 1932 begann die Bewag mit der planmäßigen Werbung für elektrisches Kochen und führte u.a. ein Mietsystem für Elektroherde ein.
12. Oktober
Adolf Wermuth, Berliner Oberbürgermeister von 1912 bis 1920, stirbt in Berlin. Beigesetzt wird er auf dem Kirchhof im Schlosspark Buch, Alt-Buch 36.
30. Oktober
Der Berliner Publizist Maximilian Haarten (eigtl. Felix Ernst Wittkowski) stirbt im Schweizer Kurort Montana- Vermala. Er erhält ein Ehrengrab auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße (Charlottenburg).
19. November
Der Dirigent und Opernregisseur Otto Klemperer wird Direktor der nunmehr selbständigen Krolloper am Platz der Republik.
1. Dezember
Die erste Bildtelegraphenlinie (nach dem System Siemens- Karolus- Telefunken) zwischen Berlin und Wien wird offiziell in Betrieb genommen.
1. Dezember
Nach einer Berliner Viehzählung werden in der Stadt 55936 viehhaltende Haushalte registriert, die u.a. 42222 Pferde, 30148 Rinder und 32 652 Schweine halten.

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10. Januar
Claire Waldoff singt in der Rundfunksendung zu Zilles siebzigsten Geburtstag das Lied »Heinrich heeßt er!«.
2. Februar
Das Städtische Volksbad an der Atzpodien-/ Hubertusstraße (Lichtenberg) wird als eines der größten der Stadt von Oberbürgermeister Gustav Böß eröffnet. Das denkmalgeschützte Hallenbad (Sanierungskosten mehr als 60 Millionen Mark) wurde 1991 geschlossen.

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   214   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
4. Februar
Im Sportpalast ist zum 70. Geburtstag von Heinrich Zille (am 10. Januar) wieder einmal »Hofball bei Zille«. Es spielen Arthur Guttmanns Jazz- Symphoniker und weitere zehn Kapellen. Unter den Prominenten waren Claire Waldoff und Harry Lamberts-Paulsen.
7. Februar
Die »Berliner Kommission für Naturdenkmalpflege« wird aus Vertretern der städtischen Körperschaften und aus am Naturschutz interessierten Organisationen gebildet.
18. Februar
Im Sportpalast (Schöneberg) findet der »Original Gesindeball« statt. Tausende kostümierter Zofen, Köche, Kutscher, Kellner nehmen teil. Es spielen die Arthur- Guttmann- Jazzsymphoniker. Der Hauptgewinn der Tombola ist eine Opel- Luxus- Limousine.
27. Februar
Im Sportpalast (Schöneberg) begeistert die norwegische Weltmeisterin und Olympiasiegerin im Eiskunstlauf Sonja Henie mit ihrer Olympiakür von St. Moritz. Die Eiskunstlauf- Weltmeisterschaft der Herren gewinnt Böckl vor Schäfer und Dr. Distler (alle Wien).
28. April
Die Staatsoper wird nach zweijährigem Umbau mit Mozarts »Zauberflöte« unter der Leitung von Erich Kleiber wiedereröffnet.
11. Mai
Die ersten Fernseh- Versuchsübertragungen von Wilmersdorf nach Charlottenburg werden von Denes von Mihaly realisiert. Die Bildgröße beträgt 4 x 4 cm mit 30 Zeilen und der Bildwechsel erfolgt nach jeweils 12,5 Sekunden.
11. Juni
Auf der Berliner Stadtbahn beginnt offiziell der elektrische Zugbetrieb (S-Bahn). Die Strecke Erkner - Stadtbahn - Potsdam ist die erste im Netz der Berliner Stadt-, Ring- und Vorortbahnen, die auf Gleichstrombetrieb umgestellt wird.
1. Juli
In der Stadtbibliothek, die sich im Marstallgebäude/ Eingang Breite Straße (Mitte) befindet, wird die erste Berliner Zeitungslesehalle eröffnet. Hier können 120 in- und ausländische Tageszeitungen gelesen werden.
1. Juli
Auf jeden 66. Berliner kommt ein Kraftfahrzeug.
7. Oktober
In Berlin stellt der finnische Langstreckenläufer Paavo Nurmi mit 19 210 Metern einen Stundenlauf- Weltrekord auf und verbessert während des Laufs zwei weitere Weltrekorde.
3. November
Die Kathedrale der russisch- orthodoxen Kirche am Fehrbelliner Platz (Wilmersdorf) wird eingeweiht. 1935 wurde das Gebäude vom Deutschen Versicherungskonzern, einem Wirschaftsunternehmen der Deutschen Arbeitsfront, gekauft und als Bürogebäude genutzt.


Premiere der Dreigroschenoper: Peachum (Erich Ponto) unterweist seine Tochter (Roma Bahn) über die Verhältnisse

31. August
Im Theater am Schiffbauerdamm wird »Die Dreigroschenoper« von Bertolt Brecht und Kurt Weill uraufgeführt. Die Regie führt Erich Engel.
31. August
Das zu einer Großgaststätte umgebaute Kaffeehaus »Haus Vaterland« (ehemals Café Picadilly) am Potsdamer Bahnhof wird eingeweiht.
16. November
Im Berliner Sportpalast hält Adolf Hitler vor 16 000Zuhörern seine erste öffentliche Rede in Berlin. Die Potsdamer Straße ist durch ein starkes Polizeiaufgebot abgesperrt. Es sprechen Dr. Joseph Goebbels, Gauleiter von Berlin, ab 20.30 Uhr Adolf Hitler.
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   215   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
20. November
Die katholische St.-Augustinus- Kirche in der Dänenstraße (Prenzlauer Berg), erbaut nach dem Entwurf des Architekten Joseph Bachem, wird geweiht.
20. November
Das Luisenstädtische Gymnasium in der Gleimstraße 49 (Prenzlauer Berg) wird in »Heinrich- Schliemann- Schule« umbenannt. An der feierlichen Namensgebung in der Aula nahmen Oberbürgermeister Gustav Böß und Stadtschulrat Jens Nydahl teil.
21. November
Der Schriftsteller Hermann Sudermann stirbt in Berlin. Beigesetzt wird er auf dem Landeseigenen Friedhof Grunewald, Bornstedter Straße 11-12 (Wilmersdorf).

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8. März
Die Deutsche Reichspost führt in Berlin die erste drahtlose Fernsehbildsendung (noch ohne Ton) mittels Mihaly- Abtasters durch. Das Bild wird in mehreren Berliner Stadtteilen empfangen.
9. März
Henri Barbusse eröffnet im Großen Saal des Berliner Gewerkschaftshauses den Internationalen Antifaschisten- Kongreß, an dem 314 Delegierte aus 23 europäischen Ländern und aus Übersee teilnehmen.

14. März
Der Verlag von Willi Münzenberg bringt die erste Nummer der Zeitung »Berlin am Morgen« heraus.
17. März
Bona Peiser, die erste Volksbibliothekarin Deutschlands, stirbt 65jährig an Herzschwäche in Berlin. Beigesetzt wird sie auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee. Die Bibliothek in Kreuzberg, Oranienstraße 72, erhielt ihren Namen.
24. März
Die Berliner SA führt vor der KPD- Zentrale Karl-Liebknecht- Haus am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg- Platz, Mitte) einen Propagandamarsch durch.
26. März
Der Architekt Bruno Möhring stirbt in Berlin und wird auf dem Kirchhof der Christus- Gemeinde in Mariendorf, Mariendorfer Damm 223-227 beigesetzt.
20. April
Das Zehlendorfer Rathaus (Kirchstraße 1-3) wird nach dreijähriger Bauzeit eingeweiht. Es vereinigt in sich Elemente des Konservatismus und der Moderne.
1. Mai
Trotz Demonstrationsverbots kommt es bis zum 3. Mai zu Massendemonstrationen kommunistischer Arbeiter in Mitte, Neukölln und Wedding. Bei Zusammenstößen mit der Polizei werden 31 Menschen getötet (»Blut-Mai«) und über 1 200 verhaftet.
3. Mai
Eine der ersten Eheberatungsstellen Berlins wird in der Grunowstraße 8/11 in Pankow eröffnet.
19. Mai
Mit der Aufführung der »Meistersinger von Nürnberg« von Richard Wagner in der Staatsoper Unter den Linden werden erstmals wieder seit 1914 »Berliner Festspiele« eröffnet. Zu einem Höhepunkt der Festspiele wird das Gastspiel der Mailänder Scala.
29. Mai
Für das Funkhaus in der Masurenallee am Reichskanzlerplatz (Theodor-Heuss- Platz, Charlottenburg) wird der Grundstein gelegt. Es entsteht nach Plänen des Architekten Hans Poelzig.
14. Juni
Der Freistaat Preußen und der Heilige Stuhl schließen ein Konkordat. Am 13. August 1930 wurde es ratifiziert und danach wurde durch die päpstliche Constitutio (Anordnung) Pastoralis Officii das Bistum Berlin errichtet.
22. Juni
Der Volkspark Rehberge - mit 118 Hektar die bedeutendste Neuschöpfung des Stadtgartendirektors von Groß- Berlin - Erwin Barth - wird nach dreijähriger Bauzeit im Beisein von Oberbürgermeister Gustav Böß mit einem Volksfest der Öffentlichkeit übergeben.
1. Juli
In Berlin sind 95 463 Kraftfahrzeuge, darunter 42 844 Personenkraftwagen, registriert. Damit kommt auf jeden 54. Berliner ein Kraftfahrzeug.
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   216   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
8. Juli
Das Bezirksamt Weißensee verbietet das außerhalb des Freibades am Orankesee üblich gewordene Nacktbaden.
14. Juli
Der Historiker und Herausgeber der Preußischen Jahrbücher, Hans Delbrück, stirbt in Berlin. Er wird auf dem Landeseigenen Friedhof Grunewald beerdigt.
26. August
Der deutsche Weltrundfunksender (8-kW- Telefunken- Anlage im Kurzwellenbereich) wird in Zeesen bei Berlin in Betrieb genommen.
29. August
Die »Gesellschaft der Freunde des Neuen Rußland« gibt zu Ehren des in Berlin weilenden sowjetischen Filmregisseurs Sergej Eisenstein im Hotel »Esplanade« ein Bankett. Anwesend sind auch Käthe Kollwitz, Alfred Döblin, Hans Richter und Alexander Granach.
1. September
Im Berliner Lessingtheater am Friedrich-Karl- Ufer (ab 31. Mai 1951 Kapelleufer, Mitte) wird das gegen den Abtreibungsparagraphen 218 gerichtete sozialkritische Drama »Cyankali« von Friedrich Wolf uraufgeführt.
24. September
Berlins Oberbürgermeister Gustav Böß wird zum Ehrenbürger von New York ernannt.
26. September
Die Textilgroßhändler Leo und Willy Sklarek werden verhaftet, weil im Ergebnis von Buchprüfungen Betrügereien in Millionenhöhe aufgedeckt wurden.
30. September
Der gesellschaftskritische Roman »Berlin Alexanderplatz« des Berliner Armenarztes Alfred Döblin, der das Leben im Berlin der zwanziger Jahre beschreibt, kommt in den Buchhandel.
3. Oktober
Gustav Stresemann, deutscher Außenminister, Nobelpreisträger und Vorsitzender der Deutschen Volkspartei, stirbt in Berlin. Bestattet wird er auf dem Alten Luisenstadt- Kirchhof, Südstern 8-12 (Kreuzberg).


Außenminister Stresemann stirbt. Bei der Reichstagswahl 1930 macht die Deutsche Volkspartei Wahlkampf mit dem Bild ihres toten Vorsitzenden

23. Oktober
Der erste Heißwasserspeicher, der nach dem von der Bewag neu eingeführten »Mietsystem für Heißwasserspeicher« vermietet wurde, ist betriebsfertig. Bis Ende 1933 kamen nahezu 5000 Speicher in Betrieb.

2. November
Ein städtisches Kinderhaus, das aus einem Kindertagesheim, einer Kleinkinderabteilung und einer Tageskrippe bestand, wird als eine der modernsten Einrichtungen dieser Art in der Simplonstraße 15/16 (Friedrichshain) eröffnet.
4. November
Für die Dreharbeiten zu dem Film »Der blaue Engel« nach Heinrich Manns Roman »Professor Unrat« mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen fällt die erste Klappe.
7. November
Oberbürgermeister Gustav Böß legt sein Amt nieder. Er wird beschuldigt, in die Korruptionsaffäre der Gebrüder Sklarek verwickelt zu sein, was sich später als gegenstandslos erwies. Böß ließ sich am 1. November 1930 vorzeitig in den Ruhestand versetzen.
17. November
Bei den Berliner Stadt und Bezirksverordnetenwahlen erhalten die NSDAP 5,7 %, die DNVP 17,6 %, die DVP 6,7 %, das Zentrum 3,6 %, die DDP 6,0 %, die SPD  28,4 % und die KPD 24,6  % der Stimmen. Erstmals ziehen Angehörige der NSDAP ins Stadtparlament ein.
20. November
Unter der Losung »Bischof und Volk« treffen sich im Sportpalast (Schöneberg) 12 000 Katholiken, um den neuen Administrator des Bistums Berlin und der Mark Brandenburg, Bischof Dr. Christian Schreiber, zu begrüßen.
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   217   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
30. Dezember
Der Film »Mutter Krausens Fahrt ins Glück« mit der Musik von Paul Dessau hat Premiere.
31. Dezember
Auf dem Riesenparkett des Sportpalastes (Schöneberg) wird Berlins größte Silvesterfeier veranstaltet. Es dirigieren u.a. Hugo Hirsch, Victor Holländer, Paul Lincke und Willi Rosen. Es treten u.a. Claire Waldoff, Wilhelm Bendow und Max Hansen auf.

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7. Januar
Zwischen Berlin und London wird der deutsch- englische Bildtelegraphie- Dienst aufgenommen.
8. Januar
Die Akademie der Künste veranstaltet zum 60. Geburtstag von Ernst Barlach eine Ausstellung .
14. Januar
Der SA- Sturmführer Horst Wessel wird bei einem Überfall in seiner Wohnung in Friedrichshain durch einen Schuß schwer verletzt. Er stirbt am 23. Februar im Krankenhaus Friedrichshain. NSDAP- Gauleiter Joseph Goebbels nutzt den Tod Wessels, um ihn zu einem Märtyrer zu verklären.
1. Februar
Durch einen Erlaß des Reichswehrministers wird Generalmajor Kurt Schreiber, bisheriger Abteilungschef im Personalamt des Reichministeriums, zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt.

30. März
Das 1. Präsidialkabinett unter Dr. Heinrich Brüning wird gebildet.
1. April
Das »Institut für Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften« wird in der Universitätsstraße 3 b (Mitte) unter dem Direktorat von Paul Diepgen eröffnet.
1. April
Der Film »Der blaue Engel« mit Marlene Dietrich und Emil Jannings in den Hauptrollen, wird in Berlin uraufgeführt.
7. April
Bei der Olex- Tankstelle Friedrichsfelde an der Straße Frankfurt (Oder) - Berlin wird eine Auto- Lotsenstation eröffnet. Ein Tag- und Nachtdienst ermöglichte, dass »Chauffeur- Lotsen« zum Fortbewegen von Fahrzeugen ständig angefordert werden konnten.
21. April
Am Ostermontag werden in den Berliner Verkehrsmitteln einschließlich Ring- und Vorortbahn rund 5,12 Millionen Menschen befördert.
13. Mai
Helene Lange, Vorkämpferin der Frauenbewegung, stirbt in Berlin und wird auf dem Landeseigenen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1 (Charlottenburg) beigesetzt.
24. Mai
Das Stadtbad in der Gartenstraße (Mitte) wird nach zweijähriger Bauzeit eröffnet.
28. Mai
Das Mitglied des Exekutivkomitees Theodor Lewald stellt auf der 28. Session des IOC in Berlin den offiziellen Antrag für die Durchführung der XI. Olympischen Spiele 1936 in Berlin.
22. Juni
Hertha BSC wird in Düsseldorf mit einem 5:4-Sieg gegen Holstein Kiel erstmals Deutscher Fußballmeister.
23. Juni
Zu einem »Treffen der Giganten« findet sich auf dem Flugplatz Staaken (Spandau) neben dem Luftschiff LZ 127 (»Graf Zeppelin«, 237 Meter Länge) auch das erste Jumbo- Flugzeug der Welt, die viermotorige »Junkers G 38« (Spannweite 44 Meter), ein.
28. Juni
Die von Bruno Taut und Franz Hillinger errichtete Wohnsiedlung an der Carmen-Sylva- Straße (ab 10. Juni 1954 Erich-Weinert- Straße, Prenzlauer Berg) erhält offiziell den Namen des Mitbegründers der Freien Gewerkschaften, Carl Legien.
11. Juli
Auf dem U-Bahnhof Gesundbrunnen werden erstmals bei der U-Bahn Rolltreppen in Betrieb genommen.
17. Juli
Als erstes Bürohochhaus in Berlin - nach einigen bereits früher entstandenen Fabrikhochhäusern - wird das Kathreiner- Hochhaus am Heinrich- von-Kleist- Park (Schöneberg) fertiggestellt. Die Entwürfe stammten von Bruno Paul.
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   218   Berlin-Kalender 1919-1932  Voriges BlattNächstes Blatt
18. Juli
Auf der außerordentlichen 19. Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft wird der Physiker und Nobelpreisträger Max Planck zum Präsidenten der Gesellschaft gewählt.
1. August
Die Zahl der in Berlin betriebenen Kraftfahrzeuge beträgt 107500 Personen und Lastkraftwagen, Kraftomnibusse, Kraftdroschken und Krafträder. Auf jeden 40. Berliner kam ein Kraftfahrzeug.
9. August
Claire Waldoff singt zur Einweihung des Zilledenkmals am ersten Todestag Heinrich Zilles im Garten der Elite- Sänger in der Kottbusser Straße (Kreuzberg) das »Lied vom Vater Zille«. Text und Musik stammten von Willi Kollo.
31. August
Der erste katholische Bischof von Berlin, Christian Schreiber, wird auf der Basis des Konkordats zwischen dem Vatikan und Preußen vom 14. Juni 1929 inthronisiert. Zuvor hatte Papst Pius XI. am 13. September 1930 die Diözese Berlin gegründet. Der Bischöfliche Stuhl wird in der St.-Hedwigs- Kirche errichtet, die den Status einer Kathedrale mit einem Domkapitel erhält.
1. September
In Berlin werden 346410 Erwerbslose registriert, gegenüber 357000 in der vorhergehenden Berichtsperiode. In der Arbeitslosenversicherung werden 166 017 und in der Krisenfürsorge 61 665 Erwerbslose unterstützt.
3. September
Der See- Elefant Roland, im Auftrag von Karl Hagenbeck im Frühjahr 1930 im Eismeer bei Süd- Georgien gefangen, wird vom Lehrter Güterbahnhof in den Zoo transportiert. Das Tier ist 4,5 m lang und wiegt 33,6 Zentner.
14. September
Bei den Reichstagswahlen ergibt sich in Berlin folgende Stimmenverteilung: KPD 739 235, SPD 738 094, Nationalsozialisten 395 988, Deutschnationale 351 277, Deutsche Staatspartei 145 260, DVP 99 112, Zentrum 97 977 und Wirtschaftspartei 65 527 Stimmen. Damit erhalten die KPD mit 27,3 % und die SPD mit 27,2 % die meisten Stimmen. Drittstärkste Partei wurde erstmals die NSDAP mit 14,6 % der Stimmen.
15. September
Der Film »Die Drei von der Tankstelle« mit Heinz Rühmann wird uraufgeführt.
16. September
Die von Alexander Beer gebaute Synagoge Wilmersdorf mit 2 300 Plätzen wird eingeweiht.
19. September
Die Berliner Volksbühne feiert ihr 40jähriges Bestehen.
22. September
Im großen Schwurgerichtssaal des Kriminalgerichts Moabit beginnt der Prozess gegen Ali Höhler und 16 Mitangeklagte, denen die Erschießung des nationalsozialistischen Studenten Horst Wessel zur Last gelegt wird.
2. Oktober
Das Gebäude des Pergamonmuseums auf der Museumsinsel wird seiner Bestimmung übergeben.
4. Oktober
Max und Charlotte Konnopke eröffnen auf der Ecke Schönhauser Allee/ Danziger Straße (Prenzlauer Berg) ihren ersten Wurststand, bestehend aus einem Zelt, einem Tisch und einem Wurstkessel.
1. November
Das NSDAP- Organ »Der Angriff« erscheint erstmals als Tageszeitung.
8. November
Friedrich Wolfs Stück »Die Matrosen von Cattaro« in der Regie von Günther Stark hat an der Volksbühne am Bülowplatz (Rosa-Luxemburg- Platz, Mitte) Premiere.
11. November
Die Berliner NSDAP- Tageszeitung »Der Angriff« wird für eine Woche verboten.
14. November
Die Pilotin Marga von Etzdorf startet mit ihrem Wellblechflugzeug (Ju A 50), mit Namen »Kiekindiewelt«, zu einem Flug von Berlin nach Teneriffa.
18. November
Das nach Plänen von Friedrich Hellwig errichtete neue Rathaus Wedding an der Müllerstraße 148/ Ecke Lütticher Straße wird nach zweijähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben.
1. Dezember
Die Bezeichnung »S-Bahn« (Schnellbahn) mit dem Symbol »weißes S auf grünem Grund« wird für den städtischen Eisenbahn- Nahverkehr eingeführt.
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5. Dezember
Die Berliner Premiere des Anti- Kriegsfilms nach dem Roman von Erich Maria Remarque »Im Westen nichts Neues« wird von SA-Leuten gestört - die Vorführung wird abgebrochen. Bis zum 9. Dezember randaliert die SA vor den Kinos. Am 11. Dezember verbietet die Filmoberprüfstelle die weitere Aufführung mit der Begründung, dass das »deutsche Ansehen im Ausland gefährdet sei«.

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22. Januar
Das von dem Architekten Hans Poelzig projektierte »Haus des Rundfunks« an der Masurenallee gegenüber dem Funkturm (Charlottenburg) wird nach 20-monatiger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben.
5. März
Die Uraufführung von Carl Zuckmayers Stück »Der Hauptmann von Köpenick« findet im Deutschen Theater in der Schumannstraße (Mitte) statt.
9. März
Der englische Schauspieler und Regisseur Charlie Chaplin wird auf einer Europareise am Bahnhof Friedrichstraße stürmisch empfangen. Nur wenige dürfen ihn auf dem Bahnsteig begrüßen, darunter Marlene Dietrich, Vertreter der Filmindustrie und der Presse.

13. Mai
Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Henry Graf de Baillet- Latour, teilt mit, dass die Spiele 1936 an die Stadt Berlin vergeben sind.
21. Mai
Der bis zum 24. Mai dauernde Kongress des Fußball- Weltverbandes FIFA beginnt unter der Teilnahme von 62 Delegierten aus 30 Ländern in Berlin.
8. September
Die Spreegasse (Mitte) wird zum 100. Geburtstag von Wilhelm Raabe in Sperlingsgasse umbenannt.
23. November
Das Reichsgericht verurteilt den Herausgeber der »Weltbühne«, Carl von Ossietzky, wegen »Verrats militärischer Geheimnisse« zu eineinhalb Jahren Gefängnis.
31. Dezember
Geheimrat Prof. Ludwig Heck scheidet nach fast 43jähriger Tätigkeit aus dem Amt des Zoodirektors. Der bis dahin stellvertretende Direktor Dr. Lutz Heck übernimmt die Nachfolge seines Vaters.

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15. Februar
Einer amtlichen Statistik zufolge sind in Berlin 615168 Personen, d.h. jeder dritte Erwerbsfähige, arbeitslos. Die Hauptstadt hat damit neben Breslau die höchste Arbeitslosenquote der deutschen Städte.

7. April
Im Sportclub Charlottenburg (Eichkamp) wird eine Schule mit 26 Schülern aller Religionen eröffnet. Die Schule zog nach dem Regierungsantritt Hitlers in die Bismarckallee 37 um. Die dann jüdische Schule erhielt den Namen »Private Jüdische Waldschule Kaliski«.
30. Mai
Der Film »Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt« hat Premiere. Regie führt Slatan Dudow, das Drehbuch stammt von Bertolt Brecht und Ernst Ottwald, die Musik von Hanns Eisler.
20. Juli
Reichskanzler Franz von Papen verhängt über Berlin und Preußen den Ausnahmezustand, setzt die Preußische Regierung ab und übernimmt als Reichskommissar deren Aufgaben. Reichspräsident von Hindenburg unterstellt die preußische Polizei der Reichswehrgeneralität.
11. November
Der Architekt Ludwig Ernst Emil Hoffmann, der von 1896 bis 1924 Stadtbaurat für Hochbau war und 1924 Ehrenbürger der Stadt Berlin wurde, stirbt in Berlin.
19. Dezember
Der »Fliegende Hamburger« Berlin - Hamburg- Hauptbahnhof verkehrt erstmals vom Lehrter Bahnhof (Tiergarten).
27. Dezember
Der katholische Geistliche Bernhard Lichtenberg, seit 1900 an der St-Mauritius- Kirche in Lichtenberg als Pfarrer tätig, übernimmt das Amt des Dompfarrers zu St. Hedwig.

Bildquellen: Archiv LBV

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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 6/2000
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