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72 Novitäten
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Horst Wagner
16. Mai 1881: Erste elektrische Straßenbahn Die renommierte »Vossische Zeitung« nahm von dem, was am Montag, dem 16. Mai 1881, in Lichterfelde bei Berlin geschah und als die Geburtsstunde der ersten elektrischen Straßenbahn der Welt in die Verkehrsgeschichte einging, an diesem und den folgenden Tagen gar keine Notiz.
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Für die 2,45 km lange Strecke war der Gleiskörper einer früheren Materialtransportbahn genutzt worden. Die Stromversorgung geschah für beide Pole über die Schienen mit einer Spannung von 180 Volt.
Vier Tage zuvor, am 12. Mai 1881, hatte eine Probefahrt stattgefunden. Über diese schrieb der Konstrukteur der Bahn, Werner Siemens (1816-1892), seinem Bruder William (1823-1883), daß der zur Probefahrt anwesende preußische Eisenbahnminister und andere Ehrengäste »sehr überrascht und erstaunt« gewesen seien, »als sie einen gewöhnlichen Eisenbahnwagen sahen anstelle der erwarteten Wägelchen und kleinen Locomotivchen, und noch mehr, als der Wagen sich sofort mit ca. 30 km Geschwindigkeit in Bewegung setzte und auch bei der Steigung 1:100 nicht viel an Geschwindigkeit verlor.« Werner Siemens, der am 31. Mai 1880 auf der Berliner Gewerbeausstellung in Moabit die erste Elektrolokomotive der Welt vorgestellt hatte, ging in seinem Bericht aber auch auf Probleme ein, die sich bei der Lichterfelder Bahn ergaben: »Ein Übelstand ist dabei vorhanden, der darin besteht, daß die Pferde vier Beine haben und daher beim Passieren der Gleise oft gleichzeitig auf beide Schienen kommen. Sie erhalten dann eine elektrische Erschütterung, die sie verdrießlich macht.« Deshalb wurden die Schienen an den Wegübergängen stromlos gemacht; |
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73 Novitäten
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Elektrische Straßenbahn ohne Oberleitung | ||
die Wagen fuhren dann mit Schwung über diese Unterbrechungen hinweg. Begonnen hatte die Berliner Straßenbahn bekanntlich ausschließlich mit Pferden. Am 22. Juni 1865 hatte die Berliner Pferde- Eisenbahn- Gesellschaft ihren Betrieb auf der Strecke Brandenburger Tor- Charlottenburg aufgenommen.
1871 war die Große Berliner Pferde- Eisenbahn AG gegründet worden, |
die bereits 1879 über 160 Wagen, 760 Pferde, 657 Beamte und ein Liniennetz von 74 Kilometern verfügte.
Noch in den 70er Jahren wurden Versuche mit Dampf- Straßenbahnen unternommen, wobei sowohl Anhängerwagen von Dampflokomotiven gezogen als auch Dampftriebwagen (sogenannte Rowansche Dampfwagen) verwendet wurden. |
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74 Novitäten
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1882, ein Jahr nach dem Start der ersten »Elektrischen«, wurde dann von Siemens auf der Strecke Charlottenburg- Spandauer Bock ein Straßenbahn- Probebetrieb mit Oberleitung aufgenommen: Zwei umgebaute Pferdebahnwagen bezogen ihren Strom mittels nachgezogenem Kontaktwagen aus einer doppelpoligen Oberleitung in Gestalt von 25Millimeter dicken geschlitzten Rohren, in denen sogenannte Kontakt- Schiffchen glitten.
Waren 1895 noch Pferde vorherrschend bei der Berliner Straßenbahn, so setzte 1896, gefördert durch die Gewerbeausstellung in Treptow, der große Umschwung ein. Immer mehr kamen nun elektrische Straßenbahnen zur Anwendung, oft im sogenannten gemischten Betrieb. Ein am 14. September 1897 vorgestellter neuer Wagentyp bezog z.B. seinen Strom aus einer Akkumulatorenbatterie, die an bestimmten Streckenabschnitten mittels Stromabnehmer aus der Oberleitung aufgeladen werden konnten. Im Jahre 1902 war dann fast das ganze Berliner Straßenbahnnetz auf elektrischen Betrieb umgestellt. |
Quellen:
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© Edition Luisenstadt, Berlinische Monatsschrift Heft 5/2000
www.berlinische-monatsschrift.de